Hallo Bernd,
die neuen Fotos bestärken mich in der Annahme, dass es sich nur um Peltigera neckeri handeln kann. Du zeigst jetzt auch explizit die für P. neckeri typischen Risse und Brüche in den Thalli (das dritte der neuen Fotos) und man erblickt auf diesem Foto auch wieder die kurzen gebüschelten Rhizinen auf der Unterseite des Lappens.
Hier ein Foto von typischer P. neckeri aus dem Sommer, nach einer längeren, recht trockenen Phase mit geringem Wachstum.
Auffällig sind die recht derben, dicklichen Thalli mit zahlreichen Rissen und die büscheligen Rhizinen an den umgeschlagenen Unterseiten.
Dein Fund vermittelt vom Habitus einen etwas anderen Eindruck, allerdings waren die Thalli wohl auch anderen (feuchteren) Umweltbedindungen ausgesetzt und befanden sich im intensiven Wachstum, zu erkennen auch an den noch recht jungen und in der Entwicklung befindlichen Apothecien.
Ich habe dann heute mal nach den Peltigera neckeri in meinem Garten geschaut (ich habe dort diverse Peltigera-Arten angesiedelt) und war selber überrascht wie stark sie sich in Folge des sehr regenreichen Sommers verändert hatten. Das Foto spricht für sich:
Die Thalli sind verblüffend groß und eher dünn, auf der Unterseite sind kaum Adern erkennbar und die Rhizinen sind recht schwach entwickelt. Außerdem setzt gerade die Entwicklung der Apothecien ein.
Wenn ich zunächst noch bei deinem zweiten Fund (die in 20 m Entfernung) unsicher war und P. hymenina nicht ausschließen wollte, so denke ich jetzt, dass alles was du hier gezeigt hast, P. neckeri ist.
Noch kurz zur Dicke der Peltigera-Thalli, diese ist in erheblichem Maße von den Umweltbedingungen abhängig und für Peltigera neckeri findet sich bei
https://www.researchgate.net/publication/237165429_Synopsis_of_the_genus_Peltigera_lichenized_Ascomycetes_in_British_Columbia_with_a_key_to_the_North_American_species
in der Tabelle 6 die Angabe: "(thin to) thick". Die Thalli von P. neckeri müssen also nicht unbedingt "dick" sein. Was ist nun "thin" oder "thick" in µm? Dazu findet sich in der umfangreichen Publikation einleitend die folgende Erläuterung:
"Lobe thickness is correlated to a considerable extent with environmental conditions and can also be species specific. Thalli may be classified as either membranous (i.e., less than 200 pm), thin (between 200 and 400 pm), thick (i.e., between 400 and 1000 pm), and very thick (i.e., over 1000 pm). Measurements should be taken on thalli in a moist condition."
Die meisten Peltigera-Arten weisen eine Thallus-Dicke von 200 bis 300 pm (µm) auf. Präzise Messungen gibt es wenige, aber z.B. hier:
https://www.annbot.net/PDF/anbf33/anbf33-223.pdf (Anatomical study of Peltigera canina, P. membranacea and P. praetextata).
Für P. neckeri habe ich keine Angaben gefunden, nach meinen bisherigen Beobachtungen reicht die Spanne aber bei dieser Art von ca. 250 µm bis über 500 µm (geschätzte Werte). Das ist eine recht große Spanne, passt aber zu der Angabe in der oben angeführten Publikation über die nordamerikanischen Arten. Unter durchschnittlichen Bedindungen und an eher trockenen Standorten sind die Thalli relativ dick, aber die Art kann (unter anderen Bedindungen) offensichtlich auch recht dünne Thalli entwickeln. Damit einhergehend können zusätzlich auch die Unterseiten sehr unterschiedlich aussehen. Zitat aus der obigen Synopsis: "Peltigera neckeri is highly variable".
LG Ingo