Servus beinand,
was ich gar nicht verneine: kurz mal Sporen einzuatmen ist sicher nicht tragisch (es sei denn, man hat sich bereits sensibilisiert). Ich denke aber, wenn ich in meiner Wohnung Austernpilze züchte, dann wohne ich ja da, wo die Pilze wachsen und sporulieren. Dann bin ichsogar länger als Profis den Sporen ausgesetzt. Erntet man die jungen Fruchtkörper, bevor sie zu sporulieren anfangen, dann passiert natürlich eh nichts, mangels Sporen. Weiß ich aber, dass Austernpilze potentiell problematisch sind, dann werde ich sie zum Beispiel ganz sicher nicht im Schlafzimmer züchten. Oder im Wohnzimmer. Oder im Badezimmer, weil es da so schön feucht ist. Im Keller, getrennt von der Wohnung, warum nicht? Aber falls sie stark sporulieren, dann ist eine Atemschutzmaske auch kein Problem.
Was Peter aber leider verschweigt (oder er liest einfach keine Antworten auf seine Beiträge): die zwei Fälle, die in dem medizinischen Artikel als Fallstudien erwähnt wurden, waren genau das: Hobbyzüchter,. Insofern verstehe ich das Zitat nicht ganz:
Das Risiko an den Sporen zu erkranken ist sehr(!) gering. Ich weiß nicht, wieviele Hobbykulturen alleine in Deutschland verkauft und in der Wohnung zum Fruktifizieren gebracht werden. Mir ist kein einziger Fall bekannt, dass von denen jemand an den Sporen erkrankt ist. Insofern halte ich Panikmache für überzogen.
Kein einziger Fall bezieht sich dann wohl auf Deutschland, denn dann wäre die Aussage ja stimmig. Ich kenne auch keinen Fall aus Deutschland. Ich habe aber auch keinen Zugang zu den medizinischen Akten aller Deutschen. Ich habe eigentlich gar keinen Zugang zu medizinischen Akten. Insofern kann ich gar nicht einschätzen, wieviele Fälle es in Deutschland gibt.
Sollte Peter Zugang zu den medizinischen Akten deutschlandweit haben, fände ich das hingegen sehr bedenklich. Da das aber eben nicht sein kann, ist seine Aussage für mich kein wirkliches Argument.
Ich finde es völlig legitim, die Meinung zu vertreten, dass man von keinem nennenswertem Risiko ausgeht. Aber bei der Begründung sollte man m.E. auf solche Scheinargumente verzichten. Nicht legitim finde ich, ohne Argumente einfach mit Keulen wie "Panikmache" anzukommen oder (wie im anderen Thread geschehen) das Thema lächerlich zu machen. Ich glaube nicht, dass Peter am Verkauf von Austernpilzzuchtsets Geld verdient und deshalb so argumentiert. Daher verstehe ich die Motivation eh nicht.
Mir ging es eigentlich auch vor allem darum, dass man sich bewusst sein sollte, dass es Probleme geben kann (Konjunktiv). Ich selber habe beispielsweise allergisches Asthma durch Pollen. Trotzdem habe ich keine panische Angst vor Pollen. Aber ich weiß, dass ich daheim im Haus weder Wildgräser noch Erlen züchten sollte und sie eben wenn, dann nicht zum blühen bringen sollte. Und was z. B. Ambrosia angeht, kenne ich die fatale Wirkung. Vor Ambrosia würde ich auch warnen.
Ich als Asthma-Patient sollte daher sicher auch keine Austernpilze indoors züchten. Man kennt die Antigene der Austernpilzsporen und mein Immunsystem reagiert bereits gegen mehrere Naturstoffe, die Antigene enthalten. Insofern besteht bei mir eher die Gefahr, dass ich mir noch eine Allergie zuziehen würde. Jetzt lese ich zum Glück Fachartikel und interessiere mich recht intensiv für die Materie. Deshalb würde ich keine Austern daheim züchten. Andere, die allergisches Asthma haben, wissen es aber vielleicht nicht. Auf den Zuchtsets ist auch kein Hinweis, keine Erklärung, gar nichts... Und das finde ich eben ein bisserl fahrlässig.
Wenn ich also davor warne, dass da etwas bekannt ist, dass es belegte Fälle gibt, damit jeder selber entscheiden kann, wie er oder sie Austernpilze züchtet und das durch Argumente versuche zu begründen, dann finde ich Aussagen wie "Panikmache" einfach keine feine englische Art. Ich wollte nur informieren und nicht Panik verbreiten.
Anderes Beispiel:
Ich warne seit vielen Jahren vor dem Verzehr von Kahlen Kremplingen. Lange war da auch das Argument, dass auch in Deutschland noch Kremplinge gegessen würden, aber es seien doch keine aktuellen Fälle bekannt, bei denen was passiert sei, üblich. Und schaut man sich die Statistik an (die man sich denken muss, denn es gibt keine erhobenen Daten), dann scheint es zu stimmen - es passiert nur sehr selten was. O.k., vor kurzem in Nürnberg... sollte hinlänglich bekannt sein.
Aber auch da haben mich, das gebe ich erhlich zu, argumentarme Zwischenrufe über Panikmache durchaus genervt. Man wolle nur armen Pilzsammlern Speisepilze madig machen. Ähnliches passiert, wenn man vor Schwermetallen in Pilzen warnt (Stichwort Agaricus, vor allem gilbende Arten). Auch da kenne ich den selben Tenor. Zu Studien, Inhaltsstoffanalysen, Wirkung von Cadmiumionen im Körper kein Wort, nur "wäre es gefährlich, wüsste man es, weil ja was passieren müsste". Und ich verstehe es ehrlich gesagt nicht. Auch da sollte es möglich sein, zu informieren, damit jeder sich selbst Gedanken machen kann. Und wenn man beispielsweise Pilzberater ist, sollte man auch wissen, welche Arten stark caesium- oder cadmiumbelastet sind (ersteres wg. Radioaktivität, letzteres wegen der unterschwelligen Toxizität). Ich kenne aber den Gegenwind, wenn man aus Fachliteratur zitiert.
Diese - sorry - Unkultur, statt zu diskutieren immer die gleiche Scheinargumentation zu bringen, findet man eben bei vielen Themen. Und wenn sich dann mal rausstellt, dass sich ein Risiko, das man früher annahm, als doch harmlos heraustellt, kommt dann "habe ich doch gesagt, habe ich schon immer gewusst, den Wissenschaftlern/Medizinern (beliebig ersetzbar) kann man nicht trauen, immer jagen sie eine neue Sau durchs Dorf".
Das bezieht sich alles nicht auf Peter, er hat hier ja nur auf die Austern reagiert. Verstehen kann ich seine Rhetorik dennoch nicht. Muss ich auch nicht. Es ausdrücken, dass mich sowas durchaus verstört, aber schon. Und ich denke, er hält das auch aus bzw. hoffe es. Ich meine es nicht böse und ich will ihm auch nichts Böses unterstellen.
Naja, wie auch immer. Ich gönne jedem die Zucht bei sich daheim. Und ich weiß, wie gut die Austern schmecken. Und ich kenne im Freundeskreis jemanden, der die Austernzucht aufgegeben hat, weil so viel wuchs, dass er / seine Familie gar nicht so viel essen konnten und sie irgendwann nicht mehr sehen konnten. Ach ja, das war im Garten, outdoor, wo sich die Sporen völlig ausdünnen und war auf Strohballen.
Liebe Grüße,
Christoph