Tricholoma pardinum?

Es gibt 38 Antworten in diesem Thema, welches 6.694 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von ingosixecho.

  • ...gibt es noch eine Möglichkeit, Klarheit in die Sache zu bringen? Denn wenn ich das richtig verstanden habe, sind selbst die mikroskopischen Merkmale nir schwach unterschiedlich zwischen t. Pardinum und t. filamentosum?


    Oehrling was meinst du mit FNE4? funghi of northern europe? Ich bin neu in der Welt der Mykologie, ich kenn die Abkürzungen noch nicht so..

    Hallo Carina,


    zunächst zu der einfacheren der beiden Fragen:

    FNE4 = CHRISTENSEN/HEILMANN-CLAUSEN (2013), The genus Tricholoma, Fungi of northern Europe Vol. 4; gab es in Tanjas und Andreas' Myko-Shop zu kaufen, ob noch immer?


    Zur anderen Frage: Die meisten Bestimmungsprobleme bei Tricholoma rühren daher, dass es kaum verwertbare mikroskopische Unterschiede zwischen den einzelnen Arten geben soll bzw. dass man noch keine solchen hat dingfest machen können. Das einzige kernige Unterscheidungsmerkmal ist meines Wissens die Präsenz bzw. Absenz von Schnallen. Aber mit diesem Merkmal kommt man glaube ich nur in die Sektionen, was in der Regel auch makroskopisch recht gut möglich ist. Daher hat bei der Tricholomabestimmung die Mikroskopie im Vergleich zur Makroskopie fast kaum Bedeutung. Vor Jahren habe ich mal einige makrochemische Experimente mit Ritterlingen angestellt und dabei herausgefunden, dass die Ritterlinge mit Guajak ähnlich differenziert reagieren wie es Täublinge tun. T. filamentosum, so hatte ich mir bei meinen Aufsammlungen dieses Pilzes notiert, reagiert an der Stielspitze für einen Ritterling sehr stark, das Guajak färbt innerhalb von 10 Sekunden gänzlich auf blaugrün um. T. pardinum habe ich mangels typisch aussehender Aufsammlungen noch nicht testen können, so dass ich nicht sagen kann, ob die beiden Arten anhand der Guajak-Reaktion unterschieden werden können. Ziemlich sicher ist aber aus meiner Sicht, dass T. filamentosum bei uns in Süddeutschland deutlich häufiger ist als T. pardinum.


    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Harald,

    okidoki. Über seltene Ritterlinge in einen Disput zu geraten, gehört wohl zu den sinnlosesten Dingen auf der Welt. Und wenn zu den angefragten Pilzen jemand T. filamentosum sagt, kann ich bestens damit leben, da ich nicht das Gegenteil beweisen kann.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    • Offizieller Beitrag

    Servus!


    Die Ausprägung der Hutschuppen dürfte bei Tricholoma filamentosum recht variabel sein.
    Aber die Anatomie anders. Also die Hutoberfläche von filamentosum kann wohl schon in grobe, irregulär angeordnete Schuppen aufreißen, die dann acuh farblich zum Untergrund kontrastieren.
    Tricholoma pardinum dagegen müsste schon von anfang an recht feine, +/- regelmäßig konzentrische Schuppen besitzen... Die sicherlich auch farblich variabel sind, aber eben immer (auch jung) schon einen gewissen Kontrast zum Untergrund bilden.
    Siehe die Dokumentation von Raphael, das scheint mir wirklich der "echte" Tricholoma pardinum (aus montanen Nadel- und Nadelmischwäldern) zu sein.


    Auch für mich ist das aber letztlich schwer einzuschätzen, weil Tricholoma filamentosum hier in der Gegend zwar recht häufig vorkommt:







    Tricholoma pardinum kenne ich aber nicht wirklich, da fand ich nur einmal einen einzelnen Fruchtkörper im Nordschwarzwald (bei Tannen, oberhalb einer potentiell basisch angereichterten Straßenböschung, wo auch sachen wie Cortinarius varius wohnen):





    Die Strukturen der Hutoberflächen haben bei Ritterlingen generell wohl schon einige Bedeutung, ob das aber auch immer so passt, wie bei FNE4 beschrieben und von mir so zusammengereimt, das weiß mal wieder der Geier. :)



    LG; Pablo.

  • Servus beinand,


    auch bei mir ist Tricholoma filamentosum bei weitem der häufigere der beiden. Den echten Tiger habe ich auch nur sehr selten gesehen, während der Fasertiger bei mir in den Kalkbuchenwäldern weit verbreitet ist.


    Ein Unterscheidungsmerkmal fehlt in der Diskussion, finde ich: der Geruch.

    Tricholoma pardinum riecht rfein und pur nach Mehl, Tricholoma filamentosum für meine Nase nacdh Mehl plus eine süßlich aromatische Komponente im Hintergrund. Hat man die mal erscnüffelt, ist sie richtig auffällig. Sie wird nur erstmal vom Mehl erschlagen, kommt dann aber wieder durch.


    Altmeister Bon erwähnt diesen Unterschied. Mir ist der Geruch aufgefallen und ich habe gesucht, wer sowas erwähnt/bestätigt und das war dann eben Marcel Bon in seinem Ritterlingsschlüssel (da auf Varietätsrang).

    .

    Ich denke gesehen zu haben, woher zuehlie die Aussage hatte: Lassoe & Peterssen (Fungi of temperate Europe) - da steht, dass Tr. pardinum stärker wärmeliebens als der Faserige ist und letzterer weiter nach Norden in Skandinavien reicht.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,


    Ich hab glaub ich ganz am Anfang den Geruch des FK erwähnt. Er riecht mehlartig, aber meiner Meinung nach nicht so stark wie zB ein Mehlräsling.

    Ich werde Anette nochmal nach ihrer Meinung bezüglich des Geruchs fragen, sie war heute nochmal vor Ort.

    Und falls alles klappt können am Wochenende noch ein paar Leute schnuppern, wenn noch FK an dem Standort vorhanden sind.


    Ich finde die gesamte Diskussion hochspannend und -für mich zumindest- sehr lehrreich. Danke dafür!


    Viele Grüße,

    Carina

  • Servus Carina,


    klar, beide riechen nach Mehl - aber es gibt dann ja weitere Geruchskomponenten. Und das ist natürlich schon subjektiv. Wenn man den Mehlgeruch aber gedanklich etwas abschwächt/abschüttelt, kommen andere Aromen nach. Und beim echten Tiger kenne ich da nur Mehl, Mehl, Mehl, beim Faserigen eben kleinlaut im Hintergrund etwas Blumiges, Aromatisches, das sich ein bisserl versteckt, aber dann irgendwann doch wieder aus dem Versteck hervorlugt und dann gut zu riechen ist. Daher ist die Aussage "roch nach Mehl" oder "mehlartig" nicht sehr detailliert. Aber Gerüche sind eben schwer zu beschreiben - jeder riecht was anderes beim selben Pilz...


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Wo steckt eigentlich unser Ritterlingsspezi ingosixecho ?

    Hallo Harald,


    sehr aufmerksam. Aber dieser Artkomplex gehört zu den Sachen, die für mich wie Kaiserling und Satanspilz nicht greifbar sind. Kalkbuchenwälder?!? Naja - Buchenwälder gibt es hier schon. Ich bin heilfroh, dass ich zwei Stellen kenne, wo hin und wieder Flockenhexen wachsen. Ganz anders sieht es auf Sand und bei Kiefern aus. Ich zähle fest mit dem nächsten Monat.


    ==9==9==9==9


    Schau mal, alle braunhütig. :cool:


    Grüßlis Ingo


    p.s. du findest mich natürlich immer mal wieder im Regionalthread B-BB

  • Ja, Mensch, vielleicht solltest Du mal aus deiner BB-Exklave ausreißen um mal vernünftige Walder zu begutachten...


    ==12

  • Ja, Mensch, vielleicht solltest Du mal aus deiner BB-Exklave ausreißen um mal vernünftige Walder zu begutachten...


    ==12

    Mensch Harald,


    vernünftige Wälder sind dort, wo Ritterlinge wachsen. Mal sehen, wer wo mehr interessante Funde macht. Auf die calcophilen giftigen Erdritterlinge kann ich gerne verzichten. Wenn die Bedingungen passen, gibt es im Kiefernsand die halben FNE zu bestaunen. :haue:


    GR Ingo

    • Offizieller Beitrag

    Moin, Ingo!


    Schon, aber eben nur die halbe. Außer den fetten, giftigen Tigern tummeln sich auf basischen Böden ja schon noch eine ganze Reihe lustige Ritterlinge - hin und wieder auch ein paar Braune (wie ustaloides, den ich noch vergeblich suche...).
    Die sauren, sandigen Kiefernwälder in deiner Region scheinen mir auch noch mal spaßiger zu sein als bei mir. So Sachen wie zB Tricholoma focale fehlen hier weitgehend...



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,


    das meinte ich ja auch. T. virgatum, T. joachimii, T. focale, T. stans und dann auch noch das gesamte Grünlings-Aggregat. Wollen wir mal durchzählen?!


    GR I

    • Offizieller Beitrag

    Salut!


    Nein, lieber nicht zählen...
    So etwa 30 Ritterlingsarten habe ich abgebildet auf Festplatte bisher (abzüglich der unberingten, mehligriechenden Braunen), und das ist wohl nur ein Viertel oder Fünftel vom Gesamtumfang...
    Equestre und frondosae s.l. kommen bei mir schon vor, nur leider nicht sehr häufig, für virgatum muss man etwas in die Höhe (Schwarzwald, Vogesen etc.) da geht das auch.













    Weckt das keine Reisewünsche? :)


    LG; Pablo.