Schöner Oktober im Depot

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 3.203 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Karl W.

  • Hallo zusammen,


    was war das ätzend! Mehr als drei Monate totale Flaute im Depot (NSG Brachter Wald) und damit die längste Durststrecke in 16 Jahren


    Auch am 31. September zeigte sich mit kaum 30 Arten noch nicht viel. Meistens Einzelexemplare und Banalarten wie Schmetterlingstramete und Birkenporling musste man schon einbeziehen um auf diese Zahl zu kommen. Lediglich an einem Teichrand war es etwas besser und der Fotoapparat musste nicht im Rucksack bleiben.


    Einer der interessantesten Funde war der Torfmoos-Schwefelkopf (Hypholoma elongatum)


    Nach gut zwei Wochen zeigte sich eine deutliche Verbesserung. Am 18.Okt. konnte man schon rund 70 Arten notieren. Vieles noch in den Kinderschuhen, aber das kann ja auch seinen Reiz haben.


    Falscher Pfifferling (Hygrophoropsis aurantiaca)


    Parasol (Macrolepiota procera)


    Eine Kollektion von Goldröhrlingen (Suillus grevillei)


    Blaugrüverfärbender Birkenpilz (Leccinum cyaneobasileucum)


    Für mich der Fund des Tages war die 1293ste Art im Depot. Die sehr blass, rosaviolett gefärbten Lamellenschneiden sind mir erst zu Hause unter der Stereolupe aufgefallen.


    Filzstieliger Helmling (Mycena capillaripes)


    4 Tage später am 22.10. ein Kurzbesuch auf den Weg in die Venloer Heide. Jetzt tauchten auch auf den ungeschützten Freiflächen die ersten Pilze auf.


    Gewöhnlicher Heftelnabeling (Rickenella fibula)


    Trockener Kahlkopf (Psilocybe montana)


    Ein an Kiefer gebundener Ritterling mit trockener Hutoberfläche


    Feinschuppiger Ritterling (Tricholoma imbricatum)


    Da sich ein weiterer Anstieg des Pilzaufkommen abzeichnete traf ich mich am 28.10. mit meinem Pilzfreund Rainer, der sein Handy als Diktiergerät benutzte, um der Fülle der Pilze Herr zu werden. Nach erschöpfenden 9 Stunden und ca. 200 Fotos, kamen wir auf auf mehr als 150 Arten.


    Inzwischen zeigten sich vermehrt die Kiefernbegleiter. Beim waten in unzählbaren Butterpilzen (Suillus luteus) und Kuhröhrlingen (Suillus bovinus) tauchte ein wesentlich seltener Vertreter auf, den man auf eher sauren, mageren Sandböden nicht erwartet. Durch den Rückbau von Munitionsbunkern und Betonfundamenten ist jedoch an manchen Stellen im Gebeit ein ausreichender Kalkgehalt im Boden.


    Ringloser Butterpilz (Suillus collinitus)


    Auch die nächsten beiden Arten sind meistens oder fast ausschließlich bei Kiefern zu finden.


    Buckeltäubling (Russula amara) besser bekannt als R. caerulea


    Echter Reizker (Lactarius deliciosus)


    Unglaublich war auch die Zahl von Helmlingsgruppen und wahrscheinlich haben wir einige Arten übersehen.


    Weißmilchender Helmling (Mycena leucogala)


    An feuchten Stellen immer noch in Massen zu finden.


    Torfmoos-Schwefelkopf (Hypholoma elongatum)


    Zwei ähnliche Arten, die in der Fülle schnell zu übersehen sind, fanden wir auf einen Hinweis von coprinusspezi.


    Geriefter Schwefelkopt (Hypholoma ericaeoides)


    Schilf-Schüppling (Pholiota pityrodes)


    Die nächsten Vertreter waren selbst im hohen Gras nicht zu übersehen


    Sternschuppiger Riesenschirmling (Macrolepiota konradii)


    Dem in der Literatur teilweise zu lesenden Hinweis auf eine mögliche Synonymie mit dem Zitzen-Riesenschirmling (Macrolepiota mastoidea) mag ich nicht folgen. Die Art hat nach meiner Auffassung auch nichts mit Macrolepiota konradii ss. Breitenbach & Kränzlin bzw. Macrolepiota fuliginosa ss. Nauta zu tun. Bei dieser Art handelt es sich um


    Macrolepiota rhodosperma


    Einen ausgezeichneten Artikel zu den Riesenschirmlingen von Gernot Friebes, findet sich im Tintling Nr. 83, Heft 4/2013.



    Auch einige Vertreter der Wiesenpilze gaben sich die Ehre. Man hätte den ganzen Tag nur eine Art fotografieren können und wäre nie zum Ende gekommen. Hier eine taufrische Gruppe.


    Schwärzender Saftling (Hygrocybe conica)


    Sogar einer meiner blauen Lieblinge tauchte noch auf, wenn auch der einzige Fund des gesamten Jahres.


    Blaublättriger Rötling oder Zärtling (Entoloma chalybaeum)


    An zwei Stellen fanden wir Exemplare der seltenen


    Blaugrauen Keule (Clavaria greletii)


    Der letzte Fund des Tages und keine Lust mehr noch Grashalme zu beseitigen.


    Schöne Wiesenkeule (Clavaria Clavulinopsis laeticolor) Danke Pablo!


    3 Tage später dann eine entspannte Runde zum Monatsende zusammen mit JanMen und eine letzte Aufnahme


    Papageien Saftling (Gliophorus psittacinus)


    Wenn die Nachtfröste sich in Grenzen halten gibt es vielleicht bald einen November-Bericht


    LG Karl

  • Hallo Karl!
    Das sind ja wieder tolle Sachen! Ich bin immer wieder begeistert von Deinen Fotos und den Erklärungen dazu. Der Blaublättriger Rötling gefällt mir auch besonders gut. Danke fürs Mitnehmen!

  • Ahoi, Karl,


    feine Sachen
    und appettitlich dargestellt!==Pilz23


    Danke für's Zeigen
    und viel Erfolg noch.


    LG
    Malone

    Link zu Pilzlehrwanderungen: Pilzschule Rhein-Main

    Link: Verzehrfreigaben gibt es online nicht

    Galerie: Pilzfotos "zum Anfassen"/Stereobilder

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    Einmal editiert, zuletzt von Malone ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Karl,


    das ist mal wieder eine tolle und hochkarätige Zusammenstellung. Es hat mich - das kann man nicht oft genug sagen - sehr gefreut, ein paar der Funde "live" sehen zu dürfen. Und schön, dass sich nach der langen Durststrecke, der die Depotlosen ja mit dem Besuch von Bach- und Sumpftälern zumindest einigermaßen entgegenwirken konnten, auch im Depot noch einige Pilze zeigten.


    Liebe Grüße,
    Jan-Arne

                                                                               
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    Ich habe eine kleine Homepage gebastelt, auf der ich Tiere und Pilze in Kurzportraits zeige.

  • Lieber Karl,


    deine Beiträge sind immer etwas Besonderes. :sun:

  • Hallo Karl,
    kann mich nur anschließen. Toller Bericht. Hat grosse Freude gebracht. Danke.
    V.G.
    Thomas

    AUCH VON MIR KEINE ESSENSFREIGABE. EINE BESTIMMUNG IST OHNE JEDE GARANTIE.

  • Hallo Karl,


    also wenn die 3 Monate so schlimm waren, bist Du aber mit diesen Funden schon belohnt worden. Da sind ja einige tolle Sachen dabei. Saftlinge hab ich überhaupt noch nie in meiner jungen Karriere gefunden. X/
    Und die Hauptdarsteller sind auch wieder sehr schön fotografiert worden.==Pilz22==Pilz22 (boa wat gefällt mir dieses Smiley... ==Pilz22==Pilz22==Gnolm7

    Grüße aus dem Moseltal

    Marco
    ----------------------------------------------------------------------------
    Wenn das Leben Dir einen Korb gibt... geh Pilze sammeln. ==18

  • Hallo Karl,


    wie gewohnt ein Augenschmaus! Und spannende Pilze zeigst du uns wieder - diesmal ist mein Favorit ja die blaugraue Keule. Aber auch das Foto mit den Weißmilchenden Helmlingen ist toll - und der blaue Rötling natürlich auch...


    Danke für diesen wunderschönen Beitrag.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    Tolle Funde, sehr schön inszeniert.
    Klare Sache: Die grelletii ist ein famoses Ding. :thumbup:
    Hast du Clavulinopsis wieder mit Clavaria synonymisiert?



    LG, Pablo.

  • Hallo Karl,


    ja, die Durststrecke war lang, aber was Du uns hier vom Oktober zeigst, ist toll :thumbup: .


    Den Sternschuppigen habe ich noch nie so schön abgebildet gesehen, deshalb diesmal mein Favorit. Aber auch die anderen Fotos sind klasse und viele spannende Arten dabei.


    Hier in der Ville hat sich die Pilzsituation auch im Oktober nicht wesentlich verändert: ein paar wenige Saprobionten und sonst gähnende Leere :( .


    Dann wünsche ich Dir noch einen guten November
    Gerd

  • Hallo zusammen,


    danke für Eure Kommentare!




    Es hat mich - das kann man nicht oft genug sagen - sehr gefreut, ein paar der Funde "live" sehen zu dürfen.


    Du hattest ja Pech an dem Tag, weil wir einige Bereiche wegen der Damwildjagd nicht betreten konnten.



    Hast du Clavulinopsis wieder mit Clavaria synonymisiert?


    Wenn schon, dann umkombiniert :D Danke für den Hinweis! War mir zwar beim Lesen aufgefallen, aber irgendwie hab ich dann doch nicht korrigiert :shy:

    • Offizieller Beitrag

    Ahoi!


    Nuja, ich hatte gedacht, ob jemand vielleicht einfach die beiden Gattungen zusammengeschmissen hat, also Calvulinopsis aufgelöst und alles bei Clavaria integriert hat.
    Ergibt aber andererseits nicht wirklich Sinn, auch wenn die Grenzen zwischen den beiden Gattungen mir persönlich nicht so 100%ig klar sind.



    LG, Pablo.

  • Hallo Karl!
    Noch mal ich... ich bin nur trotz Deiner Erklärungen noch ein wenig verwirrt von den wissenschaftlichen Namen der Riesenschirmlinge. :shy: Macrolepiota rhodosperma und konradii werden beide aufgeführt für den Sternschuppigen (auch hier im Forums-Pilzportrait) und konradii für den Zitzen-Riesenschirmling... (Kannst Du mir, als Nichtfachfrau, das irgendwie begreiflich machen, oder ist das nur die übliche Verwirrung, wenn die Arten immer wieder neue Namen bekommen?) ==12


  • Hallo Karl!
    Noch mal ich... ich bin nur trotz Deiner Erklärungen noch ein wenig verwirrt von den wissenschaftlichen Namen der Riesenschirmlinge. :shy: Macrolepiota rhodosperma und konradii werden beide aufgeführt für den Sternschuppigen (auch hier im Forums-Pilzportrait) und konradii für den Zitzen-Riesenschirmling... (Kannst Du mir, als Nichtfachfrau, das irgendwie begreiflich machen, oder ist das nur die übliche Verwirrung, wenn die Arten immer wieder neue Namen bekommen?) ==12


    Hallo Tuppie


    Den Deutschen Namen lasse ich mal außen vor.


    Entscheidend sind hier die Autorenzitate. Der von mir als M. konradii bezeichnete Pilz heißt korrekt: Macrolepiota konradii (Huijsman ex P.D. Orton) M.M. Moser


    Im Pilzporträt von M. rhodosperma steht aber als Synonym Macrolepiota konradii (Huijsman ex P.D. Orton) M.M. Moser sensu Breitenbach & Kränzlin (also im Sinne von) Die Autoren haben in Pilze der Schweiz Band 4 einen Pilz als Macrolepiota konradii aufgefasst, der tatsächlich M. rhodosperma heißt.


    LG Karl

  • Ganz großes Kino mal wieder von Dir, Karl!


    Schön, dass Du zwei der eher selten zu findenden Schwefelköpfe zeigst.
    Und von der Pholiota pityrodes hatte ich bisher noch nicht mal gehört.
    Die werde ich zukünftig mal gezielt suchen, zumal Schilfbestände sowieso interessante Biotope sind.


    LG Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

  • Lieber Karl,


    danke für diesen schönen Bericht. Es war eine reine Augenweide! Und lehrreich ist auch!


    Was ich noch nachfragen möchte:
    Im Tintling Nr. 83 werden die von Dir gezeigten Arten wie folgt auf Deutsch genannt, wenn ich richtig gelesen habe:
    Sternschuppiger Riesenschirmling (Macrolepiota rhodosperma)
    Grobschuppiger Zitzen-Riesenschirmling (Macrolepiota konradii)


    Oder habe ich da was überlesen?
    Mit den Bezeichnungen von diversen Macrolepiota-Arten tue ich mich auch mit so einem ausführlichen Artikel sehr schwer.


    Edit: Ich sehe erst jetzt die Nachfrage von Tuppie und auch Deine Antwort zu den Macrolepiotas. Betrachte daher meine Anmerkung als gegenstandslos. Ich habe verstanden, dass auf die dt. Bezeichnungen Du bewusst vezichtet hast.



    Wenn die Nachtfröste sich in Grenzen halten gibt es vielleicht bald einen November-Bericht


    Das hoffe ich sehr... ;)
    Zumindest bei uns hier im Rheinland/Vorgebirge ist derzeit noch einiges aufzufinden, auch wenn Nachts bereits leicht fröstelt.


    Liebe Grüße


    Joli

    LG
    Joli

    Alles ist miteinander verbunden, und hat einen Sinn. Obwohl dieser Sinn meist verborgen bleibt, wissen wir, daß wir unserer wahren Mission auf Erden nah sind, wenn unser Tun von der Energie der Begeisterung durchdrungen ist.
    - Paulo Coelho, Der Zahir -

    Einmal editiert, zuletzt von Joli ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Nehmt das mal nicht so ganz ernst, was im Portrait steht. Eventuell hatte ich da was falsch verstanden.
    Denn das ist dort schon die "richtige" Macrolepiota konradii.
    Wenn Macrolepiota rhodosperma eher sowas ist wie Macrolepiota procera var. fuliginosa, dann ist das ja ein ganz anderer Pilz. Eben der auf dem Bild von Karl nach den Sternschuppigen konradiis.


    Irgendwo habe ich da gerade ein Gedankenknäuel, das ich bei Gelegenheit mit noch ein wenig weiterer Literatur (zB die Vellinga - Arbeiten, auf die sich gernot Friebes stützt) entwirren muss.



    LG, Pablo.

  • Hallo zusammen


    Danke für die weiteren positiven Reaktionen.




    Schön, dass Du zwei der eher selten zu findenden Schwefelköpfe zeigst.
    Und von der Pholiota pityrodes hatte ich bisher noch nicht mal gehört.


    Hallo Nobi


    H. elongatum ist wahrscheinlich leichter zu finden, wenn man Bereiche mit Toorfmoos aufsucht. H. ericaeoides scheint wesentlich seltener zu sein und ich kenne die Art nur aus dem Depot. P. pityrodes zu erkennen ist Glücksache wenn er zwischen anderen Arten steht. Zum Überfluss gab es an dem Tag auch noch Hxpholona udum heute Bogbodia uda, aber leider nicht fotogen. War echt toll alle an einem Tag zu finden und nicht nur die schnöden Riesenschirmlinge :D




    Hallo Joli


    Da hast Du völlig richtig gelesen. Wegen dem schönen Stern auf dem Hut habe ich die deutschen Namen vertauscht :shy: Besser man wählt für M. rhodosperma den Namen Rosasporiger Riesenschirmling, wie auch in Pablos Portrait als Alternative aufgeführt ist.



    Hallo Pablo
    Zumindest hast Du alle Synonyme mit Autorenzitaten zu M. rhodosperma richtig aufgeführt. Ob alle anschließenden Bilder wirklich diese Art darstellen, lässt sich ohne Sporenabwurf wohl nicht klären. Da die Arten eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen und es auch noch M. mastoidea gibt, ermittele ich seit Erscheinen des Artikels von Gernot immer die Spp-Farbe, um noch durchzublicken :)


    LG Karl