Frühjahrslorcheln (Gyromitra esculenta)

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 5.321 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von SandraB.

  • Hallöchen!


    Nach langem Suchen habe ich nun endlich auch mal Frühjahrslorcheln (Gyromitra esculenta) gefunden, nachdem ich letztes Jahr trotz großen Aufwandes vergeblich danach gesucht habe. Genau genommen habe ich sie gar nicht selbst gefunden, sondern ein lieber Pilz-Freund aus dem Forum hier, der in einem anderen Beitrag las, dass ich hier in Hamburg sehnsüchtig danach suche. Freundlicherweise hat er mich dann dort hingeführt. Vielen herzlichen Dank an Marcel Vega dafür. Gefunden wurden sie in Hamburg im Öjendorfer Friedhof.



    Ich habe sie dann auch sogleich mal mikroskopiert, um als Mikroskopie-Anfängerin meine Mikroskopiekünste zu üben. Leider hatte ich schon wieder Probleme bei der Präparatherstellung, da der Fruchtkörper extrem bröckelig war und immer beim Schneiden weggebrochen ist. Beim Stochern mit einer Kanüle/Präpariernadel wollte wiederum nichts daran haften bleiben. Hat jemand da Tipps?


    Sporenmaße habe ich 19,0 - 21,2 Mikrometer lang und 9,9 - 12,9 Mikrometer breit gemessen. Das passt.



    LG

    Sandra

  • SandraB

    Hat den Titel des Themas von „Frühjahrslorchen (Gyromitra esculenta)“ zu „Frühjahrslorcheln (Gyromitra esculenta)“ geändert.
  • Hallo SandraB,


    bei der ganzen Morchelversessenheit im Frühjahr sollte man nicht vergessen, dass auch G. esculenta nicht mehr so häufig ist wie vor Jahren. Ich hatte in den vergangenen fünf Jahren keinen einzigen Fund, obwohl die bei mir in der Gegend früher in Massen herum standen. Am vergangenen WE konnte ich auch mal wieder welche finden.

    Mit den Sporen hattest du wohl etwas Glück. Normalerweise sind bei solchen Junglorcheln selten welche zu finden.


    Liebe Grüße auch an Marcel, wenn du ihn mal wieder treffen solltest. Ich kenne ihn noch aus dem PilzePilze-Forum.


    Grüßlis Ingo

  • Hallo Ingo,


    der Fund war schon vor fast zwei Wochen. Ich habe die Lorchel solange (überwiegend im Kühlschrank) aufbewahrt. Als ich sie am Fundtag mikroskopiert habe, waren alle Asci noch "leer". Jetzt nach fast zwei Wochen sah das Ganze schon ganz anders aus. Manchmal muss man da wohl etwas Geduld haben.


    Gruß

    Sandra


    PS: Grüße werde ich ausrichten. Vielleicht liest er es aber auch selbst :-).

  • Servus Sandra,


    schöner Fund! Wenn du nur im Kühlschrank nachreifen lässt, ist aber nie ganz klar, ob die Sporenmaße passen. Lorcheln haben eben die für uns unangenehmne Angewohnheit, erst sehr alt richtig reif zu sein. Da gibt es schöne Untersuchungen aus Alaska, bei denen regelmäßig von Fruchtkörpern, die man stehen ließ, kleine Stücke entfernte, um die Sporen zu messen und zu dokumentieren, wie sich die Maße im Lauf des Reifens verändern.


    Ich selber habe in den letzten beiden Jahren "nur" Gyromitra bubaci bzw. Gyromitra esculenta var. bubaci gefunden. Deren Sporen sind bis 34 µm lang, nach Literatur teils bis 38 oder 40 µm. Leider werden Frühjahrslorcheln zu selten gut mikroskopiert.


    Langsam fängt man an, den Frühjahrslorchelkomplex etwas aufzudröseln. Es verstecken sich da mehrere Arten. Ich habe heute erst eine Gyromitra bubaci zum Sequenzieren verschickt. Mal schauen, ob es klappt und ne Sequenz zu machen ist.


    Deine Lorchel hat sehr kurze Sporen, was vielleicht am Nachreifen liegt. Mit dem Schneiden habe ich eigentlich gerade bei Lorcheln wenig Probleme. Du brauchst halt eine frische, unbenutze Rasierklinge, dann sollte es eigentlich gut gehen. Meist sind zu stumpfe Klingen schuld, wenn's mit dem Schneiden nicht klappt. Und dann die Klinge etwas ziehen, nicht nur durchdrücken. Du müsstest im Mikroskop die Kerne gut sehen können (mit Nucleoli) - man kann manche schon auf deinen Fotos erahnen. Ich würde nur die Blende etwas weiter öffnen. Schau's dir mal live im Mikroskop an. Du müsstest pro Sporen vier kleine Spiegeleier finden können (Kern mit Nucleolus).


    Im BMG-Forum habe ich einen Lorchelschlüssel, aber noch ohne Gyromitra inflata (aus dem G.-esculenta-Formenkreis - die Art murr ich bei Gelegenheit ergänzen). Den Link zu den Schlüsseln findest du in meiner Signatur.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Sandra,


    herzlichen Glückwunsch zum Fund der Frühlingslorcheln. Die suche ich auch verzweifelt, um sie zu fotografieren. Wahrscheinlich muss ich auch warten, bis sie mit jemand zeigt. Leider kenne ich bei Augsburg keine Morchelfreunde. Kann ja noch werden...

    Lustig übrigens, habe auch am 28.08. Geburtstag.


    Grüße Timm

  • Moinsen,


    da habe ich zu dem Thema doch das passende Profilbild ;)


    Timm: Suche in sandigen Kiefernwäldern, am besten liegt noch massig Rinde auf dem Boden (bzw. am Wegrand), dann wirst Du bestimmt fündig. Da sie gerne ruderalflächen mögen, so würde ich auf oder maximal neben den Wegen bleiben. Momentan findet man sie nördlich von Hannover recht häufig. Wenn sie dort rumstehen, dann in ganzen Nestern von bis zu 30, 40 Stück. Mein Rekord stammt dieses Jahr aus der Nähe von Maburg (Hessen) mit 60 Stück auf Kiefernrinde.


    SandraB: Wenn Dir die Lüneburger Heide nicht zu weit zum fahren ist, dann würde ich es dort proberien (unter der Voraussetzung, dass die Bodenfeuchte stimmt).


    Dass sie in den letzten Jahren eventuell weniger geworden sind, könnte einfach auch den wenigen Regen liegen. Das war mit Ausnahme 2017 so richitg zum :cursing:


    LG, Lütte

  • Danke! Hört sich interessant an. Ich werde sie mal natürlich reifen lassen und von der Stelle nochmal eine mitnehmen, wenn sie richtig alt geworden sind. Bin gespannt, ob dann auch längere Sporen zu sehen sind. Wenn sie zwei Wochen lang keiner weggenommen oder aufgefuttert hat, dann sollten sie in 2 weiteren Wochen ja auch noch da sein. Gestern waren sie immer noch nicht alt genug. Sie wachsen anscheinend sehr langsam.


    Gruß

    Sandra

  • Hallo Lütte,

    das klingt ja interessant, besonders das Vorkommen in Hessen. Meinst du Marburg, oder gibt es auch ein Maburg in Hessen? Marburg wäre nicht allzu weit von mir weg. (naja, immerhin doch 45km)

    Liebe Grüße

    Grüni/Kagi  ==Gnolm7


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  • Hallo zusammen,

    angestachtelt von Euren Funden habe ich heute auch mal eine mir bekannte Stelle in der Dresdner Heide besucht.

    Es waren auch ein paar Fruhjahrslorcheln zu finden, allerdings nur sehr wenige und auch sehr klein.

    Aber weniger hundert Meter weiter standen an zwei ehemaligen Holzlagerplätzen Dutzende von denen. In den beiden vergangenen Jahren wurden natürlich auch hier viele Bäume gefällt, vor allem eben Fichten und teilweise auch Kiefern. Und an alten Lagerplätzen scheinen die nun mehr als reichlich Futter zu finden.

    Leider hatte ich meine Kamera nicht dabei.

    Aber vielleicht fahre ich die Tage dort nochmal längs und reiche mal ein paar Bilder nach.

    VG Björn

  • Hallo,


    ich konnte die Frühjahrslorchel nur einmal bei Hornberg bewundern. Die hat wohl was gegen Kalk, oder könnte man sie auch auf der Alb in oberflächlich versauerten Ecken finden?


    Viele Grüße

    Ralph

  • Hallo Hassi,

    "nur" oberflächlich versauert reicht nicht. Der Boden muss auf jeden Fall sandig bis grobsandig sein, doch wo es auf der Alb oberflächlich versauerte Stellen gibt, ist der dortige Boden schwer, und es stehen dort Fichten und keine Kiefern.

    Ich selber muss auch knapp 100 Kilometer fahren, um eine Chance auf Frühjahrslorcheln live zu haben, weil sie auf unserem lehmig-tonigem Boden keine Chance haben.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo,


    Hallo Hassi,

    "nur" oberflächlich versauert reicht nicht. Der Boden muss auf jeden Fall sandig bis grobsandig sein, doch wo es auf der Alb oberflächlich versauerte Stellen gibt, ist der dortige Boden schwer, und es stehen dort Fichten und keine Kiefern.

    Ich selber muss auch knapp 100 Kilometer fahren, um eine Chance auf Frühjahrslorcheln live zu haben, weil sie auf unserem lehmig-tonigem Boden keine Chance haben.


    Bei uns in der Gegend gibt es fast überall, saure Kiefernwälder. Nur die geschotterten Wegränder sind nicht sauer und bringen entsprechende Arten hervor. Wenn aber mal eine Kiefer stürzt und die Humusschicht hebt, liegt drunter alles voll Sand. Trotzdem konnte ich bisher leider noch keine Frühjahrs-Lorcheln finden, nur Gyromitra ancilis. Ist natürlich immer Zufall so ein Fund, aber gibt es noch weitere, bekannte Faktoren?


    LG Thiemo

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    Sichere Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben!

  • Hallo Hassi, hallo Thiemo,

    ich habe die Frühjahrslorchel bisher nur in solchen "Kiefern-Sandkästen" gefunden, wo auch Grünlinge und Weißbraune Ritterlinge massenweise wachsen, wo du auf den offenen Stellen fast schon Beach-Volleyball spielen könntest und wo du dir nach dem Laufen den Sand aus den Schuhen schütteln musst. Also ganz konkret östlich von Nürnberg an der A6 oder in den kurpfälzischen Kiefernheiden auf aufgelassenen Militärübungsplätzen. Weil sie da jedes Jahr reichlich vorhanden sind, denke ich, dass dies das typische Habitat ist.

    FG

    Oehrling

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  • Hallo,


    ah ok, vielen Dank. Grünlinge gibt unser Habitat leider auch nicht her. Vielleicht mach' ich die nächsten Wochen mal einen Ausflug. :D

    LG Thiemo

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  • N'abend zusammen,


    ich war heute nochmal ein paar Bilder an einem der gestern erwähnten Standorte machen:


    Zunächst mal ein Übersichtsbild - es ist definitiv ein alter Holzlagerplatz, wo gerade wirklich viele FK stehen



    Es lagen überwiegend Fichten nach dem Einschlag dort, sicher waren auch vereinzelt Kiefern dabei.

    Der Boden ist aber definitiv sauer und sandig - ich kenne die Lorcheln auch nur von diesen Standorten.



    Hier stehen die Pilze wirklich direkt am Wasser (Entwässerungsgräben) der Waldwege - das ist leider nur ein weniger gutes Handyfoto



    Hier noch ein paar Einzelaufnahmen:






    Wie schon erwähnt scheinen die Frühjahrslorcheln derzeit vermehrt an den Standorten alter Holzpolter zu wachsen.

    Wobei 'alt' auch übertrieben ist - gemeint sind vielmehr die Lagerplätze von Fällung der letzten beiden Jahre. Im Wesentlichen Lagerplätze von Fichte und Kiefer.

    Wenn dort einmal ein Myzel mit untergemischt ist, kennen die Pilze kein Halten mehr.

    In der Dresdner Heide habe ich gestern bei einer kleinen Runde schon 4 solcher Standorte gesehen.

    Also ruhig mal solche Ecken absuchen - Fällungen von Fichte und Co. waren ja leider in letzter Zeit situationsbedingt überall sehr häufig. Möglicherweise spielt dort auch der Boden eine nicht so wesentliche Rolle - ist aber nur eine Theorie ;)


    einen schönen Abend

  • Hallo Björn,


    Super Fotos! Ich hatte am Samstag auch Lorcheln in der Heide, und zwar am Weg zum Pfeilhaus.

    Wenn Du öfter in der Heide unterwegs bist, lass uns doch mal ne Runde zusammen drehen.

    Gruss, Corne

  • Hallo Grüni/Kagi


    ja, ich meine das hessische Marburg :) Aber ich denke mal, dass Du wirklich nicht so weit fahren musst. Du brauchst wirklich nur sandigen Boden und Kiefern dazu. Wenn Du dennoch soweit fahren möchtest, die Stelle, welche näher an Dir dran wäre, ist der Wald rechter Hand, wenn man von Wehrda nach Goßfelden fährt. Beim Sandwerk parken und den ersten Weg nehmen, der den Berg hinauf führt. Dort standen sie (nördliche Ausrichtung, Süden war schon zu trocken) am Wegesrand. Ob sie da noch stehen, kann ich Dirnicht sagen, das es mittlerweile drei Wochen her ist.


    LG

  • Hallo Björn!

    Tolle Bilder und vielen Dank für die ergänzenden Tipps!


    lg

    Sandra