Safranroter Schüppling?

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 3.957 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von bwergen.

  • Hallo zusammen!


    Heute waren Pablo, Stefan und ich im Pfälzerwald unterwegs. Dort fanden wir neben vielen weiteren spannenden Funden die folgenden Zersetzer-Pilze, bei welchen wir vermuten, dass es sich um safranrote Schüpplinge (Pholiota astragalina) handeln müsste. Da wir die Art noch nicht aus eigener Anschauung kennen, möchten wir uns natürlich absichern, da sie ja leicht mit dem ziegelroten Schwefelkopf verwechselt werden kann.


    Standort war ein Esskastanien-Eichen-Kiefernwald mit unterstreuten Birken auf Sandboden. Die Pilze wuchsen büschelig an einem Totolzstumpf, höchstwahrscheinlich an Nadelholz. Die Stiele sind weißgelblich und auffallend aufgerissen, fast schon "genattert". Die Hüte leuchten in einem orangerötlichen bis flamingofarbenen Ton und werden beim Befeuchten etwas schleimig. Der Geruch war eher unspezifisch, Geschmack wohl ganz leicht bitterlich (nur Pablo hat probiert... er kann ja ggf. ergänzen). Leider gab es nur wenige recht junge Fruchtkörper ohne ausgereiften Lamellen.










    Vom Blitz leidern etwas farbverfälschtes Bild zuhause (Gelbstich)...


    Vielen Dank für Hinweise!

  • Hallo Hannes,


    danke für deine Meinung!


    ...was schließt denn deiner Meinung nach die von uns vorgeschlagene Art aus?

  • Hallo Anna,


    wenn ihr drei auf Pholiota astragalina kommt bzw. diesen vermutet, hat das sicher seinen Grund. Im ersten Moment dachte ich auch an den Ziegelroten Schwefelkopf, als ich die Aufnahmen sah.


    Wie viel Zeit verstrich denn, von dem Schnitt bis zur Aufnahme ?


    GERHARDT, BLV Pilzführer, Seite 334, neueste Auflage schreibt :
    "... Fleisch safrangelblich, im Schnitt nach einiger Zeit schwärzend, besonders im Stiel ; Geschmack bitterlich; "...... Der Rest passt zu Deiner Beschreibung.


    EDIT :
    Laux, Der große Kosmos Pilzführer schreibt, " im Schnitt schwarz fleckend"...


    Interessant. Bin auf das Ergebnis gespannt.


    Liebe Grüße,
    Markus

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Tja, das mit dem schwärzenden Fleisch hatte ich garnicht auf dem Schirm. Steht aber auch so in den GPBWs. Eines unserer Argumente war das Wachstum an NAdelholz (meiner Ansicht nach Pinus). Aber nachdem wohl H. lateritium - wie ich gerade lese - auch an Nadelholz vorkommen kann (GPBW notiert 6 Funde an Pinus), ist das vielleicht die bessere Alternative...



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    jegliche Literatur schlägt auch gerade die genannten beiden als Verwechslungskandidaten vor.
    "Dein Monitor" ist doch große Klasse, den hätten sicher einige sehr gerne ! ;)


    Liebe Grüße,
    Markus

  • Hallo lieber Markus, :sun:


    danke für deine Hinweise! :thumbup:


    Genau diese Fragen haben uns auch beschäftigt, den BLV hatten wir ja mit vor Ort... (alte Auflage...) :D


    Die Pilze haben im Schnitt aber nicht geschwärzt, weder vor Ort noch jetzt später bei mir zuhause, sie sind maximal etwas angelaufen. Nun habe ich an anderer Stelle auch gelesen, dass dieses Merkmal eher im Alter der Fall zutreffe, und die gefundenen Pilze sind eben sehr jung. Ob die Tatsache, dass hier kein Schwärzen zu sehen, ist ein Auschlusskriterium ist, kann ich ohne Funderfahrung der Art kaum einschätzen.


    Der Safranrote Schüppling kommt jedenfalls nur an Nadelholz vor, der Ziegelrote Schwefelkopf meist - aber nicht ausschließlich - an Laubholz.


    Bin auch gespannt was da herauskommt und bin über jeden Hinweis, wie man die Arten im Feld sicher auseinanderhalten kann dankbar. :)


    ----
    Edit: In Pilze der Schweiz steht auch etwas von im Alter schwärzend, sowie auf Druck.
    Habe nochmal nachgesehen: Bei den im Kühlschrank gelagerten Fruchtkörpern sind leichte Verfärbungen an Druckstellen zu sehen, ob diese aber ausreichen, kann ich nicht einschätzen. Morgen schau ich mir die Gesellen nochmals an und mache Fotos.


    Hallo Mausmann: Die Lamellen müssen im jungen Zustand nicht gelb sein, sondern cremefarben (zumindest laut Pilze der Schweiz), das wäre für mich also allein kein Unterscheidungskriterium.

  • Liebe Anna, :sun:


    ich finde es schon mal Klasse, dass ihr auf den Safranroten Schüppling aufmerksam macht.


    Wenn ich ehrlich bin, habe ich diesen Kandidaten bislang gar nicht ausreichend in Erwägung gezogen. :(


    Die vermeintlichen bisher immer angenommenen Ziegelroten Schwefelköpfe werde ich künftig auch ein genauer betrachten !


    Gerade dieses Jahr, bei extremen Umwelteinflüssen wie starker Sonneneinstrahlung, extremer Wärme, starkem Niederschlag und plötzlich kalten Temperaturen fehlt die Zuverlässigkeit und Deutlichkeit der Reaktion beim Ärgern schon ein wenig. Das fiel mir auch auf, insbesondere dann , wenn ausschließlich junge FK zur Bestimmung vorliegen.


    Mal sehen, was für Meinungen noch kommen.


    Liebe Grüße,


    Markus

  • Hallo Markus,


    lieben Dank. Ich finde den Safranroten Schüppling auch total spannend und wollte ihn schon länger mal finden.



    Nachtrag zu den Verfärbungen:


    Auf einigen der Stielbilder vor Ort sieht man rötliche Verfärbungen an Fraasstellen - dort ist das Fleisch schon etwas gerötet (sieht man z.B. am durchgeschnittenen Fruchtkörper oben auf Bild 1 und 2, und im Stiel bei Bild 4 und 6.



    Hier noch ein Link zu Fundbildern von Rudi Markones (vgl. junge Fruchtkörper). LINK

  • Hallo Mausmann,


    also cremefarben sind sie finde ich schon. Ich hab sie ja vorliegen. Ich weiß nicht wie das durch den Blitz herüberkommt. :D


    Sorry, aber ich bin weiter nicht überzeugt vom Ziegelroten Schwefelkopf. :/ ... Der Hut ist komisch, wird beim befeuchten wieder etwas schleimig. Es gibt übrigens sogar noch weitere Schüpplinge, die den Schwefelköpfen sehr ähnlich sehen können... Die Sache ist m.E. nicht so einfach, zumindest wennn man keine ausgewachsenen Fruchtkörper für deinen Sporenabdruck ect. hat.



    Hier nochmal eine Nachfotosession meiner Pilze. Zumindest gibt es finde ich jetzt Verfärbungen:


    Ich finde die Pilze durchaus vergleichbar mit solchen Bildern...



    LINK


    LINK


    LINK


    Hab auch alle Exemplare nochmal ausgiebig geärgert und einen weiteren, den größten, der jungen Fruchtkörper für einen Schnitt geopfert. Mal sehen wie sich die weiter entwickeln über Nacht.



    Vielleicht äußert sich ja noch jemand von unseren Experten, Ingo, Björn und da könnte man noch andere nennen... :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Anna!


    Probier das mit dem Sporenabdruck trotzdem aus.
    Bei der Pholiota alnicola s.l. in Italien hat's auch sehr gut geklappt, obwohl mir die auch eigentlich zu jung und hellamellig erschien.
    Allerdings ist da der Unterschied zwischen der Pholiota - Farbe und der Hypholoma - Farbe auch nicht ganz einfach zu beurteilen, odr?



    LG (und jetzt aber wirklich gutnacht), Pablo

  • Hallo zusammen,


    danke für das Thema! Ich hatte vor ein paar Wochen im Schwarzwald eine neue Art gefunden, die ich (auch mit Hilfe des Forums) als Safranroten Schüppling bestimmt hatte (Bilder 1+2).
    Vor ein paar Tagen in heimischen Wäldern hab ich die Kollegen wieder getroffen Bild 3), hatte dabei aber vor lauter Euphorie 8| ;) den Ziegelroten Schwefelkopf, den ich bisher noch nie gesehen habe gar nicht auf dem Schirm.
    Ich werde die Stelle nochmal aufsuchen und die Exemplare - falls noch vorhanden - genauer unter die Lupe nehmen.



    1




    2




    3




    LG


    Andreas

  • Hallo zusammen,


    über Nacht hat sich an den Pilzen nichts wesentliches verändert, Sporen wurden nicht abgesondert. Da allseits ja berechtigte Zweifel bestehen, inzwischen auch bei mir (;) ), wird es sich vermutlich bei unserem Fund doch um Schwefelköpfe handeln. :shy:



    Nun hoffe ich nur, die echten safranroten Schüpplinge recht bald zu finden, um sie mir dann einprägen zu können. :P


    Danke in die Runde für eure Ideen und Hinweise!


    Und danke an dich, Andreas, für deine ergänzenden Bilder. :thumbup:

  • Hallo Anna,



    Heute waren Pablo, Stefan und ich im Pfälzerwald unterwegs. Dort fanden wir neben vielen weiteren spannenden Funden die folgenden Zersetzer-Pilze, bei welchen wir vermuten, dass es sich um safranrote Schüpplinge (Pholiota astragalina) handeln müsste. Da wir die Art noch nicht aus eigener Anschauung kennen, möchten wir uns natürlich absichern, da sie ja leicht mit dem ziegelroten Schwefelkopf verwechselt werden kann.


    - Sehr interessanter Fund:


    ---> [/u]Wenn der Fund gerettet wurde und mir zugespielt wird[/u], zocke ich 10 Chips gegen "Hypholoma lateritium (Schaeffer : Fr.) Schroeter" (Ziegelroten Schwefelkopf).[/u]
    -------------------------


    - Ich bin mir nicht sicher, aber Pholiota sp. scheint mir die deutlich bessere Wahl zu sein.


    ---> "Ph. astragalina" (Safranroter Schüppling) ist sicher keine schlechte Idee, obwohl mich farblich einige Teile nicht so Recht überzeugen. Das "Schwärzen" (ist wohl eher eine Alterserscheinung) halte ich übrigens für nicht so wichtig.


    - Schau einmal Hier. Da habe ich typische Fruchtkörper dieser Art gezeigt.
    -------------------------------


    Fazit:


    (1) Auf (oder gegen) "Ph. astragalina" würde ich allerdings nur zocken, wenn ich einen Fruchtkörper in der Hand hätte, da ich mit der Bewertung von Bildern eh meine Probleme habe.


    (2) Übrigens, "J. Holec (2001): The genus Pholiota in central and western Europe; Libri Botanici vol. 20" zeigt weitere "Pholiota-Arten" (von mir nicht bewertet) mit ähnlichen Farben.


    (3) Eine Verwechslung von "Pholiota astragalina" mit "Hypholoma lateritium" traue ich dir bei deinen Pilzkenntnissen nicht zu. ;)


    Grüße
    Gerd

  • Hallo Gerd,


    danke für deine Gedanken zu diesem Fund. :) Spannend, dass die Gattung Pholiota nun doch noch von jemandem in Erwägung gezogen wird.


    Wir werden den Baumstumpf jedenfalls im Auge behalten, und - falls sich irgendwann frische Fruchtkörper bilden - diese hier dokumentieren. Einstweilen muss die Frage wohl offen bleiben.


    Pholiota scheint wirklich eine spannende und sehr vielgestalte Gattung zu sein, durch die ich noch nicht durchgestiegen bin. Mit der vorhandenen Literatur stoße ich da recht schnell an meine Grenzen. :shy:

  • Also wenn es eine Pholiota ist, dann ist P. astragalina sicher eine gute Idee. Insbesondere das letzte Bild von Andreas zeigt meines Erachtens sehr gut genau diese Art.


    Ich hatte sie einmal in Österreich, natürlich an Picea abies. Aufgrund der eher einzeln stehenden Fruchtkörper fiel mir die Ähnlichkeit mit H. lateritium nicht auf.


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau