Tricholoma pardinum?

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  • Hallo ihr Lieben,


    Ich war am Wochenende gemeinsam mit einer lieben Pilzfreundin in einem Wald in Südniedersachsen unterwegs, in dem es pilzmäßig nur so krachte. Unter anderem haben wir dort microglossum griseoviride gefunden <3

    Aber jetzt geht es erst einmal um die fragliche Tricholoma pardinum.

    Fundort: mitten auf dem Weg, Mittelstreifen

    Begleitbäume: Mischwald, Rotbuche, Lärchen, Fichten, aber an genau der Stelle eher Laub- als Nadelwald

    Boden: Hier bin ich mir nicht sicher. Es ist in den tieferen Schichten definitiv lehmig und Bundsandstein - aber auch kalkig, denn ein paar Meter weiter wuchs Amanita phalloides sowie viele Cortinarien

    was mir nach dem herausdrehen direkt ins Auge gesprungen ist, ist dass die Tricholoma "Guttationstropfen" an den Lamellenschneiden hatte. Ganz schön viele! Sie waren Transparent. Auch war ein Burggraben vorhanden.

    Ich hab mir den Fruchtkörper eigentlich nur eingesteckt um das Bestimmen zu üben, ich hab deshalb leider auch keine Standortfotos. Ich habe Fotos gemacht, als ich zuhause war. da sind die Guttationstropfen natürlich verschwunden und zusätzlich sind die Fotos etwas farbverfälscht, da nur mit dem Smartphone gemacht.

    Ich werde sie aber gleich dennoch mal anfügen, schlechte Fotos sind besser als keine Fotos. :S


    Vielen Dank für eure Hilfe,


    Carina

  • Hallo Carina,

    mMn korrekt bestimmt. Guttationstropfen, minimales (Rost-)röten und leichter Mehlgeruch passen sehr gut zum Tigerritterling und sind ziemlich typisch.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Guten Morgen Carina, zur Klärung des Tigertitterlings kann ich mangels Erfahrung nicht wirklich was beitragen, außer: gut dass du noch die zweiten Fotos angefügt hast, auf den ersten sieht er nämlich wirklich recht gilbend aus;)

    Aaaber: was spannst du uns so auf die Folter??? „Unter anderem haben wir dort microglossum griseoviride gefunden„... das geht so nicht! Her mit den Bildern bevor wir unsere Tastaturen vollsabbern hier!! ;)

    Schon mal herzlichen Glückwunsch:thumbup:

  • Hallo Harald,


    ... oh spannend!

    Darf ich fragen, was genau dich zu dieser Einschätzung führt? Soweit ich es eben auf die schnelle lesen konnte, wäre T. filamentosum auch eine Mittelmeerart und dazu noch sehr selten.

    Ich würde gerne dazu lernen, deshalb die Nachfrage - bitte versteh das nicht falsch.

    Ich habe den FK noch zuhause und versuche ihn zu trocknen, sodass er irgendwann mikroskopiert werden kann - von jemanden der es kann (ich leider noch nicht)


    Viele Grüße,


    Carina

  • Servus beinand',

    ich halte den Fund auch für T. filamentosum.

    Es ist natürlich trotzdem ein Tigerritterling, und genau si zu bewerten, auch wenn es eben zwei Arten gibt.

    Es scheint im Münchner Süden auf den Moränen fast ausschließlich T. filamentosum vorzukommen.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hallo zusammen,


    mir war die Existenz von T. filamentosum gar nicht bekannt, und die Originalbeschreibung scheint auch nicht öffentlich zugänglich zu sein. Deshalb habe ich ein bisschen in den Büchern gewühlt, und bei Christensen & Heilmann-Clausen gibt es eine relativ ausführliche Beschreibung. Wenn ich mir allerdings die mikroskopischen Unterschiede anschaue, bezweifle ich, dass man darüber eine solide Abgrenzung hinbekommt:


    T. pardinum

    T. filamentosum


    Spores 6.7-10.3 x 5.0-7.5 μm

    Spores 6.6-9.8 x 4.7-7.1 μm


    average 8.1-8.7 x 5.5-6.5 μm,
    average 7.6-8.5 x 5.8-6.2 μm


    predominantly ellipsoid

    predominantly broadly ellipsoid to ellipsoid


    Q = 1.1-1.8

    Q = 1.1-1.6


    average 1.35-1.47

    average 1.29-1.38


    Basidia 30-50 x 6-9 μm

    Basidia 35-50 x 7-10 μm


    mainly 4-spored

    mainly 4-spored


    Cheilocystidia not observed

    Cheilocystidia not observed


    Pileipellis a cutis, breaking up in scales with a trichoderm structure

    Pileipellis a cutis, breaking up in trichoderm scales


    individual hyphal elements generally 50-200 x 5-20 μm

    individual hyphal elements generally 50-150 x 5-12 μm


    subpellis poorly differentiated

    subpellis poorly differentiated


    Clamp-connections present at most septa

    Clamp-connections present at most septa


    (ich wollte das als Tabelle einfügen, aber die Software wollte es nicht - 1. Angabe jeweils T. pardinum, zweite T. filamentosum)


    Und so richtig wird es mir auch aus den makroskopischen Beschreibungen nicht klar. zuehli und Werner Edelmann: Ist der geringere Kontrast zwischen Schuppen und Huthaut das entscheidende?


    T. pardinum

    Zitat

    Cap 50-100(-150) mm, at first bell-shaped, soon convex to flattened, mostly with a low, broad umbo and deflexed margin; surface covered with coarse, concentrically arranged, dark grey to fuscous scales, strongly contrasting a whitish, silkyfibrillose background.


    Gills adnate to emarginate, rather narrow to medium broad, rather thick, medium spaced, white to pale yellow. Stem 40-80 x 15-30(-45) mm,± clavate, mostly with strongly widened base, smooth, whitish, in young stages often with numerous viscid drops in upper part, sometimes with scattered, dark grey to sepia scales in basal part, staining honey-coloured when damaged.


    Flesh firm, white to slightly brownish; smell faint, sweetish, but more distinctly farinaceous when cut; taste farinaceous.


    T. filamentosum

    Zitat

    Cap 40-90(-140) mm, at first hemispherical to convex, becoming low convex to flat or slightly depressed, mostly without umbo, radially fibrillose to squamose, often shiny, at first pale grey or olivaceous buff to smoke-grey, marbled, discolouring isabella upon damage, with age often breaking up in coarse, concentrically arranged scales, sometimes with darker spots or fibrils, but generally with little contrast between scales and background colour.


    Gills adnate to emarginate, rather broad, medium spaced, white to straw yellow, sometimes with greenish shine when young, turning brown upon damage. Stem 40-90 x 15-25(-30) mm, cylindrical to ± clavate, mostly with somewhat widened base, whitish or faintly yellowish to pale greyish, in young stages often with numerous viscid drops in upper part, cream to olivaceous buff flocculose, later with innate, darker grey fibres, becoming cream to clay buff towards base.


    Flesh firm, white; smell weak to rancid farinaceous, sometimes with spicy sweet components; taste rancid farinaceous.

    Ich würde die wohl, wenn ich sie mal fände, als T. pardinum/pardalotum/tigrinum s.l. ablegen, solange mir die Abgrenzungskriterien nicht klarer sind.


    LG, Craterelle

  • so wie ich erinnere ist T. pardinum/pardalotum/tigrinum eine mediterrane Nadelwaldart.

    Deinen Pilz würde ich als Tricholoma filamentosum ablegen.

    Halo Harald,

    da hast Du meine volle Zustimmung. T. filamentosum finden wir regelmäßig in Kalk-Buchenwälder und Altmeldungen von T. pardolatum in NRW und der Eifel sind mehr als fragwürdig.

    LG Karl

  • Hallo zusammen


    Ich denke man muss die Gesamtheit der Merkmale anschauen, um es für eine einzelne Kollektion zu entscheiden.

    Ein bestimmtes makroskopisches Merkmal zur sicheren Unterscheidung gibt es wohl nicht.

    Nur mit einem einzelnen jungen FK scheint mir das eh sehr unsicher zu sein. Die Schuppen werden da ja gerade erst gebildet.

    Aber es stimmt schon, sie wirken feiner/haariger als z.B. auf meinem ersten Bild bei dem kleinen Fruchtkörper.


    Früher wurden die beiden Arten nicht unterschieden, wie Karl schon schreibt sind ältere Fundmeldungen mit Vorsicht zu behandeln.


    In meiner Gegend habe ich bisher alles als T. pardinum bestimmt, hoffe aber nach wie vor auch mal T. filamentosum zu finden.


    2019 im Fichtenwald:


    2020, Mischwald (Fichten, Birken, Erlen in der Nähe):



    Gruss Raphael

  • Hallo zusammen,


    ...ich danke euch für eure Mühe!

    Annette war heute nochmal dort und hat bessere Fotos der Fruchtkörper gemacht, mit ihrem Einverständnis stelle ich die Fotos mal ein.

    Ich danke euch nochmal allen für eure Mühe!


    Bleibt dann bei tricholoma filamentosum?

  • das ist echt schwierig... von mir ein vorsichtiges "eher ja", weil der Hut gegen den Rand kaum mehr Schuppen zeigt sondern eher faserig ist.


    Gruss Raphael

  • Servus beinand',

    in FNE 4 Christensen / Heilmann-Clausen werden die beiden nach der Hutfarbe, Farbkontrast zwischen Hutschuppen und Subcutis, Anordnung der Hutschuppen und auch der Ökologie unterschieden, wobei sich die überschneiden. Z.B. wachsen beide auch mit Buchen auf kalkhaltigen Böden.

    T. filamentosum soll im Vergleich zu T. pardinum einen grauen faserig bis schuppigen Hut haben, der nicht stark zur Subcutis kontrastiert. Im Gegensatz dazu soll der Hut von T. pardinum ausgesprochen schwarz-weiß kontrastieren und die Anordnung der Schuppen soll auffallend konzentrisch sein. Während T. filamentosum wohl fast ausschließlich mit Laubbäumen kommt (Kastanie, Buche, Eiche) soll T. pardinum mit Buchen und Tannen Mykorrhizen bilden.

    Demnach wären alle meine bisherigen Funde T. filamentosum zuzuordnen undceinen echten T. pardinum hab ich dann noch nicht gehabt.

    Ich hoffe alle Klarheiten sind nun beseitigt.:)

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • T. filamentosum soll im Vergleich zu T. pardinum einen grauen faserig bis schuppigen Hut haben, der nicht stark zur Subcutis kontrastiert. Im Gegensatz dazu soll der Hut von T. pardinum ausgesprochen schwarz-weiß kontrastieren und die Anordnung der Schuppen soll auffallend konzentrisch sein.

    Genau das meinte ich bei diesen Pilzen gesehen zu haben, was mich zu T. pardinum und nicht zu T. filamentosum geleitet hat. Dass alle Klarheiten beseitigt sind, sobald sich mehrere Leute den gleichen Pilz angeschaut haben, ist ja bei Ritterlingen nicht gerade neu.

    Aus FNE4 geht übrigens nicht hervor, dass das eine ein mediterraner und das andere ein temperater Pilz sein soll, in beiden Fällen reicht die große schwarze Fläche etwa bis in die Mitte Deutschlands, so dass ich nach der Belegquelle für diese Information fragen möchte.

    Wer die FNE4 hat, kann ja mal einen kleinen Bildvergleich machen (was bei Ritterlingen durchaus Erkenntnisgewinn bringt, vor allem wenn das so gute, verlässliche Bilder wie in FNE4 sind!) zwischen T. filamentosum und T. pardinum. Da scheint mir bei T. pardinum eine deutlich größere Ähnlichkeit zu den hier diskutierten Pilzen vorzuliegen.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • GriasDi Stephan,

    ich bin da auch ein bisschen hin und hergerissen. Es wird halt in der Praxis auch so sein, dass die gefundenen Tigerritterlinge nicht immer eindeutig einer der beiden Arten zuzuordnen sind. Im Buch werden natürlich ganz typische Exemplare abgebildet und man meint den Unterschied jetzt verinnerlicht zu haben. Dann findet man wieder selbst welche und merkt, dass die Abgrenzung gar ned sooo klar ist.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hallo Werner,

    was letztlich wichtig ist: dass man den Tigerritterling in der Beratung als solchen erkennt, egal wie der nun heißt. Wenn man über die Gattung Tricholoma mal eine Genanalyse drüberlässt, tut es dumpfe Schläge, das halte ich für sehr wahrscheinlich.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo zusammen,


    ...gibt es noch eine Möglichkeit, Klarheit in die Sache zu bringen? Denn wenn ich das richtig verstanden habe, sind selbst die mikroskopischen Merkmale nir schwach unterschiedlich zwischen t. Pardinum und t. filamentosum?

    Eigentlich ist es ja auch egal - ich bin schon froh, ih al Tiegerritterling bestimmt bekommen zu haben - ob es jetzt der Seiden-Tiegerritterling ist, macht den Bock ja nicht fett 😆


    Oehrling was meinst du mit FNE4? funghi of northern europe? Ich bin neu in der Welt der Mykologie, ich kenn die Abkürzungen noch nicht so..


    Danke nochmal an alle!


    Viele Grüße,

    Carina

  • Aus FNE4 geht übrigens nicht hervor, dass das eine ein mediterraner und das andere ein temperater Pilz sein soll, in beiden Fällen reicht die große schwarze Fläche etwa bis in die Mitte Deutschlands, so dass ich nach der Belegquelle für diese Information fragen möchte.

    Hat ja auch niemand so explizit behauptet. Und wie aus meiner Aussage zu entnehmen ist...:

    so wie ich erinnere ist T. pardinum/pardalotum/tigrinum eine mediterrane Nadelwaldart.

    ... kann einem die Erinnerung auch manchmal trügen - besonders wenn man die Literatur gerade nicht greifbar hat.


    Okidoki?