Da gebe ich auch mal meinen Senf zu ab.
Die Sequenzierung kann ein wertvolles und wichtiges Werkzeug sein, keine Frage. Wie bei jedem Werkzeug muss man 1.) damit umgehen können und 2.) aufpassen dass man nicht mehr kaputt macht, als man repariert oder herstellt.
Eine Säge ist wichtig, will man ein Brett auf Maß schneiden. Damit willkürlich Bretter zu zersägen, weil man Spass am sägen hat ist Blödsinn.
So ähnlich verhält es sich auch mit der Sequenzierung.
Die sog. Feld- oder Hobbymykologen sind die Basis der Mykologie. Ohne sie wüssten wir heute bedeutend weniger über unsere Pilze, daher sind sie auch und grade für den Natur- und Artenschutz und die Wissenschaft von überragender Bedeutung. Da finden wir auch die Überleitung zur Kartierung.
Was ist eigentlich der tiefere Sinn einer Kartierung? Klar werden viele sagen, wir wollen und müssen über die Vorkomen und die Verbreitung der Arten bescheid wissen. Aber ist das alles?
Nein, ist es nicht. Kartierungsergebnisse spielen oft eine wichtige Rolle bei der Bewertung von Flächen. Sei es um den Bau von Straßen, Wohn- oder Industriegebieten, Schutzmaßnahmen oder ähnliches zu bewerten und ggfs. zu verhindern. Und nicht selten spielen da juristische Aspekte eine gewichtige Rolle.
Und da sind wir an einem Punkt, wo nicht sicher auf die Art bestimmte Funde ganz einfach keinen Bestand haben. Und wenn wir weiterhin Arten oder Gattungen kreieren, die mit makroskopischen oder mikroskopischen Mitteln nicht sicher zu bestimmen sind, werden Kartierergebnisse immer weiter wertlos und dienen nur noch dem Interesse der Mykologen, bzw. der "Wissenschaft".
Wenn die Wissenschaft nun sagt, wir lassen uns von Hobby- oder Feldmykologen nicht davon abhalten wertvolle Erkenntnisse zu generieren, dann zerstört sie damit ihre eigene Basis. Denn "wertvoll" sind diese Erkenntnisse nur für sie selbst. Willkürlich zersägte Bretter halt.
Das Dilemma besteht eigentlich darin, dass es keine kompetente, internationale Kommission gibt, die anhand festgelegter Parameter darüber entscheidet, ob eine neue Art oder Gattung anerkannt wird oder nicht. Bei Mineralien z.B. ist das anders. Da kann man mit XRD-Analysen rumexperimentieren wie man will, erfüllt das Ergebnis nicht die Vorgaben, gibt es keinen neuen Mineralnamen.
In der Mykologie geht das über Veröffentlichungen und Glauben. Und Glaube ist ein großer Feind der Wissenschaft.
Nur damit ich nicht falsch verstanden werde. Die Sequenzierung kann wirklich ein Segen sein, wenn sie denn so angewandt wird dass die Ergebnisse von der Basis verifizierbar sind.
Ich für meinen Teil habe mich aus der Kartierung weitestgehend zurückgezogen. Ich habe auch keinen Antrieb mehr großartig zu mikroskopieren und zu bestimmen. Ich habe keine Lust, mehr Zeit in die Aktualisierung meiner Listen zu investieren, als in die Suche und Bestimmung von Pilzen selber. Und ich denke da bin ich nicht alleine und auch nicht der Letzte. Ich gehe trotzdem noch auf Exkursionen, aber vielmehr zum Spass und Fotografieren.
Schade, aber meine Lebenszeit ist mir zu Schade heute Erkenntnisse zu gewinnen, die morgen schon nicht mehr stimmen.