Wie am sinnvollsten Lernen? Gattungen, Latein etc.

Es gibt 23 Antworten in diesem Thema, welches 499 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Moosfreundin.

  • Hallo zusammen.


    Habe dieses Jahr ein ganz solides "Anfängerwissen" aufbauen können. Autodidaktisch als auch durch PLW und ein Pilzseminar bei Harald Sattler (bin großer Fan!).


    Wie mache ich nun weiter? Ich würde gern einen FK sehen und die Gattung bestimmen oder zumindest vermuten können. So das Fernziel. Es wird viel Zeit benötigen, das ist klar. Aktueller Stand ist, dass ich mich umfassend mit den Röhrlingen beschäftigt habe und mich damit ganz okay auskenne. Auch die Amanita z.B. habe ich besser kennengelernt und fühle mich in deren Bestimmung viel sicherer. Dazu kommen noch weitere Arten aus verschiedenen Gattungen, die ich aus diversen Gründen interessant finde und mich daher umfassend mit ihnen beschäftigt habe. Aber ein System ist nicht dahinter.


    Meine Idee wäre nun, mir jeweils eine Gattung vorzunehmen und mich damit etwas intensiver zu beschäftigen. Oder lerne ich die Merkmale aller Gattungen parallel? Ich weiß nicht, was sinnvoller ist.

    Ebenso fragte ich einen PSV, ob es nicht mehr Sinn ergeben würde, den Fokus beim Lernen auf die lateinischen Bezeichnungen zu legen (fällt mir leichter, als die deutschen). Er verneinte dies, da die lat. Bezeichnungen sich wohl häufiger mal ändern würden, als Beispiel fällt mir gerade Lepista nuda ein, der neuerdings Collybia nuda heißt.


    Ich nehme im Oktober 26 an einem Pilzkunde Seminar teil, wo entsprechend viel Theorie vermittelt wird und der Fokus auf der Unterscheidung/Bestimmung der Gattungen liegt. Und nehme jede PLW mit, die nur geht.


    Wie seid ihr vorgegangen/wie geht ihr vor, um ein "Basiswissen" über die Gattungen zu erlangen? :/


    LG

    Nika

  • Hallo Nika,


    wenn ein PSV dir sagt, daß man nicht die wissenschaftlichen Namen lernen sollte, hat er leider keine Ahnung. Wissenschaftliche Namen sind das A und O, nur damit kann man sich sauber über Pilze austauschen. Insbesondere weiß jeder auf der ganzen Welt, was mit einem gewissen wissenschaftlichen Namen gemeint ist. Klar, wissenschaftliche Namen mögen sich ab und zu ändern, aber das System der wissenschaftlichen Namen ist ja so konstruiert, daß die älteren Namen dann zu Synonymen werden, also nicht falsch sind und weiterhin eineindeutig einer Pilzart zuzuordnen sind.


    Björn

  • Hallo Nika,


    wenn ein PSV dir sagt, daß man nicht die wissenschaftlichen Namen lernen sollte, hat er leider keine Ahnung. Wissenschaftliche Namen sind das A und O, nur damit kann man sich sauber über Pilze austauschen. Insbesondere weiß jeder auf der ganzen Welt, was mit einem gewissen wissenschaftlichen Namen gemeint ist. Klar, wissenschaftliche Namen mögen sich ab und zu ändern, aber das System der wissenschaftlichen Namen ist ja so konstruiert, daß die älteren Namen dann zu Synonymen werden, also nicht falsch sind und weiterhin eineindeutig einer Pilzart zuzuordnen sind.


    Björn

    Hallo Björn,


    danke dir. Vielleicht sagte der PSV das auch mit dem Gedanken, dass ich Anfängerin bin und es mir deshalb ggf. leichter fallen könnte, die deutschen Namen zu lernen. Dass ich das Lernen von lat. Bezeichnungen gewohnt bin, wusste er nicht.
    Sehe das aber grundsätzlich wie du. Es hat seine Gründe, dass man sich auf die lat. Bezeichnungen geeinigt hat. Die deutschen Bezeichnungen sind darüber hinaus auch teilweise wirklich einfach merkwürdig. ^^

  • Hallo Nika,

    mir hat der "Grundkurs Pilzbestimmung" von Rita Lüder sehr geholfen, Gattungen besser zu unterscheiden und mich einigermaßen im Pilzdschungel orientieren zu können. Natürlich ist es ratsam, die lateinischen Namen zu kennen. Allerdings musst du dir im Klaren sein, was genau dein Ziel ist und welcher Aufwand dafür vertretbar und angemessen ist. Wenn du dich über Ländergrenzen verständigen und kartieren willst, sind die lateinischen Namen ein Muss. Wenn du nur Pilzkörbe sortieren willst, brauchst du sie nicht unbedingt.


    Unsere Begabungen sind ja recht unterschiedlich. Während sich ein Mensch mit naturwissenschaftlichem Hintergrund und Sprachbegabung einen lateinischen Namen rasch einprägen kann, braucht das bei einem anderen Lichtjahre. Für mich ist jede neue Zuordnung bzw. Umbenennung einer Pilzart eine Herausforderung. Nur wenn ich sie immer wieder lese oder schreibe lerne ich die lateinischen Namen und manchmal, weil Lepista nuda bequemer ist als Violetter Rötelritterling benutze ich den Namen in schlau dann bevorzugt.


    Dass deutschen Trivialnamen für Pilze auch bei Pilzvergiftungen sehr irreführend sein können, habe ich vor ein paar Wochen erfahren.

    2021 bekam ich einen Anruft vom Giftnotruf München. Menschen hatten dort Rat nach einer Pilzvergiftung gesucht. Sie gaben an, dass sie im Thüringenurlaub Blaustiele gegessen hätten. Anschließend auf der Rückfahrt nach Hause hätten sie unter Brchdurchfällen gelitten.

    Als ich diese Anfrage erhielt, befand ich mich bei einem Wiesenpilzkurs in Thüringen, bei dem etliche andere Pilzsachverständige waren. Niemand hatte je von Pilzen mit dem Namen Blaustiele gehört.

    Vor drei Wochen nun fragten mich 2 Besucherinnen eines Pilzseminars nach jenen ominösen Blaustielen. Nach einigem Suchen in den Pilzbüchern stellten wir fest, dass sie mit Blaustielen die Nebelkappe meinten. Mit dem Wissen hätte ich die Anfrage des Giftnotrufs 2021 leicht beantworten können. Nebelkappen enthalten Nebularin und verursachen hin und wieder Brechdurchfälle. Früher waren sie Marktpilze, heute sind sie zu Recht als giftig eingestuft. Bei dem Begriff Blaustiele habe ich an irgendwelche Cortinarien gedacht, aber niemals an Nebelkappen, bei denen bekanntermaßen gar nichts blau ist. Mitunter gibt es regional für denselben Pilz völlig unterschiedliche Namen. Bei Vergiftungsfällen wäre es also sehr wünschenswert, wenn die Vergifteten den wissenschaftlichen Namen kennen würden. ==Gnolm4

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Liebe Nika,


    ich habe mit 13 angefangen, mir viele Pilzbücher durchzulesen, neue anzuschaffen und habe dann Pilze nach allen möglichen Merkmalen, Vorkommen und Gerüchen sortiert. Alles in immer wieder neuen Tabellen und Listen.

    Gleichzeitig war ich dann sicher zehn Jahre von Mai bis November fast jeden Tag im Wald, auf Wiesen usw. unterwegs, manchmal nur eine, manchmal 5 Stunden täglich.

    Das hat mir eine ganz gute Sicherheit zum Einen in deutschen und lateinischen Namen, zum Anderen in der zumindest ersten Einordnung der Pilze in Gattungen gegeben.

    Ich war dann schon auf dem Weg Pilzberater in meinem Heimatort zu werden, bin dann aber wegen Studium, Zivildienst und nicht zuletzt Freundin weggezogen.

    Im weiteren Verlauf war dann Anderes wichtiger und vertiefen konnte ich mein Wissen aufgrund des Alltagsstresses nicht allzusehr. Aber von dem Wissen meiner ersten 10 Jahre profitiere ich immer noch.

    Meine Empfehlung neben Bestimmungskursen daher: Viele Bücher lesen, Merkmale rausschreiben, sortieren und ganz viel raus und suchen; und wenn es nur kurz am Tag ist (meinen Kurzausflug heute poste ich gleich).


    Viel Spaß weiterhin.

    LG Stefan

  • Bei den "Blaustielen" wüsste ich auch gar nicht, in welche Richtung es geht. Da denkt man nicht an die Nebelkappe. Das sind dann auch so tradierte Bezeichnungen, die regional ja extrem unterschiedlich sein können. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht, dass das im Rahmen eines akuten Vergiftungsfalls die Lage deutlich erschweren kann. ==Gnolm9 Uff. Mit euch PSV möchte ich in der Hinsicht nicht tauschen. Mir hat neulich ein PSV von einer Verwechslung und entsprechendem Konsum eines Pantherpilzes berichtet, der für einen Parasol gehalten wurde. Das geht mir bis heute nicht in den Kopf. Aber das ist ein anderes Thema.


    Das Werk von R. Lüder besitze ich, aber ich nutze es nicht mehr bzw. nur noch zum Vergleich, da es (glaub ich) keinen Bestimmungsschlüssel enthält. Ist aber gerade für AnfängerInnen ein sehr gutes Werk. Ich nutze derzeit lieber das "Handbuch für Pilzsammler" von A. Gminder und zur Ergänzung/zum Vergleich noch eins von KOSMOS, glaube u.a. von Laux. Damit fahre ich sehr gut, seit ich den Bestimmungsschlüssel gerafft habe.

  • Mir hat der erste Teil des Buches sehr geholfen, die Gattungen und ihre Merkmale zu erkennen. Das war ja deine Eingangsfrage. Zur Artbestimmung habe ich es auch nie verwendet.

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Hallo Stefan,


    vielen Dank. Das Sammeln von Infos und schlicht Rausgehen und das Ganze selbst erleben ist denke ich auch das Sinnvollste. Kombiniert mit entsprechend geführten PLW/Seminaren. Mir fehlt nur einfach ein System, nach dem ich Lernen kann. Vielleicht mache ich das aber auch wie bisher, ohne Druck, dass ich mich mit der Art oder Gattung beschäftige, die mich eben gerade interessiert.
    Es gibt ja auch einige Online-Angebote von PSV, die vor allem während der pilzärmeren Winterzeit eine gute Option sein können.

    Ich würd den Kram ja gern studieren oder so, aber das ist zeitlich einfach nicht drin. Plus Ermangelung eines PSV-Studiengangs :S

  • Liebe Nika,


    "Vielleicht mache ich das aber auch wie bisher, ohne Druck, dass ich mich mit der Art oder Gattung beschäftige, die mich eben gerade interessiert."


    Genau so ist es am Sinnvollsten!


    LG Stefan

  • Hallo Nika,


    neben den Wanderungen lohnt es sich natürlich auch immer, hier im Forum mitzulesen. Außerdem haben wir ja jeden Mittwoch um 20 Uhr ein Zoom-Meeting, an dem jede:r teilnehmen kann. Da lernt man auch viel.


    Björn

  • Hallo Nika,


    neben den Wanderungen lohnt es sich natürlich auch immer, hier im Forum mitzulesen. Außerdem haben wir ja jeden Mittwoch um 20 Uhr ein Zoom-Meeting, an dem jede:r teilnehmen kann. Da lernt man auch viel.


    Björn

    Genau so ist es Björn, manche lernen und manche lehren beim Onlinetreffen ==Gnolm13 . Und ca. die Hälfte meines rudimentären Pilzwissens habe ich beim Mitlesen erworben.

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Hallo,


    hier im Forum lese ich sehr viel mit, das hilft enorm. Zum Onlinetreffen traue ich mich ggf. auch irgendwann mal.

    Austausch mit anderen Pilzleuten ist mit am lehrreichsten.

  • Hallo Nika,

    ich habe noch ein paar Kleckse Senf zum Dazugeben, nachdem du schon ziemlich mit Senf überhäuft sein dürftest.


    Klecks 1: In der Pilzwelt durchzublicken, so wie du es dir vorstellst, dauert Jahrzehnte und Aberjahrzehnte. Man darf das nicht mit irgendwelchen durchoptimierten Berufsfortbildungen vergleichen, die berufliches Fachwissen innerhalb von Wochen und Monaten anwendungsfertig vermitteln.


    Klecks 2: es ist sehr von Vorteil, Latein und/oder Altgriechisch zu können, wenn man bei den wissenschaftlichen Pilznamen durchblicken will. Denn oft sind die wissenschaftlichen Pilznamen nur Beschreibung optischer (albobrunneum) oder sonstiger sensorischer (z. B. acerrimus oder amoenolens) Charakteristika in Lateinisch oder Altgriechisch, teilweise direkt aus dem Deutschen übersetzt. Manchmal ist es schon von Vorteil, wenn man auf einem humanistischen bzw. altsprachlichen Gymnasium war und die Altsprachen in der Schule irgendwann hatte und davon sogar einiges hängengeblieben ist.


    Klecks 3: ich kann nicht den einen "Gamechanger" benennen, der dazu geführt hätte, dass ich von einem Tag auf den anderen einen Gattungsüberblick entwickelt hätte. Es war das jahrzehntelange, ständige, dauerhafte, beharrliche Beschäftigen mit Pilzen, also immer wieder in den Wald gehen, Pilze einsammeln, und diese dann - selber, also ohne fremde Leute um Bestimmungshilfe zu bitten - zu bestimmen. Dann kam das so ziemlich von selber - mit den Jahren.


    Klecks 4: das Beste, was ich zur Erlangung von Gattungsübersicht bekommen habe, war zum Einen das Erlernen zielführender Bestimmungsmethodik auf den Gminder-Seminaren (seit dem war mir klar, Pilze muss man tatsächlich nicht Art für Art auswendig lernen, sondern kann sie sich tatsächlich quasi herleiten!) und zum Anderen das Sporenfarbe-Habitus-Wuchsweise-Konzept auf einem Wergen-Seminar. Als Erstes muss man bei Lamellenpilzen auswendig lernen, welche Gattungen welche Sporenpulverfarbe haben. Ohne das geht meiner Meinung nach gar nichts. Danach muss man erlernen, welche Habitustypen ("dieser Pilz sieht aus wie ein Ritterling, ein Rübling, ein Schüppling, ein Schirmling, ein...") es gibt, und dies mit der jeweiligen Sporenpulverfarbe und Wuchsweise (auf Boden, auf Holz, einzeln, gesellig, rasig, büschelig...) kombinieren. Ist man soweit, ist man vor Fehlbestimmungen gefeit, die nicht nur knapp daneben, sondern komplett absurd sind. Ist man einmal da angekommen, dass einem keine solchen absurden Fehlbestimmungen mehr unterlaufen, hat man ein sehr wichtiges Etappenziel erreicht.


    Und dann noch Klecks 5: nicht zu schnell zu viel auf einmal wollen. Z. B. ist es utopisch, dass man innerhalb weniger Jahre dahin kommt, jeden zufällig im Wald rumstehenden Pilz bestimmen zu können. Für das sind Pilzbücher auch gar nicht ausgelegt. Stattdessen sollte man sich vornehmen, an einem Exkursionstag beispielsweise nur Röhrlinge, oder nur Pilze mit Hut und Stiel an Holz, oder nur Amanitas, oder nur Milchlinge, oder nur oberirdische Stäublinge anzuschauen und einzusammeln und alles andere links liegen zu lassen. Denn das kann man ja noch nächstes Mal erledigen. Die Exkursion wäre dann ein Erfolg, wenn man an diesem Tag tatsächlich nur Wulstlinge erwischt hat, oder nur Täublinge, oder nur Schmierröhrlinge, oder nur... Selbstbeschränkung ist enorm wichtig, dass das Erlernte zwischen den Ohren auch hängenbleibt und nicht Wochen später wieder vergessen wird. Dieses Nicht-wieder-Vergessen ist ja das Wichtige am Wissenserwerb, nicht das erstmalige Erlernen. Aber das gilt ja für alles zu Erlernende.


    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    3 Mal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo Oehrling,


    danke dir und kein Problem, ich mag Senf (in dem Kontext und darüber hinaus). Ich hätte ja sonst auch nicht gefragt.

    Mein Gedanke war ebenso, bei Exkursionen den Fokus auf eine Gattung zu legen und den anderen potenziellen Bestimmlingen "einfach" zu widerstehen.

    Bei den Lamellenpilzen bin ich auch schnell an meine Grenzen gestoßen, weil beim Schlüsseln dann sehr schnell nach der Farbe des Sporenpulvers gefragt wird. Ohne kommt man halt oft nicht weiter. Seitdem mir das aufgefallen ist, nehme ich keine 5 potenziellen Bestimmlinge mehr mit, sondern 1-2.

    Danke dir besonders für deine Hinweise auf die Seminare. Es braucht noch viele davon, inkl. vieler PLW und viele Stunden im Wald, bis ich mich halbwegs orientieren kann. Aber freue mich drauf.

  • Hallo Nika,


    Ich habe diesen Herbst den PSV gemacht und tatsächlich Anfang des Jahres „erst“ angefangen, mich mit den Gattungsmerkmalen genauer zu beschäftigen. Es ist tatsächlich sehr mühsam, eine ordentliche Gattungsübersicht zu finden. Die Übersicht von der Rita Lüder ist sehr hilfreich für den Einstieg (gibt es als großes Poster für ziemlich wenig Geld, kann man sich prima an die Wand hängen). Auch wenn diese Einteilung bei weitem nicht das Ende aller Weißheit bedeutet. Ich halte es aber wie gesagt für den Einstieg schonmal als sehr wertvoll. Im zugehörigen Buch sind die Merkmale dann auch nochmal gut beschrieben. Dann gibt es als „weiterführende Ergänzung“ dazu das Buch „die Pilze Deutschlands“ von Dr. Christoph Hahn, das ist quasi als Ergänzung zur Rita geschrieben und auch hier findest Du gut strukturiert und etwas ausführlicher die Gattungsmerkmale. Dann hat sich jemand hier im Forum mal die Mühe gemacht und eine gute Übersicht erstellt, da muss ich aber erstmal den Link raussuchen.

    Sehr hilfreich fand ich auch den F1-Kurs, denn der beschäftigt sich mit den Gattungen und der Erkennung derselben.

    Die Video-Konferenz hat Björn schon angesprochen. Da haben glaube ich viele Leute bissl „Angst“ davor, weil sie denken, dass sie zu wenig wissen. Das ist überhaupt nicht schlimm. Jeder ist herzlich willkommen und auch „dumme Fragen“ halten unseren Wissensstand „in Gang“. Man kann von jedem (!) Menschen etwas lernen, auch wir von Dir :gzwinkern:


    VG corne

  • Danke :)
    Meinst du das "Poster Pilzsystematik?"

    In Limburg a.d. Lahn werden auch Kurse angeboten, A1-A2 glaube ich. Steige da aber nicht durch, unterliegen die irgendwelchen Richtlinien oder werden die durch die PSV individuell gestaltet?

  • Hallo Nika,


    ich gebe hier auch noch meinen Klecks Senf dazu. Vieles haben meine Vorredner schon gesagt. Deswegen halte ich mich kurz.

    Zitat

    Und dann noch Klecks 5: nicht zu schnell zu viel auf einmal wollen. Z. B. ist es utopisch, dass man innerhalb weniger Jahre dahin kommt, jeden zufällig im Wald rumstehenden Pilz bestimmen zu können. Für das sind Pilzbücher auch gar nicht ausgelegt. Stattdessen sollte man sich vornehmen, an einem Exkursionstag beispielsweise nur Röhrlinge, oder nur Pilze mit Hut und Stiel an Holz, oder nur Amanitas, oder nur Milchlinge, oder nur oberirdische Stäublinge anzuschauen und einzusammeln und alles andere links liegen zu lassen. Denn das kann man ja noch nächstes Mal erledigen. Die Exkursion wäre dann ein Erfolg, wenn man an diesem Tag tatsächlich nur Wulstlinge erwischt hat, oder nur Täublinge, oder nur Schmierröhrlinge, oder nur... Selbstbeschränkung ist enorm wichtig, dass das Erlernte zwischen den Ohren auch hängenbleibt und nicht Wochen später wieder vergessen wird. Dieses Nicht-wieder-Vergessen ist ja das Wichtige am Wissenserwerb, nicht das erstmalige Erlernen. Aber das gilt ja für alles zu Erlernende

    Davon halte ich wenig, denn nach Murphys Gesetz findet man eben dann genau die gewünschte Pilzgruppe nicht auf der Exkursion. "Jeder zufällig im Wald rumstehende Pilz bestimmen zu können" ist ein sowieso nicht erreichbares Ziel. Dafür gibt es einfach zu viele Arten. Sich nur auf eine Pilzgruppe zu beschränken, klingt logisch, ist aber für mein Dafürhalten nicht empfehlenswert, weil man damit mögliche Seltenheiten ignoriert.


    Mir hat sehr die allgemeine Kartierung geholfen. Such dir einen Pilzverein und nehme an den Exkursionen teil. Dort bekommst du die eine gute Bestimmungsgrundlage für viele häufige Arten. Wenn du dann einen gewissen Grundstock an Artenkenntnis hast, dann versuche dich in bestimmten Gruppen/Gattungen, die dich interessieren. Nimm dann vorwiegend diese mit, versuche die zu bestimmen; insbesondere auch mit Mikroskopie sofern möglich.


    Wenn du in die mikroskopische Pilzbestimmung einsteigst, wird das ganze erst Recht ein Fass ohne Boden, denn die Interpretation der mikroskopischen Bilder muss man erst Mal lernen. Als nächstes muss man mit Bestimmungsschlüsseln umgehen können usw. Deswegen ist es erst Mal wichtig, dass du für dich selbst weißt, was du können/wissen möchtest.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Nika,


    mein Tipp: Suche Kontakt zu einem Pilzverein in Deiner Nähe.


    Im Rheingau-Taunus-Kreis selbst wüsste ich keinen, die nächsten wären m.E. in Bingen (auf der ebsch Seit'), oder in Sulzbach/Taunus.

    Im Nabu-Zentrum Rheinauen in Bingen wäre nächsten Samstag Exkursion + Bestimmungsnachmittag.

    In Wiesbaden ist chris77 unterwegs, der kennt die hessische Seite besser.


    Grüße,


    Wolfgang

  • Hallo Stefan,


    der nächste Pilzverein liegt mind. 1h Fahrzeit von meinem Wohnort entfernt, das bekomme ich nicht wirklich unter. Die persönliche Vernetzung gestaltet sich schwierig, da ich im Kaff am A der Welt lebe. Vielleicht schaff ichs aber mal zu ner Versammlung vom hiesigen BUND, da finden sich ggf. einige Pilzirre :)

  • In Limburg a.d. Lahn werden auch Kurse angeboten, A1-A2 glaube ich. Steige da aber nicht durch, unterliegen die irgendwelchen Richtlinien oder werden die durch die PSV individuell gestaltet?

    Die Kurse in Limburg hält Vincent Schwellnus. Ich kenne ihn gut (wir haben zusammen die PSV-Prüfung abgelegt). Schreib ihm doch einfach, er ist sehr zugänglich und wird Dir Deine Fragen beantworten.


    Davon abgesehen: wie Öhrling schon schrieb, ist der Schlüssel für die Bewältigung der gefühlt unendlich vielen Pilzarten zunächst die Sporenpulverfarbe, der Habtus sowie die Lamellenhaltung. Mit der Kombination dieser drei Merkmale kann man sehr viele Gattungen gut eingrenzen. Daher solltest Du Dich zunächst damit befassen. Bei Deinen Touren nimmst Du immer mal einige Unbekannte mit und machst zu Hause einen Sporenabdruck. Damit kannst Du dann Dein neu erworbenes Wissen testen bzw. üben. Es geht auch darum zu verstehen, was die Literatur meint, wenn sie bspw. schreibt "tabkbraun, rostbraun, graubraun, schokoladenbraun, lilabraun". Diese Unterschiede muss man ein paar mal gesehen und erlebt haben.

  • Danke, Vincent habe ich heute sogar eine Mail geschrieben bzgl. Seminare 2026.


    Die Sporenpulverfarbe in der Literatur macht mich auch etwas irre, muss ich sagen. "Violettschwarz" ist für mich oft einfach grau. Aber da muss man reingehen, Lamellen gucken und Sporenabdrücke machen.

  • Hi Nika

    der nächste Pilzverein liegt mind. 1h Fahrzeit von meinem Wohnort entfernt, das bekomme ich nicht wirklich unter. Die persönliche Vernetzung gestaltet sich schwierig, da ich im Kaff am A der Welt lebe. Vielleicht schaff ichs aber mal zu ner Versammlung vom hiesigen BUND, da finden sich ggf. einige Pilzirre :)

    Das meiste wurde ja schon gesagt, aber da ich in einer ähnlichen Situation wie du war und der nächste Pilzverein bei mir sogar knapp zwei Stunden entfernt ist, kann ich vielleicht noch auf meine Vorgehensweise eingehen. Ich habe mich 2020 angefangen richtig für Pilze zu interessieren und kannte/sammelte vorher nur selten mal Pfifferlinge und Steinpilze. Ich war am Anfang sehr auf Bücher, Websites und natürlich auf dieses und das Nachbarforum (123pilzforum) angewiesen, da es eben nirgendwo einen Pilzverein oder eine Person mit guten Pilzkenntnissen in meiner Gegend gab. Also habe ich aus dem Wald immer ein paar Arten mitgenommen, diese so gut es ging dokumentiert, versucht eine passende Art zu finden und dann im Forum angefragt, ob meine Bestimmung passen könnte oder wenn ich zu keiner Bestimmung gekommen bin einfach um Hinweise gebeten. Zudem habe ich auch sehr viel im Forum mitgelesen. Ich habe dabei von Anfang an die deutschen und die wissenschaftlichen Namen gleichzeitig gelernt und auch hier im Forum schreibe ich immer beide Namen in meine Beiträge. Ich denke diese Vorgehensweise hat mir beim Einprägen der Namen wirklich viel geholfen. Wenn man die wissenschaftlichen Namen kennt, hat man den Vorteil, dass man die Systematik der Pilze besser versteht, da sich der Artname ja immer aus dem Gattungsnamen und dem spezifischen Epitheton zusammensetzt.


    Was mir auch sehr geholfen hat, waren die Pilzseminare. Ich war schon bei einigen Seminaren in der Pilzlehrschau bei Björn Wergen im Schwarzwald. Man lernt dort Theorie, die man dann gleich in der Praxis mit den gemachten Funden einsetzen kann. Und was man bei solchen Seminaren auch nicht unterschätzen sollte, ist die Fülle an Pilzen, die man dort normalerweise zu sehen bekommt, denn 20 Kursteilnehmer plus Kursleiter finden eben ganz andere Mengen, als eine Person.


    Zum Schluss noch etwas, das ich zum Üben genutzt habe, um möglichst viele Arten, in möglichst unterschiedlichen Zuständen und aus möglichst vielen verschiedenen Gegenden zu sehen, um deren Bestimmung zu üben (bei uns gibt es z.B. keine Laubbäume, daher sah ich solche Arten z.B. selten): Ich habe dafür einfach die Pilzforen genutzt. Ich bin hier im Forum z.B. in die Kategorie Pilzbestimmung u. Bestimmungshilfe, habe mir ein Jahr ausgesucht, in dem ich einfach eine der älteren Seiten unten ausgewählt habe und habe dort die Anfragen der pilzreichsten Monate durchgeschaut. Zuerst habe ich die Bilder der Anfrage und je nachdem auch den Text gelesen und dann habe ich versucht zu bestimmen, was es ist und unten in den Antworten geschaut, ob meine Bestimmung gepasst hat. So konnte ich in kurzer Zeit sehr viele Pilze sehen und mit ihnen wunderbar üben und durch die hochwertigen Antworten hier direkt überprüfen, ob ich richtig lag.


    Ich wünsche dir auf jeden Fall eine lehrreiche Zeit, aber vor allem auch viel Spass auf deinem Pilzweg. :)


    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Hier wurde schon viel gesagt, ich möchte nur noch was sagen zu den Fachnamen der Pilze.

    Man darf nicht vergessen mit wem man es zu tun hat als PSV. (vorausgesetzt man macht Korbkontrollen, Führungen, sowas)

    Aus kommunikativer Sicht ist es wertschätzend und respektvoller wenn man die deutschen Namen verwendet,

    einfach weil "das Gegenüber" diese besser versteht. Das lernt man z.b. auch in der Medizin,

    was bringt das einem Patienten wenn ich ihm genau erkläre was Medikament xy genau an welchem Rezeptor usw. macht. Nichts.

    Das muss einfach, verständlich verpackt werden in normalen Worten.

    Man muss die Sprache sprechen von dem, der vor einem steht. Das heißt nicht dass man die Fachnamen der Pilze nicht können soll,

    sondern das man aktiv moduliert wann man welche nutzt. :)

    VG, Moosfreundin :)


    Meine Pilzbestimmungen sind wie Wettervorhersagen: manchmal richtig, manchmal nicht. Wer seinen Fund essen möchte geht zum PSV.