min. 10 Arten/m

Es gibt 26 Antworten in diesem Thema, welches 6.793 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Ich komme mit den Pilzchen mal aus >Ingos Thema< raus, weil die Becherchen mir da noch ein paar Fragen stellen.
    Vielleicht lässt sich der eine oder andere ja klären.


    Angefangen habe ich mal mit dem Aufarbeiten der Weidenpilze, also von diesem Standort:


    Die Schnittfläche war ja schier vollgetackert mit den gelben Becherchen, die ich im Grunde wegen der unregelmäßigen Form mit den welligen Rändern schon als Bisporella subpallida (Blassgelbes Sonnenbecherchen) hätte erkennen müssen.
    Ingo hat's auf dem Bild sofort erkannt, hier noch die Bstätigung:


    Bisporella subpallida = Blassgelbes Sonnenbecherchen

    abgeschossene Sporen in Wasser:

    Asci & Paraphysen in Lugol, Ascusbasis mit Haken:

    Hymenium in H2O:

    Medulla:


    Dann zunächst mal der, den ich gestern nicht gezeigt habe, weil keine brauchbaren Bilder. Die sahen nämlich alle +/- so aus:

    Der sitzt also an einem modrigen Aststück, das neben der Weide auf dem feuchten Boden liegt.
    Studioaufnahmen:

    Die Rosafarbigen rechts sind mir erst beim Bearbeiten aufgefallen. Geil. Noch einer! Oder nur dieser irgendwie geschädigt. Muss ich morgen noch mal nach gucken.


    Becherrand in H2O:

    Becherrand in Lugol:

    Hymenium in H2O, Haken fehlen (oder nicht gefunden?):

    Hymenium in Lugol:


    Sporen in H2O:


    im Schnitt so 22x5 aber recht variabel; Inhalt aus vielen Vakuolen, wobei eine Stelle in der Mitte ausgespart ist; im Ascus stärker gekrümmt, strecken sich im freien.
    Calycina? Oder gar Hymenoscyphus?
    Kann man da überhaupt was zu sagen?


    Einen Porling habe ich von der Weide natürlich auch mitgebracht:

    Wer den kennt, bekommt Bonuspunkte. Kann auch als Wettpilz herhalten, ich kenne die Auflösung ja.


    PS.: Bilder Anklicken liefert meist bessere Ansichten. Die sind mal wieder etwas geschrumpft.


    Weitere Becherchen später (sind ja genug da).



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo, schönes Gebecher! :thumbup:


    Der Porling, ist das vielleicht Bjerkandera fumosa?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Anna!


    Wäre nicht ausgeschlossen, oder?
    Soll ich gleich auflösen oder warten, ob noch jemand gegen dich setzt?
    Vielleicht mit Antrodia malicola oder so?



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Den hat mir Wolfgang Sch. mal aus Gießen zukommen lassen. Sollte Allophylaria macrospora sein (Allophylaria wegen zähem Aufbau Ectal-Excipulum + Sporenform).
    Die Sporen könnten noch ein klein wenig länger sein:
    http://asco-sonneberg.de/pages…group_id=37255&position=5


    Da, wo der Freiraum in den Sporen ist, also wo keine Öltropfen zu sehen sind, da befindet sich in der Regel der Zellkern.
    Deswegen wird hier der Tropfengehalt mit dem Index 5, also maximal eingeschätzt.
    Dass sich dieser Umstand natürlich einschätzungsmäßig ändert, wenn die Spore altert und das Öl zusammenläuft, kann manchml zu Missverständnissen führen.


    Vakuolen sind übrigens Inhalte, die eher gasartiger Natur sind, die würden beim Einsatz von KOH oder beim Nachlassen der Vitalität verschwinden.
    "Öltropfiger" Inhalt bleibt jedoch auch mit KOH.


    VG Ingo W

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    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130 + 4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134 + 7 (7.Platz im APR 2022) = 141 + 4 (KISD-Prozente von GnE) = 145 -15 (APR 2023) = 130 + 3 (10. Platz) = 133 + 3 (Unbewusst-Phal) = 136 + 5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141 + 5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146 + 7 (Phalplatz 1) = 153

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Da waren durchaus auch größere Sporen dabei, also gemessen bis 25 µm lang. Allerdings auch viele kleinere, die kaum auf 17 µm kamen. Darum ist der grob geschätzte Durchschnittswert so niedrig ausgefallen.
    Aber nach dem, was du zum Inhalt (Index 5) schreibst, waren die kleineren wohl auch nicht ganz OK, denn da war der Inhalt eben wie auf dem Bild bei dir von den geschädigten Sporen zu einem bis drei großen Tropfen geronnen.


    Gefällt mir jedenfalls gut, das hat einen sehr hohen Wiedererkennungswert. :thumbup:
    Auch Ectral - Excipulum und Paraphyseninhalt (der halt in Lugol kaputt geht, aber dafür ziemlich famos aussieht).
    Also "Großsporiges Drechselstiel - Becherchen". :thumbup:


    Nun, wie sieht's mit dem Porling aus? Gibst du Anna ein Contra?


    Bis dahin mache ich mal noch weiter mit zwei anderen Pilzchen von dem Weidenstamm.
    Das erste ist dieser graue Flausch, das ist was für Thorben, weil einwandfrei eine Anamorphe:


    Ist kaum einen Millimeter dünn, die obere Schicht ist wie ein feiner, aber total verschmierbarer Filz, darunter liegt eine ebenso dünne schwarze Schicht, die wie Ruß aussieht und auch ebenso die Finger schwärzt.
    Beides zusammen ist unter 1mm dick.
    Bestehen tut das ganze aus Ketten von Konidien, die sich nach und nach auflösen. Die einzelnen Konidosporen werden zunehmend dunkel...




    Keine Hyphen gefunden, scheint echt nur aus diesen Konidien zu bestehen.


    Dann war da noch der kleine, hyalinweißliche auf der Schnittfläche bei der Bisporella:

    Die Becherchen sind ganz schön winzig, die macimalen Durchmesser liegen schon unter 1mm.


    Die Sporen werden so durchschnittlich 10 µm lang, aber auch hier sind etliche Ausreißer mit bis zu 14 µm dabei.

    Und Asci mit - äh - ohne?!?
    Da tue ich mich echt schwer, das zu beurteilen. Sieht manchmal wie Haken aus, oder zumindest nach Hakenfüßen, aber andererseits... Roter Kasten meint: Ich denke nein; Blauer Kasten meint: Ich denke ja.

    Hier mal eben noch in Kongo-SDS, da habe ich mal nicht markiert, aber der links am Rand sieht doch echt so aus als ob...:

    Hymenium in Lugol; Ascusporus und apikaler Ring deutlich blau:

    Mit der Beurteilung von Ectal / Excipulum / Marghinalzellen tue ich mich schwer. Ist auch echt ein Verdruss, so ein winziges Becherchen so zu präparieren, daß man da ungefähr die richtigen Struktuern sehen kann:


    Die Frage ist nun: Essbar?
    Tschuldigung: Ich meine die Mandarine neben meiner Tastatur.
    Die Frage ist: Hyaloscypha oder nö?



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!

    Zitat


    Nun, wie sieht's mit dem Porling aus? Gibst du Anna ein Contra?


    Da bin ich mir zu unsicher.
    Farblich und vom Substrat her gefällt mir Annas Vorschlag eigentlich sehr gut, da wette ich nicht dagegen.


    Bei der Hyaoloscypha waren ja makroskopisch nicht wirklich Haare zu erkennen, nur so ein paar sporadische Fusseln, ja?
    Auch, wenn sie trockener werden?
    Der Becher ist ohne Haken. Da gibt es auf deinen hübschen Mikros mehrere überzeugende Beispiele:

    Wäre natürlich interessant, woher dann der Eindruck kommt vom Inhalt des blauen Kastens.


    Das einzige, was mir momentan dazu einfällt, ist wieder eine Wolfgang Schößler Aufsammlung:
    http://asco-sonneberg.de/pages…roup_id=38065&position=18
    Gibt es aber meines Wissens nicht als beschriebene offizielle Art.


    So kleine Haare am Rand müssten dennoch zu finden sein. Die gucken oft nur ganz wenig über die Marginalzellen.


    VG Ingo W


    Edit: Achso, der obere 1. blaue Kasten zeigt die für Parorbiliopsis minuta /Hyaloscypha intacta auftretenden Ascus-Scheinhakenfüße. Das sind basisnahe Verdickungen, die aber nie an einer Basiszelle angeschlossen sind. Gerade in dem Komplex recht typisch.
    Oft sieht man auch Asci, die nur halb auf der Basiszelle sitzen.
    http://asco-sonneberg.de/pages…roup_id=24711&position=11

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  • 10 Arten pro Meter? 8|
    Wow


    hätte nicht gedacht das es bei euch so wenig zu finden gibt......


    :haue: :giggle: :giggle: :giggle: :giggle:


















    Hervorragende Doku, Pablo
    bin mehr als beeindruckt :thumbup:

  • Hallo Pablo


    Zitat


    Das erste ist dieser graue Flausch, das ist was für Thorben, weil einwandfrei eine Anamorphe:


    Tut mir leid Pablo, aber ich weiß leider nicht was das sein könnte.
    Um die Chance auf einer Bestimmung zu erhöhen, stelle doch einfach deinen Fund mal ins Ascofrance-Forum rein.
    Denn dort gibt es auch Experten für Anamorphen ;)


    Zitat


    Keine Hyphen gefunden, scheint echt nur aus diesen Konidien zu bestehen.


    Guck lieber noch einmal genauer hin, weil das habe ich letztens bei einem Fund auch gedacht das er nur aus Konidien besteht und hatte trotzdem Hyphen.


    VG : Thorben

  • Hallo Pablo,


    das Bestimmen ist bei Anamorphen immer sehr schwierig ohne die konidiogenen Zellen zu sehen.
    Von der Form und Anordnung der Konidien kannst Du mal Richtung Alysidium/Haplotrichum schauen, ob sich da was findet. Was besseres weiß ich im Moment auch nicht.


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Danke, Thorben & Matthias!
    Ich hatte schon solche Befürchtungen, daß das schwierig wird. Sicher, irgendwelche Hyphen waren da bestimmt mal. Ich habe nur das Gefühl, daß die sich mehr oder weniger vollständig in Konidien umwandeln.
    Vielleicht am Rand des Filzes...?
    Ein Stückchen habe ich mal trocken gelegt. Ob und wann ich dazu komme, das mal bei Ascofrance einzustellen, weiß ich noch nicht. So viele Dinge, die mich irgendwie ablenken... X/


    Ein weiterer Tip zu dem Porling?
    Das ist gut, immerhin.


    Allerdings: Knapp daneben, Verena. Kein auffälliger Geruch festgestellt.
    ich glaube, ich löse den einfach mal eben schnell auf. Wenn jetzt jemand überrascht ist, daß Anna recht hat, denn kennt er / sie Anna nicht. ;)
    Mich selbst hat der anfangs schon verwirrt, weil eben noch recht jung und ohne Hüte und irgendwie komisch stufig aus der Rinde rauswachsend, daher auch eine etwas seltsame Porenform...

    Wenn man aber mal quer schneidet, dann ist es im Grunde schon klar. Auch wenn die graue Trennschicht zwischen Kontext und Röhren hier ziemlich gewunden ist, weil der da so kompliziert zwischen der Rinde durchwächst.

    Damit muss man im grunde nicht mehr mikroskopieren, kann man aber. Und dann hat man einen monomitischen Porling, der zwar nicht überall aber an etlichen Septen schöne Schnallen hat. Die Sporen sind recht klein und irgendwie zylindrisch, seltener auch eher ellipsoid.



    Nun aber nochmal zu den Bechern und erstmal noch zu der Hyaloscypha cf intacta (IKI+).
    Wenn es denn dieses seltsame Ding ist. Erschwerend kommt ja dann hinzu, daß zwar Hyaloscypha intacta (IKI-) und Parorbiliopsis minuta zwar als getrennte Arten geführt werden, sich aber im Grunde kaum unterscheiden, außer durch eine Ausprägung der Haare, die aber wohl so fließend schwankt, wenn ich dich richtig verstehe, Ingo?
    Und du suchst nach einem Trennmerkmal beim Sporeninhalt, was aber irgendwie auch zu stark von äußeren Einflüssen abhängt?
    Also müsste man doch mal ein paar Sequenzen durchrattern lassen und hoffen, daß die einfach weitestgehend identisch sind...
    Bleibt halt das Problem mit der positiven Porus - reaktion auf Iod.
    Und mein ganz persönliches Problem mit der Haarspalterei.


    Die Apos sehen so aus wie auf den Bildern, mehr erkennt man auch mit Lupe nicht. Da sind Fusseln am Rand, aber echt sehr spärlich. Da sind auch solche Gestalten, die man nach den Dokus auf deiner Seite Haaare nennen müsste, Die sind echt unscheinbar und kurz. Das Längste, was ich da messen kann, sind 25 µm (ohne Basiszelle).
    Ein Stückchen von Rand weggesäbelt:

    dann 1000fach, "Haare" sind hier rechts und links, in der MItte nur ein Wust aus zylindrischen, verklebten Marginalzellen.

    Die Haare sind in gewisser weite irgendwie ampullenförmig oder flaschenförmig, wobei der Hals spitz zulaufen kann oder auch abgerundet sein kann. Vielleicht ist er aber beides, je nach Perspektive.
    Manchmal sitzt da auch nur eine +/- konische Spitze oben drauf (rechts oben im Eck):

    Abgeknickte Haare kann ich nicht messen:

    Warum muss da auch immer dermaßen Gedöns rumschwimmen?
    Hier mal mit unscharfer Skala dazu:

    Kann man doch Haare nennen, oder? Aber echt extrös unscheinbar und ziemlich spärlich vorhanden.
    Und daß bitte niemand fragt, wie lange ich jetzt gebraucht habe, um diese Dinger zu finden und abzubilden.


    Dann aber noch mal zurück zu der Hakenfrage, weil:

    Zitat


    Wäre natürlich interessant, woher dann der Eindruck kommt vom Inhalt des blauen Kastens.


    Ja, wüsste ich auch gerne, woher der Eindruck kommt.
    Die Erklärung mit den nur halb aufsitzenden Asci leuchtet ein, das ist auch definitiv so. Auch heute habe ich nicht wirklich einen echten Haken gesehen.
    Aber irgendwo her kommt doch dieser komische Eindruck. Und zwar nur bei ganz jungen Basidien:

    Wahrscheinlich ist das aber nur ein Artefakt, denn zumeist ist da auch bei ganz jungen Basidien absolut nichts von einem haken zu sehen. Auch nicht, wenn man mal einen Ascus und seine Basalzelle völlig frei gestellt hat und durchfokussiert. Haken-!


    Wenn dir nicht noch eine spontane Eingebung kommt, dann lege ich mir den prophylaktisch genau so ab, wie vorgeschlagen: Hyaloscypha cf intacta (IKI+).


    Und bevor wir jetzt zum nächsten kommen, wechseln wir das Substrat und sorgen für etwas Entspannung:

    Kiefernstamm. Exidia nigricans (Warziger Drüsling) ist eigentlich eine Laubholzart, kommt aber in meiiner Ecke immer wieder auch an Fichte und Kiefer vor. Durch die grauschwarzen, rauchgrauen bis schwarzbraunen, unregelmäßig zusammenfließenden und recht dicken Fruchtkörpern auch ganz gut von der ähnlich gefärbten, aber meist dichteren und vor allem auch vollgesaugt viel platteren Exidia pithya (Teerfleckendrüsling) zu unterscheiden.
    Das braune Gedöns hier neben Exidia nigricans begegnet mir zum ersten Mal und nennt sich Exidia saccharina (Kandisbrauner Drüsling). Ebenfalls unregelmäßig geformt, aber eben in einem hübschen, warmen Braun gehalten, ungestielt, flatschig dem Substrat aufsitzend:


    Ähnlich gefärbt an Nadelholz wäre noch Exidia umbrinella, die aber ganz anders geformt sein sollte und vor allem kurz gestielt wäre.


    Ums nun aber wieder etwas interessanter zu machen: Die weißen Punkte dabei sind sicher nicht nur Ingo aufgefallen.
    Das ist auch eine Hyaloscypha, Ingo hat >Hyaloscypha aureliella< vermutet, gucken wir mal, ob er recht hat.
    Erstmal makroskopisch:


    Ein Blick ins Hymenium:

    Hübsch. :) Cistella - Tropfen?
    Was ich kaum finden kann, sind übrigens Paraphysen.
    Schwach sichtbar werden die in Lugol:

    IKI also = blau (schwach).
    Mit den Haken muss es nicht immer schwer sein, das geht auch mal ganz eindeutig:

    Also Haken +
    Sporen eher klein, wie war das mit dem Inhalt: Ahja: OCI=0bis 2 (?), aber Sporen in Wasser irgendwie insgesamt lichtbrechend, gelblich schimmernd:

    Was dafür hier wieder nervtötend schwierig war, war die Haarspalterei. Kann auch sein, daß ich einfach zu blöd bin, die Haare zu finden. Oder ich mache die irgednwie kaputt, schon beim Einsammeln.
    Also hier gleiches Problem wie bei der Hyaloscypha an Weide: Haare finden ganz, ganz schwer.
    Dafür sind sie hier immerhin makroskopisch viel besser zu sehen, wie ich finde (glitzern aber nicht gelblich, vielleicht zu jung).
    Was ich sehe, sind wieder mal Randzellen und Ectal - Excipulum:


    Und die Haare erneut ganz schön kurz, kaum länger als bei der Hyaloscypha an Weide, ebenfalls etwas flaschenförmig aber dann eher lanmzettlich auslaufend. Was mir fehlt, sind harzige Anlagerungen. Kann so was witterungsbedingt fehlen? Weil wenn ja, dann würde ich H. aureliella annehmen. Aber wenn das mit den Haaren so nicht passt...
    Vielliecht wieder was ganz Komisches (bitte nicht)?



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Genau, jetzt sind wir richtig. Diese flaschenförmigen Ampullen brauchen wir, denn das sind die echten Haare, mit denen man in die Gattung kommt.
    Die konischen Zuckerhütchen und die "Mensch-ärgere-dich-nicht"-Zellen an der Margo sind fast bei allen Winzlingen genau so ausgebildet.

    Zitat

    Die sind echt unscheinbar und kurz. Das Längste, was ich da messen kann, sind 25 µm


    Perfekt!
    Das passt aus meiner Sicht erst mal zur angedachten Bestimmung mit Hyaloscypha cf. intacta (IKI+).
    Der Fehler kann jetzt eigentlich nur noch darin liegen, dass der Becher längere Haare hätte. Beim Bild mit den abgeknickten Haaren weiß man es nicht wirklich, ob die vielleicht trotzdem länger sind. Ist aber eigentlich unwahrscheinlich, weil man Haare bei 30 µm und länger dann in einer Kollektion auch makroskopisch irgendwo gut erkennt.



    Bei der Nadelholz-Hyaloscypha bist du ja fast fertig, Die Haarform und Länge dürfte passen. Die Harztropfigen Anlagerungen sind nicht Bedingung, aber bei so sehr reifen müsste da trotzdem was zu sehen sein.
    Haare sind ja schon mal da, bloß noch ein bisschen besser darstellen, dann dürftest du erlöst sein, denke ich. Beim Haar mit dem roten Pfeil meine ich schon, dass da was außenwandig dranhängt.

    Naja, schaun mer mal, die Haare sind ja jetzt länger als von der intacta, da sollte das Aufspüren doch kein Problem mehr für dich sein.


    VG Ingo W

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Irgendwas scheine ich falsch zu machen mit den Haaren.
    Die müssen doch auch mikroskopisch besser darzustellen sein, wenn man sie makroskopisch schon sieht?
    Hier noch ein Bildchen von Hyaloscypha cf aureliella mit Auflicht durchs Mikro bei 100facher Vergrößerung:

    Da fehlt natürlich die Tärfenschiefe, aber es lassen sich schon Häärchen an den Rändern erkennen. Es sind nur halt wenige.
    Ob das möglicherweise mit dem Wachstum unter der Rinde zu tun hat?
    Wenn man oben noch mal auf das Übersichtsbild guckt, mit den weißen Punkten neben Exidia nigricans und Exidia saccharina: Da lag ja vorher ein Stück Rinde drüber, das von den Fruchtkörpern von Exidia nigricans hochgestemmt wurde. In dem Spalt saßen die Becherchen auf dem Kiefernholz.
    ich habe keine Ahnung, aber vielleicht haben die unter dem Dach einfach nicht so viele Haare gebraucht?


    Jedenfalls: Wenn ich das unterm Mikro angucke, ist es immer die gleiche Katastrophe. Ganz egal wie ich es mache: Ob ich einen kompletten Becher nehme und verkehrtrum auf den OT packe oder ob ich in einer Tangente durch ein Becherchen schneide, so daß ich vorwiegend ein Randstück bekomme.
    Gequetscht oder ungequetscht soielt auch keine Rolle: Alleine durch den Druck von Wasser und Deckgläschen schwappt bei diesem Becher sofort eine Flut von Asci und Sporen über alle Randstruckturen und blockiert die Sicht.
    Zudem scheinen die Haare mächtig brüchig zu sein: Wenn ich quetsche (auch nur leicht), dann sind erst recht keine mehr da. Aber Bruchstücke sehe ich rumschwimmen. Und die Haare die dann noch übrigbleiben, die sind halt winzig.
    Egal, Anlagerungen gibt es durchaus.
    hier mal eine kleine Zusammenstellung von dem, was ich eben gefunden habe:


    Warum kann das mit den Haaren nicht einfacher sein.
    Oh, fast vergessen: Kann es ja.


    Da war ja noch der liegende, klatsch nasse Buchenast:


    Daran hätten drei Becherchen sein sollen, aber die Mollisia finde ich nicht mehr. Dafür ein Schleimpilz - Plasmodium, das die anderen beiden wohl wegen der Haare verschmäht hat.


    Bei dem kurzhaarigen, weißen und dünn gestielten Lachnum:

    War die Frage, ob L. brevipilosum oder L. impudicum.
    Makroskopisch geht es anscheinend nicht bei den beiden Arten. Dieser hier war der mit "Haken +" und Paraphysen ohne oder fast ohne sichtbaren Inhalt. Sporen hätte man noch messsen sollen, darauf wurde aber wegen gut sichtbarer Haken und hoher kinetischer Energie der Sporen verzichtet.
    Also Lachnum impudicum.



    Der andere war eine Neodasyscypha cerina mit erstaunlich dunkel olivgrüner Fruchtschicht:

    Ob die Becher am Vergehen sind, bezweifle ich. Immerhin sieht das Hymenium einigermaßen intakt aus und es gibt quasi keine reifen Sporen. Spren sehe ich nur in einigen Asci, die Mehrzahl der Asci allerdings sieht einfach unreif aus.
    Dafür finde ich einen Haufen Algen um den Pilz rum und auch im Pilz. Vielleicht haben die etwas mit der Farbgebung zu tun. Im Grunde tummeln sich die Algen an dem ganzen Stock.
    Randhaare:

    Hymenium in Wasser, Paraphysen mit hübschem Inhalt:

    Ascus mit Sporen:

    Ascusbasis, Haken - :

    in Lugol:


    Um nochmal kurz auf das Weidengestrüpp zurückzukommen:
    Das waren ja nun keine 10 Arten an dem Standort!
    Darum noch eine kurze, unbebilderte Liste, was man an der Stelle noch so hätte einsammeln können, ohne mehr als einen Schritt zu machen:
    - Exidia nigricans (an Weide) = Warziger Drüsling
    - Auricularia auricula-judae (an Weide) = Judasohr
    - Auricularia mesenterica (an Weide) = Gezonter Ohrlappenpilz
    - Peniophora incarnata (an Weide) = Fleischfarbener Zystidenrindenpilz
    - eine Art aus dem Peniophora cinerea - Komplex (an Weide) = einer der Grauen Zystidenrindenpilze
    - Tremella mesenterica (an Weide, wohl auf einer Art aus dem Peniophora cinerea - Komplex wachsend) = Goldgelber Zitterling
    - Stereum hirsutum (an Weide) = Striegeliger Schichtpilz
    - Trametes hirsuta (an Weide) = Striegelige Tramete
    - Trametes versicolor (an Weide) = Schmetterlingstramete
    - Flammulina sp (an Weide) = einer der Samtfußrüblinge
    - Mycena sp (an Weide), eine der winzigen, weißen Arten auf Rinde zwischen Moos = einer der Rindenhelmlinge
    - Delicatula integrella (an Weide) = Genabelter Schleierhelmling
    - Lachnum sp (an Weide) hätte ich eigentlich auch mitnehmen sollen, aber ich hatte ja schon ein Lachnum dabei.
    - Tubaria furfuracea (an Weide) = Trompetenschnitzling
    - Schizophyllum amplum (an Populus tremula), den hatte ich allerdings einige Meter weiter eingesammelt und dann an dem Standort nur abgelegt. Zuhause wollte ich den nochmal nass machen und genauer angucken. Pech. Der liegt immer noch da, wo ich ihn abgelegt hatte:

    = Judasöhrchen


    Macht also zusammen mit den ausführlich vorgestellten Arten eine Bewegungsgeschwindigkeit von 20 Arten / Meter.
    Das hätte man aber noch langsamer gestalten können und noch genauer gucken, gerade in dem Detritus zwischen den Weiden hätte man sicher nochmal mindestens ein Dutzend Arten aufstöbern können.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Zitat


    .....gerade in dem Detritus zwischen den Weiden hätte man sicher nochmal mindestens ein Dutzend Arten aufstöbern können.


    Wobei jetzt in der Winterszeit solche Arten in der Streu anzahlmäßig stark nachlassen nach meinen Beobachtungen. Ist ja auch irgendwo verständlich, denn es sind ja nicht gerade gute Sporenflug-Bedingungen im faulig-nassem Laub mit Schnee drauf. Aber "ordentliche" Becher findet man jetzt tatsächlich eher "im Luftraum".


    Zitat


    Ob die Becher am Vergehen sind, bezweifle ich.


    Ok, dann aber zumindest mit Schädigung. Wenn innendrin alles ok ist, dann eine Schädigung der Farbe.


    Zitat


    Jedenfalls: Wenn ich das unterm Mikro angucke, ist es immer die gleiche Katastrophe........


    Das ging und geht ganz vielen so und deswegen wurde und wird mitunter recht komisches Zeug beschrieben.
    Mach dir also nichts draus.
    Wobei ich allerdings nochmal sagen muss: die winzighaarige cf. intacta hast du hinbekommen, längere Haare wurden bei dieser cf. aureliella gesichtet im Mikroskop, also sollten die schon auch da sein.


    Inwieweit die Haarlänge auf bestimmte Einflüsse zurückgehen könnte, habe ich keine Antwort. Ich meine, ich hätte schon Kollektionen gehabt, da waren an einigen Apos tatsächlich die Haare stark reduziert (oder nicht vorhanden) im Vergleich zu Nachbar-Apos.
    Woran es lag? Keine Ahnung. Entweder es gibt den Effekt oder ich war gerade Modus der Ausredensuche, weil es mir ging wie dir gerade.


    Falls du nochmal einen Test machen willst: probier mal ein Apo zu schnappen, wo du auch makroskopisch was haariges siehst, lege es gleich in einen Tropfen Kongo mit Fruchtschicht nach unten, lass das Deckglas einfach nur drauffallen ohne groß zu quetschen und drücke dich nach jeder Mikrosichtung Stück für Stück vor.


    VG Ingo W

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Winter ist hier erst seit gestern. Und unten in der Rheinebene um Mannheim rum eigentlich auch jetzt noch nicht.
    Jedenfalls liegt kein Schnee. In den nächsten Tagen werden immerhin die Nachttemperaturen unter null gehen, aber bislang waren auch die Nächte hier konstant frostfrei. Also auch für die Pilze im Humus und an bodenliegenden Hölzern noch gute Bedingungen.


    Bei den Haaren ist es auch immer ein Unterschied zwischen "sehen durchs Okular" und "vernünftig fotografieren durchs Okular".
    Durchfokussieren ist ja auf einem Einzelbild nicht möglich. So sehe ich im Präparat schon mehr, als ich bildlich festhalten kann.
    Dennoch sind bei dieser H. aureliella die Haare irgendwie komisch gering ausgeprägt, wenn iczh das mit Bildern von anderen Kollektionen (hier im Forum oder auf deiner HP) vergleiche.
    Woran es liegt: Das wird sich hier auf die Schnelle nicht klären lassen.


    Interessant dabei ist dann nur, wie weit das eben variieren kann.
    Das betrifft auch die H. cf intacta: Was hätten wir denn da gemacht, wenn ich auch Haare zwischen sagen wir 30 & 40 µm gefunden hätte?
    Natürlich gleich in der Form, so wie ich sie gesehen habe, nur eben länger? Wären wir dann schon bei einer anderen Art, oder müsste man sich nicht erstmal Gedanken machen, ob auch das nur eine ungewöhnliche Variation sein könnte?
    Rein gefühlsmäßig würde ich ja sagen, daß die Haarlänge eher ein variables Kriterium sein müsste als zB die Porusreaktion.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Zitat


    Winter ist hier erst seit gestern. Und unten in der Rheinebene um Mannheim rum eigentlich auch jetzt noch nicht.


    Das ist vollkommen ungerecht!
    Ich denke, ich werde mich beschweren.


    Zitat


    Bei den Haaren ist es auch immer ein Unterschied zwischen "sehen durchs Okular" und "vernünftig fotografieren durchs Okular".
    Durchfokussieren ist ja auf einem Einzelbild nicht möglich. So sehe ich im Präparat schon mehr, als ich bildlich festhalten kann.


    Vollkommen richtig! Ist ja auch bei der Hakensuche so. Man selbst weiß es viel früher im Mikro-Überblick, bloß das beweisträchtige Foto dazu hinkriegen, an dem keiner was in Frage stellen kann, das dauert immer länger.


    Zitat


    Interessant dabei ist dann nur, wie weit das eben variieren kann.
    Das betrifft auch die H. cf intacta: Was hätten wir denn da gemacht, wenn ich auch Haare zwischen sagen wir 30 & 40 µm gefunden hätte?
    Natürlich gleich in der Form, so wie ich sie gesehen habe, nur eben länger? Wären wir dann schon bei einer anderen Art, oder müsste man sich nicht erstmal Gedanken machen, ob auch das nur eine ungewöhnliche Variation sein könnte?


    Genau, man müsste sich Gedanken machen. Beides ist sicherlich möglich in der Pilzbestimmung ganz allgemein.
    Eine Hyaloscypha intacta mit Haaren zwischen 30 und 40 würde ich momentan anzweifeln bzw. nicht mit den anderen in einen Topf schmeißen.
    Das ist dann womöglich was anderes. Die hat dann eventuell auch weniger Öl in den kürzeren Sporen und nennt sich Hyaloscypha quercicola.


    Allerdings entwickelt sich diese Hyaloscypha intacta/minuta-Komplex in Kleinigkeiten auseinander, so dass man da mit allem rechnen muss.


    Zitat

    Wären wir dann schon bei einer anderen Art, oder müsste man sich nicht erstmal Gedanken machen, ob auch das nur eine ungewöhnliche Variation sein könnte?


    Eine sehr zeitgemäße Frage, die nicht nur Becherchen betrifft und die selbst mit Abstammungs-Sequenz nicht immer klar zu beantworten sein wird.
    Die Grenzen ziehen ja immer wir, wir wollen versuchen abzugrenzen und in Schubladen zu stecken. Die Natur in ihrer Entwicklung schert sich darum oft nur wenig.


    Wenn ich mal Lust auf eine neue Signatur habe, werde ich dich fragen, ob ich das als Zitat benutzen darf, so gefällt mir der Kern.


    VG Ingo W

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    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130 + 4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134 + 7 (7.Platz im APR 2022) = 141 + 4 (KISD-Prozente von GnE) = 145 -15 (APR 2023) = 130 + 3 (10. Platz) = 133 + 3 (Unbewusst-Phal) = 136 + 5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141 + 5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146 + 7 (Phalplatz 1) = 153

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    Hallo, Ingo!


    Alles wieder gut: Hier ist nun auch Dauerfrost und Schnee. Schnee allerdings nur in den höheren Lagen, unten in der Ebene sind es nur ein paar Fitzelchen. Mal schauen, wie die Pilze nun darauf reagieren.
    Immerhin gibt es ja wohl auch einige Arten, die eine Frostperiode ziemlich gut finden.


    Ich habe das nun einfach mal so gehandhabt, daß ich in meinem Archiv diese Becherchen trenne.
    die cf intacta mit IKI+ hat einen eigenen Ordner.
    Die intacta mit IKI- bekommt einen eigenen, ebenso Arten mit längeren Häärchen, wenn die mal auftauchen.


    In dem Olla - transiens - Portrait schreibst du es ja auch:
    Man muss die Unterschiede einfach mal festhalten. Wenn sich dann irgendwann belegen lässt, daß es doch zusammengehört, dann kann man es ja auch wieder in einen Topf schmeißen. Und hat dann eben auch die Variationsbreite mit dokumentiert.
    Wenn es sich weiter auseinander entwickelt, dann muss man eben auch das festhalten. Und darum die abweichenden Kollektionen eben gesondert betrachten. Wenn es keinen Namen für eine Art gibt, dann kann man es ja in die nähe einer anderen Art stellen und entsprechend kennzeichnen.
    So verstehe ich zunächst mal den Namen Hyaloscypha cf intacta (IKI+). Findet man nun eine Sippe mit negativer Porusreaktion, ebenfalls kurzen Haaren, aber kleineren Sporen, dann kann man sie zB als Hyaloscypha cf intacta (small spored) nennen.


    Um die Ecke gedacht:
    Eventuell wird auch manche Art neu beschrieben, weil es weniger Arbeit macht, als eine Revision einer bereits beschriebenen Art:
    Wenn in einer Originaldiagnose eine Variationsbreite verneint wird, diese aber dann irgendwann festgestellt wird, wird es aus technischer Sicht ziemlich schwierig, die bekannte und beschriebene Art so umzuformulieren, daß die neu entdeckte Variationsbreite abgedeckt wird. Neotypus und so...


    Nun hat man also zwei Arten, die aber vielleicht sich gar nicht so sehr voneinander weg entwickelt haben, daß es genetisch einwandfrei definierbar wäre, bzw. die vielelicht sogar noch interfertil sind.
    Dann wird's wieder kompliziert: Nun muss synonymisiert werden. Dabei müsste die ältere Benennung vorrang haben, nur leider sieht die ältere Diagnose eine andere Variationsbreite vor und...
    Au weia.


    Fällt auch in die Rubrik "Pilze beobachten".


    Klar, wenn du mal eine neue Signatur willst, bedien dich einfach.



    LG, pablo.

  • Hallo Pablo!

    Zitat


    So verstehe ich zunächst mal den Namen Hyaloscypha cf intacta (IKI+). Findet man nun eine Sippe mit negativer Porusreaktion, ebenfalls kurzen Haaren, aber kleineren Sporen, dann kann man sie zB als Hyaloscypha cf intacta (small spored) nennen.


    Ja, so sehe ich das auch. Zumal sich ja die typischen Kollektionen untereinander nicht unterscheiden.
    Ich habe etliche Becherchen unter provisorischen Namen, und finde die auch immer wieder so. Die sind halt einfach noch nicht beschrieben oder die Beschreibung ist noch nicht gefunden.
    Im Falle von 2 Epilobium-Lachnum-Arten ohne Namen sind die beiden höchstwahrscheinlich vermengt worden und deshalb ist die Beschreibung nicht zu gebrauchen. Dabei wären die Haarbecherchen sogar makroskopisch auseinanderzuhalten.


    Zitat


    Um die Ecke gedacht:
    Eventuell wird auch manche Art neu beschrieben, weil es weniger Arbeit macht, als eine Revision einer bereits beschriebenen Art:
    Wenn in einer Originaldiagnose eine Variationsbreite verneint wird, diese aber dann irgendwann festgestellt wird, wird es aus technischer Sicht ziemlich schwierig, die bekannte und beschriebene Art so umzuformulieren, daß die neu entdeckte Variationsbreite abgedeckt wird. Neotypus und so...


    Ein wahnsinnig interessantes Thema und komplex noch dazu.
    Oft ist ja eine klärende Revision (noch?) gar nicht möglich, weil entweder das Exsikkat nicht mehr tauglich ist oder ganz verschwunden oder auch, weil z.B. bei Becherchen tot Merkmale verloren gehen. Da passen dann auf die Totmerkmale 3 Arten, die sich aber lebendig voneinander unterscheiden ließen.


    Vielfach sind auch einfach die Beschreibungen zu den Arten hahnebüchen. Das betrifft nicht nur altmeisterliche Diagnosen.
    Wie schnell man sich anhand nur einer einzigen gefundenen Kollektion mit den angedachten Merkmalen irren kann, davon kann ich selbst ein Liedchen pfeifen, wenn ich ältere Einschätzungen von mir selbst anschaue.


    VG Ingo W

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    Hallo, Ingo!


    Auf der anderen Seite muss man aber vor den alten Meistern auch den Hut ziehen.
    Die Mittel zur Untersuchung waren in den Jahren von Fries oder gar Persoon doch längst nicht so fein wie heute. Und man wusste ja kaum, auf was zu achten ist. Genetik? Biochemische Prozesse? Analysen der Inhaltsstoffe? Interfertilitätstests?
    Gab es damals ja alles gar nicht. Die mikroskopischen Optiken dürften auch kaum mit den heutigen technologschen Möglichkeiten vergleichbar sein. Ganz zu schweigen von der Chemie zum Anfärben etc.
    Bei diesen Voraussetzungen bin ich oft verblüfft und bewundere es, daß sich viele der damaligen Artabgrenzungen nach wie vor halten, ja sogar durch Genetik usw. bestätigt werden.
    Daß da gerade in deinem Spezialbereich nur Stückwerk herauskommen konnte, ist nicht weiter verwunderlich.
    Da fehlten einfach die Möglichkeiten der Untersuchung.


    Viel problematischer ist es im Grunde, wie heutzutage bisweilen neue Arten beschrieben wurden:
    Grottenschlechte Makrobilder eines einzelnen, vertrockneten Fruchtkörpers, mangelhafte Beschreibung der Mikromerkmale (zB nur Sporengrößen) und eine Sequenz.
    Völlig sinnfrei, so etwas überhaupt zu berücksichtigen; solche Beschreibungen sind schlichtweg für den Papierkorb.
    Noch nutzloser wird es, wenn irgendwo ein Stück Mycel ausgebuddelt wird, ein paar Hyphen sequenziert werden und daraus dann drei Arten beschrieben.
    Solcher Quatsch wurde ja auch schon gemacht. Artikel mit solchen Beschreibungen gehören zum Altpapier, derartige Dokumentationen im Netz sind Datenmüll und gehören gelöscht. Das hat nichts mit mykologischer oder generell wissenschaftlicher Arbeit zu tun.


    OK, genug aufgeregt. :)


    Sinnvolle Bescheribungen von Arten gehen eben nur, wenn man Pilze beobachtet.
    Das ist ja das, was du meinst: Klar sind deine älteren Dokus teils unvollständig. Man muss die Pilze ja erst kennen lernen und gucken, was die so machen, wie sie sich verhalten. Da führt nur Ausdauer und Erfahrung zum Ziel.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Genauso meine ich das wie du es beschreibst.
    In jeder Epoche gab es gute Beschreiber und schlechte.
    Mit dem güldenen Orden für hervorragende Beschreibungen möchte man jetzt noch den französischen Mykologen J. L. E. Boudier (1828-1920) auszeichnen,.....
    https://de.wikipedia.org/wiki/…oscypha_coccinea_crop.jpg
    ..... auch andere verstanden ihr Geschäft mit ihren Möglichkeiten.
    In den Papierkorb treten möchte man allerdings so manches, das zeitlich nach ihm kam bis in die Neuzeit.


    Zitat


    Noch nutzloser wird es, wenn irgendwo ein Stück Mycel ausgebuddelt wird, ein paar Hyphen sequenziert werden und daraus dann drei Arten beschrieben.
    Solcher Quatsch wurde ja auch schon gemacht. Artikel mit solchen Beschreibungen gehören zum Altpapier, derartige Dokumentationen im Netz sind Datenmüll und gehören gelöscht. Das hat nichts mit mykologischer oder generell wissenschaftlicher Arbeit zu tun.


    So ist es.
    Leider sind solche Arbeiten mitunter nicht nur nutzlos, sondern teilweise auch störend und kontraproduktiv, weil sie nicht selten mehr durcheinanderbringen als ordnen.


    VG Ingo W

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    Hallo, Ingo!


    Genau, das ist es!
    Diese (und viele andere) Tafeln von Boudier sollten sich einige mal ganz genau anschauen.
    Der Pilz ist so doch hervorragend definiert und siehe da: Das Artkonzept wankt auch heute nicht.
    Auch dank dieser Tafel sind ja die anderen Arten der Gattung so wunderbar klar abzugrenzen.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Moin!


    Man hätte ja denken können, daß wärhrend der Winterszeit (wir hatten fast eine Woche Winter hier!) das Wachtum gebremst wird.
    Aber das ist nur ganz vorübergehend passiert, wenn überhaupt.
    Die Massen an Pilzen sind dermaßen enorm, man kommt nicht voran. Zentimeterweise höchstens.


    Ich war eine halbe Stunde wieder im Weidendickicht und dann noch mal eine halbe Stunde an einem Kiefernstamm.
    Von beiden Standorten habe ich selektiv und stichprobenartig einige wenige Arten eingesammelt. Da waren noch viel, viel mehr, aber das kann ich unmöglich alles bearbeiten!


    Weidengebüsch, unkommentiert
    1.:


    2.:


    3.+4.:


    5.:


    6.:


    7.:


    8.:


    Ob das rosa Flauschi dazugehört, weiß ich noch nicht. Finde ich aber raus.


    Da müsste noch ein Lachnum auf den Proben sein und eine Mollisia.
    Zu denen finde ich aber gerade kein Bild.


    Kiefernstamm, unkommentiert
    1.:


    2.:


    3.:


    4.:


    5.:


    6.:


    7.:


    Der Stamm ist völlig überfüllt mit Arten. Schweren Herzens musste ich schon die Schleimpilze außen vor lassen, alleine davon saßen sicher 4 verschiedene an dem Stamm.
    Man möchte eigentlich gar nicht mehr weg von so einem Ort.


    Zwischendurch auf dem Weg von den Weiden zu den Kiefern eingesammelt
    an indet. Laubholz:


    an Pappel:


    Ich bin mal gespannt, ob sich einige der Arbeitstitel bestätigen können.
    Und ich werde wohl dazu ein neues Thema aufmachen müssen. Das sind mittlerweile eher 20 Arten/m.
    So, nun muss ich wohl erstmal durchs Glas gucken.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Alle Achtung!!
    Das ist reichlich.

    Zitat


    Ich bin mal gespannt, ob sich einige der Arbeitstitel bestätigen können.


    Ich sehe doch deine Arbeitsnamen gar nicht.


    Diese "Junghuhnia" mit den Eckigporen, sowas ähnliches hatten wir doch letztens schon mal, wo ich bei Ceriporia war und du noch Schizopora radula ins Spiel brachtest.


    Ich spende mal ein paar Arbeitsnamen:
    Zu der gelbbecherigen 5 hätte ich 2 Gedanken, aber da sehe ich die Form nicht gut.
    Propolis farinosa, Allophylaria macrospora, Lasiobelonium (variegatum), Serpula himantioides........., Hyaloscypha aureliella, Orbilia xanthostigma (= gelbe leucostigma, in PdS = Nr. 253), Pseudombrophila spec., Mollisia (olivaceocinerea) spec.


    Der beige-braune wachsartige Überzug nach der Serpula, der sagt mir irgendwas, aber ich komme gerade nicht drauf.


    VG Ingo W


    Edit:
    die 5 an Kiefer = Resinicium bicolor;
    die 2 an der Kiefer ist mir auch eingefallen: Dacryobolus karstenii:
    http://aphyllopower.blogspot.d…-karstenii-nrdlicher.html


    Der allererste stufenförmige Porling an Weide vielleicht wieder Bjerkandera fumosa?

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    Hallo, Ralf und Ingo!


    Wat dem een sin Uul is dem annern sin Nachtigall?
    Ilex ist sicher auch interessant. Hier aber eher wenig zu finden außerhalb gärtnerisch bearbeiteter Anlagen.
    Weide dagegen ist überall.


    Propolis farinosa wird gecheckt, das war einer, für den ich noch keinen Arbeitstitel hatte. :thumbup:


    Ingo, du bist der Hammer. :)
    OK, bis Lasiobelonium war ich bei Weide 8 immerhin schon gekommen.
    Allophylaria für Weide 7 ist auch erstmal mein Arbeitstitel.
    Weide 5 kommen morgen auch noch bessere Bilder. Auch die Farbe kommt nicht so gut rüber. Die musst du dir so vorstellen, daß man beim Umdrehen des Astes quasi einen heftigen Farbschock bekommt, mit so einem richtig exzessiven Neon - Schwefelgelb, das einem rasant in die Augen schlägt.
    Weide 3+4 kann man so natürlioch nichts zu sagen.
    Dazu eben morgen mehr.
    Weide 2 ist vielleicht nochmal was anderes, Weide 1 ist verwirrend aufgenommen. Das sollte ein in einer Holzspalte gewachsener Fruchtkörper von Trametes suaveolens sein, plattgedrückt, ich habe den rausgepult und falsch hingelegt. Sieht man natürlich nicht, daß da ein dicker Hut bei steckt.


    Kiefer 1 ist klar, aber von der Art habe ich noch keinerlei Mikroaufnahmen.
    Kiefer 2 war so auch mein Arbeitstitel (Dacryobolus karstenii).
    Kiefer 3: Mucronella cf calva
    Kiefer 4: Ganu so vermute ich auch, habe ich extra mitgenommen, um die Bestimmung einfach mal wiederholen und nachvollziehen zu können.
    Kiefer 5: Wahrscheinlich ja. Aber das hier ist die nördliche Oberrheinebene. Da muss man aufpassen. Es gibt noch eine weitere, ähnliche Art ohne Astrozystiden.
    Kiefer 6: Das hoffe ich jedenfalls, daß es einfach mal die häufige Art ist. Will ich ja auch kennenlernen!
    Kiefer 7: Phlebiella cf vaga. Aber auch da muss man aufpassen, ein paar eher seltene Sachen mit so einem Aussehen könnte es schon noch geben.


    Pseudombrophila wäre natürlich schön. Wir werden sehen.
    Morgen mehr von all diesen Sachen. :yawn:



    LG, Pablo.