Beiträge von Clavaria

    Das hier hat mich auch amüsiert - oder nachdenklich gemacht, was die Medien so husch pfusch in die Welt setzen:



    Erstens:

    Dramatisierung. Abertausende Pilzsammler stehen mit einem Bein im Grab, weil das Knollenblätterpilz-Gegengift fehlt.


    Zweitens:

    Falschinfo. Es gibt überhaupt kein Gegengift, sondern nur Stoffe mit denen die Aufnahme der Amanitoxine in die Leber erschwert werden.

    Diese helfen bei der Therapie einer Vergiftung, garantieren aber keine Genesung, wie man es von einem "Gegengift" erwarten würde.

    Die Aussage, es gäbe grundsätzlich ein Gegengift, verharmlost eine solch kritische Vergiftung.

    Also einfach rein in den Wald, alles futtern was lecker aussieht und mild schmeckt, und wenn's nicht bekommt schnell das Gegengift holen ???


    Drittens: Falsches Bild. Der gezeigte Pilz (Amanita citrina) ist vergleichsweise harmlos und gut gekocht sogar ungiftig (was nicht bedeutet dass ihr den jetzt alle essen müsst).


    Viertens: Irreführende Schlussfolgerung. Pilze sollten auch dann von einem Experten kontrolliert werden, wenn das angebliche Gegengift lieferbar ist.

    Die Schlagzeile ist so geschrieben, als wäre diese Kontrolle nur nötig, weil dieses Mittel gerade nicht verfügbar ist.


    Sauber recherchiert ist was anderes glaube ich...


    LG Raphael

    Hallo beli


    Auf dem Sporenfoto sieht man, dass die Sporen nicht braun sind, sondern hyalin und damit höchstwahrscheinlich ein Weisssporer. Gymnopilus-Sporen sehen völlig anders aus.


    Lg Raphael

    Hallo Sabine


    Wow, ein schöner Fund!

    Die Gattung sollte passen, typisch sind diese farbigen Tropfen an den Sporen.

    Die Artbestimmung ist so eine Sache, weil die Arten alle (sehr) selten und wenig dokumentiert sind.

    Mit Fischgeruch ist mir keine Art bekannt.

    Allerdings scheint der Geruch bei vielen Arten nach Literatur nicht konstant zu sein, ich würde das nicht überbewerten.


    Anhand der Sporen könnte es auch Callistosporium pinicola sein (= luteoolivaceum var. minor bei Ludwig).


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Hier nun der Rest, nachdem ich gestern bei einigen sehr netten Mykologen an der JEC-Tagung hängenblieb.

    Ditte, Hias, Günter, Uwe und all die anderen, es war eine Freude euch zu treffen!


    Aber zurück zum Thema:

    Einen Tag sind wir schnell über die Grenze ins Elsass gefahren, mit erstaunlichem Erfolg.

    Wir waren am Bollenberg, ein Trockenrasen der für seine Pilzflora bekannt ist.


    5:

    Entoloma chalybaeum, von dem ich euch jetzt die Mikros erspare.



    6:

    Hier, naja, am ehesten passt Entoloma majusculum. Aber daran glaube ich selber nicht wirklich.

    Nach FE5a wäre es wohl E. longistriatum var. microsporum gewesen, der Name wird im neuen Buch gar nicht erwähnt.

    Vielleicht hat jemand einen besseren Vorschlag?


    Die Sporen sind eigentlich zu klein für E. majusculum.


    Die Lamellenschneide ist heterogen mit keuligen Zystiden.



    7:

    Entoloma undatum


    Sporen klein, wenig eckig, subisodiametrisch. Keine Zystiden, Schnallen vorhanden.


    HDS aus recht breiten Hyphen, stellenweise inkrustiert.



    8:

    Ein Rübling mit Kohlgestank. Ich nahm ihn mit, weil mich die Farben irgendwie stutzig machten.

    Nach der Monographie komme ich auf Gymnopus graveolens.


    Sporen wie bei den meisten Rüblingen nichtssagend.


    Zystiden spärlich, etwas unförmig


    HDS verworren, stellenweise etwas inkrustiert.




    9:

    Lepiota oreadiformis gab es zu Hunderten.



    10:

    Eine kleine Psathyrella, die mich viel Zeit gekostet hat. Schlussendlich halte ich es für Psathyrella calcarea.

    Vielleicht hat Matthias eine Meinung dazu?


    Sporen recht gross und breit für eine Psathyrella.


    Cheilozystiden meist lageniform.


    Pleurozystiden spärlich, ebenso.



    11:

    Spodocybe herbarum wuchs in Unmengen überall.


    Diese Art zeichnet sich durch sehr schlanke, zylindrische Sporen aus.


    Die HDS ist eine locker verwobene Schicht aus bräunlichen Hyphen.



    12:

    Das ist jetzt richtig knifflig und wird wohl nur einen provisorischen Namen bekommen.

    Es gehört natürlich auch zu diesen grauen Trockenrasen-Trichterlingen.

    Aber da wurden in der Literatur mindestens zwei Arten vermischt. Das hier würde zu Clitocybe senilis ss. Angeli (2008) passen.

    Der Geruch schwankte zwischen stark mehlig und blausäureartig, schwer definierbar.

    Damit würde man an Spodocybe cyanolens denken, aber die hat eine andere HDS-Struktur.


    Die HDS ist trichodermal aus keuligen Zellen, eigentlich sehr ungewöhnlich für einen Trichterling.


    Die Sporen sind wenig auffällig.




    So, genug vom Bollenberg. Ein paar Sachen aus einem Eichenhain:


    13:

    Clavuliopsis trigonospora gab es in grossen Mengen.


    Viele Sporen sind richtig dreieckig, daher der Name.



    14:

    Inosperma bongardii



    15:

    Pholiotina brunnea


    Sporen recht klein


    Zystiden arttypisch lecythiform. Aber grösser als bei jeder Conocybe die ich kenne.

    Ph. brunnea ist die einzige Pholiotina mit solchen Zystiden.



    16:

    Endlich mal eine schöne Gruppe Dachpilz, oft findet man nur einen oder zwei. Das ist ist Pluteus nanus.


    Sporen so wie sie halt bei Dachpilzen sind.


    Cheilozystiden


    Pleurozystiden


    HDS recht locker hymeniform, weshalb der Hut glänzt wenn man darüber streicht.



    Zurück in der Heimat, ging es am Sonntag in den Pfynwald.

    Dort wurde ich regelrecht von einer Pilzfülle erschlagen, ich konnte längst nicht alles anschauen.


    17:

    Cortinarius depressus, zumindest nach Funga Nordica.


    Sporen moderat warzig



    18:

    Entoloma leptopus hatte ich vor zwei Jahren schon einmal am gleichen Standort.



    19:

    Ich habe noch nie so viele kleine Schirmlinge gefunden wie dieses Jahr. Hier kam ich auf Lepiota echinella.


    Sporen winzig, elliptisch


    Zystiden fusiform



    HDS mit sehr langen Haaren und hymeniformer Unterschicht.



    20:

    Die hier erkennt man an dem braun gesäumten Ring, Lepiota pseudolilacea.



    21:

    Mallocybe fuscomarginata - denke ich zumindest.


    Typisch sind diese braunen Zystiden.

    Ich bin noch nicht dazu gekommen, die Sporen richtig zu messen.



    22:

    Ein hübscher Weichritterling, den ich als Melanoleuca brachyspora bestimmt habe.


    Eminent wichtig: Das Fleisch ist nur in der Basis braun.


    Sporen klein für die Gattung, keine Zystiden, am Stiel nur keulige Elemente.



    23:

    Paralepistopsis amoenolens, mindestens 50 Stück beim Picknickplatz wo sie jedes Jahr wachsen.



    24:

    Pholiotina filipes, die man im Feld oft kaum dieser Gattung zuordnen würde.

    Aber wenn man die Art mal auf dem Radar hat, ist sie einfach zu bestimmen.


    Sporen kaum abgeplattet


    Cheilozystiden mit einer ganz typisch Form, bauchig mit spitzem Apex.


    Kaulozystiden ebenso.


    Und auf dem Hut gibt es auch solche Pileozystiden.



    25:

    Zum Abschluss noch ein Fund auf dem Weg zur JEC-Tagung: Hohenbuehelia auriscalpium.


    Die haben so prächtige Pleurozystiden.


    Die Cheilozystiden sind viel unauffälliger, klein und kopfig, oft mit so einem grossen Tropfen.


    So, ich glaube das reicht erstmal.

    Bitte korrigiert mich, wenn etwas falsch ist.


    LG Raphael

    Hallo Karl


    Traumhaft diese Funde, ich bin immer neidisch wenn ich deine Beiträge lese.

    Diese Clavulinopsis trigonospora ist überraschend. Die Art wurde erst 2020 beschrieben, du findest sie, ich hatte sie letzte Woche auch und noch sonst jemand an unserer Tagung.

    Merkwürdig, dass eine doch recht auffallende Keule mit so speziellen Sporen früher nie einen Namen bekam, zumal sie offenbar doch nicht so absolut selten ist.

    Oder gab es für die früher einen anderen Namen?


    Gruss Raphael

    Hallo Norbert


    M. melaleuca ist nach neuster Auffassung wieder eine Art mit Zystiden, während die ohne Zystiden in mehrere kaum unterscheidbare Arten aufgespalten wurden.


    Aber ja, das muss man nicht alles mitmachen. M. melaleuca im Sinne von Gröger ist nicht falsch, selbst wenn der Pilz seitdem einen anderen Namen bekommen hat. Kann man also gut so stehen lassen.


    Lg Raphael

    Hallo zusammen


    Vergangene Woche war ich an der Tagung unserer Wissenschaftlichen Kommission.

    Da gab es einige spannende Sachen, hier eine Auswahl:


    1:

    Eine kleine Lepiota von einem Trockenrasen mit einzelnen Birken und Kiefern. Die macht mir immernoch ziemlich Kopfzerbrechen.

    Der schräge, gerandete Ring spricht eigentlich für Lepiota pseudolilacea, eine Art die in dem Gebiet recht häufig ist.

    Aber die Mikroskopie passt nicht dazu.

    Sporen elliptisch und recht klein


    Die Cheilozystiden haben eine sehr ungewöhnliche Form, oft fast moniliform.


    HDS mit sehr langen Haaren und einer unauffälligen hymeniformen Unterschicht.


    Diese komischen Zystiden lassen mich Ludwig's Lepiota constricocystidiata in Betracht ziehen.

    Allerdings soll die keinen Ring haben. Naja, er hat sie anhand einer einzigen Kollektion beschrieben, so ein Ring kann auch mal fehlen.



    2:

    Infundibulicybe glareosa gab es in geeigneten Habitaten zu Tausenden.



    3:

    Büschelig an Holzresten von (vermutlich) Populus: Cystoagaricus lepidotoides.


    Ganz typisch für diese neu geschaffene Gattung sind die oft trunkaten Sporen.


    Zystiden voluminös und kopfig.



    4:

    Psathyrellas sind knifflig, hier komme ich auf Psathyrella jacobsonii.


    Die Sporen sind recht gross für die Gattung.


    Die Schneide ist voll mit amorpher Masse, die in Ammoniak grün gefärbt ist.


    Pleurozystiden ebenso, recht zahlreich


    Das ist ist vermutlich das gleiche, auch wenn man es makroskopisch nicht glauben will.

    Sie sind makroskopisch identisch, und wurden in der geschlossenen Dose gleich dunkel wie die Exemplare auf dem ersten Foto.



    So ich bin müde, der Rest folgt morgen.


    LG Raphael

    ... stelle ich diese beiden Fotos von Pluteus aurantiorugosus mal hier rein.

    Die ersten haben Regen abbekommen, deshalb sind sie etwas zu gelb geraten.


    Wir sind extra in einen Auwald gegangen, wo das Vorkommen bekannt ist.

    Und tatsächlich, nach fünf Minuten hatten wir sie, etwas später noch eine zweite Kollektion.




    LG Raphael

    Hallo Norbert


    Das sieht schon verdächtig nach Weichritterling aus.


    Es gibt ja auch einige Arten ohne Zystiden (nicht nur eine, wie es in der Funga Nordica steht).

    Manchmal ist es einfacher, zuerst an der Stielspitze nach Kaulozystiden zu suchen.

    Wenn man da brennhaarförmige Zystiden findet, gibt es auch solche Cheilozystiden, nur sind die halt oft sehr spärlich und schwer zu finden.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Ein paar wenige Sachen die ich heute einfangen durfte:


    1:

    Einer der Krokodil-Ritterlinge, vermutlich Trichloma ilkkae.



    2:

    Diese kleine, dunkle Ritterling mit weissem Hutrand und dunkel faserschuppigem Stiel müsste Tricholoma triste sein.


    Die Sporen sind bei Tricholoma meist nutzlos.



    3:

    Ein seeeeehr langsam schwärzender Rasling.


    Sporen rautenförmig, also gehört das ins Aggregat um Lyophyllum deliberatum.




    4:

    Noch ein Lyophyllum. Das hatte ich am gleichen Standort schon mal und damals mit vielen Fragezeichen als Lyophyllum semitale bestimmt.

    Jetzt habe ich einen besseren Namen gefunden, nämlich Lyophyllum maleolens.


    Jetzt wurde mir aber klar, dass die Lamellen bei Berührung zwar langsam bräunen, aber nie schwarz werden.


    Die Sporen sind elliptisch, manche angedeutet spindelförmig mit suprahilarer Depression.


    Eine sehr ähnliche Kollektion gibt es hier:

    Lyophyllum maleolens M. Melis & Contu 2001
    Lyophyllum maleolens M. Melis & Contu 2001 Tassonomia Divisione Basidiomycota Classe Agaricomycetes Ordine Agaricales Famiglia Lyophyllaceae Genere Lyophyllum…
    www.funghiitaliani.it



    5:

    Eine kleine Telamonia mit weisser Ringzone und violettlichem Apex: Cortinarius pseudofallax. (ohne Garantie)



    Sporen klein und stark warzig.


    LG Raphael

    Hallo Werner


    R. suecica habe ich hier noch nie gefunden. Obwohl ich zugeben muss, dass ich an Korallen oft vorbeilaufe bzw. mich nur daran erfreue.

    Die Fruchtkörper auf dem Bild sind noch recht jung, vielleicht erklärt das die Fruchtkörper-Form. Hier noch ein zweites Foto.


    Ich habe einige Sporen gemessen, die waren alle kürzer als 7 µm. Daher meine ich R. suecica ausschliessen zu können.




    Bei mir in den Fichtenwäldern ringsum sehe ich sehr häufig etwas, das aussieht wie deine Flattrige Fichtenkoralle. Gibt es eine Merkmalskombination (auch mikroskopisch, wenn nötig), mit der ich die eindeutig identifizieren kann, ohne mich durchschlüsseln zu müssen?

    Hallo Sabine


    Diese Phaeoclavulinas sind wie alle Korallen recht knifflig. Ich denke nicht, dass man die ohne Schlüssel sicher bestimmen kann.

    Wenn ich mir den Schlüssel von Franchi&Marchetti anschaue, dann sind die Schlüsselfragen sehr lang und kompliziert.

    Teilweise scheint die Artabgrenzung auch noch nicht ganz klar zu sein.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Seit der ausgezeichneten Bearbeitung der Gattungen Conocybe und Pholiotina war es da erstaunlich ruhig.

    Nun sind die Genetiker mal wieder aktiv geworden:

    https://www.mycosphere.org/pdf/MYCOSPHERE_15_1_14.pdf


    Bisher ist es noch moderat, es gibt zwei neue Kleingattungen:

    - Conocybula mit vier umkombinierten Arten (coprophila, cyanopus, longistipitata, smithii)

    - Conobolbitina mit sechs umkombinierten Arten (aeruginosa, dasypus, micheliana, ochroleuca, pygmaeoaffinis, verrucispora)


    Allerdings wurden in dem Paper längst nicht alle eurpoäischen Arten berücksichtigt. Also ist damit zu rechnen, dass da noch mehr kommt.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Hier ein paar bunt gemischte Funde von verschiedenen Exkursionen.


    1:

    Ein Samthäubchen auf einer Magerwiese, Conocybe semiglobata


    Sporen um 14 µm lang


    Cheilozystiden recht breit bauchig


    Kaulozystiden noch breiter, meist lecythiform


    Pileozystiden reichlich vorhanden



    2:

    Ein Tellerling im Kiefernwald. Ihr dürft euch einen Namen aussuchen: Rhodocybe/Clitopilus/Clitocella/Lulesia mundula.


    Die Sporen sind nur angedeutet eckig.



    3:

    Ramaria gracilis, bei Kiefern und Fichten.


    Sporen klein für die Gattung und warzig



    4:

    Phaeoclavulina flaccida im moosigen Fichtenwald


    Sporen stark warzig



    5:

    Clitocybula lacerata hat offenbar ein gutes Jahr.


    Der Sporenabwurf wollte nicht, also nur ein improvisiertes Bild der amyloiden Sporen im Lamellenpräparat.



    6:

    Pyrrhulomyces (Pholiota) astragalinus gab es in Unmengen. Es lohnt sich, den mal unters Mikroskop zu tun.


    Sporen klein und glatt


    Cheilozystiden in Ammoniak


    Und hier die Pleurozystiden



    7:

    Tricholoma luridum scheint sich dieses Jahr auch wohlzufühlen, bei Fichten und Buchen.


    Sporen (Abwurf)



    8:

    Tricholoma pardinum im Fichten-Buchen-Mischwald.


    Sporen im Abwurf



    9:

    Cortinarius flexipes mit starkem Pelargonium-Geruch



    10:

    Gymnopilus picreus an einem liegenden Stamm, vermutlich Fichte.


    Sporen grobwarzig


    Cheilozystiden zylindrisch mit kopfigem Apex



    11:

    Tricholomopsis decora am gleichen Stamm wie der Gymnopilus.


    Sporen recht breit elliptisch


    Cheilozystiden keulig, Pleurozystiden gab es nur ganz vereinzelt.



    12:

    Das hier könnte Tricholomopsis flammula sein.


    Sporen wollte er nur wenige geben. Auf die Sporenmasse kann man sich bei Tricholomopsis wohl auch nicht so richtig verlassen.


    Cheilozystiden wie vorher


    Aber hier gibt es zahlreiche Pleurozystiden, die in Ammoniak knallgelb werden. Das soll Tr. decora nicht haben.



    13:

    Ein hübscher Risspilz bei Picea, vermutlich Inocybe lilacinomaculata. Ich verzichte jetzt mal auf Mikrodetails.



    14:

    Mycena haematopus



    15:

    Agrocybe arvalis hat auch ein gutes Jahr. Rechts auf dem Blatt liegen zwei Sklerotien.


    Sporen dickwandig, bis etwa 10 µm lang.


    Cheilozystiden fusiform.


    Pleurozystiden ganz arttypisch mit fingerförmigen Auswüchsen.



    16:

    Bei Grünerlen reichlich vorhanden: Alnicola luteolofibrillosa


    Sporen feinwarzig


    Zystiden gattungstypisch



    17:

    Camarophyllopsis atrovelutina, leider etwas unscharf. Auch bei Alnus viridis.


    Sporen winzig, bis etwa 4x3 µm


    HDS fast trichodermal



    18:

    Das sollte Inocybe sindonia sein, auch hier mal ohne Mikros.



    19:

    Kleinzeug an Moos, Rimbachia bryophila.


    Sporen rund



    20:

    Galerina camerina an Fichte


    Sporen glatt


    Cheilozystiden kopfig



    21:

    Tolypocladium (Geoglossum) ophioglossoides. Leider konnte ich keinen Hirschtrüffel ausgraben.


    Sporen in Form von sich auflösenden Ketten.



    22:

    Ein blauender Kahlkopf auf einer stark beweideten Wiese, Psilocybe fimetaria.


    Sporen dickwandig, mittelgross für die Gattung


    Cheilozystiden klein, zugespitzt und oft gegabelt.


    Kaulozystiden ähnlich.



    So, ich glaube das reicht erstmal.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen, Ditte


    Entwarnung, das ist der letzte Beitrag über alpine Risspilze dieses Jahr. Die alpine Saison dürfte so ziemlich vorbei sein, es gab schon Schnee und bald Frost.


    Also, der Col des Gentianes liegt auf 2900m im Val de Nendaz, und ist bequem per Seilbahn erreichbar.


    Erstaunlicherweise fängt die Pilzflora gleich oben bei der Bergstation an:


    1:


    Eine kleine Pseudosperma ohne Geruch. Im Schlüssel von Bon lande ich bei Pseudosperma flavellum, aber die ist es sicher nicht.

    Einen anderen Vorschlag habe ich nicht.


    Sporen: 8.7-9.7-10.3 x 5.3-5.9-6.5 µm, Q = 1.44-1.65-1.91 (n=20)



    Zystiden: 24-31-41 x 10-12-15 µm (n=10)



    2:

    Bei dem hier finde ich gar keinen brauchbaren Bestimmungsvorschlag. Geruch spermatisch.




    Sporen: 9.2-10.6-12.4 x 5.5-5.9-6.4 µm, Q = 1.61-1.78-2.03 (n=20)



    Cheilozystiden: 51-67-94 x 12-14-17 µm, oft mit schleimiger Haube


    Pleurozytiden ebenso


    Echte Kaulozystiden konnte ich nicht finden, nur zahlreiche Fasern.



    3:

    Eine schuppig aufreissende Art mit gelben Farben. Geruch spermatisch.

    Ich kam auf Inocybe subbrunnea f. dryadum.



    Sporen: 8.6-9.6-10.8 x 5.5-6.1-7.1 µ, Q = 1.34-1.59-1.89 (n=20)



    Cheilozystiden: 46-61-75 x 15-16-18 µm (n=10), oft mit gelbbraunem Inhalt


    Pleurozystiden ähnlich


    Kaulozystiden überall am Stiel, mit zahlreichen Parazystiden.



    Die nächsten zwei wuchsen auf 2670 Meter an einem sumpfigen Seeufer, bei Salix herbacea.

    4:

    Diese gelbstieligen Risspilze riechen schwach säuerlich. Vielleicht Inocybe obtusiuscula?


    Basis gerandet-knollig.


    Sporen unregelmässig eckig, 9.9-11.5-13.3 x 6.8-7.7-8.7 µm, Q = 1.28-1.51-1.85 (n=20)



    Cheilozystiden lageniform, mit bis über 4 µm dicker Wand, 56-67-81 x 15-18-22 µm


    Pleurozystiden ebenso dickwandig.


    Kaulozystiden am ganzen Stiel reichlich vorhanden.



    5:

    Eine schwach fruchtig riechende Mallocybe mit vollem Stiel und gelber Stielbasis.

    Naja, vermutlich geht das nur mit Sequenzierung. Könnte in der Nähe von Mallocybe substraminipes sein.


    Sporen: 7.9-9.0-9.8 x 5.1-5.4-5.9 µm, Q = 1.48-1.65-1.82 (n=20)



    Zystiden: 14-24-32 x 8-9-11 µm



    Die letzten zwei wuchsen an einem Nordhang auf 2500m.

    6:

    Geruch spermatisch, Stiel auffallend rötend. Könnte das Inocybe purpureobadia sein?



    Sporen unregelmässig abgerundet-eckig, 9.1-10.2-11.7 x 5.7-6.2-6.7 µm, Q = 1.47-1.64-1.88 (n=20)



    Cheilozystiden teils bauchig, teils schlanker und braun pigmentiert, 40-51-63 x 17-20-23 µm


    Pleurozystiden


    Kaulozystiden nur an der Spitze und auch dort spärlich.



    7:

    Eine winzige Mallocybe, Durchmesser max. 15 mm, mit reichlich Velum. Geruch schwach süsslich.



    Sporen: 9.2-9.9-10.6 x 4.6-5.0-5.5 µm, Q = 1.70-1.97-2.23 (n=20)


    Trotz mehrerer Präparate konnte ich keine Zystiden finden, nur basidiolenartige Elemente.


    Ohne Zystiden ist die Auswahl recht eingeschränkt. Mit den Sporenmassen könnte es Mallocybe homomorpha sein.



    So, das war's für dieses Jahr mit alpinen Risspilzen.


    LG Raphael

    nun noch die Risspilze, Ditte


    Es gab massenhaft Inocybe canescens, die zeige ich jetzt nicht.

    Das Habitat ist weitgehend kalkig, mit Dryas, Salix herbacea, Salix retusa.


    15: Zwei Kollektionen, die ich für identisch halte, nämlich Inocybe phaeocystidiosa.

    Geruch angenehm, etwas fruchtig mit Pelargonium-Komponente.




    Basis schwach gerandet knollig.



    Sporen: 8.7-9.7-10.6 x 6.0-7.2-8.9 µm, Q = 1.19-1.37-1.57 (n=20)



    Cheilozystiden 55-62-71 x 14-17-20 µm, n=10


    Pleurozystiden ähnlich.


    Kaulozystiden auf der ganzen Stiellänge vorhanden.



    16:

    Naja, nicht die schönste Kollektion. Geruch spermatisch. Bestimmen konnte ich ihn nicht.



    Sporen klein: 7.5-8.4-9.6 x 4.9-5.3-5.8 µm, Q = 1.47-1.58-1.76 (n=20)


    Cheilozystiden: 35-44-51 x 12-14-16 µm (n=10)


    Pleurozystiden


    Kaulozystiden gab es nur im oberen Stieldrittel, schlank und fast zylindrisch.



    17:

    Auch keine Traumkollektion. Geruch spermatisch. Auch hier kann ich keine Bestimmung vorschlagen.



    Sporen: 9.1-9.9-10.9 x 5.6-5.9-6.5 µm, Q = 1.51-1.69-1.88 (n=20)


    Cheilozystiden: 51-58-63 x 12-14-16 µm, n=11


    Pleurozystiden


    Kaulozystiden im oberen Stieldrittel, mit wenigen Parazystiden.



    18:

    Ich finde nichts besseres als Pseudosperma rimosum s.str.

    Geruch etwas unangenehm, schwer definierbar.



    Sporen: 9.1-10.6-12.3 x 5.9-6.5-7.1 µm, Q = 1.30-1.63-2.07 (n=20)


    Cheilozystiden: 37-55-69 x 12-18-22 µm (n=10)


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Mit drei Wochen Rückstand hier einige alpine Funde.

    Das Breithorn ist eine riesige Fläche auf etwa 2500m, mit reichlich Salix herbacea und Dryas octopetala.

    Es ist etwas mühsam das Gebiet zu erreichen, aber nach 45 Minuten und 1500 Höhenmetern auf einer miserablen Waldstrasse ist man dort.



    Es gibt dort nicht nur Pilze, sondern auch andere schöne Sachen.



    1:

    Clitocybe dionysae

    Dieser stark hygrophane Trichterling war reichlich vorhanden. Sie riechen stark ranzig.


    Sporen recht klein und schmal


    HDS mit granulär-intrazellulärem Pigment.



    2:

    Clitocybe lamoureae (= Clitocybe dryadicola ss. auct.)


    Der Sporenabwurf hat nicht geklappt, aber die Sporen sind rundlich.


    HDS ebenfalls granulär pigmentiert.



    3:

    Entoloma cf. jubatum

    So ganz passend ist es nicht, aber etwas besseres finde ich nicht.


    Sporen heterodiametrisch, 9-10.5 x 6-7 µm, Q = 1.33-1.60.

    Basidien 4-sporig, Schnallen vorhanden. Es gab ein paar zystidenartige Zellen an der Schneide, nichts eindeutiges.


    HDS trichodermal mit intrazellulärem Pigment.



    4:

    Entoloma sericeum




    5:

    Entoloma graphitipes var. cystidiatum

    Diese Gruppe von Rötlingen ist schwer bestimmbar, obwohl es eine recht aktuelle Arbeit dazu gibt.


    Sporen subisodiametrisch.


    Cheilozystiden keulig oder gestielt-blasig. Keine Schnallen, Basidien 4-sporig.


    HDS teils grob inkrustiert.



    6:

    Lepiota erminea

    Die wuchsen auf einer naheliegenden Bergweide im Gras.



    7:

    Hebeloma alpinum


    Sporen 11.6-13.1-14.2 x 5.8-6.6-7.4 µm, Q = 1.73-1.98-2.09, D1, P0, O1


    Cheilozystiden lang, schlank, gestielt-keulig



    8:

    Hebeloma alpinicola

    Die muss ich noch per Sequenzierung absichern lassen, aber diese Art kommt auf hebeloma.org heraus.


    Sporen 10.3-10.9-11.8 x 5.3-5.9-6.8 µm, Q = 1.66-1.86-2.03, D1-2, P0, O1


    Cheilozystiden mehr oder weniger zylindrisch, oft septiert.



    9:

    Russula dryadicola

    Nicht mehr taufrisch. Sporenabwurf hat nicht geklappt, die recht dunklen Lamellen lassen aber dunkles Sporenpulver vermuten.


    Sporen gross und subglobos, isoliert warzig.



    Noch ein paar Telamonien ohne allzu viele Details. Bei Interesse bitte fragen.


    10:

    Cortinarius cedriolens f. alpinus


    11:

    Cortinarius cf. neofallax

    Vielleicht ist es auch das gleiche wie Nr. 10.


    12:

    Cortinarius comatus agg.

    Oder was anderes, dieser 5mm kleine Winzling ist ziemlich unbestimmbar.


    13:

    Cortinarius cf. inops


    14:

    Cortinarius cf. oreobius


    Die Risspilze folgen in einem zweiten Thread.


    LG Raphael

    Hallo zusammen


    Ja diese Gruppe ist wirklich schlecht erforscht.

    Von Rhodocybe tugrulii habe ich auch eine sequenzierte Kollektion aus einem Trockenrasen.

    Ebenso eine Rhodocybe spec. aus dem gleichen Habitat, bei der die Sequenzierung keinen Treffer brachte.


    Zu Rhodocybe parilis gibt es in einer neuen Publikation von Vizzini et al. eine kurze Abhandlung:

    Overview of the European species of the genus Clitocella (Entolom...: Ingenta Connect

    Offenbar ging es schon einigen anderen Mykologen gleich: Was sie als Rh. parilis bestimmt hatten, ist diese neue Rh. tugrulii.

    Aber weil es von parilis kein Typusmaterial gibt und der Name verschieden interpretiert wurde, sollte man ihn als nomen confusum betrachten.


    PS wo finde ich die Informationen zum Neotyp der R. caelata?


    Hier:

    Consiglio, G.; Contu, M.; Setti, L. 2007. Una nuova specie di Rhodocybe dall'Italia settentrionale. Bollettino dell'Associazione Micologica ed Ecologica Romana. 70-71:3-14

    Wobei das wohl nicht ihre eigene Erkenntnis ist, sondern von woanders abgeschrieben ist. Bin dem aber noch nicht nachgegangen.


    Gruss Raphael

    Hallo Sebastian


    oha, das ist aber interessant. Mit dieser weissen Velipellis sollte es aber eigentlich nicht Rh. oss-emerae sein.

    Gegen Rh. caelata sprechen die dextrinoiden Pseudozystiden, die angeblich im Neotypus nicht dextrinoid sind.

    Nach dem italienischen Schlüssel bliebe noch Rh. dubia übrig, die aber oft als Synonym von Rh. caelata betrachtet wird.

    Schwierig...


    Hast du versucht, die Sporen im Präparat zu messen? Ist ungenau, aber besser als nichts.

    Auch die Abmessungen der Pseudozystiden sind wichtig, ebenso der Geruch und das Habitat.


    In der Sektion Rhodocybe sind meines Wissens Stand heute 14-15 Arten beschrieben.

    Einige davon sind kaum bekannt, ungeklärt oder verschollen.

    Die Arbeiten der Italiener zu der Gattung sind leider hierzulande ziemlich unbeachtet geblieben, obwohl das nicht alles rein mediterrane Arten sind.


    Gruss Raphael

    Hallo Ben


    In den Heften des AdC ist bei jedem Band ein Gesamtverzeichnis. Also im Heft zu Band 24 ist alles drin.

    Ganz wichtig ist ein Überblick, welche Arten inzwischen synonymisiert wurden.

    Dabei ist Günters Abbildungsverzeichnis extrem hilfreich, die "mission impossible" von Liimatainen et al. und diverse andere Fachartikel.

    Du verzettelst dich sonst bei der Bestimmung, und am Ende kommt raus dass du vier Arten in Betracht gezogen hast, die sich genetisch alle als identisch erwiesen haben.

    Bei einigen Arten gibt es da über 10 Synonyme über verschiedene Telamonia-Sektionen des AdC.


    Stiel: Spezifische Kaulozystiden gibt es meines Wissens nicht bei Cortinarius, oder sie sind für die Bestimmung unwichtig.

    Aber z.B. bei kleinen Telamonien sind die Stielhyphen manchmal inkrustiert, das wäre in der Funga Nordica eine Schlüsselfrage.

    Wenn es nicht zu viel Velum gibt, kannst du die abgefallenen/reifen Sporen am Stiel und die Stielhyphen im gleichen Präparat anschauen.


    Gruss Raphael

    Gibt es eigentlich gute Literatur (so etwas wie den Ludwig) speziell für Telamonia mit guten, ausführlichen Beschreibungen (auf Deutsch oder Englisch) und evtl. Zeichnungen oder ist so etwas in Arbeit? Ich finde Telamonia nicht nur sehr schwierig zu bestimmen, sondern mir scheint auch, dass es dazu nicht gerade viel an guter Literatur gibt oder täusche ich mich da?

    Hallo Ben


    Telamonia ist in Sachen Literatur absolutes Brachland.

    Vielleicht findest du ein wissenschaftliches Paper, das deinen Artenkomplex im Detail bearbeitet.

    Das ist aber eher Glück als die Regel.


    Ansonsten gibt es noch den Atlas des Cortinaires, da ist zumindest sehr viel drin, aber die haben es massiv übertrieben und viel zu viele neue Arten geschaffen.

    Mit den gewöhnungsbedürftigen Schlüsseln kommt man auch nicht immer ans Ziel, aber zumindest in die Nähe, dann kann man auf dieser Basis weiterführende Literatur suchen.

    Nur nach dem Atlas bestimmen ist wenig sinnvoll.

    Oder du nimmst die Bestimmung nach Funga Nordica als Ausgangslage und suchst auf dieser Basis Fachartikel.


    Für eine belastbare Bestimmung bleibt meistens nur die Sequenzierung.

    Viele Arten lassen sich morphologisch überhaupt nicht zuverlässig unterscheiden, die sind viel variabler als man früher angenommen hat.


    Bei Cortinarius habe ich mir angewöhnt, HDS und Stiel grundsätzlich immer zu mikroskopieren, geht ja schnell.

    Oft ist das nicht nötig, aber das weiss man nicht immer im Voraus.

    Ist dann ärgerlich, wenn man es am Herbarmaterial nachholen muss, Frischmaterial ist halt schon einfacher zu bearbeiten.


    Gruss Raphael