Beiträge von Chorknabe

    Heute war ich endlich einmal im Wald unterwegs. Nach Umzug ins Eigenheim und mit zwei kleinen Kindern mussten die Pilze bislang hinten anstehen. Doch heute hatte ich Zeit, und ich bin gleich in ein mir neues Gebiet gefahren. Die "Muna" ist ein ausgedehntes Waldgebiet am Hermsdorfer Kreuz in Thüringen. Zur Zeit der Nationalsozialisten war es eine Munitionsanstalt, später wurde es in der DDR als Schießplatz genutzt. Nach der Wende erfolgte eine intensive Beräumung des Geländes.


    Der Teil in dem ich unterwegs war, war (erwartbar bei der Geschichte des Geländes) dominiert von Birken, Espen und Kiefern und Fichten, ab und an sind auch andere Bäume eingestreut. An vielen Stellen sind die Bäume keine 10 Meter hoch und der Wald ist noch ganz jung. Ich bin selten in solchen Wäldern unterwegs und habe mir deswegen wenig erwartet.


    Es hat sich dann aber anders ergeben: die Raustielröhrlinge fluppten in Massen aus dem Boden. Eine solche Menge an Rotkappen habe ich bisher noch nie finden dürfen. 😯 Ich denke, ich werde zukünftig wohl häufiger dort vorbeischauen. 🙂


    Misch- und Nadelwälder waren übrigens wesentlich artenreicher als reine Buchenwälder. Ich wünsche Dir viel Erfolg

    Ich war heute mal kurz im Buchenwald auf Kalk (Jena). Abgesehen von Stinkschwindlingen und Wagenrad-großen Erdsternen war der Wald quasi leer 😟

    Das ist ein Schleierling. Die Schleierreste am Stiel fangen das rostfarbene Sporenpulver auf, wordurch die markante rostrote Ringzone am Stiel entsteht. Ich würde Deinen Fund in die Untergattung der Telamonien einsortieren. Diese ist mit locker 500 Arten leider extrem artenreich, weswegen es eher unwahrscheinlich ist, dass Du mit Deinen Angaben und dem Fund eines einzelnen Fruchtkörpers am Ende auf eine belastbare Bestimmung kommst.

    Hallo,


    man kann bei Deinem Fund insbesondere im oberen Bereich des Steils ganz deutlich eine weiße netzartige Zeichnung erkennen. In der Mykologie bezeichnet man das als Stielnetz. Ein weißes Stielnetz auf dunklerem Grund ist ein eindeutiges und unverwechselbares Bestimmungsmerkmal für den Steinpilz ;) Die Tatsache, dass das "Futter" (also die Röhrenöffnungen) sich gelblich verfärbt haben, weißt darauf hin, dass der Pilz schon etwas älter ist. Das olivgrüne Sporenpulver des Steinpilzes färbt im Alter die Röhrenöffnungen von weiß nach grünlich um.

    Maronen können übrigens blauen, müssen aber nicht. Auf das Blauen als bestimmungsmerkmal kann man sich also nicht immer verlassen.

    Der Stöckli ist sicherlich ein gutes und robustes Gerät, ich suche aber halt so einen kastenförmigen aus Metall mit mehr Blechen oder Gittern.

    Der Stöckli ist zwar rund, hat aber ebenfalls mehrere Dörrgitter. Standardmäßig sind 3 Gitter dabei, ich betreibe meinen Stöckli auch mal mit 6 Gittern. Und die Gitter selbst (also das was mit den Lebensmittel in Berührung kommt) ist aus Metall; lediglich der Rahmen ist aus Kunststoff.


    Ich habe mir vor 8 Jahren eine Stöckli Dörrgerät zugelegt. Die Siebeinsätze sind aus Kunststoff, die Siebe selbst sind aber aus Metall. Ich konnte nie einen Kunststoffgeruch wahrnehmen.


    Hinweis: Stöckli bietet Einsätze komplett aus Kunststoff oder eben mit Metallgittern an.

    Hallo Thomas, da muss ich dir leider zustimmen. Mir ist es nur ausnahmsweise möglich - und auch nur dann, wenn ich wirklich alle Merkmale beschreibe incl. Mikromerkmale und mir die Schleierlingsexperten hier im Forum auf die Sprünge helfen - einem Schleierling einen Namen zu geben. Telamonien lasse ich grundsätzlich stehen.

    Mir machen die Cortinarien sehr viel Spaß, dummerweise stehe ich noch ziemlich am Anfang des Abenteuers. Zumindest bei den Untergattungen Phlegmatien, Leprocybe und Dermocybe kommt man mit gescheiter Literatur einigermaßen weit. Vor allem die Phlegmatien sind große und oft farbenprächtige Pilze - so dass ich überhaupt nicht nachvollziehen kann wie man lieber Stöckchen unterm Mikro dreht statt sich mit diesen stattlichen Schönheiten zu befassen. ;)

    Nachtrag.. Mich haben meine Eltern schon als Kind immer zum Pilze sammeln mitgenommen,

    jetzt geh ich seit 15 Jahren selbst.

    Umso mehr irritieren mich die Hinweise, cortinarien seien einfach zu verwechseln.

    Und die Farbe der Lamellen, die sind nicht ganz so dunkel wie auf dem dritten Bild, ich würde sagen

    es ist "zimtfarben". Nur hab ich keine einzige Abbildung gefunden, die nicht bläuliche Lamellen zeigt.

    Hallo Micha,


    Claudia hatte ja bereits etwas zum wichtigen erkennungsmerkmal von Cortinarius varius geschrieben. Generell sind die Schleierling (Gattung Cortinarius) mit mehr als 800 Arten extrem artenreich und gilt daher als "Spezialisten-Gattung". Es gibt durchaus leicht kenntliche Arten (wie bspw. C.varius), aber ganze vielen Arten kommt man nur mit sehr viel Erfahrung, sündhaft teurrer Spezialliteratur und manchmal nur mittels Sequenzieren bei.

    An der Stelle, wo letztes Mal die Bronzeröhrlinge standen, steht jetzt der Riesenrötling. Und wie könnte es anders sein: Auch dieser tritt an der Stelle mit Massenwachstum auf. Geruch erinnert stark an den Maipilz, aber mit einer deutlichen süßen Komponente. Eigentlich gar nicht so unangenehm und doch tödlich giftig. Bisher hat sich die Art gut vor mir versteckt. Schön, dass es jetzt endlich geklappt hat.

    Hallo Christopher,


    Gratulation zum Erstfund. Der Riesenrötling ist in meiner Gegend ausgesprochen standorttreu und ist jedes Jahr an den gleichen Stellen zu finden. Er hat in der Regel einen einen Schub um August/September und steht dann oft als Massenpilz im Wald. Tödlich giftig ist er meines Wissens nicht, aber heftigst Magen-Darm-giftig. Bei stark geschwächten Menschen können sich aber anhaltende Brechdurchfälle tatsächlich lebensbedrohlich auswirken.

    Richtig. Lg kann ma mikroskopieren bei euch irgendwo erlernen.

    Die bekannten Pilzschulen bzw. Kursanbieter wie A.Gminder, Hornberg etc. bieten Mikroskopiekurse an. Ich kann das sehr empfehlen, weil man in sehr kurzer Zeit sehr viel lernt und die doch erhebliche Einstiegshürde so elegant überspringt.

    Wikipedia:

    Zitat von Wikipedia

    Der Begriff sozial wird auch verwendet in [..] der Biologie: im Sinne der Kooperation zwischen Individuen (vgl. Staat).


    Dem steht m.E.n. die Lebensweise des Schmarotzers grundsätzlich entgegen. Insofern ist also der Begriff "Schmarotzer" völlig ausreichend. Zumal der von Dir gewählte Begriff an Stammtisch-geschwängertes Populismus-Repertoire erinnert.

    Hallo Sebastian,


    schöne Funde, danke fürs mitnehmen.

    Den nächsten, der ebenfalls ein Erstfund für mich darstellt möchte ich wegen der auch bereits jung deutlichen Schuppen als

    07 Tricholoma pardinum? pardalotum? (in verschiedenen Quellen unterschiedlich bezeichnet, in Index fungorum gibts beide Taxa, keine Synonymie? Was ist da nun aktuell?) - der Tigerritterling

    In Kalklaubwald

    Hast Du mal am Pilz geschnuppert? So rein optisch könnte auch einer der Erdritterlinge (oder nahe Verwanden) infrage kommen.

    Hallo, bei uns in Jena im Stadtgebiet finde ich jedes Jahr sehr viele Netzhexen, stets unter (teils erstaunlich jungen) Linden; oft auf Grünstreifen an Straßenrändern oder Parkplätzen. Den Wubi kenne ich eher aus Parks oder Hinterhöfen, unter deutlich mächtigeren Bäumen. Der Satan ist um Jena auf Kalk ein häufiger Gast und sehr standorttreu. Hier ist er tatsächlich sehr häufig - aber wir leben hier auch in einem Kalkgebiet.

    Könnte der Risspilz eine säuerliche, fruchtige aber zugleich kräftige beißende Note nach abgestandenem Urin gehabt haben? Dann könntest Du mal mit dem Birnenrisspilz (I. fraudans) oder einem der ähnlich riechenden Arten vergleichen.


    Diese Art (bzw. eine der laut Literatur diversen Arten, die nach "süßlichem Obstler" duften sollen, meine Nase aber schlicht mit beißend pissigem Gestank beleidigen) ist bei uns im Buchenwald auf Kalk im Sommer/Spätsommer recht häufig anzutreffen.

    Du kannst bei Deinem Fund ja nochmal eine Kostprobe der Milch machen, und das Merkmal "zusammenziehend" (in der Literatur auch "astringierend") nachvollziehen. Das ist der gleiche Sinneseindruck, den man bei Rotweinen mit viel Tannin im Mund verspürt. Diese Geschmackseigenschaft weisen viele Pilzarten auf und ist wichtig bei der Bestimmung.

    Ich verstehe das Argument, dass eine stumpfe App-Bestimmung eher davon abhält, in die Systematik der Pflanzen- oder Pilzbestimmung einzusteigen. Aber das ist schlicht nicht der Anspruch von einem großen Teil der Anwender. Die wollen einfach wissen, was das ist und welche Eigenschaften die Pflanze oder der Pilz hat. Fertig. Ob ich mittels App bestimmt habe oder mittels 1,5m Fachliteratur im Regal und jahrelanger Übungen, ist am Ende in vielerlei Gesichtspunkten hin egal.


    Ich kann nicht alles wissen, denn meine Zeit ist endlich und mein Interesse gezwungenermaßen selektiv. Neben Pilzen als Hobby, PSV-Tätigkeit, zig Chorkonzerten im Jahr nebst Proben, Hobby-Fotografie, Sport und Möbelbau hab ich noch einen Job. Und ein gerade gekauftes Haus mit Renovierungsbedarf. Dazu ein großer Garten. Und nicht zuletzt eine Familie mit zwei kleinen Kindern, die nahezu meine gesamte freie Zeit fordert. Im Zweifelsfall werde ich also nicht etwa lernen, wie man Pflanzen bestimmt, sondern ich frage jemanden der sich auskennt, oder sterbe dumm. Aber selbst wenn ich viel Zeit hätte, wäre es gleichermaßen daneben, zu fordern dass nur der Gelehrte etwas wissen darf.


    Die Möglichkeit, dass mich Apps dazu ermächtigen, Pflanzen oder bspw. Käfer zu bestimmen, ist daher mehr als großartig. Sie senken ganz erheblich die Schwelle, mich überhaupt mit diesen Themen auseinanderzusetzen.


    Der zentrale Kritikpunkt, bei dem nicht zuletzt die PSVs (und im Wortsinn später auch die Pilzesucher 🤮 ) Bauchschmerzen bekommen, ist doch im Grunde "nur" die Qualität der Bestimmung, vor allem im Hinblick auf den Verzehr. Die Apps suggerieren eine hohe Bestimmungssicherheit, die aber gar nicht gegeben ist. Gerade bei Pilzen ist die Bestimmungsleistung oft mäßig, und kann schnell gesundheitsgefährlich werden. Davor muss man warnen und den Nutzern beibringen, wieviel diese Bestimmungen wert sind und wie sie einzuschätzen sind. Letzten Endes zielt das aber in Richtung Medien- bzw. Netzkompetenz.