Verschiedene Pilze aus dem letzten Jahr

Es gibt 24 Antworten in diesem Thema, welches 5.106 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Stefan..

  • Hallo liebe Pilzgemeinde,


    ich bin gerade dabei meine etlichen Pilzbilder aus dem letzten Jahr in Gattungen zu sortieren. Mein größter Ordner heißt "Unbekannt" und aus diesem Grund habe ich mir sechs Pilze herausgesucht um etwas mehr Gewissheit zu bekommen. Über Geruch und Sporenpulver kann ich keine Auskunft geben, mehr als die Bilder habe ich auch nicht mehr. Nur beim ersten habe ich eine Vermutung, bei den anderen keine Ahnung.


    1. Laccaria Laccata?



    2. Pholiota oder Cortinarius?



    3. Erst dachte ich Lepiota. Aber keine freien Lamellen und das schwarzes Sporenpulver am Stiel sprechen dagegen...



    4. ???



    5. ???



    6. ???



    Vielen Dank für eure Hilfe :)


    Grüße

    Stefan

  • Hallo,

    ..und Nummer 3 istder Tränende Saumpilz Lacrymaria lacrymabunda.

    Ja , Nummer 1 ist einer der Rötlichen Lacktrichterlinge.

    Gruß

    Norbert

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    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

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  • Servus Stefan,


    wie teils schon geschrieben wurde:


    1) Laccaria spec., sieht aber nicht nach Laccaria laccata im engen Sinn aus. Im weiten Sinn klar, einer der fleischfarbenen


    2) Pholiota


    3) Lacrymaria lacrymabunda


    4) Paxillus involutus, für mich im engen Sinn (Sporenpulverfarbe schadet da aber nie)


    5) Pholiota


    6) Gymnopilus penetrans


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,


    kann Gymnopilus penetrans so "gesägte" Lamellen haben, oder ist das eine Mißbildung/Alterserscheinung/Fraßspur?

    Liebe Grüße

    Grüni/Kagi  ==Gnolm7


    120 Pilzchips


    (Stand Nov. 2021=117 -15 Einsatz APR 2021 +4 1000. Beitrag APR +4 Ü200 Punkte im APR +4 Segmentwette =114 (Stand Nov. 2022) -15 Einsatz APR 2022 =99 +5 Gewinn aus Wette mit Suku =104 +5 9.Platz APR 2022 =109 +3 Gnolmkultur-Bonus APR 2022 =112 +7 Zieleinlaufswette APR 2022 =119 -15 Einsatz APR 2023= 104 +4PC Plazierungswette APR23 +3PC Platz 11APR23 +Teamwork-Phahl 3PC +Landungswette APR23 3PC +Gnolmgeschichtenbonus 3PC = 120PC Stand 07.01.24)


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    Meine Zeichnungen und Fotos sind außerhalb dieses Forums
    nicht ohne meine vorherige Genehmigung zu verwenden!


    Grünis/Kagis verrückte Pilzwerkstatt

    Pilze an ungewöhnlichen Orten finden!

  • Servus Grüni,


    typisch ist es sicher nicht. Ich vermute mal einen Befall. Die Flecken auf dem Hut (nicht nur die Lamellen flecken, eigentlich fleckt der ganze Pilzm weshalb Clemencon auch als Namen Gefleckter Flämmling vorgeschagen hat) und die Farben finde ich typisch. Da stören mich die Schneiden dann weniger, vor allem, wenn es so unregelmäßig ist, nicht alle Lamellern betrifft.


    Ich finde es aber auch sehr gut, immer genau hinzuschauen. Daher finde ich das Nachfragen super. Ich sehe darin eine Missbildung (Virus oder anderer Befall?!).


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Echt super hilfreich Eure Antworten :)

    Von einem Saumpilz habe ich bisher noch nichts gehört, der ist direkt in einen neuen Ordner gekommen.


    Den Kahlen Krempling hatte ich zuvor schon ein paar mal in der Hand, konnte ich hier aber nicht mehr zuordnen. Bei Nummer 5 bin ich überrascht, das dieser auch ein Schüppling sein soll. Christoph, ich hab in deinem Buch nach Pholiota geschaut und festgestellt, dass scheinbar die Gattungsbeschreibung nur bei Kuehneromyces zu finden ist, nur mit dem einzigen Unterschied, das Pholiota auch jung Lamellen mit Gelbtönen haben kann. Trotzdem finde ich es schwer ohne jegliche Schuppen diesen Pilz zu den Schüpplingen zuzuordnen.


    Bei gefleckten Lamellen kenne ich bisher auch nur den geflecktblättrigen Flämmling. Aber wie Grüni/Kagi schon erwähnt haben, bin auch ich von den gesägten Lamellen irritiert.

    Schöne Grüße

    Stefan

  • Lieber Stefan,


    versuche es mal über den Schlüssel ;-).

    Das Buch ist die Neuauflage eines Buchs über 150 Pilzarten. Das war das Konzept des Verlags. Wir haben dann überlegt, welche 150 rein sollten und haben. Damals hatten wir keinen Schüppling gewählt, da weder als Speise- noch als Giftpilz relevant (außer Kuehneromyces mutabilis).


    Ich komme hier auf Schüppling, weil

    1. Sporenpulver rostfarben (sieht man an der Cortina)

    2. Hut schleimig und mit deutlichen Resten des Velum universale im Schleim (die braunen Flocken am Hutrand)

    3. Lamellen mit deutlichem Gelbton


    Das passt alle auch auf Cortinarius. Aber der schlanke Habitus passt nicht zu Schleimköpfen und dann die Art der Velumschuppen/-flocken.


    Daher ist das ein eigentlich ganz typischer Schüppling. Ich hoffe/denke, dass du den über den Schlüssel rausbekommen müsstest (er ist doch auf Holz gewachsen?).


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Ich sehe darin eine Missbildung (Virus oder anderer Befall?!).


    Liebe Grüße,

    Christoph


    Servas Christoph,


    bei einer A. citrina mit deutlich rotem Befall habe ich mir diese Frage bereits vor einigen Jahren gestellt. Auch hier nachgefragt, mit der Hoffnung auf eine Antwort. Viren, Bakterien oder sonst was, Leermeldung.

    Tut sich da was?


    LG

    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

  • Servus Peter,


    kleine, rote Flecken? Meines Wissens Bakterien. Kenne ich am Hut von Amanita citrina.


    es sind von Amanita mehrere Befälle bekannt. Interessant ist ein Befall, durch den das Fleich stark gilbt (an der Luft beim Durchschneiden - das hat schon zur Beschreibung von Taxa geführt, wobei der Befall selbst noch nicht klar ist, also was es auslöst. Tulloss hat das diskutiert...). Es gibt auch Bakterienbefall, der die Lamellen rosa umfärbt, was bei weißen Knollis nicht immer harmlos ist.

    Viren machen eher Wuchsanomalien, kenne mich da aber recht wenig aus.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Servus beinand',

    verständlicherweise ist der Christoph bei der Benamsung der beiden Schüpplinge sehr vorsichtig und belässt es bei der Gattung.

    Ich würde trotzdem berechtigte Tendenzen beim ersten zu Ph. squarrosa und beim zweiten zu Ph. lucifera sehen.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Lieber Werner,


    ja, denn der Sparrige kann auch Pholiota lundbergii sein (der Pholiota-squarrosa-Komplex ist nicht so leicht, wie man meinen könnte). Der ist auch als Pholiota kodiakensis aus Alaska beschrieben worden (ich weiß gerade nicht, welcher Name Priorität hat) und eben auch aus Schweden. Da ich nicht weiß, woher der abgebildete Schüppling kommt (Alpen, weiter oben? Tiefland?) und ich nicht weiß, ob hier auf die wenig bekannte Ph. lundbergii geachtet wurde, traue ich mir Sparrige nach Foto nicht auf die Art zu bestimmen.

    Im Moment sind in dem Komplex wohl nur vier Arten bekannt:


    Pholiota squarrosa, Ph. lundbergii/kodiakensis, Ph. suqarrosoides, eine Ph. spec. aus China mit Ph-squarrosa-Habitus (und Ph. flammens, die ganz anders aussieht und noch eine Ph. spec., von der ich nicht weiß, wie sie aussieht, kenne das nur aus einem DNA-Stammbaum).


    Je mehr man (alle zusammen, die "Welt") weiß, umso mehr weiß man, dass man selber (man alleine) wenig weiß ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Mich plagen Viren bzw. Bakterien,


    genauer formuliert meinen damaligen Fund. Kleine rote Flecken auf einen noch +/- vitalen Pilz sehe ich nicht, eher einen flächigen Befall,




    Zum Mars fliegen ist in, dafür werden irrwitzige Summen aufgebracht.


    Wir zerstören unseren Lebensraum nach wie vor, müssen wir auch. Fliegt ja sonst keiner mit, in öde Welten,


    LG

    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

  • Ah, o.k., aber genau das meinte ich. Das fängt mit kleinen Einzelpunkten an (was man hier noch erkennen kann - auf "11 Uhr" am größeren der beiden sieht man außen einen Einzelfleck, auf 12 Uhr undeutlicher auch.

    Das kenne ich immer wieder von "alten Gelben" (in weiß und gelb). Das sieht sehr nach Bakterienbefall aus. Das gibt es bei vielen Pilzen - so auch bei Cuphophyllus virgineus (rosa Stielbasis, wurde mal als Varietät beschrieben) - es gibt wohl mehrere Bakterien, die bei Pilzen eine rote Verfärbung auslösen. Ich habe mich aber nie genauer damit beschäftigt. Falls es kein Bakterium, sondern eine Hefe ist (da gibt es auch rote), wäre Bakterium natürlich weit daneben.


    Auf alle Fälle ein Befall. Und kein seltener. Ich krame gerade in meinem Hirn - habe ich das mal bei anderen aus der Phalloides-Verwandtschaft im weitesten Sinn gesehen? Ich meine, bei Amanita virosa auch... War glaube ich im BayerWald.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • :gklimper:,


    thx für deine Antwort, Christoph. Damit bin ich so blöd wie zuvor. Die Frage, was g e n a u diese Rotfärbung verursacht bleibt offen,


    lgpeter

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    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

  • Hallo Christoph,


    das habe ich gerade gemacht und festgestellt, dass mir noch das Auge für Details fehlt. Die die Velumreste am Hut habe ich selber nicht als solche erkannt. Dazu habe ich mich zu sehr auf die in der Mitte gebuckelte Form des Hutes konzentriert, die scheinbar hier keine Rolle spielt. Den Schlüssel rückwärts zu gehen gab also eine kleine Erkenntnis.

    Ob der Pilz an Totholz gewachsen ist, weiß ich nicht mehr. Zu der Zeit hatte ich & gab es das Buch noch nicht, in Zukunft werde ich mir Notizen zu meinen Funden machen.


    Gruß

    Stefan

  • Servus Stefan,


    ja, Notizen, auch zur Ökologie, sind immer wichtig. Aber man lernt ja immer Stück für Stück dazu. Auch die Sporenpulverfarbe ist sehr wichtig - bei dem Schüppling kann man sie aber am Stiel eh gut sehen.


    Ich gehe einfach mal (mit dir zusammen, virtuell) den Schlüssel durch - ganz von vorne:


    Einstieg:

    1. mit Lamellen, also weiter zu Schlüssel B (die Buchstaben nehme ich mal mit, in den Schlüsseln fängts ja wieder jeweils von vorne an)



    Schlüssel B:


    B1. Fruchtkörper nicht durch Autolyse zerfließend, also weiter zu B7


    B7.Jetzt werden die rausgenommen, die durch Autolyse zerfließen (die aber hell ockerbraunes, nicht dunkelbraun bis schwarzes Sporenpulver haben - ein "oder bei B1"). Da deiner ja nicht zerflossen ist, bleibt es dabei - die Alternative, weiter zu B8


    B8. Hier ist der Text etwas länger - ich trenne die Milchlinge ab (aber lasse die ebenfalls Milchsaft führenden Helmlinge wie den Bluthelmling bei der Alternative - der Schlüsseltext erklärt auch für Einsteiger, was mit Milch gemeint ist). Bei B8* steht u.a., ohne Milchsaft, Fleisch faserig oder brüchig wie ein Apfel - also weiter zu B12


    B12. Jetzt werde die Täublinge abgetrennt (kein Milchsaft, aber Fleisch wie Apfel brechend plus weitere Kombinationen an Merkmalen) - deine hat faseriges Gleisch und zudem braunes Sporenpulver, kann also kein Täubling sein (zudem Vela usw.) - weiter zu B13


    B13. Jetzt werden die Arten mit Sollbruchstelle zwischen Hut und Stiel abgetrennt. Bei denen sind die Lamellen oft frei oder fast frei, müssen es aber nicht sein. Die Alternative besagt, dass es keine Sollbruchstelle gibt. Die Sollbruchstelle kann man gut an Zuchtegerlingen testen/kennenlernen. Den Stiel kann man einfach aus dem Hut herausdrehen, herausbrechen. Dass dein Pilz keine Sollbruchstelle hat, müsstest du jetzt raten, wenn du keine Notizen hast. Du kannst dann beide Wege gehen und wirst feststellen, dass du beim Weg "mit Sollbruchstelle" rausfliegen wirst, weil keine der dort angegebenen Sporenpulverfarben passen wird. Aich sowas kann hilfreich sein, weil man sich jetzt merkt, was noch mit dem Merkmal Sollbruchstelle korreliert. Dass alles nicht sooo einfach ist, sieht man daran, dass es auch Arten ohne Sollbruchstelle mit freien Lamellen gibt (wie den Halsbandschwindling).Deshalb bei B13* das "oder" falls die Lamellen frei sind, dann ist der Fruchtkörper auffallend zäh, gummiartig. Also passt nur B13*, folglich weiter zu B35


    B35 - ein großer Sprung, da alle lamelligen Amanitaceae, Pluteaceae und Agaricaeae vorher abgetrennt wurde (bei B13). Jetzt wird geprüft, ob du eine Entolomataceae vor dir liegen hast - also Sporenpulver "mykologenrosa", rosabraun und Fruchtkörper völlig nackt, ohne Velumspuren. Da dein Fruchtkörper rostbraunes Sporenpulver hat und eine deutliche Cortinazone (und Velum universale am Hut), ist klar, B35* - weiter zu B40


    B40 - jetzt werden Hell- von Duinkelsporern getrennt - rostbraun ist bei B40* dabei, also weiter zu Schlüssel F



    Schlüssel F - der ist eigentlich für zierliche Braunsporer, die fleischigen werden deshalb sofort abgetrennt...


    F1. - Hut und Stiel fleischig, weiter zu Schlüssel G



    Schlüssel G - später wirst du bei sowas direkt hier einsteigen, denn es ist ein Braunsporer (kein Schwarzsporer ider sowas) und er ist fleischig. Auf dem Weg hierhin lernt man aber direkt die Sollbruchstelle kennen, die Sporenpulverfarben usw.. Deshalb mag ich dichotome Schlüssel so gerne, denn man lernt beim Bestimmungsprozess, auch wenn man immer wieder mal rausfliegen kann oder nicht weiterkommt, wenn ein Merkmal fehlt (dann weiß man aber für die Zukunft, dass das Merkmal wichtig ist und man darauf achten muss).


    G1 - hier geht es um den Lamellenanwuchs. Bei dir ist er ausgebuchtet, also nicht deutlich herablaufend (sieht man gut am Foto), also weiter zu G5, denn sie sind nicht klar herbalufend. Dein Krempling wäre hier bei G2 gelandet und du wärst schnell bei Paxillus rausgekommen...


    G5 - so, und hier wäre quasi Schluss gewesen, denn ich frage hier danach, ob auf Holz oder auf dem Boden... Wenn auf dem Boden, kann ja auch mal Holz drunter sein. Pholiota lenta wächst gern scheinbar auf dem Boden (vergrabenes Holz), weshalb ich diese Art auch bei der Alternative "am Boden" schlüssle. Du wärst da aber nicht hingekommen, da ich da auf die weißen Velumreste im Schleim eingehe (weiter hinten). Jetzt können auch bodenbewohnende Arten mal auf Holz wachsen - bei sowas lohnt es sich also, mal beide Wege zu gehen. Man erhält dann vielleicht zwei Gattungen als Ergebnis und kann dann nachsehen, was besser passt (Internet, Bücher). Ich bin mir aber sicher, dass deiner direkt auf Holz war, also G6


    G6 - der Hut ist schleimig, man sieht es ganz gut. Bei Feuchtigkeit wird das klarer sein. Flocken des Velum universale schwimmen auch im Schleim . Du kommst aber über beide Schlüsselalternativen zu Pholiota (die trockenhütigen bis wenig schleimigen, nur schmierigen Arten werden nach G13 geleitet... ich schlage hier aber mal G7 vor, da auf dem Foto doch ziemlich glänzender Schleim erkennbar ist. Jung gelbe Lamellen passt auch - sieht man am Foto, der Lamellengrund ist immer noch gelb. G7 passt also sehr gut.


    G7 - glatt ist der Hut nicht - ich sehe in der Hutmitte angedrückte Schuppen. Velumflocken sieht man auch im Schleim und der Stiel zeigt ja auch Spuren vom Velum universale - also weiter zu G11 - Funfact - bei G9 beschreibe ich die Ähnlichkeit von Pholiota astragalina zu Hypholoma - nach Drucklegung des Buchs kam eine Publikation raus, die Pholiota neu bewertet und siehe da, Pholiota astragalina ist sehr nah mit Schwefelköpfen verwandt und gehört nicht zu Pholiota, sondern ist nun eine eigene Gattung. Aber egal, wir kommen da ja nicht hin, wir gehen zu G11


    G11 - der Hut ist nicht schön orange bis rot, es ist nicht der Rothütige Träuschling (Sporenpulverfarbe passt ja auch nicht) - weiter zu G12 (ich sehe gerade, vor Lamellen rostbraun bis dunkelbraun hätte ich ein "alt" oder "reif" davor setzen sollen. (werde ich in der Folgeauflage verbessern, wobei es hier nicht stört, es soll die alt grauschwarzen Lamellen von Leraceomyces abtrennen - und da hieß es ja alt)


    G12 - hier sind wir am Ende, es geht um Kuehneromyces mutabilis vs. Pholiota, also müsstest du bei Pholiota rauskommen ;)



    Man kann zur Gattung über mehrere Wege kommen. Es gibt ja auch schuppenlose Schüpplinge wie Pholiota nematoloides (Schweflkopfschüppling) oder die ehenaligen Schüpplinge der Gattung Flammula (usw.).



    Der Weg ist komplex, weil es eben viele Pilzgattungen gibt - und Braunsporer nicht immer einfach sind. Aber bis zum Schlüssel G sollte alles ein Selbstläufer sein. Und je weiter man kommt, umso besser kann man mal beide Wege gehen, wenn man an einem Punkt unsicher ist.


    Ich selber habe durch Schlüsseln viel gelernt. Das finde ich viel leichter, als Einzelarten zu erlernen. Man braucht Gattungsmerkmale bzw. ein Gefühl für Gattungen und/oder Habitustypen. Und durch Schlüsseln bekommt man das, wenn der Schlüssel was taugt. Und da kein Schlüssel fehlerfrei ist (die Autoren sind ja Menschen), kann man jederzeit durch Notizen, Anmerkungen, Korrekturen Schlüssel auch selber verbessern und/oder ausbauen.


    Ich habe zwar mit Excel-Dateien gearbeitet, in denen ich mir Merkmalslisten gemacht habe, aber man kann auch immer mal eine Merkmalskombination vergessen oder irgendwo den Überblick selber verlieren. Und wenn es um little brown mushrooms geht, dann ist es eh schwer, Gattungen zu schlüsseln. Mit Mikromerkmalen ist das viel einfacher, man hat mehr Trennmerkmale, aber das bringt dem Einsteiger und nicht mikroskopierenden Fortgeschrittenen nichts.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Herzlichen Dank Christoph für deine ausführliche Beschreibung des Schlüsselns. Bei den ersten Versuchen mit deinem Schlüssel merkte ich schnell, das es jedes mal ein großer Aufwand ist, beim Anfang anzufangen. In diesem Fall ist es einfach, weil es kein zierlicher Braunsporer ist, was dann nur Gattung G sein kann. Dennoch stelle ich fest, das es sehr auf die Details ankommt (siehe auch deine Beschreibung), die nicht immer deutlich zu sehen sind. Wie etwa kürzlich, da habe ich einen Trompetenschnitzling gefunden und versucht ihn zu schlüsseln (Siehe hier). Weil ich die Velumreste am Stiel nicht erkannt habe, bzw. sie kaum vorhanden waren und vor allem nicht an jedem, bin ich nicht drauf gekommen.


    Ich werde aber weiterhin damit arbeiten und mich besonders wenn die ersten Pilze wieder sprießen intensiv damit beschäftigen. Danke dir nochmals Christoph :)


    ----


    Hier noch mein zweiter Teil, weiterer vier Exemplare aus dem Ordner "Unbekannt", falls die noch Erfahrenen Lust haben, mir zu helfen.

    Das Schlüsseln ist grundsätzlich schwierig, wenn ich bis auf die Fotos nichts mehr habe, daher kann ich nur noch Vermutungen über die Gattungen anstellen, sofern ich da überhaupt eine Idee habe.


    7. Inocybe?



    8. Cystoderma?



    9. ???



    10. Clitocybe?



    Danke & Gruß

    Stefan

  • Servus Stefan,


    7 ist ein Weißsporer mit inamyloidem Sporenpulver. Sehr jung dürftest du ein corinaartiges Velum erkennen können. Du kommst aber auch ohne Velum auf die Art. Das Fleisch ist nicht gummiartig, sondern normal faserig. Der Pilz wächst am Boden. Die Gattung müsstest du damit schlüsseln können ;)


    8 hat sicher freie Lamellen - Cystoderma hat keine freien Lamellen und ein körniges Velum - ich sehe hier nur fasern, keine Körner. Dein Pilz hat eine Sollbruchstelle zwischen Hut und Stiel. Das Sporenpulver ist weiß - auch damit müsstest du in die richtige Ecke kommen können.


    9 da brauchst du das Sporenpulver - ich passe nur nach Foto von unten


    10 - da wäre dir aufgefallen, dass die Lamellen als Ganzes ablösbar sind (wenn man weiß, dass man darauf achtet, prüft man das). Der Pilz riecht recht süßlich-aromatisch. Das Sporenpulver ist nicht rein weiß, sondern creme. Das Fleisch aber wie bei Trichterlingen eher gummiartig. Trichterling ist nahe dran, auch verwandtschaftlich.


    Falls du lieber die Namen genannt haben willst, gib Bescheid.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Christoph, mein Kopf raucht...


    Bei #7 muss ich echt passen. Ich habe einmal am Anfang angefangen und einmal bei Schlüssel E - weil Hellsporer mit Velum. Das erschien mir passend. Aber beides mal nichts passendes gefunden. Meine Zukunftsplan ist direkt beim richtigen Schlüssel anzusetzen weil ich sonst einfach zu lange für jeden Pilz benötige - sofern das möglich ist. Also gerne einfach den Schlüssel schreiben, bei welchem ich anfangen soll.


    Bei #8 ist nach Erwähnung der freien Lamellen (sahen für mich erst ausgebuchtet angewachsen aus) und das es doch kein körniges Velum hat (das muss man auch wissen wie es aussieht) und dem weißen Sporenpulver bin ich bei Lepiota. Mit dem Schlüssel bin ich auch bei Cystolepiota gelandet.

    Woran erkenne ich einen Stiel mit Sollbruchstelle?


    Bei #10 habe ich bei Schlüssel C angefangen weil Trichterlingshabitus aber geschafft habe ich es nicht. Erst mit deinem Hinweis der Verwandtschaft bin ich auf Paralepista gekommen. Fuchsiger Röteltrichterling. Beim Schlüsseln habe ich irgendwo die Abbiegung verpasst. Kann jetzt aber nicht mehr nachvollziehen wie, da er bei Schlüssel C zu finden ist (81*).


    Für heute reicht es jetzt. Gerne morgen wieder.


    Danke & Gruß

    Stefan

  • Servus Stefan,


    dann gönn dir eine Pause. Ich gebe dir schonmal Tipps für morgen an:


    #7 - Schlüssel E stimmt. Wenn du mit Velum schlüsselst, müsstest du recht bald ankommen. Inamyloide Sporen brauchst du dann auch im Schlüssel.


    #8 - ich sehe die freien Lamellen eigentlich gut - rechtes Bild (klar), rechte Seite, etwas unterhalb der Mitte sieht man das Hutfleisch gut und die vom Stiel sich wegdrehenden Lamellen. Die Sollbruchstelle musst du am Pilz testen - du kannst Hut und Stiel leicht ablösen (wenn die Fruchtkörper frisch sind) - schau's dir irgendwann mal bei Zuchtchampignons an, da kannszt dua uch Hut und Stiel gut voneinander trennen.


    #10 - ich geh's mal durch, kannst du morgen nachgehen:


    1 - Lamellen sind nicht dick und wachsartig - 1* weiter zu 15


    15 - Lamellen immer noch nicht dick (war das oder bei 1) und entfernt stehend - direkt weiter über 15* zu 16


    16 - nicht bei Ammophila am Strand, Lamellen nicht auffallend weit entfernt - direkt weiter über 16* zu 17


    17 - nur Haut und Lamellen? Nein, da ist schon ein bisserl Fleisch im Pilz, es ist kein Schwindling oder so - über 17* zu 74 (großer Sprung, das tut gut, man lässt viel zurück)


    74 - doppelter Ring? nein, keine Vela... über 74* zu 75


    75 - das Fleisch ist etwas elastisch-biegsam, trichterlingsartig... und die Lamellen laufen herab und er ist nackt ... weiter zu 76


    76 - Weiß? Nein. Geruch nach Lärchensporn? Nein. also über 76* zu 77


    77 - Lamellen mehrfach dichotom gegabelt (immer wieder, also wirklich mehrfach)? - nein. Also gleich über 77* weiter zu 78


    78 - Sporenpulver creme, Geruch süßlich aromatisch, Lamellen ablösbar? Passt, also weiter zu 79


    79 - Toilettenseifengeruch? Nein - das ist übrigens "der" Doppelgänger deines Pilzes, der diese extremen Schmerzen als Vergiftung auslöst... ist er aber nicht, also über 79* zu 80


    80 - Geruch nach Anis? Nein - Lamellen kann man manchmal runterbringen, deshalb habe ich die Anistrichterlinge hier nochmal sicherheitshalber geschlüsselt. Also über 80* zu 81


    81 - Nebelkappe? Nein, so fleischig sind die Fruchtkörper nicht und die Farben passen nicht... also 81* und das steht Paralepista.


    Langer Weg dahin? Ja, schon, aber die Fragen waren alle recht klar, denke ich.


    Kritisch ist der Punkt 75, denn Fleischkonsistenz ist so eine Sache. Geht man da weiter bei Fleisch normal, käme man später zu Schlüssel E und landet in einer Sackgasse. Dann geht man wieder retour. Meine "Felderfahrung" ist, dass die Trichterlinge i.w.S. recht elastisches Fleisch haben. Viele sind rüblingsartig gummiartig, brüchig sind keine (wenn ich das mit einem Ritterling vergleiche). Leg die Fuchsigen Trichterlinge in einen Korb, lass den Korb fallen - die sind noch heil... die Fuchsigen...


    Hast du ein oder zweimal fuchsige Trichterlinge geschlüsselt (also erstmal die Gattung Paralepista), dann weißt du, dass du gleich das Ablösen der Lamellen und den Geruch prüfen kannst. Da du aber auch auf das Sporenpulver achten solltest als "Warnung": bei Tellerlingen wie dem Würzigen Tellerling kann man auch die Lamellen ablösen, der hat aber dunkleres Sporenpulver.


    Irgendwie sind die Agaricales doch recht übersichtlich, aber es gibt immer wieder Ausnahmen. ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Tricholomopsis


    Hallo Christoph,


    das ist hier zwar Stefans Thread, aber ich finde deine beispielhaften Schlüsselwege hier auch sehr hilfreich, da ich ja dein Buch ebenfalls vorliegen habe! ==Gnolm8 Super, sehr gut zum Üben, gerne mehr davon...:gzwinkern:

    Liebe Grüße

    Grüni/Kagi  ==Gnolm7


    120 Pilzchips


    (Stand Nov. 2021=117 -15 Einsatz APR 2021 +4 1000. Beitrag APR +4 Ü200 Punkte im APR +4 Segmentwette =114 (Stand Nov. 2022) -15 Einsatz APR 2022 =99 +5 Gewinn aus Wette mit Suku =104 +5 9.Platz APR 2022 =109 +3 Gnolmkultur-Bonus APR 2022 =112 +7 Zieleinlaufswette APR 2022 =119 -15 Einsatz APR 2023= 104 +4PC Plazierungswette APR23 +3PC Platz 11APR23 +Teamwork-Phahl 3PC +Landungswette APR23 3PC +Gnolmgeschichtenbonus 3PC = 120PC Stand 07.01.24)


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    Meine Zeichnungen und Fotos sind außerhalb dieses Forums
    nicht ohne meine vorherige Genehmigung zu verwenden!


    Grünis/Kagis verrückte Pilzwerkstatt

    Pilze an ungewöhnlichen Orten finden!

  • Also Christoph, ein neuer Versuch.


    Bei #7 bin ich bei Tricholoma rausgekommen. Von der Art vielleicht der Mausgraue Erdritterling.


    Welche Gattung ist für die #8 nun korrekt?


    Den Paralepista habe ich nun nachvollziehen können. Aber zwei Fragen habe ich noch zum schlüsseln. Wie ist das mit dem " ; " Zeichen (Semikolon). Entspricht das nur einem "oder" und es muss wenigstens eine Aussage passen?

    Und ist es realistisch das man für jeden Pilz beim passenden Schlüssel anfängt? So ist z.B. Schlüssel E der einzige für Weißsporer MIT Velum?


    Danke & Gruß

    Stefan

  • Servus Stefan,


    perfekt! Auf alle Fälle einer der Erdritterlinge - Tricholoma terreum (oder etwas, was sehr nah dran ist).


    Bei #8 sehe ich eine Lepiota - aus der Gruppe des Wollig-gestiefelten Schirmlings, wobei mir der Hut da gar nicht passt. Ich kann schlecht sehen, ob das Wollige am Stiel "echt" ist oder ein Schimmel, der drauf sitzt. Irgendwie passt das nicht so recht ins Bild.


    Mit Semikolon meine ich, dass ein neues Merkmal beginnt. Beispiel Schlüssel B Schlüsselpunkt 1:


    1 Fruchtkörper im Alter durch Autolyse zerfließend, hierbei sich erst ..., dann das ganze Hutfleisch auflösend; Sporenpulver dunkelbraun, schwarzbraun ... (usw.)


    Ich beschreibe also erst den Fruchtkörper - was da mit Komma abgetrennt ist, bezieht sich darauf. Das Semikolon macht einfach klar, dass jetzt ein weiteres Merkmal dran kommt.


    Beispiel Schlüssel B Schlüsselpunkt 2:


    2(1) Lamellen erst rötend, damm schwärzend und schließlich zerfließend; Stiel an der Basis mit einem beweglichen, kleinen Ring ..... Gattung Coprinus s.str.


    2* Lamellen nicht rötend; Stiel ohne beweglichen Ring ...


    Auch hier: Lamellen zuerst. Dann Stiel.


    Man könnte auch ein und statt des Semikolons nehmen. Wären es normale Sätze und nicht verblos verkürzte Passivkonstruktionen, könnte man auch einen Punkt machen und dann einen neuen Satz beginnen.


    Ich finde es so übersichtlicher, als Badnwurmsätze mit vielen unds zu bilden. Zudem kann man so das ein und mal ganz bewusst setzen, um eine Kombination aus zwei Merkmalen hervorzuheben.


    Zurück zu Coprinus s. str. - dazu gehört auch der Schopftintling. Man erkennt diese Gattung eben an den rötenden Lamellen (erst rosa verfärbend, wenn der Pilz reif wird - es ist dasselbe Pigment wie das Rosa der Egerlingslamellen). Und Schopfis haben einen verschiebbaren Ring. Beide Merkmale zähle ich auf.


    Bei 2* steht das Pendant - also hier Lamellen nicht rötend, sondern direkt schwarz zerfließend. Und ohne beweglichen Ring.


    Ich hätte auch nur den Ring zum Trennen nehmen können, aber der Ring kann auch mal beim Aufschirmen abreißen. Das Röten allein ist aber blöd, wenn die FK noch zu jung oder schon zu alt sind. Daher zwei Merkmale.


    Kurz gesagt: das Semikolon gliedert nur die einzelnen, genannten Merkmale. Da nie alle genannten Merkmale gleichzeitig auftreten müssen oder auch mal etwas atypisch sein kann, ist das nicht gewichtet, sondern wertneutral gemeint.


    Das Auftrennen in Teilschlüssel hat den Vorteil, dass alles etwas übersichtlicher wird. Und muss man irgendwo was nachträglich reparieren, muss man nicht gleich alle Nummern der Verweise manuell ändern ^^.


    Weißsporer mit Velum? Nicht ganz, das gibt es ja auch bei den Agaricaceae und Amanitaceae - wenn du direkt einsteigen willst, dann blätter einfach von vorne die Schlüsselüberschriften durch - dann siehst du bei B auch "Russulaceae, Agaricaceae, Amanitaceae" - bei Russulaceae ist das Velum universale sehr stark reduziert und nur bei wenigen Arten (schwer) sichtbar, bei Agaricaceae und Amanitaceae haben alle Vela oder ein Velum.

    Schlüssel C enthält Hygrophoraceae - Hygrophorus hat ein paar Arten mit Velum...


    Ich trenne immer teile vom Gesamten ab. Also erst die Röhrlinge (A), dann die Sprädblättler, dann die sogenannten "Freiblättler" (furchtbarer Begriff, denn manche "Nichtfreiblättler" haben freie Lamellen, manche Freiblättler keine freien Lamellen) - also alles mit Sollbruchstelle zwischen Hut und Stiel, dann die Wachsblättler...


    Vela sind manchmal schwer zu erkennen. Deshalb trenne ich leicht Kenntliches vorher ab, bevor ich mit schwierigen Merkmalen beginne.


    Schlimm sind Gattungen, die wenig Greifbares zeigen wie Ritterlinge (Velum meist kaum bis nicht sichtbar, Lamellen ausgebuchtet, was sooo viele haben, Spp. weiß, was auch viele haben...). Deshalb greife ich da zur Amyloidie oder anderen schwierigen Merkmalen, um andere im Volksmund auch Ritterlinge genannte Gattungen von den echten zu unterscheiden.


    Liebe Grüße,

    Christoph