Täublingsbestimmung

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 4.342 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Grüni/Kagi.

  • Liebe Täublingsfreunde,

    hier einige Beispiele der letzten Tage dafür, dass eine rein makroskopische Bestimmung auch bei Anwendung von Chemie oft nicht möglich ist.

    Nr. 1 Ein milder, brauner Täubling der etwas an den Wieseltäubling (Russula mustelina) erinnert, auch wenn dieser meist kompakter ist. Standort bei Eiche (Quercus robur) Die augenscheinlich nicht weißen Lamellen und die starke Eisensulfatreaktion sowie starke und schnelle Guajakreaktion sprechen zunächst noch dafür. Sporenabwurf Ia allenfalls minimale Tendenz zu 1b schließt den Wieseltäubling aus. Mikroskopisch fielen sofort die kleinen Sporen auf und dickwandige Haare im Hutzentrum sorgten für Klarheit. Innerhalb von mehr oder weniger grünen Kollektionen sieht man gelegentlich Exemplare mit Brauntönen oder Mischfarben, aber dieses Einzelexemplar erforderte schon etwas mehr Mühe.
    Grüner Speisetäubling (Russula heterophylla)


    Nr. 2 Ein recht heller, milder Täubling im Kalk-Buchenwald mit augenscheinlich kräftiger gefärbten Sporenpulver erinnerte etwas an einen ausgeblassten Kurzstieligen Lebertäubling (Russula curtipes).
    Eisensulfatreaktion banal sowie starke und schnelle Guajakreaktion sprachen noch dafür aber Sporenpulver mit IVd zu dunkel für den Ledertäubling. Die mikroskopische Untersuchung führte letzlich zu
    Weißstieliger Leder-Täubling (Russula romellii)


    Zum Glück hatte ich einen typischen Fund von Russula romellii vom gleichen Tag zum direkten Vergleich der Mikros. Exemplare mit olivgelblichen Farben kommen gelegentlich vor, wie man an dem kleinen Exemplar auf folgendem Bild sieht. Vollständiges fehlen jeglicher violettlicher Töne hatte ich bisher noch nicht.
    Weißstieliger Leder-Täubling (Russula romellii)


    Nr. 3 machte keine Probleme, aber man stelle sich vor, nur das ausgeblasste Exemplar zu finden:giggle:. Da ich die Art in diesem Jahr schon hatte, brachte mich ein zunächst noch tief im Moos verstecktes Exemplar sogleich auf die richtige Spur. Beim Reiben an der Stielbasis trat ein deutlichr, angenehmer Geruch auf, der auch für den deutschen Namen verantwortlich ist. Eisensulfatreaktion banal, Guajakreaktion schnell und stark, Vorkommen unter Eiche (Quercus sp.), Sporenpulver IIb. Mikroskopisch würden große runde Sporen mit sehr flachem Ornament die einmalig für mitteleuropäische Arten sind, auch ein älteres Einzelexemplar entlarven.
    Honig-Täubling (Russula melliolens)


    LG Karl

  • Hallo Karl,


    da hast du mit Täublingen wieder voll meinen Geschmack getroffen und wunderbare Schönheiten noch dazu die du uns zeigst.


    Deine Bestimmung zu Bild 1 habe ich versucht nach zu vollziehen.

    Frage, schliesst du R. vesca (Fleischroter Speisetäubling) jetzt nur wegen dem Sporenvolumen aus?

    Ich sehe da bei mir sonst keinerlei andere Kriterien vesca auszuschliessen und R. heterophylla hatte ich leider noch nicht, aber die soll ja vom Volumen her die kleinsten Sporen unter den Täublingen überhaupt haben.


    Dein Bild 3 R. melliolens, das war mein erster Täubling den ich unter dem scharfen Glas hatte.

    Oehrling hatte mir damals gesagt, suche mal nach Dermatozystiden die so aussehen wie aneinander gereihte Büroklammern.

    Die hatte ich dann sofort endeckt, hallo... meine erste Bestimmung! Das vergesse ich nie mehr.


    Danke und Grüsse

    claus

  • Hallo Claus,

    R. heterophylla und R. vesca können makrochemisch und mikroskopisch kaum auseinandergehalten werden, außer über die leicht unterschiedliche Sporengröße und über die leicht unterschiedlichen Huthauthaare. Wer die beiden schon oft gesehen hat, bekommt ein Gefühl dafür, welche Hutfarben bei den beiden möglich sind und welche nicht. So olivbraun wie Karls Pilze habe ich R. heterophylla selbst schon gesehen, R. vesca noch nicht. Freilich ist die Bestimmung am leichtesten, wenn man die Arten an bereits bekannten Standorten findet;).

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Danke Oehrling,


    Naja die Hutfarben bei Täublingen, ein tägliches Rätsel. Aber da hat Karl bei so kritischen Funden halt die meiste Erfahrung und kann davon provitieren. Neid pur!


    Ich habe halt nur geschlüsselt und da habe ich mich gefragt, Mensch, wie hält den der die auseinander?

    Und das wollte ich eben nur wissen weil ich die R. heterophylla noch nicht gehabt habe und bei dessen Bestimmung bestimmt gescheitert wäre.


    Nochmals Danke für den Tip damals mit den Büroklammern :Kuschel:


    Grüsse

    claus

  • Ja, die R. heterophylla habe ich in der Rhön auch bisher vergeblich gesucht. Da musst du halt mal nach Gramschatz oder an den Blutsee fahren, da kommt sie vor.


    Mittlerweile wissen wir ja, dass es bei R. melliolens eigentlich keine Huthautmikroskopie braucht. Die Bestimmung geht vielmehr so: du findest unter Laubbäumen einen roten, kräftigen Täubling, der aber sowas von nach Gelbsporer aussieht. Nach dem Absporen dann die Überraschung: das Sporenpulver ist nicht gelb, sondern blass! Dann nur noch kurz Melzers auf den Objektträger und ab unters Mikro. Nachdem man die Sporen gesehen hat, ist der Fall klar.


    FG

    Oehrling

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  • Hallo Claus,

    besser als Oehrling kann man es nicht formulieren. Mit der Farbe ist auch nach meiner Beobachtung R. vesca nicht vorstellbar. Bei den Haaren von R. heterophylla sind die unteren Glieder mehr aufgeblasen als bei R. vesca, zumindest bei einem erheblichen Teil.
    Hier mal ein Bild von dem Frk. oben.



    LG Karl

  • Hallo Karl,

    absolut geniales Foto der Huthaut. Ein tolles Dermatozystiden-Suchbild!

    FG

    Oehrling

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  • Bei den Haaren von R. heterophylla sind die unteren Glieder mehr aufgeblasen als bei R. vesca, zumindest bei einem erheblichen Teil.

    Karl genial, das sieht man jetzt sehr deutlich auch in der Gegenüberstellung einer R. vesca


    1) Haare bei R. vesca, schlanker, weniger aufgeblasen, aber der Crin zwischen 5 + 6 ebenfalls vorhanden

    Dein Bild 3 R. melliolens, das war mein erster Täubling den ich unter dem scharfen Glas hatte.

    Oehrling hatte mir damals gesagt, suche mal nach Dermatozystiden die so aussehen wie aneinander gereihte Büroklammern.

    Die hatte ich dann sofort endeckt, hallo... meine erste Bestimmung! Das vergesse ich nie mehr.

    2) hier sind meine Büroklammern (septierte Dermatozystiden) von R. melliolens


    3) und die von Oehrling zitiert und zu R. vesca dazugehörig eine fast runde Spore mit sehr feinem Ornament und ohne messbare Warzenhöhe


    Ich hoffe, Karl ist mir nicht böse deswegen

    claus

  • Hallo Karl,

    danke fürs Zeigen und Erklären. Tolle Funde!

    Mit Reaktionen auf chemische Substanzen als Bestimmungskriterium kann ich leider immer noch nichts anfangen - ist aber auch nicht schlimm, ich bin ja noch dabei, die Gattungen und makroskopische Zuordnungen ohne Chemie zu üben. Genug zu lernen! Und Täublingsbestimmung ist ja eh ein besonderes Kapitel...

    Ein Detail aus deinem Bericht hätte ich aber trotzdem gern genauer erläutert: Was bedeutet im Zusammenhang mit einer chemischen Reaktion (Farbumschlag) "banal"? Diese Formulierung benutztest du mehrmals. Soll es vllt. heißen, daß die Reaktion nicht besonders intensiv war?

    (...)
    Eisensulfatreaktion banal sowie starke und schnelle Guajakreaktion...
    (...)
    LG Karl

    Liebe Grüße

    Grüni/Kagi  ==Gnolm7


    120 Pilzchips


    (Stand Nov. 2021=117 -15 Einsatz APR 2021 +4 1000. Beitrag APR +4 Ü200 Punkte im APR +4 Segmentwette =114 (Stand Nov. 2022) -15 Einsatz APR 2022 =99 +5 Gewinn aus Wette mit Suku =104 +5 9.Platz APR 2022 =109 +3 Gnolmkultur-Bonus APR 2022 =112 +7 Zieleinlaufswette APR 2022 =119 -15 Einsatz APR 2023= 104 +4PC Plazierungswette APR23 +3PC Platz 11APR23 +Teamwork-Phahl 3PC +Landungswette APR23 3PC +Gnolmgeschichtenbonus 3PC = 120PC Stand 07.01.24)


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    Meine Zeichnungen und Fotos sind außerhalb dieses Forums
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    • Offizieller Beitrag

    Soll es vllt. heißen, daß die Reaktion nicht besonders intensiv war?

    (...)
    Eisensulfatreaktion banal sowie starke und schnelle Guajakreaktion...
    (...)
    LG Karl

    Hi,


    die Reaktion ist quasi "Nichtssagend". Einige Täublinge reagieren mit einer spezifischen Farbreaktion mit Eisen-II-Sulfat wie z.B. lachsfarben bei den Speisetäublingen oder grün bei den "Heringen". Wenn keine solche spezifische Reaktion eintritt, ist die Raktion halt "banal".


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Climby, danke für deine Erklärung! Eine kleine Unklarheit bleibt für mich dennoch: Wenn eine aussagekräftige Reaktion zB grün oder lachsfarben ist, welche Farbe hat denn dann die "banale" Reaktion?

    Liebe Grüße

    Grüni/Kagi  ==Gnolm7


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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Climby, danke für deine Erklärung! Eine kleine Unklarheit bleibt für mich dennoch: Wenn eine aussagekräftige Reaktion zB grün oder lachsfarben ist, welche Farbe hat denn dann die "banale" Reaktion?

    Hi,


    na ja zumindest eine, die nicht spezifisch auf eine Täublingsgruppe, bzw. Täublingsart hinweist. Ich müsste auch erst mich ein wenig kundig machen. Ich hab das leider auch nicht alles im Kopf.


    l.g.

    Stefan

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  • Hallo Grüni,

    bei der Makrochemie, die man auf Täublinge so loslässt, ist banal:

    - Eisen(II)sulfat, welches eine schmutzig blassrosa Verfärbung erzeugt (nicht banal wäre lachsrosa, lachsorange, meergrün oder einfach "gar nichts")

    - Guajak, das innerhalb von 10 bis 20 Sekunden von braun nach blaugrün umschlägt (nicht banal wäre der Farbumschlag nach 2 bis 3 Sekunden oder erst nach 30 oder mehr Sekunden); bei Guajak ist hauptsächlich wichtig, wie schnell der Farbumschlag erfolgt

    - Phenol, das nach etwa 5 bis 8 Minuten für schokoladenbraune Verfärbung sorgt (nicht banal wäre brombeer-/heidelbeersaftartige Verfärbung)

    - Sulfovanillin, das auf der Stielrinde eine blassblaue oder blasslila Verfärbung erzeugt (nicht banal wäre intensiv pink, magentarot, fuchsiarot...)


    Lustigerweise posten hier die Anfrager ständig, dass bei ihrem Täubling mit Eisensulfat eine rosa Verfärbung entstanden sei, dass Guajak blau, oder dass Phenol braun geworden sei. Dabei geht die Aussagekraft solcher Farbreaktionen gegen Null. Interessant ist es meistens erst, wenn solche Farbreaktionen ausbleiben oder anders verlaufen als gewohnt.


    FG

    Oehrling

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  • Hallo zusammen,


    ich finde den Thread enorm hilfreich, auch die Erklärung zu den Chemischen Reaktionen Oehrling finde klasse.

    Mal sehen wann bei mir die Chemikalien ankommen, dann versuche ich mich auch mal an den Täublingen.


    VG : Thorben

  • Danke Oehrling


    Bisher habe ich noch keine Chemikalien. Sollte ich mir dann doch mal welche zulegen, dann ist das fürs erste schon mal gut zu wissen. ==Gnolm8


    LG Matthias

    107 Chipse vor APÄ 2022

    ./. 15 Chipse Meldebüah 2022

    + 6 Chipse beinahe Punktlandung

    ./. 10 Chipse Meldebüah APÄ 2023

    = 88 Chipse

    + 3 Chipse weil am nächsten bei 200

    + 3 Chipse Sozial-Phal Hiasls Berührungsängste beim Spitzschuppigen Stachelschirmling

    + 2 Chipse Phor-Pfeld-Phal Teller mit Gulasch kurz vorm Würzigen Tellerling

    ./. 3 Chipse an ipari fürs Aufspüren des brillenwürdigen Phales

    = 93 Chipse



    Ohne den Pilz selbst in der Hand gehabt zu haben, ist eine 100%ige Bestimmung nie möglich. Keine Verzehrfreigabe übers Internet. Die gibt es nur beim Pilzsachverständigen/-berater/-kontrolleur vor Ort.

  • Hallo Oehrling, danke für die genauen Infos!

    Liebe Grüße

    Grüni/Kagi  ==Gnolm7


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