Gräuliches aus dem Auwald

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  • Servus zusammen, gestern fand ich im Auwald folgende saprotroph auf Linden und Eschenblättern wachsenden recht kleinen Winterpilze. Auffallend war ein starker Mehlgeruch. Die Huthaut war graubraun (auf dem Foto zu braun, im Orignial mehr grau), faserig eingewachsen und eher trocken, dennoch hygrophan. Hutdurchmesser ca 1-2cm. Die Lamellen standen untermischt, breit bis ausgebuchtet angewachsen und kaum herablaufend. Der Stiel war längsfaserig und hohl mit deutlichem basalen weissen Myzelfilz. Ich tue mich hier mit der Gattung schwer. Von Ferne hatte ich auf Meottomyces gehofft weil ich den schon länger mal finden wollte, aber dafür ist er natürlich viel zu hell, zu klein und auch sonst passt nix;). Aber auch bei Collybia oder Clitocybe kann ich ihn nicht wirklich unterbringen. Abwurf läuft und im Laufe der Woche werde ich nochmal genauer reinschauen hoffentlich, aber vielleicht hat ja von euch schon jemand makroskopisch eine Idee?





    Viele Grüße Ingo

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Die Pilzchen scheinen ja sehr frisch zu sein, darum die Hüte reichlich von weißem Velum überfasert. Darunter deutet sich aber schon die ockerliche ( kaffeebraune Huthaut an. Die wäre bei Pholiota oedipus = Meottomyces dissimulans übrigens zudem noch hygrophan; ganz abgetrocknete Fruchtkörper der Art blassen stark aus.


    Die Größe ist irrelevant, Fruchtkörper von Pappelblattschüpplingen können auch ganz klein ausfallen. Das Substrat spielt auch keine Rolle (Fruchtkörper gibt's ansitzend an allem möglichen Detritus, auch Laub anderer Baumarten, Bucheckern, kleine Zweiglein usw.).
    Das einzige, was mich gerade etwas irritiert, ist der mehlartige Geruch - ich muss mal an der nächsten Kollektion, die ich finde, aufmerksam riechen.
    Bis auf das Detail hätte ich bei deinem Fund kein Problem, die als Meottomyces dissimulans einzuordnen.



    LG; Pablo.

  • Hi Pablo, Danke dass du dir ein Herz genommen hast auf so eine greuliche Anfrage überhaupt zu antworten! und sorry für meine späte Reaktion. Mettwurstomyces soll leicht säuerlich/rettichartig riechen, das hier war schon recht eindeutig gurkig, also nicht essiggurkig. Aber was leider noch viel eindeutiger war, ist der Sporenabwurf. Der war nämlich weiss =O damit und weil ich leider nicht dazu gekommen bin sie rechtzeitig zu verwursten wirds leider auch nicht mehr rauszubekommen sein. Lediglich der Sporenabwurf hat sich gehalten, aber es sind halt auch so Allerweltssporen, inamyloid. Schnallen konnte ich noch finden in der Lamellentrama, der Rest war verschimmelt.



    (5.1) 5.5 - 6.5 (6.7) × (3.3) 3.9 - 4.8 (5) µm

    Q = (1.1) 1.3 - 1.5 (1.6) ; N = 33


    Aber zumindest kann ich so den schönen fettigglänzenden Pappelblattscheinschüppling weiter jagen :P

    Viele Grüße Ingo

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Perdautz, total daneben. g:D

    Aber so kann's gehen, nur fehlen mir dazu dann wirklich sinnvolle Ideen, in welche Richtung das dann gehen dürfte. Also vermutlich schon die Grobrichtung Clitocybe s.l., aber da kenne ich mich halt echt gar nicht aus.



    LG; Pablo.

  • Hallo Ingo!


    "Mettwurstomyces" will ich unbedingt auch mal finden! ==Gnolm7

    Zitat: "Mettwurstomyces soll leicht säuerlich/rettichartig riechen, das hier war schon recht eindeutig gurkig, also nicht essiggurkig."

    Also, ich leg' auch gerne Gürkchen auf die Pfälzer-Leberwurst, die riecht dann auch schön gurkig.


    Aber da hat bestimmt bloß die Autokorrektur reingegrätscht.


    LG, Martin

  • Servus beinand,


    Bleibt die Frage, was die Autokorrektur unter Mettwurstomyces versteht 🤣

    Das gute alte Nokia T9 kannte keine Aprikosen und hat mir stattdessen immer Apriloren angeboten. Seitdem heißen die so bei mir.


    Viele Grüße

    Andreas

  • Hallo Ingo,


    Vergleiche mal mit Gamundia striatula, dem Winterrußnabeling. Der hat nach meinem Schlüssel hier auch mehlartigen Geruch. Sporen können gut passen, auch Lamellen. Der Hut ist von oben vielleicht etwas ungewöhnlich. Ist aber schwer aus der Ferne zu beurteilen (Frische, Hygrophanität?). Die Größe des Pilzes kann dann auch gut passen.


    Für den kleinsporigen Mehltrichterling sind die Sporen zu groß. Auch passt das Substrat nicht. Der kann natürlich sonst auch zu dieser Jahreszeit passen. Auch Clitocybe foetens ist eher bei Nadelholz zu finden. Da kommen die Sporen schon etwas näher. Wirklich schwierig!


    LG Sebastian

    • Offizieller Beitrag

    Ahoi!


    An einen Rußnabeling erinnert der mich nicht wirklich. Das wären ja schon deutlich dünnfleischigere Pilze, normalerweise auch mit erkennbar gerieften Huträndern und ohne solche Bereifung der Huthaut. Zum vergleich >Gamundia striatula agg.<, was auch mehr eine Gruppe aus mehreren nah verwandten Sippen sein könnte.



    LG; Pablo.

  • Am Ende wird deine erste "Diagnose" Richtung Clitocybe s.l. wohl zutreffen. Da gibt es auch vieles (gerade auch mit Mehlgeruch) und man kommt in den entsprechenden Schlüsseln ohne Mikroskopie der HDS, der Trama und der Zystiden (je nach Richtung) leider nicht weiter.


    LG Sebastian

  • Hallo Till, an ein Graublatt musste ich vor Ort auch denken wegen des auffällig starken Geruchs, aber dazu habe ich keine Literatur und außer Th. rancidum auch noch nie welche in der Hand gehabt- so habe ich auch von L. platypus noch nicht gehört. Im Netz fand ich diese Dokumentation aus Frankreich, die makroskopisch gut damit vereinbar ist, jedoch mikroskopisch schlankere Sporen hat.

    Na vielleicht verschlägts mich nochmal in die Ecke, wenn es noch brauchbares Material hat werde ich versuchen nochmal die notwendigen mikroskopischen Daten (Zystiden etc) nachzuliefern.

    Viele Grüße und danke für Deinen Kommentar,

    Ingo