Mikro-Fotografie - Wie erstellt ihr eure Bilder?

Es gibt 31 Antworten in diesem Thema, welches 4.638 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mushroom Martin.

  • Hallo zusammen,


    hier im Forum bekommt man immer wieder regelrecht atemberaubende Aufnahmen verschiedener Pilze und Pilzstrukturen unter dem Mikroskop zu sehen.


    Ich würde gerne ähnlich gute Aufnahmen hinbekommen und wollte euch mal fragen, wie ihr solche Fotos erstellt. (Ich bin mal so frei und markiere hier einige Forenmitglieder, die mir durch ihre Mikrofotos aufgefallen sind: Climbingfreak  Karl W  boccaccio  haruma  thorben96  nobi ...)


    Natürlich ist ein gutes Präparat und eine makellose Optik des Mikroskops Grundlage für schöne Bilder, aber was benutzt ihr denn zum Ablichten?

    Benutzt ihr eine Okularkamera, DSLR oder DSLM? Schaltet ihr ein "normales" Okular davor oder benutzt ihr ein Fotookular/Projektiv? (Ich glaube, es wäre auch sehr nützlich zu erwähnen, ob ihr eine unendliche oder eine endliche Optik besitzt)

    Ist Stacking am Mikroskop eine Option für euch?


    Bearbeitet ihr eure Bilder und wenn ja, womit und was genau bearbeitet ihr an euren Bildern?


    Ich hoffe, einige von euch können uns etwas darüber erzählen, wie ihr Mikrofotos schießt und vielleicht kristallisiert sich ja eine Option für mich heraus, an der ich mich orientieren kann.

    Ich würde mich auch darüber freuen, wenn ihr mir Links zu Artikeln oder anderen Foren zukommen lässt. (Den Post der Sternstunden unterm Mikro und den Post aus der Anfängerreihe zur Mikroskopie hier im Unterforum kenne ich bereits)


    Über Vorher- und Nachherbilder würde ich mich auch freuen, wenn die vorliegen und das rauskramen nicht allzu viele Umstände bereitet...


    Beste Grüße

    Oliver

  • Hallo Oliver,


    ich nutze ein trinokulares Panthera C von Motic (unendliche Optik). Oben kommt dann meine Canon EOS 850D drauf, ohne weitere Optik. Dadurch ist das Bild am Randbereich nicht ganz perfekt ausgeleuchtet, aber das kann man dann bei Bedarf wegschneiden oder einfach ignorieren. Ich selber bearbeite meine Fotos gar nicht nach. Stacking benutze ich in der Praxis auch fast gar nicht, außer ich fotografiere sehr kleine Ascomyceten etc. durchs Mikroskop.


    Björn

  • Hallo Björn,


    es ist interessant zu hören, wie "wenig" Arbeit auf technischer Seite in deinen Bildern steckt. Aber bei einer unendlich Optik gestaltet sich das wohl auch um einiges einfacher als bei einer endlich Optik, wie ich sie habe. Du schaltest wohl auch kein Objektiv dazwischen oder - das ist ja dann am Mikroskop...


    Gibt es einen bestimmten Grund, der für dieses Kameramodell spricht oder ist es einfach die Kamera, die du sonst zum Fotografieren anderer Dinge benutzt?


    Grüße

    Oliver

  • Hallo Oliver,


    das ist einfach die Kamera, die ich auch sonst benutze. Wenn man noch keine Kamera hat, sollte man eher nach einer spiegellosen Kamera schauen, das wackelt beim Auslösen noch weniger (mit der Spiegelreflexkamera muß man dann immer die Spiegelvorauslösung via Live-View nutzen).



    Björn

  • Hallo Björn,


    ja, ich hab schon gehört, dass die Spiegelreflexkameras einen Nachteil haben bei der Mikrofotografie genau aufgrund des von dir angesprochenen Problems. Ich werde aber wohl auch erstmal die DSLR benutzen, die ich hier habe und irgendwann eventuell auf eine Spiegellose Kamera wechseln. Ich nehme mal an, du benutzt das hauseigene Programm von Canon?


    Oliver

  • Hallo Oliver,

    ich nutze eine uralte Einsteckkamera. Die meisten Bilder, die ich damit mache dienen lediglich dem Bestimmen und sind für eine Darstellung hier im Forum oder auf Facebook ungeeignet. Die Mikrofotos, die ich gelegentlich zeige sind meist nachbearbeitet.

    LG Karl

  • Hi.


    Was mich bei Björns Bildern immer wundert ist wie viel Tiefenschärfe da dabei ist. Wenn ich die Cheilos an ner Lamellenschneide knipse ist da meistens gerade mal eine Zystide halbwegs scharf, bei Björn sehe ich aber öfters viel durchgängigere Tiefenschärfen. Bei ner 4-sporigen Basidie bekomme ich in hohen Vergrößerungen oft nur 2 Sporen scharf ohne durchzufokussieren. Oder nur ein halber Ascus ist scharf, selbst wenn ich die Blende recht weit schließe. Bei dir ist das scheinbar nicht so.


    Kriegt man mit nem besseren Mikroskop/Objektiv auch mehr Tiefenschärfe? Dachte das wäre physikalisch halt begrenzt.

    Oder sind meine Präparate einfach schlechter?


    Karl: Was heißt bei dir nachbearbeitet? Was sind so gängige Anpassungen, die du machst um das Bild zu verbessern und womit?


    LG.

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
    Posts sind nicht als Essensfreigabe zu verstehen. :-]

  • Hallo zusammen,


    ich muss dir Recht geben Schnupfi. Die Tiefenschärfe der Bilder von Björn ist echt phänomenal. Ob das etwas mit dem Mikroskop zu tun hat und weniger mit der Kameraausrüstung...


    Der Frage zur Karls Nachbearbeitung kann ich mich auch nur anschließen.


    Grüße

    Oliver

  • Hallo zusammen,


    das mit der Tiefenschärfe ist ja im Wesentlichen durch die Physik limitiert. Da hilft also nur, daß man ein gutes Präparat herstellt, das möglichst flach ist. Das gelingt natürlich nicht immer und erst recht nicht immer auf Anhieb, sprich da geht dann schon einiges an Zeit drauf. Zum Teil muß man in so einem Präparat dann auch einfach länger suchen, bis man eine Stelle findet, die hinreichend fotogen ist.


    Björn

  • Hallo,


    genau das sind die Grundlagen eines guten Mikrofotos:

    - gutes Präparat (da braucht es auch mal mehrere Anläufe)

    - gute Stelle suchen (zeitaufwendig, wie Björn schon sagte)

    - richtige Stellung des Kondensors und der Blenden am Mikroskop (wird gerne vernachlässigt)


    Die Kameraausrüstung ist zweitrangig.


    Gruß

    Peter

  • Hi.


    Ok, so dachte ich es mir ja schon. Zugegebenermaßen wüsste ich aber nicht wie ich eine Lamellenschneide noch besser präparieren kann. Die bekomme ich nun wirklich nicht nochmal vertikal halbiert. :whistling:


    Vielleicht quetsche ich auch einfach zu vorsichtig, muss ich wohl mal ausprobieren.


    LG,

    Schupfi

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
    Posts sind nicht als Essensfreigabe zu verstehen. :-]

  • Hallo Schupfi,


    im Zweifelsfall muß man wirklich fast so doll quetschen bis die Basidien platzen ;-D Das passiert mir bei Entolomen ganz gerne, weil man da ja irgendwie auch junge Basidien freistellen muß um auf Schnallen zu prüfen.


    Björn

  • Hallo zusammen,


    ja, quetschen funktioniert da schon sehr gut. Zumindest wenn man nur mit dem Auge mikroskopiert und da kann man oft was brauchbares finden bis 40x Vergrößerung. Besonders das Quetschen mit einem Wattestäbchen funktioniert echt gut. Seit dem ich darauf gekommen bin, brechen bei mir fast keine Deckgläser mehr beim Quetschen!


    Ich müsste mich mal informieren, wie man den Kondensor richtig einstellt. Wenn ich mikroskopiere, mache ich das ziemlich nach Gefühl, aber für gute Fotos wird das bestimmt wichtig sein.


    Würdest du, wenn vorhanden, uns trotzdem deine Fotoausrüstung mitteilen Peter ?


    Grüße

    Oliver

  • Hallo Oliver,


    zuerst hatte ich eine CANON A520 mit Kamera-Adaption: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=987.0

    Später kam eine CANON 600d: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=10981.0

    Meist nutze ich eine kleinere CANON EOSM 10 mit ähnlicher Adaption wie die Spiegelreflex.


    Alle Kameras arbeiteten voll zufriedenstellend am Mikroskop.

    Am einfachsten war die A520, da brauchte es praktisch keinerlei digitale Nachbearbeitung.


    Mit diesen Adaptionen lassen sich noch sehr viel mehr Kameras auch anderer Hersteller anschließen.


    Gruß

    Peter

  • Hallo zusammen,


    Peter würdest du mir da evlt die von dir verwendete Kamera-Adaption für die CANON EOS M10 verraten? :)

    Ich habe eine CANON EOS M100, die ich gerne an meinem Olympus BH2 verwenden würde.


    Verwendet ihr eine Software zur Messung der Sporen usw? wenn ja welche ist empfehlenswert?


    Grüße

    Markus

  • Hallo Markus,


    ich messe alles per Software und gar nicht am Okular. Dazu benutze ich Fiji. Das ist zwar am Anfang nicht ganz übersichtlich, weil es viel mehr kann als nur Sporen zu messen, hat aber den Vorteil, daß es Open Source ist und als Java-Anwendung auch unter Linux läuft.


    Björn

  • Hallo Markus,


    für das OLYMPUS BH2 kann man originale Teile benutzen:



    Es braucht nur diese 3 Teile. Für die EOSM ist der obere Adapterring nicht der für EOS, sondern für EOSM.

    Ich muss zugeben, dass die Teile mittlerweile preislich sehr angezogen haben. Aber es ist ein sauberer Weg zur Adaption.


    Ich messe alles am Okular. Geht für mich schneller und einfacher. :)


    Gruß

    Peter

  • Hallo Björn und Peter,


    vielen Dank für die Infos, die Software werde ich mal testen sobald ich die Kamera montiert bekomme :thumbup:

    Jetzt begebe ich mich gleich mal auf die Suche nach diesen 3 Bauteilen ^^


    Grüße,

    Markus

  • Hallo zusammen,


    ein einfaches, schon länger bekanntes, und immer noch gut funktionierendes Programm ist Jens Rüdigs Makroaufmaßprogramm https://ruedig.de/tmp/messprogramm.htm.

    Optisch wirkt es nicht mehr ganz taufrisch, tut aber alles, was man zum Messen braucht.

    Für Linux-Freunde: es läuft vollkommen unproblematisch mit wine /Pfad-zu/Makroaufmassprogramm.exe, eben nochmal getestet.

    Es ist bzw. war mein Favorit (da der Elan zum Mikroskopieren verschwunden ist).


    Grüße

    Günter

    Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben. (A. Gide)

  • Hallo zusammen,


    an meinem Mikroskop ist eine Canon EOS 550D mit einem Adapter dauerhaft montiert.

    Zum Fotografieren verwende ich einen Fernauslöser, den LiveView Bildschirm von Canon und am PC die Canon-Software.

    So kann ich durch das Okular gucken und Fotos machen ohne ständig auf die Kamera schauen zu müssen.

    Hinzu kommt, dass ich die Einstellungen der Kamera am Computer mit der Canon Software machen kann.

    Am Mikroskop habe ich für jedes Objektiv eine eigene Belichtungszeit für die Kamera, die ich immer einstellen muss.

    Dafür habe ich immer eine voreingestellten manuellen Weißabgleich, der mittlerweile nur bei Makroskopischen Bildern verändert wird.

    Die Bilder werden im JPG Format aufgenommen und mit Photoshop Elements bearbeitet.

    Bei der Bearbeitung wird die Funktion "Farbstich entfernen" benutzt, mit der man relativ gut seine gewünschten Farben bekommt.

    Ansonsten wird nur etwas Kontrast und die Belichtung eingestellt.

    Die Bearbeitung der Bilder (Achtung nur die Bilder unter dem Mikroskop) dauert im Schnitt maximal 1min.

    Wenn ich Makroaufnahmen unter dem Mikroskop machen, dann verwende ich 2 Jansjö Lampen (Sieht so aus Jansjö) und einen selbstgebastelte Diffusor.

    Der selbstgebastelte Diffusor ist ein durchgeschnittener Plastikbecher, dessen Ring ich um das Objekt lege, was fotografiert werden soll.

    Die Mikrobilder werden in der Regel nicht gestackt, außer es müssen Ornamente oder Strukturen besser dargestellt werden, dann wage ich einen Versuch.

    Ansonsten werden nur die Makroaufnahmen gestackt, weil ein einzelnes Bild zu wenig Tiefenschärfe hat.

    Für das Messen der Sporen verwende ich das Programm Micam und für das Stacken Heliconfocus.


    VG : Thorben

  • Hallo zusammen,


    echt cool, dass es sowas für Zeiss Mikroskope gibt. Soweit ich weiß, gibt es das für Leitz nicht bzw nicht einfach zu bekommen.


    Ich werde mal die einzelnen Schritte der Bildbearbeitung ausprobieren thorben96 und schauen, was dabei rumkommt. Danke dür die ausführliche Erklärung.

    Kannst du eventuell genauer darauf eingehen, wie du einen Weißabgleich am Mikroskop machst und was du dafür verwendest?


    Grüße

    Oliver

  • Hallo Oliver,

    Kannst du eventuell genauer darauf eingehen, wie du einen Weißabgleich am Mikroskop machst und was du dafür verwendest?

    ich habe 2 manuelle Weißabgleicheinstellungen an der Kamera, die ich immer verwende und auch schon seit Beginn des Fotografierens verwende.

    Du musst halt selber mit deiner Kamera experimentieren bis du eine Einstellung hast die passt.

    Ansonsten kann ich dir mit dem Thema Weißabgleich nicht weiterhelfen, weil ich selber nicht gut darin bin.


    VG : Thorben

  • Hallo zusammen,


    da ich ein altes Leitzmikroskop mit einer Tubuslänge von 170mm habe und keine Unendlichoptik besitze, bin ich mal derStandardkonstruktion in diesem Bereich gefolgt - im Mikroskopieforum scheint diese Lösung stark verbreitet zu sein. Also ein Okular im Trinotubus mit einem 40mm Pancake-Objektiv von Canon, das ich gebraucht für einen akzeptablen Preis bekommen habe. Heute kam das Objektiv an und prompt hing meine EOS 5D Mark II am Mikroskop. Es ist zwar eine Kamera mit Spiegel, aber im Liveview lassen sich trotzdem gut Bilder schießen.


    thorben96 drückte mir am vergangenen Sonntag, dem 05.11.2022, einen verschimmelt scheinenden Becherling in die Hand und meinte: "Guck dir den unter'm Mikroskop an. Das ist Stephanoma strigosum."


    Und die sieht unterm Mikroskop echt gut aus. Hier ein Bild meiner ersten Versuche. Es ist lediglich zugeschnitten, aber nicht bearbeitet. Ich bin echt zufrieden mit dem Bild, werde aber noch einiges an meiner Konstruktion herumprobieren.


    Beste Grüße

    Oliver



  • Hallo zusammen,

    sicher von Vorteil ist eine gute Ausrüstung, leider ist die oft auch etwas teuer! Ich habe ein Zeiss Axiolab Mik. mit Fototubus und Zeiss Mikroskop Kamera. Gute Kameras haben ein großes Sichtfeld und sind auch gegen den Rand scharf. Und ein Fototubus erleichtert das Fotografieren ungemein, da man beim Durchsuchen und Fokussieren trotzdem normal reinschauen kann. Für gute Bilder ist aber auch ein gutes Präparat wichtig. Und da hat eben jeder seine eigenen Methoden, sicher braucht es Übung und Erfahrung. Für ein gutes Bild braucht es dann eben auch manchmal mehrere Objektträger....Was wirklich Spaß macht sind ornamentierte Sporen, die man stacken kann. Das geht dann fast nur mit fest installierter Kamera und es darf sich nichts bewegen. Und Sporen fast zwingend von einem Sporenwurf. Feinste Bewegungen der Zellflüssigkeiten bei Quetschpräparaten irritieren das Stackingprogramm. Daher sind Hymenialelemente nur schwer zu stacken.


    Anbei ein paar Beispiele: (Lepiota nicht gestackt)


    viele Grüße, Markus


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