Riesenbovist

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.069 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von matthias0.

  • Moin,


    Boviste, vor allem Kartoffelboviste, die kennt man ja, aber einen Riesenbovist habe ich bisher immer nur in Videos und in Büchern gesehen, bis zum letzten Samstag. Eigentlich wollte ich in einen anderen Wald, aber es kam etwas privates dazwischen, daher bin ich nur im Ort in einem kleinen Waldstück spazieren gegangen. Da gibts überwiegend Buchen und Kastanien, ein paar andere Bäume. Großartig brauchbares hab ich da nie gefunden, außer wurzelnde Bitterröhrlinge, die sehen zwar schön aus, aber das wars dann auch. Im Wald sind mehrere freie Stellen, ein Grillplatz und ein Bolzplatz. An einigen Stellen mäht die Stadt gelegentlich, bzw. lädt Rasenschnitt ab oder geschreddertes. Und auf einmal seh ich da von weitem was großes weißes. Und siehe da, einer war etwa so groß wie ein Handball, mehrere etwa die übliche Kohlrabigröße, ein paar kleinere etwa in Tennisballgröße. Farblich fast weiß außen, ganz leicht beige. Innen komplett weiß. Rochen relativ intensiv pilzig beim anschneiden, recht streng, was sich nach ein paar Stunden etwas verlor, wenn die Stellen antrockneten. Maden Fehlanzeige bei allen 4, die ich mitgenommen hatte. An den Fraßstellen ein Geruch, den ich kannte, es roch ähnlich wie wenn man Spiegeleier gebraten hat, dieser Geruch von knusprigem Eiweiß. Kein Stiel, Verbindung zum Boden relativ klein, 1 - 1,5 cm mit weißen Myzelfäden. Haut ließ sich leicht entfernen, fast als ob man eine Mandarine pellt, habs mit dem Messer gemacht. Farbe an den Fraßstellen auch etwas beige, aber kaum vom Rest unterschiedlich. Nach eingehener Bestimmung, allein der Größe wegen, defintiv Riesenbovist. Bin dann noch einmal zurück und habe ein zwei ganz kleine entnommen und zerschnitten bezüglich des Risikos kleinerer kugeliger Knollenblätterpilze und ähnlichem und habe das mit der Lupe angeschaut, nichts zu sehen, auch keine minimalen Gelbfärbungen, wie bei ganz jungen Kartoffelbovisten. Alles ganz weiß. Also den größeren in Scheiben geschnitten und paniert und mit reichlich Olivenöl in die Pfanne.

    Fazit: Sehr lecker. Das ist ja was für mich. Roch wie Schnitzel braten. Konsistenz nach dem braten, erstaunlich saftig, erinnerte an ein sehr weiches saftiges Schnitzel bzw. einer dieser veganen Alternativen. Grillkäse wär auch ein Vergleich. Habs gewürzt mit Salz und Pfeffer und Zitrone, wie Schnitzel auch. Mit den Arten werd ich mich mal als nächstes beschäftigen, Boviste, neben den Röhrlingen. Da gibts einige essbare, die ich mal probieren möchte. Z.b. den Flaschenstäubling, da kenne ich viele Stellen. Andere Arten habe ich auch schon gesehen, aber bisher nie genau bestimmt, außer die üblichen Kartoffelboviste, die wachsen hier an jedem Wegrand.

    Meine Eltern berichteten mir von einer Wiese im Nachbardorf, mit Tannen und älterem Streuobst, auch abgeholzte Bäume, da wären immer welche gewesen, die bald so groß wie Basketbälle wären. War wohl nix, Wiese weg dank Neubaugebiet. Aber meine Eltern kennen die auch, hätte ich nicht gedacht, die hatten die früher immer gegessen, wenn wenig Fleisch verfügbar war oder wenig Geld, in den 50ern.

    Ob man die auch marinieren kann wie ein Nackensteak und dann auf dem Grill machen kann? Wie Gulasch soll ja auch gut sein, ich bin gespannt, den Wald werd ich da mal exakt durchsuchen, ist ja nicht so groß, da sind bestimmt noch mehr...vielleicht.


    LG

    Daniel

  • Hallo Daniel!


    Dieses Jahr habe ich auch schon mehrere Riesenboviste gefunden. Wenn Du etwas tiefer in die kulinarischen Möglichkeiten des Riesenbovists einsteigen möchtest, empfehle ich Dir diesen ausführlichen Bericht:


    The Giant Puffball – Nordic Food Lab Archive


    Leider in englischer Sprache, aber allem Anschein nach haben die sich speziell mit dem Riesenbovist intensiv beschäftigt.

    Hier im Forum gibt es geteilte Meinungen über die kulinarischen Qualitäten. Böse Zungen behaupten sinngemäß


    sieht aus und schmeckt wie Styropor.


    Grüße,


    Frank

  • Toller link, Frank.:thumbup:

    Das muss ich nochmal ganz in Ruhe studieren.

    Ich finde die "Riesen" übrigens lecker, wie ich auch hier schrieb.

    Fazit: Sehr lecker. Das ist ja was für mich. Roch wie Schnitzel braten. Konsistenz nach dem braten, erstaunlich saftig, erinnerte an ein sehr weiches saftiges Schnitzel

    Da gehe ich mit Daniel konform!

    Böse Zungen behaupten sinngemäß sieht aus und schmeckt wie Styropor.

    Also.

    Jemanden, der weiß wie Styropor schmeckt, kann ich bei den Pilzgourmets einfach nicht ernst nehmen.:D


    LG, Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

  • Hallo Nobi,

    Jemanden, der weiß wie Styropor schmeckt, kann ich bei den Pilzgourmets einfach nicht ernst nehmen.

    da gebe ich Dir recht. Die schmecken eher wie mit Sahne verfeinerter Bauschaum :grofl: .


    VG Jörg

  • Hallo,


    ich empfehle, mal folgenden Versuch zu machen:


    Man nehme einen Bierdeckel (Bierfilz), darf gerne schon gebraucht sein, und lege ihn für angemessene Zeit in Wasser. Gesundheitsbewusste Personen und solche, die gegen Schleichwerbung sind, bevorzugen unbedruckte Exemplare.


    Die Kartonscheibe vom überflüssigen Wasser befreien, indem man sie mehrfach mit den Händen in alle Richtungen bewegt und durch gleichzeitiges Verdrehen etwas auflockert. Die einzelnen Zellschichten erhalten so eine luftigere Konsistenz. (Kalorienbewusste Personen schwören auf eigenhändig in Form geschnittene Wellpappe.)


    Dann mit Mehl, Ei (gewürzt mit anständig Salz und Peffer) und Semmelbröseln panieren und im Anschluss in heißem Butterschmalz goldgelb ausbacken. Im vorgewärmten Teller mit Petersiliendeko und Zitronenscheibchen servieren.


    Wenn man seinem Gast ein Farbbild vom Riesenbovist neben den Teller legt und stolz von den heutigen Frischfunden berichtet, dürfte das Geschmackserlebnis vollkommen sein.


    Kulinarische Grüße :giggle:

    Peter

  • hallo Peter,
    mangels geeigneter Bierdekel und Bovisten kann ich gerade keinen Vergleichstest machen.
    (ich wage zu vermuten, dass der Bovist doch besser scheckt)

    Den letzten Riesenbovisten habe ich als nicht so schlecht in Erinnerung.

    Will sagen, wenn ich mal wieder einen schönen, jungen finde, werde ich den auch wieder in die Pfanne hauen.
    Aber mehr als ein mal im Jahr brauche ich das nicht.

    Gruß

    Alis

  • Hallo,

    vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Ja da gehen die Geschmäcker sicher auseinander. Ich find ihn lecker und werd den auch nochmal auf eine andere Weise zubereiten, der Link ist sehr interessant. Also ich kann die Geschmacklosigkeit so defintiv überhaupt nicht bestätigen. Ich habe an allen 6 gebratenen Stücken, zusammen ca. 200 g, die hatten etwa so die Größe von Chicken Nuggets, einen deutlich wahrnehmbaren Fleischgeschmack gehabt. Das ist, so wie ich es denke, wegen dem hohen Eiweißanteil dieser Art. Bei manchen Linsen ist das auch so, insbesondere bei diesen grün-braunen. Einige Arten enthalten, so meine ich das einmal gelesen zu haben, auch etwas höhere Mengen natürliches Glutamat, was den Geschmack sicher auch beeinflußt. Na und wenn hier im Ort die keiner weiter mag, denn die standen ja offensichtlich am Weg, nicht zu übersehen, na umso besser, bleibt mehr für mich:giggle:. Naja Gemüse ist teuer geworden:).


    Gruß

    Daniel

  • Also das mit dem Styropor, dem Bauschaum erinnert mich ganz stark an Softeis auf dem Schützenfest, das mit dem getrockneten Pils auf der Pappe an den Geruch da am frühen Morgen, wenn man immer noch da sein sollte:giggle:.

  • Hallo Daniel,

    ich konnte letzte Woche auch endlich meinen ersten Riesenbovist probieren.

    Ich fand den in jedem Fall lecker - gern mehr davon! :)

    Für's erste war eine schlichte Zubereitung ausreichend,

    der Geschmack war so völlig in Ordnung für mich.


    Hatte schon ab und zu mal einen gesehen, aber die Gelegenheit ergab sich vorher nie.

    Oft waren sie beim Fund zu alt.


    Surely it is our responsibility to do everything within our power to create a planet

    that provides a home not just for us, but for all life on Earth.”


    David Attenborough

  • Also.

    Jemanden, der weiß wie Styropor schmeckt, kann ich bei den Pilzgourmets einfach nicht ernst nehmen. :D

    Hallo Nobi,

    als Schnitzel paniert hat der Riesenbovist eine schöne Konsistenz und schmeckt auch,

    Als Schmorgericht kriegt er eine Konsistenz als ob man auf Styropor beisst, hat mir beim ausproboeren gar nicht zugesagt

    viele Grüsse

    Matthias