Beiträge von Sennepilz

    Hallo Ingo,


    ich bin da ganz bei Axel und Sebastian, das kann nur Cuphophyllus virgineus mit „verklebten“ Lamellen sein.


    Noch kurz zu deiner Rickenella fibula: Von Bon wurde eine var. pseudocantharellus beschrieben, die auch im Ludwig (Band 1) erwähnt wird.


    Solche kräftigen (fleischigen) Exemplare mit Hutdurchmessern bis über 2 cm habe ich schon öfters in noch jungen Sandmagerrasen und dort an recht trockenen und exponierten Standorten gefunden. Immer standen sie in einer sehr lückigen Vegetation mit noch großen Beständen an akrokarpen Pioniermoosen. Auf dem folgenden Foto sieht man Rickenella fibula var. pseudocantharellus inmitten von Polytrichum juniperinum.


    Rickenella fibula var. pseudocantharellus


    Im Netz findet man sehr wenig zu dieser möglicherweise seltenen, aber sicher auch häufig verkannten Variante, ein Foto fand ich nur hier:

    Rickenella_fibula_var_pseudocantharellus


    Ob es sich bei diesen Pilzen um eine Standortmodifikation, eine Variante oder aber eine eigene Art handelt, müsste in Ermangelung mikroskopischer Unterschiede wohl eine Sequenzierung zeigen.


    Einen guten Rutsch


    Ingo

    Hallo Björn,


    bei Arauzo/Iglesias finden sich ja leider keinerlei Angaben zur Ökologie. Roobeek dagegen beschreibt die Standorte seiner beiden Geoglossum spec. A-Funde mit "am Fuß bewaldeter Nordhänge inmitten von Grünstängelmoos" und das passt ja gut zu unseren Funden. Die Art scheint Standorte mit geringerer Sonneneinstrahlung und höherer Luftfeuchtigkeit zu bevorzugen. Möglicherweise ist sie auch innerhalb von (lichten) Wäldern zu finden.


    VG Ingo

    Hallo Björn, hallo Karl,


    aus dem nördlichen Westfalen habe ich einen ähnlichen Fund, allerdings nicht mit so ausgeprägt kopfigen Paraphysen wie bei dem Fund von Björn, sondern nur so wie bei der Geoglossum spec. A von Roobeek. Da diese aber von Arauzo/Iglesias mit G. "pseudoumbratile" gleichgesetzt wird, kann man wohl auch bei dieser Art von einer nicht unerheblichen Variabilität der Paraphysen ausgehen (möglicherweise in Abhängigkeit von den Umwelt/Witterungsbedingungen unter denen sich die Fruchtkörper entwickelt haben). Siehe dazu auch die Untersuchungen von Benkert an G. cookeanum: http://www.ascofrance.com/uplo…-Geoglossum-1996-0001.pdf )


    Immerhin unterscheidet sich G. "pseudoumbratile" auch durch deutlich längere Sporen von G. umbratile, bei meinem Fund lagen die gemittelten Sporenlängen bei drei untersuchten Fruchtkörpern (Sporenabwürfe) im Bereich von 95 - 97 µm. Zusätzlich wird im Schlüssel von Arauzo/Iglesias auf den bei G. umbratile glatten, nur leicht bereiften Stiel hingewiesen, während der Stiel bei G. "pseudoumbratile" zumindest im oberen Teil leicht gekörnt ist.


    Geoglossum cf. „pseudoumbratile“ (nom. prov.)




    Die von mir gezeigten Exemplare standen in großer Zahl an einem schattigen Waldrand inmitten hochwüchsiger Landreitgras-Bestände auf einem lehmig-tonigen und basenreichen Boden. Zwischen den Stängeln der Gräser war eine üppige Moosschicht entwickelt, die von den Erdzungen nur an wenigen Stellen überragt wurde. An solchen Standorten sucht man kaum nach Erdzungen und im vorliegenden Fall wurden sie auch eher zufällig bei der späten Mahd der Fläche Ende Oktober entdeckt. Vergesellschaftet war G. cf. „pseudoumbratile“ hier mit Trichoglossum hirsutum und Hygrocybe glutinipes.


    LG Ingo

    Hallo Harald,


    zu den auf Schildflechten parasitierenden Gamundia findet man einige sehr informative Seiten in

    Flora of Lichenicolous Fungi, Volume 1, Basidiomycota, 2022


    Diese äußerst interessante und umfangreiche Publikation ist als Buch, aber auch als Free Download erhältlich, siehe

    Flora of Lichenicolous Fungi
    Volume 1 · Basidiomycota, 351 pages, 2022 by Paul Diederich, Ana M. Millanes, Mats Wedin & James D. Lawrey published by the National Museum of Natural History,…
    www.mnhn.lu


    Sehr interessant in Bezug auf Gamundia xerophila ist sicher auch die folgende, mir leider nicht vorliegende Publikation: Moreau, P.-A. 2005. Réflexions sur deux espèces omphaloïdes du Mercantour. Annales Confederationis Europaeae Mycologiae Mediterraneensis 2004: 73–81.


    LG Ingo


    edit: Da war Björn einige Sekunden schneller!

    Hallo Bernd,


    entdeckt habe ich die R. pulchella am 2. November, die hier gezeigten Fotos stammen vom 8. November und aktuell (16. Nov.) sind sie immer noch erkennbar, beginnen jetzt aber zu zerfallen. Hätte es in den letzten zwei Wochen einen gänzlich trockenen Tag (mit Wind und Sonne) gegeben, dann wären sie sicher bis zur Unkenntlichkeit zusammengeschrumpelt. Gab es aber nicht, es hat hier jeden Tag und insgesamt sehr ergiebig gerregnet, da konnte kein Pilz (egal wie klein) vertrocknen.


    LG Ingo

    Hallo zusammen,


    hier nach einigen Schwierigkeiten jetzt ein Foto der Sporen. Etliche Fruchtkörper wollten gar keine und andere nur recht wenige Sporen auf dem Objektträger hinterlassen. Das Foto ist deshalb eine Zusammenstellung einzelner Sporen aus mehreren Mikrofotos bei tausendfacher Vergrößerung.


    Zu erkennen ist, dass die tropfenförmigen und nur eine Länge von ungefähr 4 µm erreichenden Sporen nicht glatt sind, sondern ein schwaches, unregelmäßiges Ornament aufweisen.


    Ramariopsis pulchella, Sporen


    Elektronenmikroskopische Aufnahmen zeigen es besser, siehe z.B. hier


    https://www.researchgate.net/publication/51802092_Revision_of_taxonomic_concept_and_systematic_position_of_some_Clavariaceae_species


    LG Ingo

    Hallo Sebastian,


    ich habe heute für Alexander Karich einige Fruchtkörper entnommen (für mikroskopische und molekularbiologische Untersuchungen). Selber werde ich nur einen Sporenabwurf mikroskopieren und das Ergebnis (falls vorzeigbar) hier dann nachreichen.


    LG Ingo

    Hallo zusammen,


    seit über 10 Jahren suche ich in Ostwestfalen und dem angrenzenden Nordhessen nach Wiesenpilzen, dabei stand Ramariopsis pulchella immer ganz oben auf meiner Wunschliste. Aber irgendwie war sie im Gegensatz zu vielen anderen Arten nicht zu finden.


    In diesem Herbst dann die große Überraschung: In meinem zwei- bis dreimal im Jahr gemähten Blumenrasen, kaum 10 cm vom Rand meiner Terrasse entfernt, entdeckte ich gleich mehrere Gruppen dieser sehr kleinen (winzigen) Wiesenkorallen.


    Sie saßen tief im Moos und größtenteils unter den Blättern von Gräsern und krautigen Pflanzen. Die fotografierte Gruppe habe ich mit Nagelschere und spitzer Pinzette freigestellt. Das zweite Foto (mit der 1 Cent-Münze im Hintergrund) vermittelt eine Vorstellung von der geringen Größe dieser Pilze.


    Ramariopsis pulchella



    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    meiner Einschätzung nach ist Cuphophyllus roseascens problemlos makroskopisch bestimmbar, junge Exemplare und eine gewisse Felderfahrung in Bezug auf Saftlinge/Ellerlinge vorausgesetzt. Gute Beschreibungen finden sich im Boertmann und noch etwas ausführlicher im Ludwig (Pilzkompendium, Band 3). In beiden Werken sind auch umfangreiche Angaben zu den mikroskopischen Merkmalen enthalten, die man zur Absicherung möglichst auch untersuchen sollte (Sporen, Lamellentrama, Pileipellis). Ein spezieller Geruch ist bei C. roseascens nicht feststellbar.


    LG Ingo

    Hallo zusammen,


    nachdem Cuphophyllus (Hygrocybe) roseascens in diesem Forum bereits von Florian FlorianK und von Elisabeth Aretah gezeigt wurde (aus den österreichischen Alpen bzw. aus Thüringen und Sachsen), hier jetzt ein Fund aus dem westfälischen Tiefland bei Gütersloh:


    Cuphophyllus roseascens


    Wiesen und Weiden mit artenreichen Wiesenpilz-Vorkommen gibt es in dieser Region zwar schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr, aber es gibt an verschiedenen Orten Flächen, von denen vor ca. 10 bis 20 Jahren der nährstoffreiche Oberboden entfernt wurde, um hier wieder magere Wiesen, Sandmagerrasen und Heidegesellschaften zu entwickeln.


    Auf diesen Flächen sind bereits einige Arten erschienen, die bundesweit extrem selten sind, genannt seien Sabuloglossum arenarium und Sarcoleotia globosa. Cuphophyllus roseascens ist jetzt ein weiteres Highlight.


    Zur Bestimmung sei noch gesagt, dass die Abbildungen im Boertmann (The genus Hygrocybe, 2. Auflage) farblich nicht den Pilzen am Standort entsprechen (von Rosa ist bei frischen bzw. feuchten Exemplaren nicht viel zu sehen).


    Besser ist ein Vergleich mit Fotos aktueller Funde, die David Boertmann und andere dänische Mykologen im Netz präsentieren, siehe


    Rosatonet vokshat (Cuphophyllus roseascens)
    Synonymer: Hygrocybe roseascens. Klassifikation: Fungi, Basidiomycota, Agaricomycotina, Agaricomycetes, Agaricomycetidae, Agaricales, Hygrophoraceae,…
    svampe.databasen.org


    LG Ingo


    Ergänzung:


    Ellerlinge mit den gleichen Merkmalen wie die, die Florian, Elisabeth und ich aktuell zu Cuphophyllus (Hygrocybe) roseascens gestellt haben, wurden bisher meist als Cuphophyllus radiatus bestimmt. Siehe hierzu eine kurze Abhandlung von Gernot Friebes, der in den österreichischen Alpen reiche Vorkommen der fraglichen Pilze untersuchen konnte:


    https://www.zobodat.at/pdf/JoanBot_16_0009-0029.pdf , Seite 16-17.


    In pilze-deutschland.de findet man sowohl Hygrocybe roseascens als auch Cuphophyllus radiatus, wobei man mit einiger Sicherheit davon ausgehen kann, dass die unter diesen beiden Namen kartierten Pilze identisch sind.

    Hallo Tonio,


    das sind hervorragend zur Bestimmung geeignete Fotos und es passt, wie schon von Martin aufgezählt, alles zu Peltigera praetextata.


    LG Ingo

    Übrigens bin ich beim Stöbern im Peltigera-Schlüssel noch auf P. elisabethae gestoßen, eine glatte Peltigera-Art (ohne Filz auf der Oberseite), die ebenfalls gröbere Isidien tragen kann. Von der Art hatte ich bisher nichts gehört.

    Hallo Martin,


    Peltigera elisabethae ist aus Deutschland auch kaum bekannt. Eine kurze Recherche im Netz ergab sehr wenige Funde aus dem bayerischen Alpenraum und je einen von Experten bestätigten Fund aus Brandenburg und aus Sachsen.


    LG Ingo

    Hallo Tonio,


    Martin hat bereits alles aufgeführt, was man anhand der Fotos zu Deinem Fund sagen kann. Entscheidend sind dabei die vielen und sehr typisch ausgeprägten Isidien an den älteren Thallusrändern. Da kommt dann bei uns (in Mitteleuropa) nur Peltigera praetextata in Frage und das war sicher auch der Verdacht von Martin.

    Es gibt zwar mit Peltigera collina und Peltigera lepidophora zwei weitere Arten mit Isidien, deren jeweiliges Erscheinungsbild insgesamt gesehen aber doch ein ganz anderes ist. Außerdem sind es extrem seltene und fast nur (noch) in montanen bis hochmontanen Lagen vorkommende Arten.

    Peltigera praetextata ist in Deutschland zwar noch recht weit verbreitet, in Regionen mit starken atmosphärischen Stickstoffeinträgen unterliegt aber auch diese Art der Konkurrenz durch Moose und Pflanzen. Im nordwestdeutschen Tiefland ist sie deshalb schon so gut wie ausgestorben und auch in den angrenzenden Mittelgebirgen (wie z.B. dem Teutoburger Wald bei mir im Raum Bielefeld) ist sie nicht mehr zu finden.


    LG Ingo

    Hallo Maria,


    mit den jetzt besser zu beurteilenden Unterseiten und Rhizinen ist das eindeutig Peltigera rufescens. Die Art hat von allen bei uns vorkommenden Schildflechten die geringsten Ansprüche an die Luft- und Bodenfeuchtigkeit und ist in der Lage auch sehr trockene und sonnige Standorte (wie bei Deinem Fund) zu besiedeln. Allerdings ist der Zuwachs hier entsprechend gering und die Thalli sehen eher mickrig aus (im Vergleich zu Vorkommen der gleichen Art an feuchteren Standorten).

    Dass ein- und dieselbe Art in Abhängigkeit vom Standort und in Abhängigkeit von den zuletzt vorherrschenden Witterungs- und Wachstumsbedingungen sehr unterschiedlich aussehen kann, ist bei Schildflechten "normal" und kann die Bestimmung unter Umständen sehr schwierig gestalten. Eine Vorstellung von der "Variabilität" der Peltigera rufescens liefert u.a. die folgende Seite: https://www.waysofenlichenment…ens/Peltigera%20rufescens


    LG Ingo

    Hallo Maria,


    alle auf den Fotos erkennbaren Merkmale sprechen meines Erachtens für Peltigera rufescens, auch der Standort ist für diese häufige und weit verbreitete Art sehr typisch. Wenn Du einige Lappen (wie von Martin vorgeschlagen) vorsichtig vom Untergrund löst (idealerweise im feuchten Zustand) dann müsste es bei P. rufescens in etwa so aussehen wie auf dem folgenden Foto.


    Peltigera rufescens, Unterseite mit Rhizinen


    LG Ingo

    Hallo an alle,


    nach der Erwiderung von Thorwulf habe ich mir den einleitenden Text von Corne noch mal durchgelesen. Danach scheint es ja gar nicht sicher zu sein, dass es sich bei den Becherchen um Encoelia furfuracea handelt, oder warum wurde Hasel-Kleiebecherling in Anführungszeichen gesetzt?


    Geht man nun davon aus, dass es eine andere Art ist, dann fällt natürlich die Beschränkung auf Haseln (Corylus) und Erlen (Alnus) als besiedeltes Substrat weg und dann hat meiner Ansicht nach Simon den mit Abstand wahrscheinlichsten Tipp abgegeben, es sind Linden (Tilia spec.).


    Auf dem vorletzten der hier von Corne gezeigten Fotos meine ich auch Spuren von Lindenstreu erkennen zu können, neben Laubblättern auch die schmalen Hochblätter, die den Früchten der Linden als „Flügel“ dienen.


    An Linden gibt es mit Rutstroemia (Encoelia) tiliaceae einen (sehr) seltenen Becherling, ob diese Art aber in Frage kommt, ist ohne Kenntnis mikroskopischer Details, wohl nicht zu klären.


    Makroskopisch hatte ich wenig Zweifel an Encoelia furfuracea. Aber eventuell geht diese Art gelegentlich auch fremd und ist dann außer auf Haseln und Erlen auch auf anderen Laubbäumen (wie z.B. Linden) zu finden?


    LG Ingo

    Hallo Corne,


    ich tippe auf die Purpur-Erle (Alnus x spaethii), eine gärtnerische Hybride aus Alnus japonica und Alnus subcordata. Rindenbild und Habitus passen recht gut dazu. Es handelt sich um eine schnellwüchsige Kulturform, die als Park- oder Straßenbaum eine gewisse Verbreitung gefunden hat. Encoelia furfuracea wird zwar überwiegend auf Corylus avellana gefunden, kommt aber offensichtlich auch mit vielen Alnus-Arten und möglicherweise auch mit Alnus-Hybriden, wie der Purpur-Erle, zurecht.


    LG Ingo

    Hallo Markus,

    nein, das sind wohl keine richtigen Zystiden und ich habe es in meinem Beitrag entsprechend korrigiert. In dem von mir angeführten Artikel:

    Lettau S, Lehmann H, Thines M, Ploch S (2022): Diversität der Gattung Omphalina (Tricholomataceae, Basidionycota) mit Beschreibung einer neuen Art. Zeitschrift für Mykologie 82 (1): 3-21

    ist im Text und in den Tabellen auch nur von zystodioiden Elementen bzw. von Pseudozystiden die Rede. Lediglich bei den Skizzen der Mikromerkmale wurde (davon abweichend) die Bezeichnung "Cheilozystiden" verwendet.

    LG Ingo

    Hallo Claudia,


    ich möchte meine Einschätzung korrigieren und mitteilen, dass ich für den von Dir hier vorgestellten Fund mittlerweile mehrere Arten in Betracht ziehe. Will sagen, es ist meines Erachtens nicht sicher, dass es sich um Entoloma undulatosporum handelt


    Eindeutig ist es mittlerweile bei den von mir hier gezeigten Rötlingen, da möchte ich nach erneuten mikroskopischen Untersuchungen (Exsikkate aus dem letzten Jahr + frische Fruchtkörper von Ende November diesen Jahres) jetzt Wolfgang Recht geben, das ist nicht Entoloma undulatosporum.


    Von Wolfgang gab es hier zwar kein Mikrofoto der Sporen seiner E. undulatosporum-Funde zu sehen, dafür wurde mir aber von Mitgliedern der AG Mykologie im NWV Bielefeld ein sehr gut dokumentierter Fund von Entoloma triste mitgeteilt. Die Mikrofotos dieses E. triste- Fundes (die Bestimmung wurde von Karl Wehr und Gerhard Wölfel bestätigt) zeigten sehr stark knotige Sporen und wenn man nun (den Angaben in der Literatur folgend) davon ausgeht, dass die nah verwandte E. undulatosporum über vergleichbar knotige Sporen verfügt, dann kann es sich bei den von mir hier gezeigten Rötlingen nicht um E. undulatosporum handeln.


    Auf die stark knotigen Sporen von E. triste und E. undulatosporum hat auch Kai Reschke im DGfM-Forum hingewiesen, wo Andreas Gminder einen sehr ähnlichen Fund mit dem Titel „Entoloma undulatosporum - oder doch nicht?“ präsentierte. Kai gab zusätzlich auch den Tipp, mal in der Sektion Erophila nach passenden Arten zu schauen.


    Die entsprechenden Arten finden sich im Schlüssel der FE 5a auch ganz in der Nähe von E. undulatosporum und wenn man über einige „Ungereimtheiten“ im Schlüssel hinwegsieht, dann kann man auch zu Entoloma opacum gelangen. Das dazugehörige Foto in der FE 5a zeigt nur leider recht stämmige (eher untypische?) Exemplare, was ein wesentlicher Grund dafür war, dass ich diese Art nicht in Erwägung gezogen habe (das Foto von E. undulatosporum sah dagegen recht passend aus).


    Recherchiert man nun aber zu E. opacum, dann finden sich Beschreibungen und Fotos, die recht gut zu meinem Fund passen, z.B. in dieser Publikation:


    https://www.researchgate.net/publication/295919343_Contributo_alla_conoscenza_del_raro_Entoloma_opacum_in_Italian


    Eine weitere Beschreibung von E. opacum und ein Vergleich mit nahestehenden Arten (wie E. resutum) findet sich hier:


    https://www.zobodat.at/pdf/OestZPilz_2_0045-0096.pdf


    Bei meinem Fund gehe ich jetzt davon aus, dass es sich um Entoloma opacum handelt.


    Dies bedeutet aber nicht, dass es sich bei den von Dir hier gezeigten Pilzen auch um E. opacum handelt. Makroskopisch sind Unterschiede erkennbar und die mikroskopischen Merkmale (soweit gezeigt) ermöglichen meines Erachtens keine eindeutige Zuordnung.


    Um was es sich auch immer handelt, von einer sehr seltenen Art kannst Du weiterhin ausgehen.


    LG Ingo

    Hallo zusammen,


    Omphalina periglacialis ist ein kleiner und wohl ausschließlich im Spätherbst und Winter (von November bis März) fruktifizierender Nabeling. Beschrieben wurde die Art erst Anfang diesen Jahres anhand mehrerer Funde aus schleswig-holsteinischen Sand- und Kiesgruben, siehe:


    Lettau S, Lehmann H, Thines M, Ploch S (2022): Diversität der Gattung Omphalina (Tricholomataceae, Basidiomycota) mit Beschreibung einer neuen Art. Zeitschrift für Mykologie 82 (1): 3-21


    Besiedelt werden sandige und schwach bis mäßig saure Pionierstandorte mit Vorkommen von Polytrichum piliferum. Dieses häufige und auch von verschiedenen Moosbecherchen parasitierte Laubmoos dient möglicherweise auch O. periglacialis als Wirtsart.


    Hier möchte ich nun einen Fund aus Ostwestfalen (NRW) vorstellen. Erstmals aufgefallen ist mir Omphalina periglacialis bereits im Januar 2021 auf einem noch sehr jungen Sandmagerrasen mit großen Beständen an Polytrichum piliferum und Ceratodon purpureus. Eigentlich wollte ich hier nur nach der an Ceratodon purpureus parasitierenden Roseodiscus formosum schauen, interessanter waren dann aber die mir bis zu diesem Zeitpunkt unbekannten, hellbräunlichen bis fleischfarbenen Nabelinge.


    Omphalina periglacialis, Fundort


    Omphalina periglacialis, im Sandmagerrasen mit Polytrichum piliferum (Glashaar-Widertonmoos) und Ornithopus perpusillus (Kleiner Vogelfuß)


    Omphalina periglacialis


    Omphalina periglacialis, Lamellen


    Ein wichtiges Merkmal (zur Abgrenzung von nahestehenden Arten) sind die Zystiden zystodioiden Elemente (Pseudozystiden) an den Schneiden und Flächen der Lamellen. Allerdings können diese zylindrischen und sehr schlanken "Gebilde" in der Zahl und in der Länge sehr stark variieren (bei manchen Fruchtkörpern finden sie sich nur sehr spärlich, bei anderen sind sie umso zahlreicher und auffälliger)


    Omphalina periglacialis, Lammellenschneide mit Zystiden zystodioiden Elementen


    Omphalina periglacialis, Sporen (hier mit durchschnittlich 8,1 x 5,8 µm und Q = 1,4)


    Bestimmt hatte ich die Nabelinge zunächst als Omphalina lilacinicolor (Omphalina galericolor var. lilacinicolor) und auch andere Pilzfreunde kamen in Ermangelung von Alternativen zu diesem Ergebnis.


    Auch ein zwischenzeitlich in ca. 2 km Entfernung entdeckter weiterer Fundort (mit vielen hundert Fruchtkörpern) änderte daran nichts. Erst mit dem Erscheinen des oben angeführten Artikels kam bei Mitgliedern der AG Mykologie (im Naturwissenschaftlichen Verein Bielefeld) der Verdacht auf, dass die bisherige Bestimmung als O. lilacinicolor falsch ist und dass es sich nur um die neu beschriebene O. periglacialis handeln kann.


    Mir selber lag die Zeitschrift für Mykologie nicht vor, ich wurde aber dankenswerterweise über die Neubeschreibung informiert und wie die AG-Mitglieder konnte auch ich die Nabelinge anhand des vorzüglichen Artikels schnell und zweifelsfrei als Omphalina periglacialis bestimmen .


    Nach Schleswig-Holstein wurde die Art damit auch in NRW nachgewiesen und mit einiger Wahrscheinlichkeit werden schon in Kürze weitere Funde und Bundesländer folgen. Zumindest in Norddeutschland sollte man in Sand- und Kiesgruben oder auf vergleichbaren Pionierstandorten eine gute Chance haben, die Art zu finden.


    LG Ingo

    Hallo Ingo,


    mit der Farbgebung ist das ohne jeden Zweifel Arrhenia chlorocyanea und wie von Dir vermutet, war die Art früher bei Omphalina zu finden (die Schnallen sind also ok). Ich sah sie zuletzt Anfang Dezember 2020, siehe Winterpilze auf Sand . Dieses Jahr sieht es bei mir schlecht aus, es war bis in den Spätherbst hinein viel zu trocken. Die Art fruktifiziert nicht selten aber auch im zeitigen Frühjahr.


    LG Ingo

    Hallo Bernd,


    es zählt die Gesamtheit der Merkmale. Nur weil da ein paar Rhizinen im Zentrum der Lappen die 7 mm erreichen und die Thalli relativ groß sind, muss das noch lange nicht Peltigera neopolydactyla sein. Ich sehe Deinen Fund noch voll in der Variationsbreite von P. polydactylon und kann mir nicht vorstellen, dass hier ein kleines Exemplar der sehr groß (!) werdenden P. neopolydactyla vorliegt (auch wenn ich die Art aus eigener Anschauung nicht kenne).


    Peltigera neopolydactyla ist in Mitteleuropa sehr (extrem) selten und auf montane Lagen beschränkt. Natürlich kann ich nicht ausschließen, dass sie in Litauen auch im Tiefland vorkommt, wahrscheinlich ist das aber nicht und wäre es nicht auch ein Erstfund für Litauen? In Teilen Nordamerikas ist die Art deutlich häufiger und so finden sich im Netz zahlreiche Fotos von P. neopolydactyla, die eine Vorstellung von dieser imposanten Schildflechte vermitteln. Aus Europa findet man leider nur sehr wenig Bildmaterial und mir ist aus dem deutschsprachigen Raum auch keine detaillierte Beschreibung der Art bekannt.


    Einzelne Größen- bzw. Längenangaben in den Schlüsseln bitte nicht überbewerten, sie geben meist nur eine Tendenz wieder und es finden sich immer wieder Schildflechten, die mehr oder weniger deutlich von den "Vorgaben" in der Bestimmungsliteratur abweichen. So steht ja auch im Wirth in der Einleitung zum Peltigera-Schlüssel: "Die Variabilität ist bei einigen Arten beträchtlich und kann nicht im Schlüssel zum Ausdruck kommen."


    Bildmaterial von unterschiedlichen Thalli, bei denen nicht absolut sicher ist, dass sie der gleichen Art angehören, kann eine Bestimmung schnell unmöglich machen. Alles was nach 3) kommt, habe ich deshalb nicht berücksichtigt.


    LG Ingo

    Hallo Bernd,

    es bleibt schwierig. Die fragliche Schildflechte hat offensichtlich auch zum Zentrum hin kein schwarzbraunes Adernetz, wie es für Peltigera polydactylon zu fordern wäre. Idealerweise hätte es so aussehen sollen, wie auf den Fotos in Deinem früheren Beitrag ( Eine Peltigera ). Als Alternative kommt nun nur Peltigera hymenina in Frage und da vermag ich nicht zu sagen, ob diese Art ein Adernetz haben darf, welches zwar nur ocker bis leicht bräunlich gefärbt ist, aber doch recht deutlich in Erscheinung tritt.

    Bei meinen bisherigen zwei Funden von P. hymenina war auf der filzigen Unterseite kaum ein Adernetz wahrnehmbar und nur in kleinsten Bereichen sahen die Adern mal so aus wie bei Deinem Fund auf der gesamten Unterseite. Möglicherweise liegt das aber voll in der Variationsbreite der P. hymenina, manche Beschreibungen der Art lassen dies vermuten.

    Zu den Apothecien: Bei Peltigera polydactylon sitzen diese auf mehr oder weniger verlängerten Auswüchsen der Thallusränder, die wie Finger aussehen (mit den Apothecien als Fingernagel). Meist sind es auch recht viele, was typischen Exemplaren ein recht charakteristisches Aussehen verleiht und im Artnamen (polydactylon) zum Ausdruck gebracht wird.

    Bei P. hymenina sitzen die Apothecien direkt am Thallusrand oder nur an kurzen Auswüchsen, die kaum an einen Finger erinnern. Auch sind die Apothecien bei P. hymenina zunächst rötlich (rotorange) gefärbt und werden mit zunehmenden Alter nur wenig dunkler. Bei P. polydactylon nehmen die zunächst ebenfalls rötlichen Apothecien dagegen eine deutlich dunklere (rotbraune) Färbung an.

    Die Apothecien bei Deinem Fund passen aktuell zu P. hymenina, scheinen aber alle auch noch recht jung zu sein und eventuell sieht es in einigen Wochen schon ganz anders aus.


    Kurz: Anhand der Fotos kann ich nach wie vor nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich um P. polydactylon oder P. hymenina handelt. Einiges spricht für Leztere, aber irgendwie sieht sie vom Habitus nicht nach einer typischen P. hymenina aus oder besser gesagt, sie sieht nicht ganz so aus, wie ich die Art bisher kenne.


    LG Ingo

    Hallo Bernd ,


    bei Peltigera polydactyla sollte das Adernetz der Unterseite stärker ausgeprägt und zum Zentrum hin wesentlich dunkler (schwarzbraun) gefärbt sein. Das kann ich hier nicht erkennen. Könntest Du eventuell noch Bilder von der Unterseite weiterer Thalli nachliefern? Hilfreich wären auch noch weitere Fotos von den Apothecien (möglichst von verschiedenen Thalli und unterschiedlichen Alters). Obwohl die aktuell vorliegenden Fotos schon recht gut sind und viele Details zeigen, reichen sie meines Erachtens noch nicht für eine sichere (!) Bestimmung der Art. Die erkennbaren Merkmale reichen aber, um sicher sagen zu können, dass es sich entweder um Peltigera polydactyla (P. polydactylon) oder um Peltigera hymenina handelt, wobei ich zu Peltigera hymenina tendiere.


    LG Ingo