Beiträge von ogni volta

    Oh nein Hilmgridd,

    jetzt fällt es mir wie Sand aus den Haaren, natürlich! Wie naiv konnten wir sein? Ich hielt diese Spuren tatsächlich für Abrücke von Roller-blades eines vermutlich unter Drogen stehenden 90er Jahre Freaks, der mit Walkman in den Ohren nicht bemerkte dass er von der geteerten Straße abgekommen war. Aber ich hätte es eigentlich schon im letzten Dünen Habitat (Sand Hölle!! ==Gnolm12 ) erkennen müssen: Was wir für Pisolithus hielten ist in Wirklichkeit „Melange (Spice)“ produziert von der Sandwurm Spezies Shai Hulud HERBERT(1965).



    Und ich hatte den in der Hand.. hätte ich mal davon probieren sollen..


    Ich vermute der einzige Grund warum wir nicht selbst verspeist worden sind war unsere unglaublich langsame Fortbewegung und das bedächtige Auftreten um keine Flechten zu zertreten. Vielleicht haben die Würmer uns kriechend gar für ihres Gleichen gehalten?

    Nun das bedarf weiterer Untersuchungen!

    Mit etwas Dynamit zur Sicherheit lassen sich nebenbei auch wieder prima Offensandhabitate herstellen.

    Sonnenstichige Grüße

    Ingo

    Na wenn die Tischplatte stark genug ist, macht das ja auch nix wenn jedes Jahr ein paar Millimeter runtergeschliffen werden. Und wenn die Oberfläche eh nur aus Kratzern besteht stört sich niemand an einem neuen Kratzer! Das versuche ich mal mitzunehmen für meinen Dielenboden. Warum habe ich mir nur die Mühe gemacht ihn einzulassen? :D

    Lieben Gruß

    Ingo

    Servus Martin, danke für deine Kommentare!

    Die Unterscheidung der Cladonien ist überhaupt nicht einfach, die Übergänge verfließen. Tüpfelreaktion (Ab wann ist gelblich gelb? Welches Orange ist schon ein Rot?). Selten ist es eindeutig

    Ja daher hatte ich mich bisher auch davor gedrückt diese Dinger bestimmen zu wollen, aber jetzt da du mich da mit hereingezogen hast 8o hab ich halt mal etwas rumgetüpfelt. Ohne Erfahrung sind die Angaben in den Artbeschreibungen natürlich noch schwieriger zu interpretieren, dazu kommt dir Variabilität. Ich hatte bei den Rentieren auch eher ein knalliges Gelb mit K erwartet, aber im Vergleich mit der anderen Art die einfach nur eine stärkere Grundfarbe bekommen hat fand ich dann doch dass es gelb genug sein könnte ^^ Naja vielleicht findest du ja noch mehr heraus.


    Binnendünen gibt es auch im Oberrheingraben. Bestimmt lohnt sich auch dorthin mal ein Abstecher. Allerdings ist dort alles stark zersiedelt, das zieht mich nicht sehr an.

    Also werde ich mir die Keuperberge der Region hier nochmal genauer ansehen, sind sie doch von (Stuben)Sandstein gekrönt und so manche kleinere Sandgrube kann gefunden werden. Die seltsame Bezeichnung Stubensandstein beruht wohl darauf, dass man früher den daraus gewonnenen Sand zum Ausfegen der Stube verwendet hat (Anmerkung für den geneigten Leser).

    Naja sonderlich naturnah war es unter der Trasse im Industriebiet nun auch nicht... Da muss man halt Abstriche machen.


    Sand zum Ausfegen der Stube? :gkopfkratz: Ok, wenn man das so macht...vielleicht sollte ich meinen Kindern sogar dankbar sein wenn sie wieder mal ihre Schuhe nach dem Sandspielen erst in der Wohnung ausziehen?

    Vermutlich würde ich anstatt in die Rheinebene wieder nach Osten fahren, jetzt, wir ich weiß, wo es sich lohnt und wie sehr es sich lohnt!

    Die fränkische Alb/Schweiz ist auch nicht mehr sehr weit entfernt und sie gilt als noch als flechtenartenreicher als die schwäbische Alb! (Vielleicht gibt es dort mehr Dolomit?)

    Sehr gerne, ich werde mich mal nach Dolomit umschaun wenn ich mal wieder dorthin komme!


    Die Spuren im Sand sind jedenfalls keine Orkhufabdrücke.

    Nicht zu viel verraten.. wo sind denn unsere Detektive? hilmgridd vielleicht eine Idee? :saint:


    Schwierig, vielleicht ist die Flechte auf deinem Foto noch nicht alt genug, um Sorale zu bilden, die Schüppchen am Stiel und der Rest passen aber vielleicht doch besser zu C. gracilis

    Ja das kann ich nachvollziehen und auch von der Wahrscheinlichkeit her wird es wohl so sein. Ich denke mittlerweile, dass auch meine Kollektion Nr4 C. gracilis sein sollte.

    danke für Zeigen und Mitnehmen.
    Die Sandgrube ist eine tolle Gegend. Die merke ich mir einmal vor.

    Hallo Steffen, gerne, das ist schon ein Ort mit einem besonderen Flair. Einem Hitze- Flair ^^


    Viele Grüße

    Ingo

    Hallo Martin,

    danke für diesen wunderbar bebilderten Bericht unseres Ausflugs! Ich hab mich sehr gefreut Dich mal persönlich kennen lernen zu dürfen und mit Dir einen Tag lang durch den Sand zu kriechen. Ich bin tatsächlich leider noch nicht groß zu Bestimmungsversuchen gekommen aber ein paar Bilder kann ich schon jetzt beitragen. Vielleicht auch etwas zum "Drumherum" - die Flechten hast du ja schon toll portraitiert. Ich danke Dir jedefalls dass Du mich auf einige Flechten gestoßen hast, die ich aus stehender Position ganz klar als "Dreck" abgetan hätte! Wenn ich von den Flechten, die ich mitgenommen habe später noch was bestimmen kann werde ich es einfach hier nachtragen.


    Unser erstes Ziel war ein typischer "Steckalaswald" wie der Nembercha sacht- ein durch den kargen Sandboden und zusätzliches jahrhunderte?langes Absammeln der Nadelstreu (als Einstreu für die Nutztierhaltung) ausgemergelter und verkümmerter lichter Kiefernwald. Wobei dieses besondere Habitat in den letzten Jahrzehnten zunehmend geschrumpft ist, da heute natürlich niemand mehr mit dem Rechen in den Wald geht um Einstreu zu holen. Daher wird es dieser "Kultur"landschwaft ohne weitere menschliche Eingriffe ähnlich ergehen wie den Trockenrasen, die nicht mehr regelmäßig beweidet werden. So fanden wir in den Wasserabflussrinnen bereits dichte Bestände von hunderten von Jungkiefern und auf der nun wieder bodenbildenden Nadelstreu scheinen Moose langsam die Flechten zu verdrängen. Richtig ausgedehnte Rentierflechtenbestände konnten wir dort schon gar nicht (mehr) finden, es waren meist kleinere verstreute Tupfer. Dennoch gab es dort (zumindest für mich) einen noch überraschend mannigfaltigen Cladonienbestand.


    Doch eins nach dem anderen, auf dem Weg in den Wald konnten wir auch schon ein paar (offtopic) Sachen finden:


    1)


    Am Wegrand des mit Kalksteinen geschotterten Weges wuchsen diese Stendelwurzen (Epipactis spec.). Leider hatte ich meine Kamera direkt vom Mikro abgebaut und die Belichtungskorrektur nicht wieder zurück gestellt. Das ist mir dummerweise erst nach einigen Bildern aufgefallen.


    2)


    Die schwarze Königskerze (Verbascum nigrum) trägt eine gewagte Farbkombination.


    So, nun denn, wir biegen ab auf einen kleinen Waldpfad und nach ein paar Metern zeigen sich schon die ersten Bodenflechten.


    Am auffälligsten, weil am größten, waren natürlich die Rentierflechten:

    3)

    Man erkennt links eine kaltweisse, etwas gröbere und rechts und oben eine feinere leicht gelblich tingierte.


    Die linke reagiert K+ (schwach gelb), die rechte K-; beide P+ (rot-orange). Beide sind vorwiegend in eine Richtung gekrümmt, damit würde ich mit dem "kleinen Wirth" die linke C. rangiferina und die rechte C. arbuscula nennen wollen.


    C. cf rangiferina


    C. cf arbuscula, jeweils oben P und rechts K


    4) Die folgenden meist verzeigten Cladonien mit offenen Achseln konnte ich noch nicht bestimmen. Edit: vermutlich C. gracilis



    5) Die hier hätte ich mal frech mit dem Arbeitsnamen C. furcata benannt, muss ich mir aber noch genauer ansehen.


    6) C. gracilis war häufig anzutreffen


    7) Die könnten C. cornuta sein - Martin, die hast du nicht zufällig eingesteckt oder? (ich nämlich leider nicht) Edit: siehe Martins Kommentar unten vermutich ebenfalls C. gracilis


    Auch einige Großpilze gab es, als wären sie beleidigt, dass wir nur Flechten anschauen wollten, positionierten sie sich an unübersehbaren exponierten Stellen oder in knalligen Farben als wollten sie sagen HIIIEER ihr dämlichen Schwammerlsucha ohne Körbchen, wir sind auch noch da!

    8)


    harzige Sägeblättlinge (Neolentinus adhaerens)

    9)

    dickschalige Kartoffelboviste (Scleroderma citrinum)

    10)

    Gelberla

    11)

    Ok, nicht ganz so groß.. Marasmiellus spec. (nicht untersucht, es sollte ja um Flechten gehen)


    Nach einer Stärkung ging es dann in eine ehemalige Sandgrube auf einer Binnendüne („große Sandhölle“). Dort gibt es aufgrund des steiler abfallenden Bodens offene Sandflächen, die im Sommer extrem heiss werden und daher ein etwas anderes Artenspektrum erwarten ließen.



    Ein Weg führt drumherum, es wird Landschaftspflege betrieben, sprich hin und wieder die Jungkiefern entfernt. Die Gerippe wurden am Rand dann aufgetürmt und beherbergen mittlerweile auch eine hübsche Cladonienlandschaft, aus der Martin ja bereits einige Exemplare gezeigt hat.


    12) Ein typischer Großpilz dieses Habitats ist der Erbsenstreuling (Pisolithus arrhizus), den ich am Wegrand noch zufällig fand; aber auch nur da er bereits streute.


    13) Am Totholz wuchsen auch diese Zinnober"trameten" (Pycnoporus cinnabarinus), offenbar war es die letzen Wochen feucht genug, die hätte ich hier eher nicht erwartet.


    Die typische Fauna dieser ariden Landschaft flog auch einmal an uns vorbei: blauflüglige Ödlandschrecken (Oedipoda caerulescens). Leider zu schnell um sie abzulichten und das namensgebende Blau lässt sich nur im Flug wahrnehmen.


    Wir hatten Glück und es war "nur" 24C Lufttemperatur- bei einem 30C Tag hätten wir auf diesen Part wohl verzichten müssen, über dem Sand dürften das dann nämlich eher 50C sein. Trotzdem lief uns alsbald der Schweiss den Rücken herunter.


    Obwohl wir also schon nicht mehr ganz frisch waren konnte ich Martin noch zu einer dritten Etappe an eine Hochspannungstrasse überreden.


    Wer sich nun fragt was das für eigenartige Spuren im Sand waren- das haben wir uns auch gefragt. Auf dem Rückweg sind wir dann drauf gekommen. Man muss dazusagen, die nächste geteerte Straße befindet sich vor der dunklen Waldsilhouette am Horizont. Viel Spass beim rätseln;)

    14)

    Wo es viele Kartoffelboviste gibt fühlen sich auch deren Parasiten wohl: Pseudoboletus parasiticus


    15)

    rotfrüchtige Cladonien gaben schöne Bilder mit Farbtupfen ab


    16)

    hier habe ich mir mal als Arbeitsname C. rei notiert, aber auch noch nicht näher drauf geschaut.


    17)

    meine Hoffnung für diese letzte Tour waren die kleinen rosa Köpfchen alias Dibaeis baeomyces.

    Ich hatte sie letztes oder vorletztes Jahr hier einmal im Winter gefunden. Die Lager hatte ich damals von Ferne auch nur für "Dreck", in diesem Fall für irgendwelche auskristallisierten Salze gehalten. Hätten nicht zufällig welche „geblüht“, wäre ich niemals drauf gekommen.

    Genauswenig wie auf die beiden Erdflechten (Placynthiella) die mir Martin zeigen konnte. Da war ich schwer beeindruckt als ich unter der Lupe Massen an Apothecien sehen konnte.


    So das wars erstmal von mir, ich hoffe ihr hattet auch ein wenig Freude mit uns im Sandkasten, Danke nochmal Martin, dass Du den weiten Weg auf Dich genommen hast!


    Viele Grüße

    Ingo

    Heut ist mal wieder einer fällig. Es ist viel zu ruhig geworden hier. Zu Ehren von unserem Freund, der auch an diesem Ort fehlt. Gib Gas Captain damit der Nobi dich auch hört!


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    GBV 1994

    A salty Salute


    *nachträglich, ich bin zu spät wie immer

    Nein Andy, du liegst schon richtig. Ich hab mich vertan und dachte zuerst wegen des Gattungsnamens (der vermutlich bei mindestens einem der beiden nicht aktuell sein dürfte) dass Asterophora parasitica der mit den schönen Sporen wäre. Dann hab ich aber auf meinem Handy auf letzten Herbst gescrollt und festgestellt dass ich da den stäubenden hatte. Sorry für die Verwirrung. Lieben Gruß Ingo

    Hallo Björn, da hast du wieder eine schöne Tour gemacht! Bei deinem Fossil handelt es sich vermutlich um eine Steinkoralle. Also nicht weil sie versteinert ist ;) sondern weil sie Riffe bildet(e) und schon zu Lebzeiten hart wie Stein war.

    LG Ingo

    Servus Sandra, Danke für die Initiative!

    Ich fänd es schön Euch mal in vivo kennenzulernen!

    Bzgl. Ort können wir uns ja überlegen ob wir eher einen Spezialbereich rausnehmen oder einen Allround Ort nehmen wollen wo es verschiedene Subtrate gibt, oder ob wir einfach das geometrische Mittel auf der Karte nehmen wollen;)

    Lieben Gruß Ingo

    Hallo Martin, danke fürs teilen der schönen Eindrücke!

    Meine erste Stelle hatte ich in der Ortenau, da bin ich oft, wenn ich frei hatte rüber in die Vogesen. Leckeren Käs und Brot eingekauft, bisschen gewandert (im Keller müsste ich noch einen großen Karton mit Karten vom Club Vosgien haben) irgendwo in der Wildnis an einem schönen Ort zu Abend gegessen und dann im Auto oder bei gutem Wetter im Schlafsack gepennt. Das hab ich in schöner Erinnerung.

    Die Ortsnamen werden übrigens durchwegs französisch ausgesprochen: was dann zu einem für uns witzigen Klang wie „Col de la Schlücht“ führt, aber das werdet ihr bemerkt haben.

    Ich bin gespannt was du zu den Flechten noch rauskriegst. Da sind sicherlich ein paar nicht so geläufige dabei.

    Ein Flechten Treffen fänd’ ich eine schöne Sache, ich hab dich ja auch schon eingeladen (das steht übrigens noch;) allerdings sind wir ja schon weit verstreut in D wie Christian schon angemerkt hat. Das einzig Gute ist, dass wir uns zu einer Jahreszeit treffen können wenn sonst nix los ist. Zu den allgemeinen Forumstreffen habe ich es bisher nämlich leider auch noch nie geschafft, was mich dieses Jahr besonders ärgert, weil es quasi vor meiner Haustür stattfindet. Aber gut, so iss‘ , irgendwann wird’s schon mal klappen.

    Lieben Gruß Ingo

    Geblüht haben diese Stängel nicht, aber nebendran waren schon Blüten erkennbar.

    Also wenn der bei euch erst anfängt zu blühen geht der schon noch. Bei uns hat er schon Ende April geblüht (Südhang) und ist mittlerweile schon lange durch. Den Geschmack einer guten selbstgemachten Maibowle liebe ich. Nicht zu vergleichen mit dem künstlichen Waldmeister Zeug das man so im Handel bekommt.

    LG Ingo

    Servus Dani, schöne Schwammerln für die Jahreszeit! Achtung mit dem Waldmeister, wenn ihr den kulinarisch verwerten wollt solltet ihr den am besten vor der Blüte sammeln (April) da danach der Kumaringehalt ansteigt, was einem einen zünftigen „Schädel“ beschert.. Für ein Duftsackerl kann man ihn natürlich auch jetzt noch verwenden.

    Lieben Gruß Ingo

    Hallo Thorben,

    vielen Dank für die Bestätigung und den Link zu Deinem Beitrag von 2017 (irgendwie hat es mir den bei einer Forumssuche nicht angezeigt, da hatte ich wohl was falsch eingestellt).

    Wenn ich so vergleiche passt das ja sehr gut. Sogar diese Sporenumhüllungen waren Dir auch aufgefallen. Weisst du dazu evtl. Näheres? Finden sie sich auch bei anderen Arten?


    Wann die nächste Entomophthorales kommt weiß ich nicht, es war ein Zufallsfund;) Ob es sich lohnt danach zu suchen?


    Viele Grüße

    Ingo

    oder "Trauermückentöter traurig: er ist gar keiner, denn die Mücke war ein Psycho"


    Servus zusammen,


    wie ich in meinem Kommentar zu Christians Beitrag bereits erwähnte habe ich vor etwa zwei Wochen auch eine verpilzte Fliege, in meinem Fall eine Trauermücke (Sciaroideae), in einem meiner Anzuchttöpchen finden können. Leider blieb es eine einzelne, sodass sich meine Hoffnung der biologischen Schädlingsbekämpfung der diesjährigen Trauermückenplage mittels Entomophthora nicht erfüllte.


    EDIT: nachdem ich nun die Mücke selbst im Vergleich zu einer frisch erlegten Trauermücke mikroskopiert habe stellte ich fest, dass es sich bei der befallen, auch wenn sie im Anzuchttopf neben den ganzen Trauermücken lag um eine andere Art, nämlich eine Schmetterlingsmücke (Psychodidae) handelt. Diese Gattung ist kenntlich an den behaarten Flügeln. Somit erklärt sich auch die fehlende Ausbreitung unter den Trauermücken und unter anderem meine anfängliche Fehl"bestimmung" des Parasiten siehe unten.


    Ich konnte dennoch nicht umhin einen Bestimmungsversuch zu wagen. Dabei habe ich einiges über diese interessanten Parasiten gelernt. ZB. dass es sich bei einigen Arten streng genommen um eine Geschlechtskrankheit handelt, denn die befallenen Fliegen dieser Arten wirken auf Geschlechtspartner als supernormale Stimuli, wodurch es zu einer deutlich gesteigerten Kopulationsfrequenz kommt. Die Anziehungskraft bleibt wohl selbst bei einer bereits verstorbenen Fliege noch bestehen. So sorgt der Pilz effektiv für seine Verbreitung. Auch soll er das Verhalten der Fliegen dahingehend modifizieren, dass diese vor dem Ableben einen möglichst prominenten Platz über der Erdoberfläche anfliegen um die Chance der Verbeitung seiner Sporen nochmal zu erhöhen.


    Zur Bestimmung eines solchen Parasiten sind neben der Kenntnis des Wirtsorganismus auch die mikroskopische Darstellung der Primär und Sekundärkonidien, der Konidienträger und evtl. steriler Zellen ("Zystiden") notwendig. Um die verschiedenen Typen der Konidien zu erhalten ging ich nach der Anleitung von S. Keller vor (den Artikel hat Thorben in Christians Post ja bereits verlinkt) und habe die Fliege zwischen zwei Objektträger in einen halboffenen Behälter gelegt. Allerdings habe ich die Fliege nicht schwimmen lassen wie dort beschrieben, da ich Angst hatte sie würde an den Rand des Behälters gezogen werden und die Sporen somit nicht auf meinem OT landen. Stattdessen habe ich in den Behälter etwas feuchten Zellstoff gelegt.


    Zunächst einige Bilder zur Illustration (bereits mit korrekter Beschriftung):

    Bild1

    Befallene Schmetterlingsmücke (Psychodida spec.) auf Erdkrume


    Bild2

    Größe des Exemplars ca 1,5-2mm; das gesamte Abdomen ist überwuchert


    Bild3

    Sporenabwurf mit einigen Haaren der Schmetterlingsmücke (vermutlich vier Primär- und zwei Sekundärkonidien; ich habe etwas zu lange gewartet oder die Mücke war bereits zu lange tot)


    Bild4

    manche Primärkonidien schienen von einer Art hyaliner Hülle umgeben zu sein, leider habe ich keine Färbungen getestet um sie näher zu charakterisieren (Mucus etc).

    Maße Primärsporen aus Abwurf: (22.9) 23.2 - 27.8 (28.8) × (9) 9.8 - 12.2 (12.8) µm Q = 2 - 2.5 (2.8) ; N = 25 Me = 24.9 × 11.2 µm ; Qe = 2.2 (incl. Papille)

    Breite der Papille: 4 - 4.4 (4.7) × (3.3) 3.5 - 3.8 (3.9) µm Me = 4.2 × 3.6 µm


    Bild5

    Primärkonidien mit Ausknospungen


    Bild6

    Sekundärkonidien in weiterer Entwicklung, es bildet sich auch hier eine Konidiophore aus, an der die Sekundärkonidie hängt


    Bild7


    Bild8

    Primär und Sekundärkonidien (kleiner), im Hintergrund Zystide; aus Quetschpräparat.

    Maße Sekundärsporen: 8.4 - 14.3 × 5 - 8.1 µm Q = 1.7 - 1.76 (1.8) ; N = 3 Me = 10.9 × 6.4 µm ; Qe = 1.7


    Bild9

    Zystide


    Bild10

    Zystiden; Dicke an der Spitze 6,9- 14,1µm; maximale Dicke 17,1- 22,2µm


    Bild11


    Bild12


    Konidiophoren und Zystide. Leider gelang es mir nicht die Konidiophoren zu präparien.


    Bild13

    Schuppen der Schmetterlingsmücke (Psychodida) schließen eine Trauermücke (Sciarida) aus


    Im Schlüssel von Keller & Petrini (2005) gelangte ich zunächst wegen der mutmaßlich unverzweigten Konidiophoren zu Entomophtoroideae. Nachdem ich die Konidien als "länglich elongiert" einstufte gelangte ich weiter zur Gattung Erynopsis - diese sollte jedoch keine Zystiden haben. Also zurück und nochmal ein Versuch mit "birnenförmig". Damit gelangt man zur Gattung Entomophaga. Die Sporen tragen eine prominente Papille, was passt und die Sekundärsporen entstehen seitlich und sind wie die Primärsporen geformt, was ebenfalls passt. Aber: auch hier sind keine Zystiden beschrieben. Sackgasse!


    Gehe ich allerdings nun davon aus, dass ich nur Sekundärsporen (und Tertiärsporen, bzw sind manchmal auch zwei verschiedene Sekundärsporen beschrieben??) gefunden habe könnte es dann evtl doch eine Entomophtora s str. sein? (Die Primärsporen dieser Arten sind glockenförmig und daher würde diese Gattung ausscheiden) Leider sind die Beschreibungen die ich finden konnte sehr spärlich und Sekundärsporen sind zwar oft erwähnt aber fast nie beschrieben...

    Nun für diese Annahme finde ich, wenn ich über das Substrat Sciaroideae in allen meinen mitterweile angesammelten Artikeln rückwärts suche nur eine einzige Art: Entomophtora trinucleata. Leider konnte ich keine Kerne innerhalb der Konidien erkennen und besitze auch keine Kern-Färbemittel, sodass ich diese steile Hypothese nicht überprüfen kann. Außerdem fand ich keine Sporenbeschreibung zu dieser Art. Weiterhin ist es ja durchaus denkbar, dass die Arten zwar hoch wirtsspezifisch sind, jedoch die Wirte auch mehrere Parasiten "beherbergen" können (auch wenn sie bisher noch nicht beschrieben wurden).

    Also: alles sehr sehr spekulativ!


    EDIT: Der Fehler liegt bereits ganz am Anfang: es muss sich um verzweigte Konidienträger handeln.

    Damit landet man dann bei der Gattung Erynia und hier passen dann die Sporen auch und alles hat seine Richtigkeit. Es sind also Primärsporen und Sekundärsporen. Auch die Zystiden passen zur Gattung. Zudem war die usprüngliche Bestimmung des Wirtes als Sciarida falsch, denn es handelt sich um eine Psychodida.


    Mit der Sporengestalt, der Papille und den großen Zystiden kommen nach Keller

    (in Arthropod-pathogenic Entomophthorales from Switzerland. IV.Second addition 2012)

    vier Arten infrage:


    Erynia fluvialis S. Keller 2007: scheidet aus da: Primary conidia (17) 19.2±20.8 (24) x (7) 8.4±9.4 (11) mm, Q = 2.19±2.4; -> hier deutlich größer


    Erynia thurgoviensis S. Keller sp. nov 2012. : Primary conidia (22-) 26.5-27.0 (-30) x (10-) 10.6-10.7 (-12) pm, Q 2.49-2.54 etwas schmaler als hier, evtl noch im Rahmen? Papilla narrow, 3-4 pm wide: hier etwas weiter gemessen, Wirt in der Erstbeschreibung: Psychodidae indet. -> würde passen


    Erynia ovispora (Nowakowski) Remaudiere & Hennebert 1980: Primary conidia (22-) 25.0 (-28) x (11-) 12.5 (-15) pm,

    Q 2.0 (1 series, n 50), ellipsoidal (Plate 3, fig. 7). Cystidia powerful, subterminally enlarged; host Psychodidae -> passt insgesamt besser v.a. wegen der breiteren Konidien und breiteren Papille


    E. variabilis wird noch als ähnliche Art aber mit anderen Sporen und Zystiden erwähnt, von ihr habe ich leider keine Beschreibung/Daten gefunden



    Damit würde ich die hier gefunde Spezies erstmal als Erynia cf ovispora ex Psychodida spec. benennen.

    Mit einer gewissen Restunsicherheit cf da ich ich die Mikroskopie bei diesem persönlichen Erstfund leider noch nicht umfassend hinbekommen habe und einige Strukturen nicht oder nicht ausreichend beurteilen konnte. Aber zumindest die beurteilbaren Befunde sind mit dieser Art gut vereinbar.


    Ich freue mich den Fall nicht gleich aufgegeben zu haben und habe wieder einiges gelernt.


    Kommentare wie immer willkommen,

    viele Grüße

    Ingo



    PS: Ich habe mich entschlossen den Post in seiner ursprünglichen Form (die ich bereits vor 2 Wochen aufgesetzt hatte) mit Editierung zu veröffentlichen um die Bestimmungsschritte und meine Probleme dabei nachvollziehbar zumachen, sodass sie evtl. anderen Foristen bei ihren Bestimmungen eine Hilfe sein können. Damit es nicht zu konfus wird habe ich die Bilder samt Beschriftung jedoch akualisiert.

    Servus Dani, willkommen bei den (virtuellen) Schwammerlnarrischen!

    Auch wenn ich jetzt schon lange im fränkischen Exil lebe, freue ich mich doch immer wieder von meiner Heimat zu hören/lesen.

    Ich bin gespannt was du uns so berichtest - vielleicht kenn‘ ich ja den ein oder anderen Wald aus meiner Jugend wieder.

    D‘ehre ==Pilz24 Ingo

    Servus Christian,

    ich hatte mich letztens auch gefreut inmitten der Trauermückenschwärme über meinen Vorzuchttöpfchen eine offensichtlich von einem Fliegentöter überwucherte zu finden. Leider blieb es bei einer, ich hatte gehofft der Pilz wäre vielleicht als eine Art biologische Schädlingsbekämpfung zu gebrauchen. Dabei habe ich mich etwas eingelesen. Die Bestimmung ist leider alles andere als trivial. Möchte man das ordentlich machen benötigt man nämlich "Primär" und "Sekundärsporen" (in diesem Fall einer Anamorphe spricht man von Konidien).

    Sekundärkonidien erhält man durch feuchte Inkubation eines Sporenabwurfs von Primärkonidien. Ich füge dir mal einen umfassenden, allerdings bereits recht alten Gattungs- Schlüssel von Waterhouse und Brady an. (Einen vergleichbar umfangreichen rezenteren Schlüssel konnte ich nicht finden).

    Auf der anderen Seite heisst es, dass diese Arten hoch wirtspezifisch sind, sodass es möglicherweise ausreicht den Wirt und die Gattung sicher zu bestimmen.

    Das allerdings gestaltet sich für einen nicht Entomolgen v.a. bei einem vom Befall alterierten Individuum oft sicherlich nicht einfach.

    Vielleicht möchte sich ja thorben96 auch noch dazu äussern.

    Viele Güße Ingo

    Hallo Bernd, die ersten drei sind ja richtig gutes Zeug 8| dafür hätte ich auch die Arbeit sausen lassen. Ich hoffe du hast einen anderen ausreichend feuchten Platz für die Bretter gefunden :cool:.

    LG Ingo