Unbekannte Art aus Kalksteinbruch (Gattungs-Vorschläge gesucht)

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 4.928 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wolfgang P..

  • Hallo ich habe in einem Kalksteinbruch einen Pilz gefunden mit +- Trichterlingshabitus, er hat sehr auffallende tibiiforme Cheilos, die zudem septiert sind.


    Irgendwie möchte ich mir hier nicht den ganzen Bestimmungsspaß nehmen lassen und suche desshalb erst mal nur


    GATTUNGEN MIT TIBIIFORMEN CHEILOS


    die bekannteste Conocybe schließt den Fund aus, weiter ergab meine Suche noch Phaeocollybia, die passt auch nicht. Wo könnte ich noch suchen?


    LG, Chris


    ...........................:snail:

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Chris,


    deine Idee finde ich gut; dennoch wären Angaben wie Sporenpulverfarbe und Makrobilder des Fundes schon hilfreich. Allein mit deinem schönen Cheilomikrofoto ist hier aus meiner Sicht kein Blumentopf zu gewinnen.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Chris,


    ich sehe hier keine Cheilozystiden, für mich sind das ein- und/oder zweisporige Basidien.

    Ferner scheint es ein Hellsporer zu sein. Schnallen hat er auch, was eher auf einen konstant zweisporigen Pilz hindeutet.


    Sicher bin ich allerdings ehrlich gesagt nicht, dazu ist das eine Mikrobild zu wenig. Was mich etwas zögern lässt ist, dass es aussieht als hätten die Basidien/?Zystiden teils eine apikale Verdickung oder sogar sowas wie eine Gelkappe - das würde dann wieder mehr für Zystiden sprechen als für Basidien.


    Zeig uns doch mal den ganzen Pilz, und ein Bild von den Sporen.


    beste Grüße,

    Andreas

  • Hallo,


    danke für eure Mühen, besonders Björn, der sich richtig arbeit gemacht hat, von den genannten Gattungen glaube ich aber passt keine zu meinem Fund.


    Hier dann mal die Bilder/Daten die ich habe:


    Sporen: ca. 11 x 3,75 µm





    Cheilo's




    Schnallen in Lm.-Trama


    Sporen ca. 11 x 3,75 µm



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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Chris!


    Interessant. Das erinnert makroskopisch ja irgendwie an Lyophyllum (decastes agg.). Ob das mikroskopisch irgendwie da hinein gehören kann, weiß ich aus dem Kopf allerdings nicht.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hi Pablo,


    die Art hat runde und glatte Sporen, passt hier also nicht. Auf jeden Fall war es gut, dass du die Bilder gepostet hast Chris. Ich bin hier auch bei einem Hellsporer.


    l.g.

    Stefan

  • Hallo Chris,


    Derart große, schlanke Sporen bei einem Hellsporer - ich steh etwas auf dem Schlauch zugegebenermaßen ….

    könntest Du mal testen ob die amyloid sind? Ich glaubs zwar eher nicht, aber eine Idee hätte ich dann und die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt ….


    Und über die "Zystiden" bin ich mir immer noch nicht im Klaren. Aber selbst wenn es welche sind: Diese Form würde man nicht tibiiform nennen, außerdem gibt es meines Wissens keinen Hellsporer mit wirklich tibiiformen Zystiden.


    Auffallend auch wie fleischig der Pilz ist.


    LG, Andreas

  • weitere Bilder der "Zystiden"




    LG, Chris

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  • chris77

    Hat den Titel des Themas von „Gattungs-Vorschläge gesucht“ zu „Unbekannte Art aus Kalksteinbruch (Gattungs-Vorschläge gesucht)“ geändert.
  • Hallo,


    nein, ein Hydropus kann das nicht sein. Subalpinus nicht, der sieht ganz anders aus, farblich wie staturmäßig und wächst auf vergrabenem Holz. Und ein anderer kommt auch nicht in Frage. So robust ist keine der Hydropus-Arten in Europa. Die hätten auch alle sehr auffällige, weit herausragende Zystiden.


    Ich könnte mir mehr und mehr auch vorstellen, dass es sich um einen Befall handelt möglicherweise. Diese komischen "Zystiden", die ich einfach keinem mir bekannten Blätterpilz zugeordnet kriege (was ja nix heißen muss natürlich …), die sehen aus wie Auriculariales-Basidien. Auch da gibt es intrahymeniale Parasiten, aber meines Wissens nicht in Agaricales. Sowas wie Colacogloea peniophorae oder so? Aber kenne mich mit denen nicht wirklich aus, da müsste man mal vielleicht Thomas Rödel fragen (zaunpfahlwink für Nobi, falls du hier mitliest *ggg*).


    Die Sporen sind offensichtlich nicht amyloid, damit war meine leise kleine Hoffnung auf Cantharellula umbonata dahin …. (da wäre die Statur eh komisch für gewesen).


    beste Grüße,

    Andreas

  • Hallo,


    ich habe den Pilz schon mal vorsichtshalber getrocknet! Ist auf jeden Fall ein sehr spannender Fund!


    LG, Chris

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  • Hallo Chris,


    vergleich doch mal mit Pleurotus ostreatus bzw. mit den Angaben, die man zu dieser extrem variablen Art im Ludwig findet.


    Da wird u.a. eine var. spodoleucus erwähnt, diese wächst einzeln und mit einem fast zentralen und langen Stiel. Außerdem passen die Sporen von Pleurotus ostreatus in Form und Größe recht gut zu deinem Fund und inamyloid sind sie auch.


    Bei Ludwig steht ferner: Cheilozystiden fehlen, bisweilen aber Lamellenschneide mit keulig-fusoiden Marginalzellen mit fingerförmigen Aufsätzen (+/- Köpfchen). Meines Erachtens ist das eine gute Beschreibung dessen, was man auf deinen Mikrofotos sieht.


    Nicht erwähnt werden bei Pleurotus ostreatus die auf deinen Fotos zusätzlich zu erkennenden „Gel- oder Schleimkappen“. Von Schleimkappen (auf den Marginalzellen) ist im Ludwig aber bei Pleurotus eryngii die Rede. Dies ist eine in Deutschland sehr seltene Art, die ganz grob betrachtet aber durchaus auch zu deinem Fund passen könnte. Ich würde mich aber auch nicht wundern, wenn diese Schleimkappen auch bei bestimmten Formen von P. ostreatus zu finden sind.


    Möglicherweise ist Pleurotus aber auch völlig abwegig und du hast einen ungewöhnlichen Pilz aus einer ganz anderen Gattung gefunden. Bin gespannt, was du da noch herausfindest und was aus diesem Forum evtl. noch an weiteren Vorschlägen kommt.


    LG Ingo

  • Hallo Chris,

    um Pleurotus eryngii eventuell in die nähere Wahl zu bringen: wuchs dort Feldmannstreu (Eryngium campestre)?

    Wir haben diese Art einmal im Freiland an den Wurzeln von Feldmannstreu gefunden. Biotop Kalksteinbruch würde auch passen. Wäre vielleicht dann möglich.

    LG Ulla

  • Hallo Ingo,


    Pleurotus (ostreatus) ist eigentlich die beste Idee, aber leider hatte ich die wieder verworfen, weil ich dachte diese Zystiden würden bei Pleurotus nur im Myzel vorkommen. An der Lamelle habe ich sie jedenfalls noch nicht selbst beobachten können.

    Pleurotus eryngii ist sicherlich auszuschließen, weil keine entsprechende Wirtspflanze auf dem Bild zu erkennen ist.


    beste Grüße,

    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Die Pleurotus - Idee find' ich gut. :thumbup:

    Solche Elemente wie hier - wenn's keine Auriculariales-Basidien sind, sollten es schon Zystiden sein, wegen den Quersepten - habe ich da zwar noch nicht beobachtet, habe aber auch überhaupt darauf nicht geachtet. Makroskopisch und von den Sporen her ist das aber wirklcih plausibel.



    LG, Pablo.

  • Hallo,


    ich habe mir mal die Literatur angaben im Ludwig, zu Pleurotus ostreatus var. spodoleucus angeschaut, viel konnte ich dazu im Netz nicht finden, außer das alles soweit ich das sehen konnte reine Bildbände sind, bei denen die Mikromerkmale nicht dargestellt sind.


    Vom Boudier Icones Mycologicae habe ich sogar eine Abbildung gefunden, leider auch ohne "Zystiden"

    (Das Copyright von Büchern erlischt i.d.R. 70 Jahre nach dem Tod des Authors (Boudier 1920), desshalb poste ich das Bild mal hier, sollte das nicht stimmen dann bitte löschen)




    Feldmannstreu habe ich bewusst nicht wahrgenommen, der müsste ja maximal 1m vom Pilz entfernt wachsen oder?


    Ansonsten sehe ich das wie Pablo, Makroskopisch und nach den Sporen bekomme ich bei der Gattung Pleurotus keine Bauchschmerzen.


    Falls den Pilz noch mal jemand nachuntersuchen mag, kann ich ihn gerne versenden!



    LG, Chris

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  • Hallo Chris,


    Eryngium campestre besitzt eine tiefreichende Pfahlwurzel, von der seitlich nur kleine und kurze Feinwurzeln in das nähere Umfeld reichen. Fruchtkörper von Pilzen, die auf abgestorbenen Wurzeln von Eryngium wachsen, sind deshalb in deutlich weniger als 1 m Entfernung vom Sproß der Wirtspflanze zu erwarten.


    Erwähnt sei aber auch, dass in der Literatur (z.B. im Ludwig) neben Eryngium campestre auch noch andere z. T. häufige und weit verbreitete Doldenblütler wie Daucus und Heracleum als Wirtspflanzen von Pleurotus eryngii genannt werden.


    Trotzdem ist es natürlich wesentlich wahrscheinlicher, dass es sich bei deinem Fund „nur“ um eine ungewöhnliche Form von P. ostreatus handelt. Auf deinen Fotos sieht man ein stärkeres Stück Holz (als mögliches Substrat) unmittelbar rechts neben dem Pilz.


    LG Ingo

  • Hallo an alle,


    auch wenn es mit Pleurotus ostreatus einen heißen Kandidaten gibt (laut Ludwig kann die Art selten Cheilos mit Köpfchen haben, wie ich selbst gerade nachlesen musste), ist mein Bauchgefühl angesichts der Zystiden trotzdem irgendwie eher bei Hohenbuhelia. Allerdings passt keine der im Ludwig beschriebenen Arten.


    chris: gute Mikros!


    Grüße,


    Wolfgang