Beiträge von Wolfgang P.

    Hallo an alle,


    der Post ist ja eigentlich schon alt, aber für eine Bestimmung würde ich mich immer noch nach dem Schlüssel von Skrede richten.

    Ein reiner Bildvergleich im Internet, ohne die Bestimmungsmerkmale zu nennen, führt wohl nicht zum Ziel.


    http://www.ascofrance.fr/uploads/forum_file/HELVELLA-EUROPE-Persoonia39-Skrede-201-253-0001.pdf


    Leider zeigen die Bilder nicht wirklich genug Details und Variabilitäten der Fruchtkörper, um den Hut eher als als "becherförmig bis planar" oder als "unregelmäßig gelappt" zu erkennen. Der vordere und der im Hintergrund sehen becherförmig aus, und damit (und mit den unverzweigten Stielrippen) käme man mit Skrede schnell 1 --> 2--> 3--> 4--> 11 zu Helvella philonotis.


    Geht man bei 3 -->16 den anderen Weg, verliert man sich irgendwo mit immer feiner abgegrenzten Hutformen.


    Gruß,


    Wolfgang

    hi Bernd,

    das ist korrekt: Auf der Südhalbkugel haben wir gerade einen kurzen Kälte-Peak, während der globale Durchschnitt dieses Jahr recht stabil 0.8 Grad über dem langjährigen Mittel liegt. Also muss es irgenwo viel wärmer sein als der Durchschnitt, das ist Statistik.


    http://www.karstenhaustein.com/climate


    Europa und das westliche Mittelmeer sind aber auch in den Modellierungen (ja ich weiß das denen nicht jeder vertraut) auch langfristig doppelt so stark vom Klimawandel betroffen wie der globale Durchschnitt. Bei einer globalen Erwärmung von 3 Grad (auf die wir zusteuern) werden das bei uns also 6 Grad werden.


    Das wird die Deutschen im aktuellen politischen Klima erst dann betroffen machen, wenn es zu warm ist um Hopfen anzubauen :P


    Wolfgang

    Hi Christopher,

    Diese ganzen Modellierungen kann man - überspitzt ausgedrückt - in die Tonne kloppen.

    Den Einfluss von CO2 in der Atmosphäre hat schon Arrhenius 1896 weitgehend korrekt vorhergesagt. Ja, im Detail wird's schnell sehr komplex, aber die Grundaussage ist klar und eindeutig.

    Schauen wir mal wie sich das ganze in den kommenden Jahren weiter entwickelt.

    Nur Abwarten halte ich für keine angemessene Reaktion.

    Aber wir werden hier wohl keinen gemeinsamen Nenner finden


    Gruß,

    Wolfgang

    Hi Christopher,

    Es gibt keine Hotspots beim Klimawandel.

    Richtig ist natürlich, dass gerade das Oberrheingebiet auch ohne Klimawandel wärmer war als anderswo.


    Aber die relative Erwärmung ist auch stark ortsabhängig. Hier eine Grafik des Umweltbundesamtes 2021:



    https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/kwra2021_teilbericht_zusammenfassung_bf_211027_0.pdf

    https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2546/bilder/hotspots.jpg


    natürlich bedingt durch das aktuelle Ausklingen einer Kälteperiode

    Mit den Milankovic-Zyklen kann man die aktuelle Erwärmung nicht erklären (auch wenn sie natürlich für die letzten Kaltzeiten verantwortlich waren)

    Nochmal eine Grafik vom Umweltbundesamt:


    Beobachtete und künftig zu erwartende globale Klimaänderungen
    Die Veränderungen im globalen Klimasystem haben seit 1950 rapide zugenommen und sind beispiellos im Vergleich zu den vorherigen Jahrtausenden. Der menschliche…
    www.umweltbundesamt.de


    Gruß,


    Wolfgang

    Am Ende bleibt aber auch die Frage, wenn es eh ein und die selben Verbindungen in den Täublingen sind, die zur Farbreaktion führen, dann bekommt man auch vermutlich keine zusätzliche Aussage durch andere Metallsalze......

    Ich glaube sogar, dass es kein Zufall ist, dass gerade die Heringstäublinge, die nach Trimethylamin stinken, eine stark grüne Eisen(II)-Reaktion haben. Für Geruch und Farbe könnten die identischen Aminoverbindungen verantwortlich sein.


    Ob ansonsten hinter orange oder rosa eine unterschiedliche Chemie steckt, wäre zu untersuchen - falls ja, könnten andere Metallsalze einen besser sichtbaren Farbunterschied zeigen.


    Gruß,


    Wolfgang

    , da in für die Redoxreaktion des Eisen(II) nötigen Stoffe ggf. nicht mehr vorhanden sind.

    Hallo an alle, mir ist nicht bekannt, dass der genaue Mechanismus der FeSO4-Reaktion publiziert wäre, aber die chemische Intuition sagt mir, dass es nicht um eine Redoxreaktion gehen kann, sondern um eine Komplexbildung mit Aminen.

    Da können kleine chemische Unterschiede zu ganz anderen Licht-Absorptionen führen, und das wieder zu den bekannten Farbunterschieden von grün vs. rosa-orange.


    Man müsste mal mit den benachbarten Elementen spielen, wie sich die Täublingsarten mit Cobalt- oder Nickelsalzen verfärben.


    Wolfgang

    Hallo Carolin,

    willkommen in der Täublingshölle ;)


    Was mit der FeSO4-Reaktion passiert, wenn man einen Stiel erst trocknet und dann wieder wässert, weiß ich nicht genau. Hebe Deine Funde künftig besser im Kühlschrank in einer Tupperdose auf, während Du auf Bestimmungstipps im Forum wartest. Ich glaube, FeSO4 ginge auch am Exsikkat, aber ohne vorheriges Verwässern. Hier müssten mal ein paar andere Russulologen einspringen und mich korrigieren...


    Meine Erwartung wäre aber, dass sich die Reaktion nicht komplett umkehrt. Dann würde eine blaugrüne FeSO4-Reaktion zu einem Heringstäubling (dafür wäre die Spp-Farbe zu hell), oder bestenfalls noch zum Frauentäubling führen. Seltsam.


    Hättest Du die Chemikalien für Dermatozystiden, also Vanillin und Schwefelsäure? Sie ohne Färbung zu erkennen, ist eher schwer. Dann also einen Tropfen H2SO4 (65%) auf den Objektträger, und so lange Vanillinkristalle darin auflösen, bis die Lösung kräftig gelb ist. Dann ein Stückchen (trockene) Huthaut rein, Deckglas drauf und gucken. Wenn's geklappt hat, ist alles pink und unscharf. In der Huthaut sind dann aber schwarze "Würmchen" zu sehen. Das sind die Dermatozystiden, die septiert sein können oder nicht, und/oder kopfig oder zylindrisch.


    Falls Deine erste mikroskopische Täublingsbestimmung scheitern sollte, nimm's nicht so schwer - das geht vielen so, es gibt nicht umsonst ganze Täublings-Wochenkurse von den Kursanbietern. Einfach abwarten, bis am Standort ein frischer Fruchtkörper erscheint, und die Schritte nochmal alle an einer optimalen Kollektion wiederholen.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo Carolin,

    guter Start!


    Versuch' doch mal, das FeSO4 nicht auf den ganz unverletzten Stiel zu bringen (es sieht ja auf dem Foto quasi wie ein aufsitzender Tropfen aus, da fehlt der Kontakt zum Fleisch), sondern in die aufgekratzte / angeschabte Stielrinde einmassiert.

    Und dann wären Sporen in Melzer bei 1000x ja auch recht wichtig für die Bestimmung.


    Vom Foto würde es mich jetzt nicht wundern, wenn R. ionochlora 'rauskommt, aber das sollte ja die systematische Bestimmung ergeben.


    PDS ist leider bei Täublingen nicht das optimale Bestimmungswerk.


    Grüße,


    Wolfgang

    Könnte jemand auch ohne Kenntnis der Gattung und der Art sagen, daß meine "Keule" keine Zystide, sondern eine Basidiole ist? Woran würde derjenige das festmachen? Oder weiß man das nur dann sicher, wenn man weiß, wie die Zystiden auszusehen haben?

    mein Posting von eben auf Deinen Fall angewendet: Du zeigst eine Zelle, die aussieht wie Basidiolen bei 90% der Basidomyceten eben so aussehen. Daher hätte ich auch ohne Kenntnis der Gattung auf eine Basidiole getippt.

    Besser ist aber, Du zeigst einen Ausschnitt eines Lamellenschnitts, auf dem die unterschiedlichen Zell-Arten zu sehen sind.


    Gruß,

    Wolfgang

    Zystiden erkennst du daran, dass sie keinen lichtbrechenden Inhalt haben.

    Diese "Regel" möchte ich nicht unwidersprochen stehen lassen, damit sie sich nicht im Hirn festsetzt.


    Prominente Gegenbeispiele sind z.B. Lactarius, Pholiota, ich könnte noch ein Dutzend weitere nennen. Bei Corticiaceen haben sie als "Gloeozystiden" sogar einen eigenen Namen.


    Bei Licht betrachtet ist es gar nicht sauber definiert, wo die Grenze zur Zystide läuft. Sie muss dem Hymenium entspringen (nicht der Trama), und deutlich von Basidiolen differenziert sein.


    Was ist aber "deutlich"?


    Das ist einfach, wenn sie einen Kristallschopf oder Gelkopf haben, dickwandig sind, ganz anders geformt sind, weit über die Basidien herausragen, und so weiter.


    Die strittigen Fälle gibt es aber eben auch.


    Gruß,


    Wolfgang

    Die Eingabe von Funden, die erst zu Hause bestimmt und mikroskopiert werden, werden wohl weiterhin auf Quadrantenbasis einzugeben sein. Oder notiert sich jemand tatsächlich für solche Funde alle Koordinaten vor der Bestimmung?

    Das könnte die Software aus den Exif-Daten des Standortfotos auslesen.

    Jetzt beginne ich zu träumen ;)


    Aber man kann auch - heute schon - den Fundort auf einer Karte anklicken. Das ist immer noch genauer und bequemer als einen MTB-Quadranten zu ermitteln und einzutippen.

    also kann sich dann Hinz und Kunz zu Fundstellen von Königsröhrling und Kaiserling per GPS führen lassen

    Das wurde in der Pflanzenkartierung so gelöst, dass man bei sensiblen Arten in der öffentlichen Anzeige eine Fundortunterdrückung einschalten kann. Dann wird z.B. bei Frauenschuh nur ein Areal angegeben. Für wissenschaftliche Zwecke können aber die exakten Daten aus der Datenbank verwendet werden.

    wobei ich den Schutz von B. edulis und L. scabrum nicht so recht nachvollziehen kann

    Naturschutzfachlich kann das niemand, und es wurde auch nicht von Menschen mit mykologischem Sachverstand beschlossen.

    Es ging vermutlich eher darum, eine schärfere juristische Waffe gegen kommerzielle Steinpilz-Plünderer in der Hand zu haben. Weil die das Wild aufschrecken?


    Gruß, Wolfgang

    Manmal träume ich und stelle mir eine Eingabemaske zur Pilzkartierung auf der Homepage der DGfM vor. Dort (und nur dort) kann der Kartierer Daten nach einheitlichem Standard eingeben, wenn er für die Kartierung zugelassen(!) wurde.

    Tatsächlich hat die DGfM davon geträumt, dass es EINE Eingabemaske beim Rote-Liste-Zentrum gibt, die von der DGfM fachlich betreut wird. Denn es ergibt keinen Sinn, wenn für jede Organismengruppe eine eigene Software programmiert und betrieben wird. Nur die zu erfassenden Merkmale und die Kartierer unterscheiden sich.

    Eine dazu passende App braucht es aber auch, denn im 21 Jahrhundert muss man von Punktkartierung und Bilddokumentation als Standard ausgehen, und niemand gibt GPS Koordinaten per Hand ein. Messtischquadranten haben ausgedient.


    Leider hat das Umweltbundesamt dann jahrelang verzögert, und die Lücke wurde von verschiedenen Anbietern gefüllt. Daher jetzt der Zoo an Tools.


    Wolfgang

    Hi Andreas,

    Um sicherzustellen, dass Du in der richtigen Gattung bist, müsstest Du doch mal die Huthaut ansehen.

    Damit wird in der Funga Nordica auch das centunculus-Aggregat von sumptuosa getrennt.

    Beide haben danach eine HDS aus liegenden Hyphen mit aufsteigenden Pileozystiden, bei centunculus flaschenförmig bei sumptuosa kopfig.


    Was besseres fällt mir aber auch nicht ein.


    Grüße,


    Wolfgang

    Ein weiterer Aspekt, der mich interessieren würde, ist, ob die Daten irgendwie geprüft werden. es gibt ja sicherlich eine gewisse Fehlerquote.

    Das ist ein Problem bei allen Kartierungs-Tools. Überall sind auch massenhaft Fehlbestimmungen dabei.

    Bei der DGfM gibt es Landeskoordinatoren, die die Daten ihres Bundeslandes im Blick haben sollen, aber für eine lächerliche Ehrenamtspauschale von 200€/Jahr kann man nur die allergrößten Schnitzer ausbügeln, indem man den Finder einer angeblichen Rarität mal dazu befragt.

    Bei Mushpits gibt es immerhin ein Foto dazu, das einen ersten Anhaltspunkt geben könnte.

    Man kann nur hoffen, dass die vielen richtigen Fundmeldungen von guten Kartierern für eine korrekte Statistik sorgen, auch wenn die einzelnen Ausreißer dabei sind.

    Wolfgang