Der Schneckling, die Pasta und die Klospülung

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 4.935 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Chorknabe.

  • Hallo,


    letztes Wochenende war ich zu einer Art "Jahresabschlußsammeln" wieder im Wald unterwegs. Noch eine richtig leckere Pasta mit frischen Waldpilzen, das war mein Vorhaben. So bin ich dann also frohen Mutes mit dem Körbchen in den Wald. In dem Waldstück, in dem ich unterwegs war, herrschte eine eher begrenzte Artenvielfalt: Erdritterlinge, Elfenbeinschnecklinge (im Folgenden Elfen genannt, bin tippfaul), alte Mönchsköpfe, mehr Erdritterlinge, noch mehr Elfen und immer wieder ein Rudel überalterte Mönche. Dank der vorhandenen Arten fiel mir die Entscheindung nicht schwer. Na gut dann, Zeit, mit den Elfen erste kulinarische Erfahrung zu sammeln. Gut, erste Erfahrung stimmt nicht ganz, einmal hatte ich zwei Exemplare im Mischgericht. Kein Highlight, aber ein interessantes Aroma. Dieses mal war es eben ein Exklusivgericht mit ausschließlich Elfen. Ich könnte mich an den Dingern ja totriechen, das ist der pure Geruch von Orangenschale.


    Ok, Zeit zum Köcheln. Wasser für die Spaghetti aufgesetzt und die Pilze in die Pfanne. Hmm, dieser Orangengeruch ist ja ganz lecker, aber der sollte beim Schmoren eigentlich langsam aber sicher verschwinden. Aber egal, das wird bestimmt ein lecker Freßchen. Das Nudelgedöns war dann irgendwann soweit fertig und wurde mit den Elfen bedeckt. Irgendwie war der Geruch aber immer noch da. Offensichtlich haben die restlichen Zutaten den Elfengeruch während der Zubereitung etwas in den Hintergrund gedrängt, aber seine Präsenz war nicht von der Hand zu weisen. Pasta auf'n Teller, Gabel in den Mund und - uhh, was ist das?? Ich esse ja beim Chinesen schon nicht gerne süß-sauer, aber das hier geht gar nicht. Schmeckt, als hätte man einen Fruchtgummi in heißem Wasser aufgelöst und die so entstandene Plörre über die Pasta gekippt <X . "HHmmmm, lecker, Elfenbeinschneckling, und wie schön er seinen Wohlgeschmack über die ganze Pasta verteilt hat." Was folgte, war eine Komposition verschiedener, vor allem auf Verdauungsprodukte hindeutender Flüche, deren genauen Wortlaut ich hier nicht wiedergeben möchte. Ich konnte die Dinger einfach nicht essen und mußte sie heraussortieren. Der Geschmack war zwar auch ohne die Pilze noch wahrzunehmen, hielt sich aber stark im Hintergrund und hatte boletaseidank nicht das Potential die Knobifront zu durchbrechen. Die Pasta selbst war so zwar noch eßbar, die Elfen aber ein Fall für die Klospülung. Zumindest von dieser Art Schneckling werde ich in Zukunft kulinarischen Abstand nehmen.


    Grüße aus dem Saarland, Holger smilie_ga_006.gif 

    "I'm only happy when it rains
    I'm only happy when it's complicated
    And though I know you can't appreciate it
    I'm only happy when it rains"
    (Garbage)

  • Hallo Holger,



    des tut mir jetzt aba leid, dass es Dir denn so gar nicht geschmreckt hat. Und ich kenn des auch. Man freut sich auf etwas und dann............des is in der Tat ärgerlich.


    Dafür aba......hast Du die Elfen toll fotografiert. Nur........des machts dann auch nicht besser........... ich weiß. Aaaach lass Dich trösten. :Kuschel:





    Liebe Grüße





    Heidi

    Jeder Tag an dem Du nicht gelacht hast, ist ein verlorener Tag.
    Auch von mir gibt es keine Essensfreigabe.



    100 Chips, da Islandwette verloren = 95 Chips
    95-2 Chips für Jan-Arnes Rätsel = 93 Chips
    93-5 Chips für Grünis Grauen Wulstling= 88 Chips
    88-10 Chips für APR 2017 = 78
    78 + 10 (APR 2017 als erste über die Hälfte der Gesamtpunkte gekommen) = 88

    88-3 Chipse für OPR = 85

    85 - 10 Chips für APR 2018 = 75

    75 + 5 fürs APR = 80

    80 -10 Chipse für APR 2019 = 70 Chipse

    70 +5 Apr 2019 = 75


    Keine Veröffentlichung ohne mein Einverständnis!!!!!!

  • Hallo, danke fürs Knuddeln. Im Ofen brutzelt übrigens aktuell ein Steinpilz-Fleischkäse. Wenigstens gab es dieses Jahr keine Gallenröhrlinge, ich hätte eine böse Vorahnung :D .

    Grüße aus dem Saarland, Holger smilie_ga_006.gif 

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  • Hallo,


    es gibt ja Spaghetti al limone ....aber all'arancia? Noch nie gehört :D


    So gut beschrieben dass ich es riechen kann und vor mir sehe.


    Danke für das Vorkosten - aus Deiner Erfahrung lerne ich und werde wohl nie in Versuchung kommen die Elfen probieren zu müssen. :evil:


    LG
    Dodo

    Die Welt ist schön, weil sie bunt ist==Gnolm16

    "Mit dem Leben ist es wie mit einem Theaterstück. Es kommt nicht darauf an, wie lang es ist, sondern wie bunt"

    (Lucius Annaeus Seneca)

  • Hallo Holger,


    Danke! Safran schrieb schon mal, dass eine von beiden, entweder sie oder Zimtsternchen, den Geschmack nicht mag, aber ohne ihn näher zu beschreiben.


    Ich bin gleich in die Küche und habe versucht, in den gestern noch fertig zubereiteten Mischpilzen Teile der einen enthaltenen Elfe auszumachen.


    War nicht ganz einfach, aber beim Geschmack dachte ich: Bingo, hab sie. Fruchtgummi ganz deutlich, und auch erstaunlich süß.


    Vielleicht muss man die einfach ganz anders zubereiten? Irgendwer fragte vor einiger Zeit nach Süßspeisen mit Pilzen. Vanilleeis mit karamellisierten Elfen z.B.? Ich würde das glatt ausprobieren ;)


    LG, Craterelle

  • Hallo Holger,
    ich kann deinen Eindruck gut nachvollziehen .... habe selbst auch die Elfen (oder die nahen Verwandten, die H. discoxanthus) gekostet .... und entsorgt.


    Bei mir im Buchenwald kann ich die Verfärbenden Schnecklinge nicht immer sicher von den reinweißen Schnecklingen unterscheiden . Letztens jedenfalls habe ich einen opt. noch ganz weißen Schneckling (weit aufgeschirmt, schon etwas abgetrocknet, sehr langer Stiel) mit KOH im Stielfleisch getestet, wurde da orange-braun (nicht gelb), also ein Verfärb. Schnecklinge (was ich da nicht gedacht hätte).


    Aber: egal welche ich von denen vor kurzem mitgenommen hatte (die waren noch sehr schleimig, sehr weiß, rochen "typisch" aber nicht extrem) ... und ich hatte im Wald mal hineingebissen ... und dachte: so schlimm ist da ja nicht.
    Und der "Gerhardt" schreibt doch tatsächlich: Geruch/ Geschmack vergeht bei Zubereiten.


    IM GEGENTEIL:
    Ich finde, der typische Geruch ... bzw. VOR ALLEM der Geschmack wird durch das Erhitzen noch herausgekitzelt.
    Für mich absolut unessbar!


    Ganz im Gegensatz dazu, aber die riechen ja auch nicht komisch: Hygrophorus pustulatus, Schwarzpunktierter Schneckling (bei Fichten), die hatte ich jetzt zweimal (obwohl man schon eine Menge braucht, für 4 Löffel fertiges "Pilztopping"), die fand ich hervorragend.

    • Offizieller Beitrag

    Hi!


    Das hätte ich ja gar nicht erwartet. Ich dachte, Schnecklinge wären alle wie der Natternstielige und scheinbar auch der Schwarzpunktierte, was den Geschmack angeht. Testen werde ich den wohl mal, aber - wie meine Vorredner - wohlweislich in einer kleinen Menge...


    LG, Jan-Arne

                                                                               
    Im Forum gibt es keine Verzehrfreigaben, nur Hilfestellungen zu eigenständigen Vergleichen!


    Ich habe eine kleine Homepage gebastelt, auf der ich Tiere und Pilze in Kurzportraits zeige.

  • Hallo Wühlmull,


    was für eine geniale Beschreibung von diesen grauenhaften Elfenbeinschnecklingen! Ich habe mich beim Lesen kringelig gelacht, tue es ehrlich gesagt immer noch:giggle: ...


    Meine Mum und ich, wir wollten die auch unbedingt mal probieren und ich weiß noch, dass sie in dieser unglaublichen Schleimpfütze schwammen, aber eigentlich, was Form und Farbe anging, dabei doch recht einladend aussahen. Meine Mum bekam bei den langen hin und her schlabbernden Fäden zwar kurzzeitig die Krise, fand den Geschmack aber dann doch gar nicht schlecht. Ich fand das Glibberige irgendwie ziemlich spannend, aber konnte sie wegen dem undefinierbar chemischen Geruch und Geschmack nach zwei Minibissen nicht mehr weiter essen. An Orangenschale hat mich das gar nicht erinnert- echt interessant! Ob die vielleicht je nach Standort oder Jahreszeit unterschiedlich schmecken können? Oder vielleicht nimmt einfach jeder den Geruch etwas anders wahr, bzw. kann einzelne Komponenten unterschiedlich stark heraus schmecken/riechen...


    Aber echt schade, dass danach die ganze Soße ruiniert wahr! Drücke die Daumen, dass die nächsten neu probierten Pilze den Geschmacksnerven nicht ganz so übel mitspielen! :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Ich meine mich dunkel zuerinnern, daß es keine wirklich giftigen Schnecklinge gibt. Aber die mit komischem Geruch (so wie hier halt discoxanthus) schmecken halt mitunter recht eklig.
    Hygrophorus eburneus ist aber eigentlich ganz lecker.



    LG; pablo.

  • Lieber Holger,


    ich breche schier vor Lachen zusammen!!!!!! :D


    Herrlich beschrieben und illustriert, ganz mein Humor :thumbup:


    Und DANKE, dass ich sie jetzt nicht mehr probieren muss ;)

  • Hallo, ich bin mir eigentlich sicher den H. eburneus in der Pfanne gehabt zu haben. Ich habe mir mal die Arbeit gemacht und aus verschiedenen Quellen Details zusammengekratzt - das reinste Chaos, zumal H. discoxanthus und cossus nicht immer getrennt werden. Ich glaube mittlerweile, es gibt genau einen weißen Schneckling, der mehr oder weniger bis gar nicht verfärbt, mit KOH je nach Temperatur und Feuchtigkeit verschieden reagiert, sowie den Geruch und Geschmack standort- und mondphasenbedingt ändern kann. Über den Trockenen Schneckling will ich gar nicht reden.









    Die Raupe des Weidenbohrers soll, wie ich nach einiger Recherche herausgefunden habe, nach Essig riechen. Einzig bei 123Pilze.de ist das nachzulesen. Warum sollte man den Essiggeruch auch in einem Pilzbuch erwähnen? Wer verarbeitet denn heute noch Essig? Ich quetsche wie jeder andere auch lieber Weidenbohrerraupen über dem Salat aus .

    Grüße aus dem Saarland, Holger smilie_ga_006.gif 

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  • Hallo Holger,


    interessante Zusammenstellung. Ziemlich variabel, die Merkmale - besonders, was den Geruch angeht! 8| Aber auch die KOH -Verfärbungen sind ja (zumindest von den Farben her) nun nicht so richtig deutlich...



    Die Raupe des Weidenbohrers soll, wie ich nach einiger Recherche herausgefunden habe, nach Essig riechen. Einzig bei 123Pilze.de ist das nachzulesen. Warum sollte man den Essiggeruch auch in einem Pilzbuch erwähnen? Wer verarbeitet denn heute noch Essig? Ich quetsche wie jeder andere auch lieber Weidenbohrerraupen über dem Salat aus .


    :D :D :D


    Ich weiß auch immer noch nicht, wie die Weidenbohrerraupe richt. Aber den Geruch von Hygrophorus cossus kenne ich inzwischen. Essig ist das nicht...
    Außerdem hatte ich neulich Exemplare, die eventuell der Verfärbende waren, die rochen allerdings ganz genauso.


    Nun bin ich ja sehr neugierig auf den Elfenbeinschneckling, um mal Gerüche vergleichen zu können....


  • .


    Danke für das Vorkosten - aus Deiner Erfahrung lerne ich und werde wohl nie in Versuchung kommen die Elfen probieren zu müssen. :evil:


    LG
    Dodo


    Probieren sollte man die schon mal, aber nicht gleich auf der Pasta. Dann kann man die Pilze auch isoliert wegschmeißen :D . Aber es soll Leute geben, denen die schmecken. Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Unsere sind aber auch im Müll gelandet, s.o Zimtsternchen.


    Aber echt witzig geschrieben. Über die Weidenbohreraupe und den Essig mußte ich mich auch kringeln.


  • Die Raupe des Weidenbohrers soll, wie ich nach einiger Recherche herausgefunden habe, nach Essig riechen. Einzig bei 123Pilze.de ist das nachzulesen. Warum sollte man den Essiggeruch auch in einem Pilzbuch erwähnen? Wer verarbeitet denn heute noch Essig? Ich quetsche wie jeder andere auch lieber Weidenbohrerraupen über dem Salat aus .


    :D :D :D


    Ich weiß auch immer noch nicht, wie die Weidenbohrerraupe richt. Aber den Geruch von Hygrophorus cossus kenne ich inzwischen. Essig ist das nicht...


    Herrlich :D:D:D


    Jaaa, die olle Weidenbohrerraupe hat mich auch schon in den Schlaf verfolgt! Was für ein blödes Geruchsbeispiel :cursing:

  • Eine schöne Geschichte, hat Spaß gemacht zu lesen :)


    Ich habe bisher nur einen Schneckling kulinarisch getestet: den Großen Kiefernschneckling (H. latitabundus). Der ist in der Tat ausgesprochen lecker und essbar.