Beiträge von KaMaMa

    Hallo Bernd,


    deine Peltigera ist grün, aber auch etwas olivstichig, stellenweise bräunlich (olivbraun).

    Die Grünalgen-Peltigeras (ich habe noch keine gefunden), sind in den bebilderten Schlüsseln intensiv reingrün - und haben allesamt, wie du ja anmerkst - oberseits oder auch unterseits, immer Cephalodien.


    Schau doch mal nach, ob du nicht Nostoc-Ketten oder -Klumpen in der Photobiontenschicht findest.


    Ähnlich grüne Peltigeras habe ich auch schon gefunden, das finde ich nicht unbedingt ungewöhnlich.

    P. cf. membranacea - in grün


    Und P. rufescens hat sich nach dem Befeuchten ordentlich grün gefärbt:

    P. rufescens - feucht grün


    Nostoc ist ja auch nicht wirklich braun oder schwärzlich sondern auch (oliv)grün.

    Nostoc


    LG, Martin

    Hallo Bernd,

    ja das kann natürlich sein, wie du sagst!

    Auf dem schwächer vergrößerten Bild ist der Rand der Flechte leicht grünlich, dad Zentrum hell bräunlich gefärbt. Die helle Farbe des Randesdes Lagers taucht auch als Ring zw. schwarzem Rand und bräunlicher Ap.scheibe auf, was für lecanorine Ap. sprechen würde. Die reiferen Ap. in der Mitte sind nur schwarz berandet

    Du hast doch mittlerweile ein Mikroskop.


    Ob es sich tatsächlich um Apothecium handelt, ist ja schnell mikroskopisch abgeklärt. Und man hat anschließend mehr Daten zur Bestimmung.

    Du hast doch mittlerweile ein Mikroskop.

    Was mich wundert, ist der schwarze Rand um die Areolen und Apothecien. Das möchte man schon für Präthallus halten.

    Ist die Flechte ist flächig angewachsen (Krustenflechte) und ablösbar auf den Stein aufliegend (Blattflechte)?

    Ich würde erstmal versuchen, die Gattung durch Schlüsseln abzuklären.

    LG, Martin

    Hallo,


    wenn du so wenige Felsen hast, sind doch alle diese Krustenflechten selten, oder? Aber irgendwo müssen sie ja herstammen.


    Da ich sowas noch nie bewusst im Buch gesehen habe, habe ich die Hochgebirgsflechten durchgeschaut, die passen ja vielleicht nicht ganz schlecht für fürs Baltikum, zumindest zum Teil. (Ihr habt doch bestimmt noch Schnee liegen, oder?)

    Von Aussehen her gibt es sicher wesentlich unähnlichere Flechten, aber Mikrodetails sind immer sehr hilfreich bis zwingend nötig.


    Da fällt mir ein, es gibt doch einen zweibändigen (?), zweisprachigen Flechtenführer für das Baltikum resp. Lettland (?) im Mykoshop. Hast du den vielleicht? Bringt der nichts?


    LG, Martin

    Hi Bernd,

    ich bin's nochmal.


    Da ich diese interessanrte Krustenflechte noch nie gesehen hatte, habe ich mal die Hochgebirgsflechten durchgeblättert (R. Türk - Nationalpark Hohe Tauern - Flechten).

    Ich will nicht sagen, dass sie es ist, aber die Flechte Sporastatia testudinea wirkt auf den ersten Blick reichlich ähnlich, auf den zweiten vielleicht weniger:

    Farbe, Areolierung, der schwarze Vorthallus zwischen den Areolen, der gelappte Rand,...

    Schade, dass deine Flechte steril zu sein scheint.

    Hast du geschaut, ob du noch ander Flechtenlager in der Nähe finden konntest, die vielleicht schon Apothecien gebildet haben?

    Veilleicht lohnt sich es, den Ort dafür nochmals aufzusuchen.

    Spannend!


    LG, Martin

    Hallo Bernd,


    also so trivial sieht die Krustenflechte für mich nicht aus. Hab ich noch nie gesehen, mit solch schwarzen Rändern...


    Da bin ich gespannt, was du heraus bekommst!


    LG, Martin

    Hallo Sandra,


    vielen Dank für deine umfänglichen Gefährdungsanalyse bei Flechtensafaris im Fränkischen.

    Die Quelle "Neuer Physiologicus" weiß allerdings zum Thema Raketenwurm, dass diese deutlich kleinere Exemplare ausbilden können, als in reißerischen Hollywood-Filem dargestellt.

    Im Gegenteil muss sich der Raketenwurm wohl sogar vor hungrigen Gourmets (oder Gourmants) in Acht nehmen und gar um sein Leben bangen.

    Deshalb - Gottlob - Entwarnung von dieser Seite für uns Flechtenfreunde!


    Man weiß natürlich nicht, was diese kleinen Vettern des Raketenwurms in der mit nach Hause gebrachten Probenschachtel nächtens treiben...

    Ich hab' so etwas lieber stehen lassen.

    Hoffentlich hat Ingo nichts davon versehentlich eingesteckt. ==Gnolm11


    LG, Martin

    Hallo,


    die Placynthiella aus dem fränkischen Kiefernwald habe ich mir etwas genauer angesehen, da ich makroskopische P. icmalea und P. uliginosa nicht gut unterscheiden kann.

    P. icmalea kommt auf Humus, Torf, Rohhumus, Holz vor, P. uliginosa auf mageren Mineralböden vor; beide haben einen grünlich bis braunen, koralloid-körnigen Thallus und dunkelbraune Apothecien, die bei P. uliginosa gerne geclustert vorkommen und im Alter gewölbte Scheiben haben (sollen).


    Der Fund:

    Bild 1 Schwärzliche Batzen im Moos, auf Holz oder direkt auf Erde


    Solche Flechten hat jeder schon gesehen, aber man hält sie unbedarft erstmal für Dreck.

    Bild 2 Na? Erkennt man die Flechte?


    Bild 3 Noch immer nicht?


    Unter der Lupe erkennt man sofort viel mehr! Unmengen Apothecien, genau genommen sogar viel zu viele.

    Bild 4: Kleine, runde, bräunliche Gonizysten (Thalloide mit Pseudocortex) bauen den Gesamtthallus auf, dazwischen braune Apothecien mit braunem Rand; die Apothecienscheiben sind flach.

    Interessant sind die zusätzlichen, kleinen schwarz glänzenden Fruchtkörperchen dazwischen.

    Solche habe ich bisher nicht gesehen. Ein lichenicoler Pilz auf der Placynthiella? Später mehr dazu...


    Um bei der Placynthiella-Art sicher zu gehen, möchte ich die Tüpfelreaktion durchführen, P. icmalea reagiert C+, KC+ rot, P. uliginosa C-, KC-.

    Auf dem dunklen Untergrund ist man chancenlos. Ein gequetschtes Pröbchen auf dem Objektträger mit weißem Hintergrund könnte besser funktionieren.

    Bild 5 Der Ergebnis in C überzeugt nicht - zu viel Reagenz, zu starke Verdünnung, aber etwas passiert hier vielleicht...


    Bild 6 Auch das Absaugen der Reagenz hilft nicht, um die Reaktion mit höherer Konzentration beobachten zu können.

    Die C-Reaktion ist schnell und flüchtig - zu langsam, zu spät!

    Besser geht es unter dem Mikroskop im Spalt zwischen Objektträger und Deckblättchen, durch den die Reaktionsfront langsam diffundiert.

    Da habe ich mehr Zeit.


    Außerdem wollte ich sowieso Sporen und Goniozysten messen...

    Beim Anfeuchten des Thallus zur Probenentnahme wird der Thallus etwas schwabbelig, gelatinös, gallertig. Das soll bei P. uliginosa passieren.

    Die Goniozysten sind klein und annähernd kugelig, nur ganz leicht gestreckt, sicher nicht um einen Faktor 5-10 und nie verzweigt (koralliod) - das passt besser für P. uliginosa.

    Bild 7 Leicht gequetschte Goniozysten in Wasser; 25-50 x 20-30 µm; bräunlich oder grün-braun


    Sporen sind in dem Wirrwar schwierig auszumachen, ein paar wenige Schwimmer finde ich, sie sind allesamt klein: 8-9 x 3,5-5 µm.

    Die Sporen sind sehr kurz und schmal, am untersten Ende der Größenverteilung von P. uliginosa, für P. icmalea passt es besser, aber halt auch noch für P. uliginosa.

    Bild 8 Hymenium der Placynthiella


    Nach Einfließenlassen von K und kurz darauf C, beobachte ich eine vermeintliche Rotfärbung, vermutlich aber an Fremdmaterial.

    Bild 9 KC+ Rotfärbung nur an eingeschlepptem Fremdmaterial...


    Offenbar ist meine vermeintliche P. icmalea eine P.uliginosa. Die Details passen besser zu dieser Art.

    Bleibt noch zu klären: Wer ist der Untermieter in Bild 4?

    Bild 4b: Die glänzenden schwarzen Fruchtkörper gehören nicht zur Flechte P. uliginosa!


    Ich ernte 4 der kleinen, glänzend schwarzen Fruchtkörper mit der Nadel aus dem angefeuchteten Thallus.

    Unter dem Mikroskop stellen sich die gequollenen FK als Perithecien heraus (Durchmesser 150µm, Öffnung um 25 µm).

    Bild 10 Perithecium des Parasiten, noch ungequetscht


    Bild 11 Rötliches Zeug (in Wasser), sieht interessant aus, kann ich nicht zuordnen - womöglich das Gleiche wie in Bild 9, da mit KC+rot vorgaukelte?


    Bild 12 Asci mit vielen Sporen (16? 32?) in Wasser, aus den Perithecien gequetscht


    Bild 13 Sporen-Kollage: Sporen haylin, elliptisch bis spindelförmig, 2-zellig, mit nadelförmigen Anhängseln an den Polen

    Größe: Körper um 8 x 2-2,5 µm; Nadelanhänge additiv, um 2x 5µm lang (Wasser, 1000x)


    Zwei Fotos mit Schläuchen in Lugol

    Bild 14 Asci in Lugol gefärbt, etwa 60 x 9 µm groß - vermutlich eher 32 as 16 Sporen im Ascus


    Bild 15 Asci in Lugol


    Bild 16 Sporen in Lugol (etwas kontrastreicher)


    Hawksworth kennt auf Placyntheilla den Parasit "Epigloea urosperma Döbbeler 1994".

    "Asci 32-spored; ascospores elongate-ellipsoid, ends rounded, (5-)6-8(-9) x 2(-2.5) pm, each end with a hyaline hair-like appendage 5(-6) x 0.5 pm; on Placynthiella ulignosa"

    P. uliginosa - aha! g:-)
    Italic bietet neben einer ähnlichen, aber ausführlicheren Beschreibung auch 2 Original-Zeinungen der Asci und Sporen von Döbbeler - passt alles soweit! :gbravo:


    LG, Martin

    ...ach ja, zu deiner Frage wegen Cladonia cornuta:

    Cornuta hat im oberen Bereich feinmehlige Säulen, unter Teil berindet.

    Die Podetien in deinem Bild würde ich als gefeldert berindet beschreiben, aber ohne Soredienbildung, und: in der unteren Hälfte sind links im Bild kleine abstehende Schuppen zu erkennen.

    Beide Arten reagieren P+orange, was nicht hilfreich für die Unterscheidung ist.

    Ich würde hier die gleiche Flechtenart wie in Bild 11 gezeigt sehen, die ich C.gracilis zuordnen würde, denn in Bild 11 sind rechts etwas weiter hinten die ersten schlanken Becher mit Auswüchsen zu erkennen.


    Schwierig, vielleicht ist die Flechte auf deinem Foto noch nicht alt genug, um Sorale zu bilden, die Schüppchen am Stiel und der Rest passen aber vielleicht doch besser zu C. gracilis (oder etwas ganz anderem?).

    Vergleiche mal mit den Beschreibungen und Fotos hier bei Italic:

    C. cornuta

    C. gracilis


    Im französischen Flechtenführer für Bodenflechten wird übrigens ausdrücklich erwähnt, dass C. gracilis im Cladonion arbusculae vorkommt, während C.cornuta kaum im Wald anzutreffen sei. Das widerspricht der Beobachtung zumindest nicht.


    Martin

    Hallo Ingo,


    schön, das du so tolle Erklärungen zur Gegend und weitere Fotos beisteuerst!

    Für die Orchideen und Pilze hatte ich an diesem Tage gar kein Auge, da mein Blick zu sehr auf den Boden, das Totholz und die Baumstämme fixiert war - die hast ausnahmslos allesamt du entdeckt, wenn ich mich Recht erinnere. Es ist schon erstaunlich, wie betriebsblind man wird, hat einen erst z.B. das Flechtenfieber gepackt.

    Die Orchideen sind schon ein sehr schöner Fund. Ich mag besonders die kleinen, unscheinbareren Arten. Ihre Schönheit erschließt sich erst in Ruhe bei genauer Betrachtung. So ist es auch mit den Flechten. Deine schönen Fotos kommen da genau recht.


    Es ist ein wundervoll anderes Habitat als hier am mittleren Neckar mit dem kalkhaligen Lösboden, muss ich sagen, und doch gar nicht sooo weit entfernt.

    Ich bin immer noch erstaunt, wie viele der Cladonien und Cladonienarten, die ich zusammen mit dir entdecken durfte, in der Beschreibung im Wirth/Hauck/Schulz als in Zwergstrauchheiden und auf Sandboden vorkommend beschrieben werden, z.B. die ganz gelbliche C. coccifera-Gruppe. Das passt natürlich ganz prima zum Habitat.


    Die Unterscheidung der Cladonien ist überhaupt nicht einfach, die Übergänge verfließen. Das betrifft Färbung (gelb-gelblich-weißlich-grün-grau? Wie ist der Feuchtegehalt? Was ist mit dem Weißabgleich?), Form (Verzweigte Säulen? Unförmige Becher? Schmale Becherchen ohne Boden? Trichter?), Oberflächenbeschaffenheit (glatt, warzig, rau, rissig, schuppig, schollig, grob sorediös, ...) und Tüpfelreaktion (Ab wann ist gelblich gelb? Welches Orange ist schon ein Rot?). Selten ist es eindeutig. Immer wieder stolpere ich über die Details und meine, das passt nicht so, wie ich zuerst dachte...

    Bild A1: Reihe von Cladonien aus dem Sandkasten mit mehr oder minder fließenden Übergängen in Form und Farbe


    Binnendünen gibt es auch im Oberrheingraben. Bestimmt lohnt sich auch dorthin mal ein Abstecher. Allerdings ist dort alles stark zersiedelt, das zieht mich nicht sehr an.

    Also werde ich mir die Keuperberge der Region hier nochmal genauer ansehen, sind sie doch von (Stuben)Sandstein gekrönt und so manche kleinere Sandgrube kann gefunden werden. Die seltsame Bezeichnung Stubensandstein beruht wohl darauf, dass man früher den daraus gewonnenen Sand zum Ausfegen der Stube verwendet hat (Anmerkung für den geneigten Leser).



    Vermutlich würde ich anstatt in die Rheinebene wieder nach Osten fahren, jetzt, wir ich weiß, wo es sich lohnt und wie sehr es sich lohnt!

    Die fränkische Alb/Schweiz ist auch nicht mehr sehr weit entfernt und sie gilt als noch als flechtenartenreicher als die schwäbische Alb! (Vielleicht gibt es dort mehr Dolomit?)


    Vielleicht können wir das Erlebnis bei Gelegenheit wiederholen. Das würde mich sehr freuen.

    Jetzt habe ich aber noch zu tun mit den im Kästchen wartenden Proben. Das geht noch ein paar Tage.



    Ende September fahre ich zum Großglockner für drei Nächte. Den Kurztripp habe ich gestern noch buchen können. Uiuiui, ich bin ja so gespannt, was mich dort erwartet!


    Ganz viele Grüße aus der Region Franken (BW) ins richtige Franken (BY),

    Martin


    Die Spuren im Sand sind jedenfalls keine Orkhufabdrücke.

    Hallo zusammen!

    Hallo Ingo, ogni volta !


    Letzte Wochenende war ich auf Einladung von Ingo für einen Tag im Nürnberger Land, wo Ingo mich zu den lokalen Flechten-Sensationen führte.

    Die Tour erbrachte einige persönliche Erstfunde. :gbravo:

    Mein herzlicher Dank gilt Ingo : Es war ein sehr schöner Tag in netter Gesellschaft mit tollen Funden!


    Ein paar Impressionen:

    Die Gegend dort ist sehr sandig, die Böden sauer und mager ("Fränkischer Sandkasten") und dem entsprechend gibt es viele Kiefernwälder.

    Einige Stellen der Kiefernwälder sind nur licht bestanden und bieten Rentierflechten eine gute Entwicklungsmöglichkeit.

    Wir mussten nicht lange suchen, um Cladonien - speziell Rentierflechten - zu finden.

    Bild 1 Cladonien-Kiefern-Wald mit Rentierflechten


    Bild 2 Cladonia arbuscula zwischen Kiefernnadeln (u.a. P+ orange). Die zierlichen Ästchen wenden sich in alle Richtungen und besitzen mehr als 3 Verzweigungen.


    Bild 3 Cladonia arbuscula, die Wald-Rentierflechte, mit 4 Ästchen pro Verweigung und offenen Achseln


    Am Waldwegrand durfte ich noch eine kleine Peltigera aufspüren.

    Die in Rückbildung begriffenen Sorale (Bildeinsatz rechts, C-) auf der Thallusoberseite, die senkrecht aufsteigenden Apothecien lassen an P. didactyla denken.

    P. extenuata hätte C+ rot reagierende Sorale.

    Bild 4 Peltigera didactyla / Soral im 2. Bildeinsatz rechts (C-)


    Größere Ansammlungen von Cladonia digitata an einem verrottenden Baumstamm lassen sich durch die rundlichen Grundschuppen gut erkennen.

    Die Grundschuppen sind unterseitig grünlich sorediös, gelegentlich an der Basis orange gefärbt.

    Die Art ist rotfrüchtig, was ihrer Attraktivität nicht schadet.

    Wie der Name andeutet, sprossen an den Bechern gelegentlich fingerartige Auswüchse.

    Bild 5 Cladonia digitata an morschem Holz


    Totholz ist immer eine nähere Betrachtung wert.

    Im nächsten Foto (6) z.B. wächst eine Cladonie mit feinmehlig sorediösen Säulen ohne Becher und rotem Krönchen.

    Höchstwahrscheinlich C. macilenta, nur die Farbe ist mir ein wenig zu gelblich.

    Wer weiß...

    Bild 6 Rote Säulenflechte auf Totholz - vermutlich C. macilenta. Auf der Rückseite eine braunfrüchtige Becherflechte (Bildeinsatz).


    Mit der Nase immer dicht am Boden stößt man zwangsläufig auch auf unscheinbare Flechtenarten.

    Bild 7 Nein! Kein Dreck, sondern Placynthiella cf. icmalea Placynthiella uliginosa mit schwarzbraunem, körnigem Thallus und braunen Apothecien in großer Zahl (inkl. Parasit).


    Zwischen größeren Klumpen der Placynthiella finden sich auch immer wieder größere, grün kontrastierende Thalli: steril, körnig, aus grünen und blass rosa Körnchen bestehend.

    Orange Nuancen fehlen vollständig, was für T. pseudogranulosa spräche (dort wäre C+purpur zu erwarten).

    Dichtstehend kugelige, gelbgrüne Sorale. C+ rot, nirgends C+ purpur.

    Damit sollte T. granulosa vorliegen, die normalerweise Apothecien ausbildet oder zumindest ausbilden kann.

    Bild 8 Trapeliopsis granulosa, hier steril


    Es gibt einige gelbliche Cladonienarten. Bisher konnt ich keine davon finden.

    Hier auf sandigem Boden und dem Totholz wachsen etliche gelbliche Arten.

    Die folgende Flechte ist sehr unförmig, hohl und besitzt einige wenige rote Fruchtkörper.

    Der Thallus reagiert auf K und P negativ, fluoresziert unter UV weißlich.

    Ich mochte deshalb Cladonia sulphurina vermuten.

    Bild 9 Cadonia sulphurina - mit deformierten Podetien


    An den Kiefenstämmen befinden sich hübsche, weißliche Rosetten, die als Ishaugia aleutes zu erkennen sind.

    Die Thallusmitte ist die Flechte mit kleinen zylindrischen Isidien übersät.

    Ihr Thallus reagiert im Tüpfltest arttypisch.

    Bild 10 Imshaugia aleurites


    Reichlich zu finden ist die Zierlichen Becherflechte, Cladonia gracilis - ein Artenaggregat.

    Entsprechend vielgestaltig sind die Erscheinungsformen der bräunlichen Flechtenart.

    Sie ist als nadelspitze Pfrieme zu finden oder mit schlanken Bechern.

    Auch mit zahnradkranzartigen Becherränder, an denen braune Pyknidien sitzen.

    Oder mit sehr langen, senkrecht emporstrebenden Auswüchsen. Oder...

    Bild 11 Cladonia gracilis (rechts auch mit Bechern) neben Rentierflechten


    Am Rande des Waldes liegt Sand in einer ehemaligen Sandgrube offen zutage.

    Die Vegetation hier ist schütter, die Bodenbildung schreitet nur langsam voran.

    Bild 12 Sandflächen mit offener Vegetation und viel Totholz - idealer Raum für Bodenflechten!


    Auch hier ist C. gracilis zu finden:

    Bild 13 C. gracilis auf bemooster Streuschicht über Sand


    Bild 14 Bräunlich grüne Cladonie mit schmalen, geschlossenen Bechern - eventuell auch C. gracilis?


    Auf dem Totholz wächst eine weitere gelbliche Cladonie, diese mit deutlich ausgeprägten Bechern.

    Rote Früchte auf feinmehligen Podetien.

    Im Gegensatz zu den ungestalten Strukturen bei C. sulphurina (Bild 8) fluoresziert diese Flechte nicht in UV.

    Bild 15 Cladonia deformis - eigentlich recht formschön, wie ich finde. Was soll der Name?

    Ich bin der Meinung, die Bezeichnungen von C. sulphurina und C. deformis gehören über Kreuz getauscht!

    Was soll hier deformiert sein? Hingegen die buckligen Podetien bei C. sulphurina...


    Bild 16 Auch hier in der Sonnenglut auf Sand: Rentierflechten. Ach ja, das schwarze Zeug ist auch hier kein Dreck.


    Bild 17 Peltigera wächst hier in großer Zahl. Aber welche Art? (Offenbar P. rufescens)


    Bild 18 Vermutlich P. rufescens: Graubraun auf trockenem Boden mit tief geteilten Lappen, bereifte Oberseite, weiße Unterseite, austeigende flatterige Ränder. Auffallend steril. Links im Bild wächst vermutlich eine andere Peltigera.


    Ein gutes Stück mit dem Auto weiter, an anderer Stelle das Highlight des Tages:

    Dibaeis baeomyces auf verdichtetem, sandhaltigem Boden auf einer Rodungsfläche am Orkwald.

    Bild 19 Dibaeis baeomyces hat gestielte, kugelige, rosa Apothecien auf einem körnigen, weißen, manchmal zart rosa angehauchten Thallus auf saurem Boden. Die Stielchen sind zart rosa gefärbt.


    Bild 20 D. baeomyces mit scharlachroter Cladonia floerkeana (es gibt von anderer Seite die nicht unbegründete Meinung C. straminea!) im Hintergrund


    Bild 21 Ausgedehnter Thallus von D. baeomyces mit einigen rosa Fruchtkörpern zwischen Zwergsträuchern


    Bild 22 Thallus von D. baeomyces schützt das sandig lockere Susbstrat vor Erosion, was zu solchen kissenförmigen Strukturen führt.


    Hier eine letzte gelbliche Cladonie aus der C.coccifera-Gruppe, mit deutlichen und reich verzweigten Bechern, mit roten Apothecien auf Sandboden.

    Wer erkennt die Art?

    Ich würde auf Cladonia pleurota tippen.

    Bild 20 Cladonia cf. pleurota oder eher C. coccifera, da nicht feinmehlig sorediös.

    Auf dem Weg zurück zu den Wagen wären wir fast auf diese Flechte getreten.

    Der unbedarfte Spaziergänger sieht hier nichts.

    Die Färbung des Bodens verrät ihre Anwesenheit:

    Placynthiella oligotropha, die Heide-Schwarznapfflechte

    Bild 21 Placynthiella oligotropha mit körnigem, (feucht) gelbgrünlichem Thallus und schwarzen, berandeten Apothecien. Im feuchtem Zustand unter der Lupe ein hübsches Flechtlein!


    Ich hoffe, wie immer, auf korrigierende und lehrreiche Kommentare. :gnicken:


    Liebe Grüße, Martin



    P.S.

    Bestimmt hat Ingo auch einiges zu erzählen, vielleicht findet er ein bisschen Zeit dafür? :gzwinkern:

    Hallo Peter, hallo Christian!


    Ja, das sind Ausflüge, die Laune machen.

    Es freut mich, wenn es auch euch freut!


    LG, Martin


    PS. Hat jemand eine Idee zu Bild 11?

    Hallo,


    Anfang Mai war ich zu Besuch am Battert, einem Berg (568 m üNN) über Baden-Baden, der ein sehr markantes Kliff aus sauerem Porphyrkonglomerat nach Südwesten besitzt.

    Dort liegt ein Naturschutzgebiet, in welchem aber stellenweise (nicht überall !) aktiv geklettert wird.

    Die freiliegenden Steinoberflächen an den Blöcken und Felswänden sind eindrucksvoll bewachsen.

    Bild 1 Erste Felsen beim Weg nach oben auf den Battert


    In die Felsen sind Pfade gehauen, die von den Kletterern aufgesucht werden, um den kürzesten Weg nach oben zu nehmen.

    Durch die Blockade dieser Wege durch sichernde Kletterkollegen ist der Normalsterbliche gezwungen, Umwege in Kauf zu nehmen.

    Dadurch sieht man allerdings auch mehr.

    Bild 2 Von Kletterern blockierter Weg


    Klein beginnend, ein Fund von Rinodina oxydata mit winzigen Apothecien.

    Bild 3 Steinchen zwischen den Fingern gehalten mit Rinodina oxydata.


    Die Gattung Rinodina ist schwierig zu bestimmen, da bei dieser Gattung die Sporen deutlich altern und in allen möglichen Stadien im Dünnschnitt zu finden sind.

    Entscheidend für die Bestimmung ist die Größe und Form der Sporen im jungen, noch hyalinen Stadium.

    Die Form der Zelllumina und die Dickenverteilung der Zellwand werden für das Schlüsseln benötigt.

    Nicht ganz einfach...

    Bild 4 Sporen von R. oxydata in mehreren Entwicklungsstadien (hyalin) und Verfallsstadien (braun).

    Zur Bestimmung werden die jungen, farblosen Sporen benötigt.

    Die Wand der jungen Sporen ist sehr dick, die Zelllumina herzförmig.

    Die Apothecien durchlaufen ihrerseits einen Entwicklungsgang, von eingesenkt, schmal geöffnet und mit thallusfarbenem, sternförmig-rissigem Rand bis zu aufsitzend und wulstig biatorin berandet.

    Der Vorthallus ist schwarz.

    Der Thallus reagiert R- negativ.

    Bild 5 Physcien mit Lippensoralen am Ende der Läppchen.

    Auf horizontaler Steinfläche unter Edelkastanien - P. dubia, kaum zweifelhaft... :gzwinkern:


    Bild 6 Die Blockhalden unterhalb der Felswände sind vor Betreten geschützt.


    Von der Gattung Parmelina kenne ich vom Neckarbecken her nur P. tiliacea.

    Parmelina pastillifera ist eine seltenere Art, die hier in der Höhe auf Ulmenästen wächst.

    Der gebrochene Ast auf dem Weg beweist dies:

    Bild 7 Parmelina pastillifera mit den typisch schwarzen, knopfförmigen Isidien auf der Thallusoberfläche


    Cladonien sind immer hübsch anzusehen. Hier C. fimbriata mit feinmehlig sorediösen Bechern, die sich abrupt aus den Stielen weiten.

    Bild 8 Cladonia fimbriata


    Einige Leprarien sind im Gelände gut ansprechbar, wie L.membranacea mit ihrem häutig zusammenhängenden Thallus, dem gelblichen Farbton, den wulstig nach oben gerollten Rändern.

    Außerdem reagiert die Flechte netterweise auf P+ orange, K+ kräftig gelb und C+ gelb.

    Bild 9 Lepraria membranacea an schattiger senkrechter Felswand


    Hier unten im Wald sind viele Flechten unscheinbar weißlich grau.

    Ein näherer Blick lohnt sich trotzdem immer!

    Bild 10 Lecidea spec. (R-) mit leichtem Scheckenschaden; Hypothecium hell - ev. L. lithophila ohne rostfarbene Flecken


    Die folgende Flechte kann ich leider nicht einordnen.

    Schneckenfraß würde ich ausschließen, Thallus und Vorthallus wirken mir zu gleichmäßig.

    Hat jemand eine Idee hierzu?

    Bild 11 Krustenflechte (X-Akte)


    Bild 12 Fuscidea canthoides an sauren, senkrechten Gesteinsflächen bildet schöne Mosaike, die einzelnen Lager durch dunklen Vorthallus getrennt.

    Reaktion ganz typisch K+ tiefrot.


    Bild 13 Pertusaria hymenea an Ahornstamm mit einer kräftig gelben C+ Reaktion, Sporengrößen passen.


    In großer Zahl sind orange Apothecien mit sehr dünnem grünstichigem Lager und schwarzem Vorlager auf den Steinen am Wegesrand finden.

    Es sollte sich um Rufoplaca subpallida handeln.

    Bild 14 Rufoplaca subpallida


    Bild 15 Oben angekommen genießt man den Ausblick


    Die Felsen hier oben sind besonders an den Kanten den Elementen stark ausgesetzt.

    Ganz andere Flechten dominieren hier, unter anderem Nabelflechten.

    Bild 16 Umbilicarien: U. polyphylla und U. cf. hirsuta


    Bild 17 Lasallia pustulata hatte ich schon lange gesucht!


    Bild 18 Lasallia pustulata


    Ich bin nicht ganz sicher, wer schneller oben war - aber nehme an, die Kletterpartien.

    Bild 19 Blick über Baden-Baden


    Ich hoffe, die Kletterer geben Acht, wo sie hintreten! Wäre doch sehr schade. :gnicken:

    Allerdings gehören Thallusbruchstücke auch zur Ausbreitungsstrategie...

    Bild 20 Flechten oben auf den Battertfelsen (Parmelia, Aspicilia, Lasallia, Xanthoparmelia, ...)


    Bild 21 Acarospora, ev. Buellia, ...


    Bild 22 Rhizocarpon, Umbilicaria, Lasallia, ...


    Bild 23 Direkt an den Felskanten, wo niemand hintritt, wo niemand draufsitzt, wo klettern nicht möglich, oder sinnvoll ist ...


    ... da wachsen die größten Exemplare.

    Etwas schwierig einzufangen, weil ich nicht runterfallen will.

    Solche "Rückzugsorte" wird es hoffentlich immer geben!

    Bild 24 Dicht stehende Lasallien an einer unzugänglicheren Felskante, hier auch mal deutlich über 5 cm groß.

    Tatsächlich sollen diese Flechten Größen bis zu 15 cm erreichen können.


    Bild 25


    Ein toller Ausflug, der bei Gelegenheit wiederholt werden wird.

    Es gibt viel zu entdecken am Battert.


    LG, Martin

    Hallo Dani probot ,


    KOH und Paraphenylendiamin sind gut, und besonders bei Cladonien zur Bestimmung wichtig!

    Eisensulfat ist gut für Täublinge, bei der zur Flechtenbestimmung ist es mit bislang nicht untergekommen.


    Bei der Flechtenbestimmung im Allgemeinen werden neben K und P (auch DP) des öfteren weitere Chemikalien benötigt:
    Ein wichtiges Reagens ist Hypochlorid-Lösung, wobei man hier auf preiswerte Bleichmittel/Sanitärreiniger (z.B. *Klorix) zurückgreifen kann.

    Häufig wird Lugol benötigt, nicht nur beim Mikroskopieren, sondern auch makroskopisch, um die Medulla auf eine amyloide Reaktion zu prüfen (z.B. Lecidea).

    Lugol ersetzt - um auf die Täublinge zurückzukommen - nicht das Melzers Reagenz, um das Sporenornament zu färben. Das klappt mit Lugol kaum, es ist zu schwach konzentriert, wie ich aus eigener Beobachtung weiß.


    Sehr gelegentlich wird Salptersäure (50%) benötigt, noch seltener Salzsäure - man kommt ohne die beiden meist auch zurecht.

    Jede der beiden Säuren kann zum Prüfen des Steinsubstrates auf Kalk verwendet werden.

    Ich greife hierfür auf gesättigte Zitronensäure zurück - sie liegt in den meisten Küche zum Entkalken bereit.


    LG, Martin

    Zum Anfeuchten von Flechten habe ich ein altes, ausgespültes und mit Leitungswasser gefülltes Zerstäuberfläschchen aus Kunststoff in meinem Necessaire mit dabei (Nasensprayfläschchen). Das Wasser lässt sich fein dosieren und auch über größere Flächen verteilen. Wiegt fast nichts und braucht kaum Platz. Und das Wasser ist ökologisch abbaubar! ==Gnolm7

    LG, Martin

    Hallo Bernd,


    bei genauerer Betrachtung, insbesondere der Unterseite der Flechte, erinnert mich dein Fund zunehmend an die P. hymenina, die ich vor einiger Zeit in den Vogesen fand und hier angefragt hatte (fälschlicherweise als P. neckeri).

    Die Unterseite hell mit angedeuteten Adern, weiter innen dunkler und filzig mit hellen ovalen Fenstern.

    Die Oberseite in einem glänzenden Stahlgrau mit Rissen, so wie bei dir hier.

    Wenn du im Schlüssel nicht zu 8) P. elisabethae abbiegst, sondern die angedeuteten Adern als Adern akzeptierst und auch keine Schizidien (fragmentiert-abplatzende obere Thallusschicht) findest, geht es weiter über

    8* angedeutete Adern

    9* nicht durchgängig weißlich

    10* keine oder Ap. sattelfö.

    11 breiter heller, ev. cremefarbener (letztes Bild?) Randbereich, innen dunkler; Rhiz. spärlich; Oberseite schwach glänzend, Lappenränder aufsteigend (Bild 1+2). Die Beschreibung finde ich nicht ganz schlecht.


    Ich gebe also P. hymenina als Tipp ab.


    LG, Martin


    Noch interessehalber: Welche Färbung hat denn das dunkle Apothecium an deiner Probe, wenn es feucht ist?

    Hallo Dani,


    eventuell ist die Cladonie auf deinem ersten Foto C. cenota?

    Du kannst ja mal deinen Fund damit abgleichen!

    Bild A1 Cladonia cenota - die unförmigen Becherränder sind nach innnen gebogen und die Ränder sprossen fingerartig.

    Die Podetien sind feinmehlig sorediös, an der Basis auch schuppig. Die Becher sind offen (ohene Boden). Kommt auf morschem Holz vor.

    Eine braunfrüchtige Art. K-, P-, KC-.


    LG, Martin

    Hallo Peter PBR ,


    tja - Algenbestimmung...

    Das ist schon was eigenes. Von den oben zu sehenden Algen habe ich keine Proben mitgenommen, mit den Flechten hatte ich genug zu tun.


    Ich habe mich aber tatsächlich vor einiger Zeit mit einer sehr ähnlich wirkenden Algenprobe mikroskopisch auseinandergesetzt, kam aber zu keinem endgültigem Ergebnis.

    Mir fehlt der Background, denn wenn man von so einem Wuschelchen etwas unter das Mikroskop legt ...


    Bild T1 Trentepohlia-Probe


    ... findet man zwar schöne orange Zellstränge. Hier mit einem Durchmesser von etwa 13 µm, also > 10 µm.

    Bild T2 Dickwandige Algenfäden mit zylindrischen Zellen


    Im Schlüssel (Wieder einmal Dank an Björn!) hüpfe ich also hopphopp über 1b-2b-4b-7b nach 8.

    Bild T3 Trentepohlia-Schlüsselchen


    Jetzt wird es kniffelig, und bei 8 setzte es bei mir aus. Ich finde zwar kugelige Zellen, die seitlich aus den Zellfäden wachsen; aber ob das die Zoosporangien sind - keine Ahnung. Sie kugeligen Zellen sitzen nämlich scheinbar direkt, also ohne wie auch immer geformter Hilfszelle, seitlich an den Zellfäden. Richtig gesehen habe ich das leider auch nicht, da die Algenwuschel gerne Dreck sammeln und nicht gut quetschbar sind (Sandkörner!). Ohne weitere mikroskopsiche Erkenntnis bleiben also (mindestens) drei Arten zur Wahl, T.aurea ist nur eine davon, T. abietina im Falle einer Fehlmessung noch in Reichweite.

    Wenn die Flechtenart makroskopisch einfach zu erkennen wäre, bräuchte es diese Art Schlüssel wohl nicht.

    Bild T4 Zoosporangien? Andere Trentepohlia-Art mit kugeligen Einzelzellen? Knospende Seitenzweige?


    Die Mikroskopbilder passen mMn ganz gut zu Bild 3 bei Phycokey. Dann wäre auch T. abietina möglich und ich hätte Zelldicken-Statistik betreiben sollen.


    Da T. aurea als eine sehr häufige Art beschrieben wird, mag es sich bei den Wuscheln um diese Art handeln, oder eben nicht.

    Wenn jemand dazu etwas weiß, gerne her damit!


    LG, Martin

    Hallo Peter,


    ich habe eben noch einmal diesen deinen schönen Bericht angesehen.

    Besonders ansprechend finde ich dein Detailfoto 2c mit der gelben Rhizocarpon und der hellgrauen Krustenflechte mit den eingesenkten schwarzen Apothecien im Vordergrund.

    Könnte das eine Fuscidea kochiana sein?

    Eine wirklich elegante Krustenflechte, und sehr schön im Bild eingefangen!


    LG, Martin

    Nachtrag:

    Ich hatte ganz vergessen, zu erwähnen, dass die Asci 8-sporig sind.

    Es gibt wohl auch Plectocarponarten mit 4-sporigen Asci.

    Bild 15 Ascus in BWB - 8-sporig


    Im aktuellen Herzogia (37) stellt W.v.Brackel eine neue Plectocarponart (P. aremoricum) aus Nordfrankreich vor.

    Der Schnitt durch das Stroma und die Sporen sehen schon sehr ähnlich aus!


    Laut Synopsis zu D.Ertz et al. "A world monograph of the genus Plectocarpon (Roccellaceae, Arthoniales)" von 2005 gibt es 32 Arten der Gattung; bis heute sind es sicher mehr geworden...

    Leider wird auch dort keine Art, die auf Lepra vorkommt, erwähnt.

    Zumindest stand irgendwo geschrieben, dass die hochspezialisierten, parasitischen Arten der Gattung Plectocarpon meist auf Wirten der Gattung Peltigeraceae (manchmal auch auf Parmeliaceae) vorkommen. Lepra zählt zu den Peltigeraceae - immerhin!


    Vielleicht hat jemand eventuell eine Idee hierzu?


    LG, Martin

    Hallo Probot,


    die Flechten, die du fotografiert hast sind tatsächlich Cladonien.

    Die Gattung Cladonia ist relativ einfach zu erkennen, da sie, wie in deinen Beispielen, einen deutlich zweiteiligen Thallus besitzen.

    Die kleinen Grundschuppen auf dem Substrat werden als Primärthallus bezeichnet.

    Später bildet der Primärthallus (aber nicht immer) in die Höhe strebende, stiftförmige oder becherförmige, u.U. verzweigte Podetien als Sekundärthallus aus.

    Meist werden die Fruchtkörperbildungen auf den Podetien gebildet.


    Mit der Artbestimmung ist es schwieriger, denn es gibt um die 70 Arten Cladonien hier in Deutschland.

    Die Arten haben einen sehr variablen Wuchs und wachsen blöderweise oft an gleicher Stelle durcheinander.


    Ich sehe zwei Arten auf den Fotos, die eine Art mit fingerförmig sprossenden, sehr engen und unförmigen Bechern auf dem ersten Foto - eine zweite Art mit schönen, kreiselförmigen, breiten Bechern auf den folgenden beiden Fotos.


    Zur Bestimmung braucht man neben mehreren guten Fotos, die Details zeigen wie die Oberflächenbschaffenheit der Podetien, die Ober und Unterseite der Grundschüppchen, Farbe der Fruchtkörperbildungen, Becherboden offen oder geschlossen, etc. etc. meist auch die sogenannten Tüpfelreaktionen.

    Diese chemischen Farbreaktionen für die Cladonienbestimmung beschränken sich meist auf KOH (20%, "K") und Para-Phenylendiamin ("P" oder "DP"), sind aber zu Eingrenzung unerlässlich, manchmal hift auch die Überprüfung der Fluoreszenz im kurzwelligen UV (z.B. UV-Taschenlampe, 365nm).


    Natürlich braucht man einen Bestimmungsschlüssel - entweder ein gutes Buch - oder zu Anfang ein kostenloser, aber nichtsdestotrotz exzellenter Online-Schlüssel bei Italic, dort mit derzeit 88 Arten.


    Ohne diese Hilfen ist es schwierig bis schlicht nicht möglich die Arten zu bestimmen.

    Aber Vorsicht: Schon der Versuch macht Spaß und droht süchtig zu machen!


    Die erste Art sieht sehr interessant aus, aber mit nur einem Foto und ohne Chemie (Tüpfeltest) bin ich zumindest überfragt.

    Die becherförmige Cladonie könnte z.B. die relativ häufige Cladonia pyxidata chlorophaea sein.


    Ich bin gespannt, wer sich noch zum Thema meldet.


    LG, Martin

    Hallo Christian J. ,


    wegen deines Vorschlags mit Arthonia calarea zur Flechte in Bild 22 habe ich weiter recherchiert.

    Dazu habe ich ein wenig im Arthoniaschlüssel im Wirth-Hauck-Schulz gespitzt, was vorliegen könnte und die Beschreibungen verglichen.

    A. calcarea passt meiner Meinung nicht, denn die Apothecien werden anders beschrieben nämlich als "langgestreckt, ..., einfach bis kurz verzweigt oder sternförmig."

    Vergleiche z.B. hier bei fungi.myspecies.info.


    Deshalb nochmals ein Fotodetail mit den Apothecien und dem Thallus - soweit erkennbar - der besagten Flechte:

    Bild 22B: Krustenflechte mit kurzen, schwarzen, knotigen Apothecien, selten verzeigt, nie sternförmig. Thallus etwas (braun)orange.


    Die Apothecien der fotografierten Flechte passen nicht gut zu der Beschreibung bei A. calcarea.

    Ferner liegt hier Dolomit als Substrat vor.

    Etwas weiter oben im Schlüssel stößt man auf eine Opegrapha dolomiticola, deren makroskopische Eigenschaften wie folgt beschrieben werden:

    "Apothecien rundlich bis gestreckt oder eckig, auch unregelmäßig knotig-faltig, selten angedeutet verzweigt, mit enger Scheibe. ... oft mit 2 Hym." (das muss ich mal sehen!)

    und: "...Thallus frisch +/- orange, rosa oder undeutlich."

    Ferner im Abschnitt Ökologie: "V.a. auf sandig-rauem, etwas bergfeuchtem Dolomitfels, ... , an regengeschützten Vertikal- und Überhangflächen, ökologisch ähnlich Gyalecta hypoleuca."


    Die Beschreibungen zu O. dolomiticola passen gut und auch die Fotos, dia man zur Art finden kann stimmen überein, wie z.B. hier auf der zugehörigen Seite auf www.flechten-deutschland.de.

    Das Vorkommen ist dort besonders in der Frankischen Alb in den dortigen Dolomitregionen kartiert.

    Insbesondere auch die Beschreibung als "ökologisch ähnlich wie G. hypoleuca" lässt mich aufhorchen. Ein oranger Thallus könnte auch vorliegen.


    Es würde mich also nicht wundern, wenn das die vierte dolomit-bewohnende Flechtenart wäre, mit der ich bei meinem Ausflug konfrontiert wurde.


    Sollte ich wieder einmal in eine Dolomitgegend kommen ( ogni volta ), werde ich versuchen, nach dieser Art die Augen offen zu halten.


    LG, Martin

    Hallo Christian


    Toll, Vancouver Island Island, das klingt ja wirklich großartig!

    Ich wünsche dir schon jetzt viel Freude beim Stöbern auf der Insel, aber die wirst du sicher auch so haben.


    Da du hier aber sowieso nur Fotos einstellen kannst, macht das für uns "Zurückgebliebene" keinen großen Unterschied. Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf einen Fotobericht über V.I.


    LG, Martin


    Nimm die große Speicherkarte mit!

    Und Ersatz!