Depot 27.03.2021

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.853 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von boccaccio.

  • Hallo zusammen,


    am vergangenen Samstag ging es mit Karl und Tanja ins Depot. Das ist natürlich immer eine Reise wert und so hat es sich auch diesmal wieder voll und ganz gelohnt. Eine tolle Tour, bei der ich auch wieder den einen oder anderen persönlichen Erstfund machen konnte.


    1. Gyromitra esculenta hatte sich bislang immer gut vor mir versteckt.


    2. Helvella/Dissingia leucomelaena


    3. Nectriopsis lecanodes


    4. Das Schöne an Touren mit Karl: Rötlinge bekommen sehr einfach einen Namen. Hier Entoloma pallescens


    5. Byssonectria fusispora


    6. Ein mild schmeckender Zapfenrübling. Wenn man genügend quetscht, sind die Zystiden natürlich alle blitzblank. Am Ende aber auch ein Foto, das nicht gequetscht wurde. Da meine ich Kristallschöpfe auf den Zystiden zu erkennen. Oder müßten die noch kräftiger ausgeprägt sein?


    7. Von Karl und Tanja bestimmt: Pholiota graminis an Juncus sp.


    8. Ebenfalls an Juncus: Ein cyphelloider Pilz, wo ich keine rechte Idee zu habe.


    9. Nochmal Juncus. Diesmal ein Pyrenomycet, der schon überreif war und wo ich auch noch keinen Namen habe.


    Björn

  • Hallo Björn,

    9. Nochmal Juncus. Diesmal ein Pyrenomycet, der schon überreif war und wo ich auch noch keinen Namen habe.

    Du solltest mal mit diesen Fund hier von Eike anschauen.

    Ich würde wetten, dass es der gleiche wie bei dir ist.


    VG : Thorben

  • Hallo Thorben,


    ich habe bei meinem Fund die Sporen gemessen und komme auf (29.0-33.0) x (6.6-8.9) µm, Q=3.4-4.6. Das ist also sicher etwas anderes als der Fund von Eike. Ich habe dann auch mal in den Phaeosphaeria-Artikel von Shoemaker und Babcock geschaut. Da sind extrem viele Arten drin, nur paßt trotzdem leider keiner davon auf meinen Pilz. Ich werde den wohl auch noch mal bei FB in der Ascomyceten-Gruppe von Björn Wergen zeigen. Vielleicht hat dort jemand eine Idee.


    Björn

  • Hallo Björn,


    schöne Sachen gibt es da bei euch schon, hier ist zwar auch schon einiges los, aber Rötlinge zeigen sich hier noch nicht. Pholiota graminis hab ich noch nie gesehen.


    Bei den einzelnen Arten sehe ich bei Nr. 6 Strobilurus tenacellus, die anderen beiden Arten haben deutlich stumpfere Zystiden. Kristalle haben alle, tenacellus noch die wenigsten.


    Die 8 hast du schon mit Calyptella capula verglichen?


    Die 9 sieht nach Neomassariosphaeria typhicola aus, ich kenne die mit etwas mehr Septen. Welche nahestehenden Arten es noch gibt weiß ich grad nicht auswendig, allerdings zeigt Harzi hier (letztes Bild im ersten Beitrag) eine Kollektion mit auf nur einem Bild schon sehr variablen Septenzahlen. Von der Sporengröße her passt das jedenfalls. Hatte ich übrigens auch schon an Juncus.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Björn


    Du hast unsere Funde perfekt in Szene gesetzt :daumen:

    4. Das Schöne an Touren mit Karl: Rötlinge bekommen sehr einfach einen Namen. Hier Entoloma pallescens

    Einfach nicht gerade und wenn man bei Ludwig unter E. cetratum nachliest wird es "unerfreulich". Es bleibt abzuwarten, wieviele Arten aus dem Komplex nach DNA-Analysen kassiert werden. Unser Fund hatte 4-sporige Basidien, Schnallen und keine Zystiden, weshalb ich in Verbindung mit der dunklen Hutfarbe unschwer zu E. pallescens komme.

    6. Ein mild schmeckender Zapfenrübling. Wenn man genügend quetscht, sind die Zystiden natürlich alle blitzblank. Am Ende aber auch ein Foto, das nicht gequetscht wurde. Da meine ich Kristallschöpfe auf den Zystiden zu erkennen. Oder müßten die noch kräftiger ausgeprägt sein?

    Nach Mikros ist das eindeutig der Bittere Kiefernzapfenrübling (Strobilurus tenacellus), dessen bitterer Geschmack oft nicht eindeutig ist. Beim Milden Kiefernzapfenrübling (Strobilurus stephanocystis) sind die Kristallschöpfe wesentlich stärker ausgeprägt und ein Teil der Zystiden ist dickkeulig. Schau mal in Pilze der Schweiz Band 3


    7. Von Karl und Tanja bestimmt: Pholiota graminis an Juncus sp.

    Der Schüppling wird in der Literatur häufig als Synonym von P. conissans aufgefasst (siehe aber Ludwig und Komentare bei Gröger). Solange die Arten in Mykis getrennt erfasst werden, bleibe ich ebenfalls bei der Trennung. Zusammenlegen ist später einfacher als trennen.

    8. Ebenfalls an Juncus: Ein cyphelloider Pilz, wo ich keine rechte Idee zu habe.

    Schwiiiiiierig :). Calptella capula sollte schlankere Sporen habe und sonst hätte ich auch keine passende Idee. Lehmann beschreibt in Fungi Cimbricae 3 eine Arrhenia retiruga f. cyphelloides mit teilweise sehr ähnlichen Abbildungen.

    LG Karl

  • GriasDi Karl,

    ich hab bei der 4sporigen Entoloma cetratum gleich an E. (cetratum var) cuneatum gedacht. Spricht da was dagegen?

    An liabn Gruaß,

    Werner

    Hallo Werner,

    den Einwand kann ich sehr gut nachvollziehen. Die Fruchtkörper sind jedoch nicht papilliert, jung einheitlich braun gefärbt und die helle Hutmitte ist lediglich ausgeblasst. Mirkoskopisch ist da nicht viel drin. Leider wurden in der Vergangenheit die Kaulozystiden oft nicht betrachtet. Nach meiner Beobachtung sind die bei E. pallescens, cunneatum und lanuginosipes jeweils bis über 100 mµ lang und bei E. cetratum nur bis 60 mµ. Ich hatte auch schon Funde von E. testaceum und E. testaceum var. bavaricum 4-sporig mit allerdings teilweise spärlichen Cheilozystiden, bei denen ich selber die Kaulos nicht beachtet hatte.
    Soweit mir bekannt ist werden wohl nicht alle Arten erhalten bleiben (Noordeloos mündlich) und ich warte eigentlich schon länger auf eine Publikation. Machiel wird aber zunächst die Arbeit über die Sektion (oder Untergattung) Cyanula fertigstellen.

    LG Karl

  • Die Mikro-Fotos sind wirklich Klasse! Vielen Dank fürs Zeigen.


    lg

    Sandra

    • Offizieller Beitrag

    6. Ein mild schmeckender Zapfenrübling. Wenn man genügend quetscht, sind die Zystiden natürlich alle blitzblank. Am Ende aber auch ein Foto, das nicht gequetscht wurde. Da meine ich Kristallschöpfe auf den Zystiden zu erkennen. Oder müßten die noch kräftiger ausgeprägt sein?

    Nach Mikros ist das eindeutig der Bittere Kiefernzapfenrübling (Strobilurus tenacellus), dessen bitterer Geschmack oft nicht eindeutig ist. Beim Milden Kiefernzapfenrübling (Strobilurus stephanocystis) sind die Kristallschöpfe wesentlich stärker ausgeprägt und ein Teil der Zystiden ist dickkeulig. Schau mal in Pilze der Schweiz Band 3

    Hi,


    sehr schöne Bilder, danke für die Eindrücke der Tour und die Erklärungen dazu.


    Nur noch eine kleine Ergänzung zu Str. stephanocystis. Ich habe jedes Mal, wenn ich den unterm Mikro habe, den Eindruck, dass der Kopf der Zystide in eine Art Schleimkappe gehüllt ist. Richtige Kristalle sind das meiner Meinung nach nicht, bzw. nur selten.


    Auf jeden Fall zeigst du mikroskopisch typische Str. tenacellus Björn. Diese spindeligen Zystiden ohne Kristalle sind sehr häufig. Übrigens kannst du durch zu starkes Quetschen die Zystiden nicht kaputt machen, verformen oder gar die Kristalle von den Zystiden abreißen. Das habe ich noch nie erlebt.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo zusammen,


    erstmal vielen Dank für das zahlreiche Feedback hier!


    Zitat

    Die 9 sieht nach Neomassariosphaeria typhicola aus, ich kenne die mit etwas mehr Septen. Welche nahestehenden Arten es noch gibt weiß ich grad nicht auswendig, allerdings zeigt Harzi hier (letztes Bild im ersten Beitrag) eine Kollektion mit auf nur einem Bild schon sehr variablen Septenzahlen. Von der Sporengröße her passt das jedenfalls. Hatte ich übrigens auch schon an Juncus.

    Das ist auch die Richtung, die Björn Wergen bei FB vorgeschlagen hat. Ob es da jetzt mehr als eine Art gibt oder ob die Septierung so variable sein kann, werden uns wohl nur die Genetiker verraten können.


    Zitat

    Nach Mikros ist das eindeutig der Bittere Kiefernzapfenrübling (Strobilurus tenacellus), dessen bitterer Geschmack oft nicht eindeutig ist. Beim Milden Kiefernzapfenrübling (Strobilurus stephanocystis) sind die Kristallschöpfe wesentlich stärker ausgeprägt und ein Teil der Zystiden ist dickkeulig. Schau mal in Pilze der Schweiz Band 3

    Ja, mit den Pilzen der Schweiz ist das dann in der Tat eine eindeutige Sache. Vielen Dank für den Verweis darauf.


    Zitat

    Einfach nicht gerade und wenn man bei Ludwig unter E. cetratum nachliest wird es "unerfreulich". Es bleibt abzuwarten, wieviele Arten aus dem Komplex nach DNA-Analysen kassiert werden. Unser Fund hatte 4-sporige Basidien, Schnallen und keine Zystiden, weshalb ich in Verbindung mit der dunklen Hutfarbe unschwer zu E. pallescens komme.

    Ich habe ja nicht gesagt, daß es für alle Beteiligten einfach ist ;)


    Zitat

    Binsen habe ich bisher links liegen gelassen, aber bei 226 Arten (Stand März 1906 ?) lohnt es sich zu bücken. :D Vielleicht kommt Dir ja zu deinen beiden eine Idee.

    Ufff! Das ist aber sehr umfänglich! Was den cyphelloiden Pilz angeht, ist Calyptella raus, weil dort Schnallen vorhanden sein sollten.


    Zitat

    Übrigens kannst du durch zu starkes Quetschen die Zystiden nicht kaputt machen, verformen oder gar die Kristalle von den Zystiden abreißen. Das habe ich noch nie erlebt

    Du hast noch nie erlebt, wie ich ein Präparat gequetscht habe! :D


    Björn