Frage zur Täublingsregel & zur Giftigkeit von Täublingen

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 4.078 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Steigerwaldpilzchen.

  • Hallo liebe Pilzfreunde,


    ihr lest es schon im Titel, dass ich zwei Fragen zu den Täublinge habe. :)

    1. Zur Täublingsregel: Bei den Geschmacksproben erwische ich bisweilen Täublinge, die längere Zeit mild sind, dann aber eine wirklich nur sehr leichte Schärfe entwickeln. Ist das auch schon etwas, das man stehen lassen sollte, oder nehmt ihr solche Exemplare mit für die Pfanne?


    2. Mir sagte kürzlich ein bekannter Pilzsammler, unter den Täublingen gebe es, wie bei den Röhrlingen, keine stark giftigen Vertreter, sondern man könne sich maximal eine Magenverstimmung zuziehen, sofern man den falschen erwische. Würdet ihr dem zustimmen?

    Liebe Grüße!

  • 1. Zur Täublingsregel: Bei den Geschmacksproben erwische ich bisweilen Täublinge, die längere Zeit mild sind, dann aber eine wirklich nur sehr leichte Schärfe entwickeln. Ist das auch schon etwas, das man stehen lassen sollte, oder nehmt ihr solche Exemplare mit für die Pfanne?

    Hallo Lubeca,

    ich sammle nur Täublinge die sicher bestimmt sind zum essen, da findet man genug ohne Experimente.


    2. Mir sagte kürzlich ein bekannter Pilzsammler, unter den Täublingen gebe es, wie bei den Röhrlingen, keine stark giftigen Vertreter, sondern man könne sich maximal eine Magenverstimmung zuziehen, sofern man den falschen erwische. Würdet ihr dem zustimmen?

    Vor ein pssr Jahren Jahren gab es im Münchner Raum mal eine Vergiftung mit dem Satansröhrling die fast tötlich verlaufen wäre wegen sehr viel Flüssigkeitsverlust,

    viele Grüsse

    Matthias

  • Hallo lubeca,


    es gibt durchaus Leute, die leicht bittere Täublinge noch sammeln, wie den Ockertäubling. Die kann man dann gut mit viel Currypulver zubereiten, dann weiß man beim Essen nicht mehr, woher das leichte Kratzen kommt ;)


    Richtig scharfe Täublinge wie der Stachelbeertäubling können aber eine Entzündung der Magenschleimhaut auslösen, das ist dann schon nicht lustig, diese Pilze sind als giftig zu bezeichnen.

    Wie immer: die Dosis macht das Gift.


    Wenn Du also zu Kriegszeiten Deine sieben hungrigen Kinder durchfüttern musst, kannst Du auch in kleiner Menge leicht schärfliche Täublinge verarbeiten.

    In den aktuellen Zeiten solltest Du aber nie das Ziel aus den Augen verlieren, dass es darum geht, ein positives Geschmackserlebnis zu erzielen, das wird Dir mit bitteren oder schärflichen Arten nicht gelingen.


    Grüße,


    Wolfgang

  • Hi.


    Ich kann die Frage gut nachvollziehen, denn die meisten Griseinae, die ich hier finde (meistens keine Frauentäublinge), sind, insbesondere jung, in den Lamellen durchaus schärflich. Mit der strikt angewandten Täublingsregel würden die alle stehen bleiben. Ich nehme die ab und an aber schon für die Pfanne mit. Gebraten ist davon nix mehr zu merken. Also geht die Antwort meinerseits eher in Richtung "kommt drauf an". So grob weiß ich schon wo die hingehören aber ich mikroskopiere die Pfannenpilze nicht immer durch um zu wissen ob ich da nun beispielsweise R. grisea, R. parazurea oder R. ionochlora futtere.



    LG.

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
    Posts sind nicht als Essensfreigabe zu verstehen. :-]

  • Hallo zusammen,

    so richtig lecker sind nur wenige der milden Täublingsarten, die recht häufig und gut kenntlich sind und die man durchaus auswendig lernen kann:

    Frauentäubling, Fleischroter Speisetäubling, Grüngefelderter Täubling, Violettstieliger Pfirsichtäubling, Orangeroter Graustieltäubling, Apfeltäubling. Vielleicht noch Brauner Ledertäubling und Grüner Speisetäubling, wenn man die entsprechende Erfahrung hat. Einzig die hätte ich im Auge, wenn es um das Essen von Täublingen geht. So erspart man sich das ständige Probieren-Müssen nebst Erwischen von scharfen Täublingen und "Brandblasen" an der Zunge.

    Organgiftig ist wahrscheinlich kein hiesiger Täubling, aber bei der Schäfe einiger Arten gehört das üble Magendrücken mit anschließendem Erbrechen zum Selbstschutz des Körpers dazu. Ähnliches erleben ja viele, die ungesalzenen scharfen Rettich essen und das hinterher mit ganz ähnlichen Magenbeschwerden büßen. In diesem Sinne sind manche scharfe Täublinge schon "giftig".

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    ich würde R. claroflava und R. graveolens agg. noch als wohlschmeckend in den Ring werfen.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Ja, dann wird es freilich immer schwieriger mit dem Auswendiglernen und Nicht-probierenmüssen

    FG

    Oehrling.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Ja, den nehmen wir noch dazu. Schmeckt lecker und ist im Wald leicht zu erkennen.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Dann sind es ja doch schon einige Arten, die hier zusammenkommen. :)
    Die muss man auch alle erstmal makroskopisch sicher erkennen können, um benennen zu können, welche Art man da genau verspeist! Daher fand ich die Täublingsregel für mich bisher sehr hilfreich. Auch wenn das Putzen von einigen, wie Craterelle schon sagt, in der Tat etwas mühsam ist8o

    Liebe Grüße!

  • Ich möchte die Frage noch etwas erweitern: meine Sorge ist weniger die zu erwartende Magenverstimmung bei schärflichen Arten als die mutagene, krebserzeugende und blutzersetzende Wirkung der beiden darin erhaltenden Gifte Velleral und Necatoron. Diese Gifte könnten ja in geringen Mengen auch in leicht oder gar nicht schärflichen Arten enthalten sein. Weil mir hierüber nichts bekannt ist, esse ich Täublinge nicht mehr ganz so häufig, obwohl sie mit Abstand meine Lieblingspilze sind. Und meine Tochter bekommt von mir nur Pfifferlinge serviert, die ja erwiesenermaßen gesund sind.


    Herzliche Grüße

    Pilzfreund77

  • Hallo,


    die Dosis macht das Gift. Man ist ja nicht jeden Tag Wildpilze in großen Mengen. Wobei manche das ja hinbekommen, wie man an den Todesfällen durch den Grünling gesehen hat. Kiloweise würde ich auch keine Pfifferlinge essen.

    Genaugenommen gibt es bei krebserregenden Stoffen keine Untergrenze der Giftigkeit. Selbst kleine Mengen können, wenn man Pech hat, ausreichen. Das ist das berühmte stochastische Risiko. Das haben wir aber überall. Wer das konsequent minimieren will darf auch nicht mehr im Sommer Fleisch grillen (Benzpyrene). Oder wilde Champignons (Agarithin, Schwermetalle). Vom Rauchen brauchen wir erst gar nicht reden. Noxen gibt es reichlich. Unser Körper ist zum Glück sehr regenerationsfähig, man darf es wie in allen Punkten bloß nicht zu sehr ausreizen.


    Bisher wurde in den milden Arten noch nichts derartiges entdeckt. Die einzigen milden Sprödblättler welche gastrointestinale Problem verursachen können sind der Maggipilz und der Rotstielige Ledertäubling.

    LG Thiemo

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Sichere Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben!