Pilzparadies Hochschwarzwald, 19.09.2020 (mit Bitte um Bestimmungstipps). Rotkappen, Zottiger Violettmilchling und vieles mehr!

Es gibt 21 Antworten in diesem Thema, welches 5.663 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo liebe Pilzfreunde!


    Gleich vorab, ich bitte um Bestimmungstipps zu Pilzen 7) bis 10).

    Für die Korrekturen und für hinterfragen meiner Bestimmungen bin ich wie immer sehr dankbar! Nur zu:thumbup:


    Bei uns in der Rheinebene ist es seit Ende August ziemlich trocken. Im Schwarzwald auf 1000 Meter Höhe eigentlich auch, aber irgendwie interessiert das die Pilze nicht. ^^ Morgentau gibt es reichlich, evtl. spielt das eine Rolle. Es gibt dort Pilzreichtum seit Ende August bis jetzt. Obwohl die meisten Arten dort einen großen Wachstumsschub Anfang September bereits hatten, gibt es die Reste von diesem Reichtum immer noch. Wir waren schon am 4. September dort (hier der Bericht) und gestern wieder. Meine Eltern wohnen nicht mal eine Stunde Autofahrt vom Hochschwarzwald entfernt, deswegen kombinieren wir oft Familienbesuch mit Pilztour, nicht zuletzt weil mein Vater auch ein leidenschaftlicher Pilzsammler ist und sich im Schwarzwald inzwischen pilztechnisch gut auskennt.


    Es gab genug Speisepilze, und mehr als genug Arten zum Schauen und Bestimmen. "All you can eat identify" sozusagen ;) Einige Funde dürfte ich zum 1. Mal selbstständig bestimmen.


    1) Die jungen Rotkappen über die ich mich besonder gefreut habe! Sie wuchsen auf einer enizigen steinigen Stelle (!) unter mehreren Birken und Espen.

    Anhand der hellen, später rotbräunlichen Schuppen am Stiel und violettschwarzen Verfärbung tippe ich auf die Espenrotkappe (Leccinum leucopodium).




    2) Glimmerschüppling (Phaeolepiota aurea).

    Diese Art habe ich hier im Forum vom selben Standort vor vier Jahren angefragt: Riesenpilze aus dem Schwarzwald

    Dank euren damaligen Bestimmungshilfen :thumbup::thumbup::thumbup:kenne ich diese prächtige Art und jetzt dürfte ich diese zum ersten Mal persönlich finden und auf Anhieb bestimmen!


    Riesendinger!





    Es gab stellenweise Massenpilze, ganze Rasen voll. U.a. Fliegenpilze, Weiße Büschelraslinge und Birnenstäublinge.


    3) Fliegenpilz, massenhaft




    4) Weißer Büschelrasling (Leucocybe connata), stellenweise waren die Wegränder voll davon.


    5) Birnenstäubling (Apioperdon pyriforme), massenfaht auf dem Boden wachsend.




    6) Die ersten Hallimasche sind da! Hier ein ganzer Baumstumpf voll mit Babys.


    Ein Waldmensch wird eins mit der Natur bei Hallimasche Beobachten:


    7) Steinpilze? Weißes Netz ist oben am Stiel klar zu sehen. Boletus edulis gab es dort überall... ist das der? Ich glaube aber nicht dass es Boletus edulis ist. Huthaut ist rötlich, das passt nicht ganz. Auch der Stiel ist rötlich!

    Ich habe keine Kiefer in der Nähe gefunden (Verdacht auf Kiefernsteinpilz, Boletus pinophilus), nur Fichten, evtl. untergemischt mit Tannen und wenigen Laubbäumen. Kiefernsteinpilz könnte laut Wikipedia selten auch mit Fichte Mykorrhiza angehen. Leider nur diese ältere FK gefunden:





    8) Noch eine Bestimmungsanfrage, Ist das ein Flämmling? Falls ja, dann kein geflecktblättriger, denke ich, obwohl ich den an anderen Stellen gestern ebenso fand.

    Zumindest kenne ich Gymnopilus penetrans mit eher rötlichen eher eintönigen Hutfarbe und ohne dunklen Hutrand.

    Achtung! Unten in Kommentaren gibt es mehr Bilder, gemacht zwei Tage später.



    9) Was für ein Wulstling ist das?

    Leider fehlen mir praktische Erfahrungen mit solchen Wulstlingen mit "spitzkegelichen" Schuppen am Hut, ich treffe auf sie leider äußerst selten. Pablo hat mich mal an eine Stelle mit Igelwulstlingen geschickt, das war's auch.

    Amanita echinocephala war meine erste Idee, wächst er aber nicht auf Kalk statt auf dem saueren Schwarzwald-Boden?

    Manschette ist gerieft. Knolle mit Warzengurtel.

    Achtung! Unten in Kommentaren gibt es mehr Bilder, gemacht zwei Tage später. Geruch ist für mich unspezifisch, zumindest nicht klar nach Rettich.




    10) Morse-Täubling (Russula illota) ?

    Geruch ist nach meiner Einschätzung eine Mischung aus Marzipan und Stinktäubling. Die "Morse-Zeichen" auf Lamellenschneiden sind gut zu sehen, falls jemand sie entschlüsseln mag :gstrahlen:

    10 a) ein Fruchtkörper von einem Standort (2 Bilder)



    10 b) eine Kollektion von einem anderen Standort:




    11) Noch eine große Freude für mich: Zottiger Violett-Milchling (Lactarius repraesentaneus).

    Ein paar Jahre zuvor an selben Stelle gefunden, fälschlicherweise für den Grubigen Milchling gehalten, nie wieder gesehen. Gestern hatte ich aber Glück diese wunderbare Kollektion zu finden und alle Merkmale durchzugehen. Ich bin mir der Bestimmung ziemlich sicher. Grubiger Stiel, recht groß, sehr zottiger Hut, violette Milchverfärbung.





    grubiger Stiel, ähnlich wie bei Edel-Reizker:



    Milch zuerst weiß!



    Foto nach 15 Miniten, Milch hat sich schon längst violett verfärbt:




    Die violette Verfärbung 1 Stunde 40 Minuten später:


    12) Buchenschleimrübling (Oudemansiella mucida)

    So viele habe ich noch nie gefunden! Zwei Buchenstämme voll.

    Hier noch ein separates Thema dazu: Verkostungsbericht: Buchenschleimrübling (Oudemansiella mucida) oder Hechtpilz





    13) Schopftintlinge


    Waldimpressionen zum Schluß... Vor allem in Zeiten der Corona sind unsere Tagesausfluge mit Familie nach Schwarzwald ein ganz besonderes Highlight für mich! Fast wie Urlaub :) Eine etwas andere Welt in 1000 Meter Höhe.






    Last but not least... die Ausbeute an Speisepilzen. Alles was anschliessend geputzt und gebraten oder getrocknet wurde.

    Ich habe noch viele Döschen mit "Bestimmlingen" und sonstigen Schönheiten eingepackt, nicht im Bild.

  • Hallo

    wie geschrieben , kein Bild bis nr 9 Wulstling zu sehen , erste 2 Wulstlingsbilder sind zu sehen dann die drittes Bild von Wulstling auch nicht zu sehen .

    Weiter nr. 10a Morse Täbling erste zwei Bilder nicht zu sehen , weiter 10b Bild nr 2 nicht zu sehen


    LG

  • Hallo beli,


    Danke für die Hinweise... da ist was komisch gelaufen während ich editiert habe. Es war so als ob die Forumsseite kurz offline war... Dann war aber alles gut.

    Die drei Bilder bei Nr. 9) werden bei mir allerdings alle angezeigt... Hier habe ich sie nochmal reinkopiert aus dem Hauptbeitrag:





    pilzforum.eu/attachment/334144/

  • Beli, ich Danke Dir für die Hinweise :thumbup:

    Ich verstehe nicht was da mit den Bildern passiert ist, habe aber jetzt die meisten Bilder erneut hochgeladen und im Beitrag aktualisiert. Jetzt müsste alles sichtbar sein, hoffe ich. :)

  • Hi Alex.


    Toller Bericht, hattet ihr etwas Regen? Neid meinerseits.


    Den Kiefernsteinpilz würde ich bestätigen. Der sieht recht typisch aus.

    Pilz Nummer 8 sieht wie ein schmächtiger Tricholomopsis aus. Vlt. kann man da mal Tricholomopsis flammula checken.

    Der Wulstling ist komisch. Den Igelwulstling kann ich mir in dem Habitat auch schlecht vorstellen. Vlt. ein etwas aus der Reihe gefallener Grauer Wulstling. Wie roch er denn?


    Beim Rest bin ich entweder d'accord oder hab' zu wenig Ahnung.


    Danke fürs Zeigen.


    LG,

    Schupfnudel

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
    Posts sind nicht als Essensfreigabe zu verstehen. :-]

  • GriasDi Alexander,

    ich bin da ganz bei Schupfnudel.

    Die Boletus pinophilus kenn ich genau so ausm Zillertal. Da sind die Kiefern kilometerweit entfernt. Und den schmächtigen Tricholomopsis würd ich auch zu allererst mit T. flammula vergleichen.

    Wie schon im anderen Thread erwähnt ist "Tricholomopsis" interessiert an solchen Funden.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hallo Alexander,

    meine Tipps zu den Pilzen 7 bis 10:

    7) Kiefern-Steinpilz; sieht sehr typisch aus

    8) eine Tricholomopsis-Art; möglicherweise T. decora, aber vielleicht auch was besseres; T. rutilans auf keinen Fall

    9) Igel-Wulstling; deine Fotos sind halt für die Darstellung einer Amanita nicht perfekt, zumindest die Stielknolle muss man bei Amanita immer im Detail aufnehmen, ebenso die Lamellen, damit man sieht, ob sie vielleicht grünlich sind

    10) Stinktäubling (Russula foetens); der Morsetäubling ist violetter im Farbton; "die "Morsezeichen" auf den Lamellenschneiden sind kein Alleinstellungsmerkmal des Morsetäublings, das können andere Stinktäublinge auch haben.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • 10) Stinktäubling (Russula foetens); der Morsetäubling ist violetter im Farbton; "die "Morsezeichen" auf den Lamellenschneiden sind kein Alleinstellungsmerkmal des Morsetäublings, das können andere Stinktäublinge auch haben.

    Hallo Oehrling,

    welche von den Stinktäublingen haben denn noch einen Geruch von einer Mischung aus Marzipan und Stinktäubling?. Der Mandeltäubling hat man m. E. den reinen Bittermandelgeruch und R. fragantissima sehe ich auf dem Bild ebenfalls nicht.

    LG Karl

  • 10) Stinktäubling (Russula foetens); der Morsetäubling ist violetter im Farbton; "die "Morsezeichen" auf den Lamellenschneiden sind kein Alleinstellungsmerkmal des Morsetäublings, das können andere Stinktäublinge auch haben.

    Hallo Oehrling,

    welche von den Stinktäublingen haben denn noch einen Geruch von einer Mischung aus Marzipan und Stinktäubling?. Der Mandeltäubling hat man m. E. den reinen Bittermandelgeruch und R. fragantissima sehe ich auf dem Bild ebenfalls nicht.

    LG Karl

    Ganz genau.

    zusammen mit dem Habitat Nadelwald gibt's mE keinen Grund mehr R. illota samt typischer "Morsezeichen" anzuzweifeln.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Tolle Pilze und schön präsentiert, auch die Umgebung :thumbup:


    Den Glimmerschüppling habe ich auch immer noch auf dem Wunschzettel (und ich würde sogar eine sehr kleine Kostprobe wagen, natürlich gut durchgegart).


    LG, Craterelle

    Oh ja, die Kostprobe von Glimmerschüpplingen steht auch bei mir noch aus.

    Ich habe leider erst später bei der Nachbearbeitung der Funde festgestellt dass er trotzt Blausäure essbar wäre wenn gut durchgegart.

    Aber ich hatte sowieso viel zum Probieren dabei - reine BuchenschleimrüblingsHechtpilz-Pfanne und noch eine mit besten Espen-Rotkappen, und dann noch die Zottigen Violettmilchlinge die jetzt bei mir noch von dem Einsalzen gewässert werden :)

  • Schupfnudel, Werner, Oehrling, Karl - euch allen vielen Dank für die Bestimmungshilfen! :thumbup:

    Ich habe einige der gezeigten Pilze noch da (im Kühlschrank), weil ich sie heute zum Vereinstreffen von MAK in Mannheim bringen möchte. Habe schnell noch ein paar Fotos gemacht von 8) und von 9).

    Toller Bericht, hattet ihr etwas Regen? Neid meinerseits.


    Den Kiefernsteinpilz würde ich bestätigen. Der sieht recht typisch aus.

    Pilz Nummer 8 sieht wie ein schmächtiger Tricholomopsis aus. Vlt. kann man da mal Tricholomopsis flammula checken.

    Der Wulstling ist komisch. Den Igelwulstling kann ich mir in dem Habitat auch schlecht vorstellen. Vlt. ein etwas aus der Reihe gefallener Grauer Wulstling. Wie roch er denn?

    Regen gab es dort kaum! Das ist das Verrückte, die Pilze wachsen trotzt zumindest oberflächlichen Trockenheit (bis auf Morgentau).


    Tricholomopsis flammula kenne ich nicht, muss ich nachschauen.


    Zum Wulstlingsgeruch kann ich nur sagen: er riecht nicht spezifisch genug für meine Nase. Zumindest nicht eindeutig nach Rettich.


    Wie schon im anderen Thread erwähnt ist "Tricholomopsis" interessiert an solchen Funden.

    Dann erwähne ich mal hier Tricholomopsis damit er hoffentlich eine Benachrichtgung bekommt und sich den Pilz Nr. 8 anschauen kann.

    Bei Interesse kann ich den trocknen und Exikat zuschicken.

    8) eine Tricholomopsis-Art; möglicherweise T. decora, aber vielleicht auch was besseres; T. rutilans auf keinen Fall

    9) Igel-Wulstling; deine Fotos sind halt für die Darstellung einer Amanita nicht perfekt, zumindest die Stielknolle muss man bei Amanita immer im Detail aufnehmen, ebenso die Lamellen, damit man sieht, ob sie vielleicht grünlich sind

    10) Stinktäubling (Russula foetens); der Morsetäubling ist violetter im Farbton; "die "Morsezeichen" auf den Lamellenschneiden sind kein Alleinstellungsmerkmal des Morsetäublings, das können andere Stinktäublinge auch haben.

    8) Tricholomopsis decora hatte ich sogar als Idee, die ich schnell als falsch abgetan habe, vielleicht zu schnell. Ich lade noch ein paar Bilder hoch.

    9) Ja, ich habe leider die Knolle abgebrochen gehabt und die Bidler vor Ort waren nicht gelungen. Das habe ich jetzt so gut wie es ging nachgeholt. Grünliche Schimmer in Lammelen kann ich nicht feststellen.

    10) Kann Stinktäubling auch etwas nach Marzipan riechen? Ich meine, ich rieche nicht nur Marzipan, aber der Geruch hat eine deutliche Bittermandel-Note.


    Fotos zwei Tage später:

    Pilz 8) Tricholomopsis?






    Pilz 9) - der Wulstling








    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alex!


    Ok...
    Jetzt bin ich zwar wieder hier, aber so wie das aussieht, fahre ich wohl besser einfach weiter in den Schwarzwald. :gschock:

    Die Tricholomopsis wäre für mich auch eine typische Tricholomopsis decora. Der Wulstling ist aus meiner sicht ein Grauer (Amanita excelsa var. spissa). So nach Bild wären die Kiefernstienpilze für mich auf jeden Fall welche (Boletus pinophilus), im Schriesheimer Teil wachsen die ja auch bei Eiche und / oder Rotbuche. Wäre aber interessant, die mal in der Hand zu halten und in natura zu sehen, manchmal gibt es auch normale edulis mit komisch rötlichem Hiut.



    LG; Pablo.

  • Auch Dir Pablo Danke für die Bestimmungshilfe! :thumbup: und Willkommen zurück!

    Jetzt bin ich zwar wieder hier, aber so wie das aussieht, fahre ich wohl besser einfach weiter in den Schwarzwald. :gschock:

    Brauchst Du soweit nicht zu fahren falls Du zum Vereinsabend heute kommst.

    Ich habe da eine kleine Lieferung für Mannheim vorbereitet ;) Man kann damit "Pilzaustellung" spielen.

  • Servus beinand,


    ich bin durch das "Rufen" (und durch Werner E. direkt per Handy) auf den Thread aufmerksam gemacht worden. Aber der Fall ist mittlerweile ja geklärt. Die senkrecht abstehenden, dunklen bis schwarzen Hutschüppchen machen die Bestimmung (nach aktuellem Kenntnisstand) als Tricholomopsis decora klar. Hat Werner aber auch schon geschrieben (nur nicht, warum er drauf kommt) ;-).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Morgen!


    Der komische Wulstling (Nr.9) wurde gestern abend noch als Perlpilz (Amanita rubescens) verhaftet.
    Auf den späteren Bildern sind die Rötungen stellenweise sogar erkennbar. Nicht unbedingt der typischste Fruchtkörper, aber weil gar kein spezifischer Geruch (nur halt gammelig nach einem Tag), Fleisch rötend und übrige Merkmale... Was will man da sonst draus machen.



    LG, Pablo.