Entoloma Nr. 1

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 3.227 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von antoff.

  • Liebe Pilzfreunde,

    gestern war ich im Brachter Wald unterwegs, den einige von euch ja ganz gut kennen. Dort habe ich bei Kiefern zwei Rötlingsarten entdeckt, die ich euch gerne zeigen würde.

    Den ersten habe ich als Entoloma serrulatum bestimmt. Könnte das hinhauen? (Die zweite Entoloma stelle ich besser in einem weiteren Beitrag ein, sonst wird es zu unübersichtlich.)

    Die Pilze wuchsen sehr gesellig im Gras (bestimmt um die 20 Fruchtkörper). Die Hüte hatten einen Durchmesser von ca. 2-3 cm. Die Lamellenschneiden waren teils dunkel (blau?) gefärbt.

    Die Sporengröße war zwischen 10,5-12,5 x 6,5-7,6.

    Schon einmal vielen Dank und liebe Grüße

    Matthias

    P.S. Mikrobilder 2 und 3 zeigen die Lamellenschneide; 4 und 5 die HDS

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    ich hoffe sehr, dass Karl sich hier noch mal dazu meldet. Er kennt ja fast alle Arten aus dem Brachter Wald mit Vornamen und Religionszugehörigkeit. ==Gnolm7==Gnolm8


    Auf jeden Fall sind die Blauen Rötlinge immer ein Träumchen, leider aber nicht meine Baustelle. Danke fürs Einstellen.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Matthias!


    Entoloma serrulatum scheint mir eine gute Idee zu sein. :thumbup:

    Zystiden sind im Mikro gut erkennbar, auch wenn ich die schon kräftiger pigmentiert und stärker ausgeprägt hatte. Das kann aber schon variieren, denke ich.
    Wenn Karl rein guckt, klärt sich das noch besser auf, denn der kennt nicht nur den Brachter Wald, sondern sich auch sehr gut mit Rötlingen aus (viel besser als ich jedenfalls).



    LG, Pablo.

  • Hallo an alle,


    die unteren Bilder sehen für mich nach chalybaeum aus. Untypisch wäre aber der erste mit dem braunen Hut - chalybaeum behält gewöhnlich die schwarzblaue Farbe sehr lange.


    Typisch sind die blauen Lamellen mit steriler, aber nicht serrulater Schneide und der polierte blaue Stiel.


    Gruß,

    Wolfgang

  • Hallo Stefan, Pablo und Wolfgang,

    vielen Dank für eure Rückmeldungen und Meinungen.

    Entoloma chalybaeum scheint tatsächlich eine bessere Idee als E. serrulatum zu sein. Ich habe mir eben noch einmal Bilder des Stiels des letztgenannten im Netz angeschaut und tatsächlich hat E. serrulatum in den meisten Fällen hellere Stiele.

    Serrulate Schneide bedeutet ja, soweit ich das verstanden habe, dass die Zystiden nicht aus dem Hymenium kommen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das so erkennen könnte.

    Von der Art des braunen Fruchtkörpers gab es noch einige. Hier noch ein Foto (allerdings schlecht fokussiert):

    Außerdem schien die Fundstelle ein wahrer Entolomahotspot zu sein. Es wuchs noch eine zweite (oder dritte) Art dazwischen, von der ich allerdings keinen Fruchtkörper mitgenommen habe.

    Hier zwei Bilder:

    Liebe Grüße

    Matthias

    • Offizieller Beitrag

    N'Abend!


    Hat denn Entoloma chalybaeum auch solche Zystiden? Also so lange, wie gekämmt wirkende Zellen, die mehr aus der Lamellentrama zu entspringen scheinen? Da wäre vielleicht interessant, von welchem der abgebildeten Fruchtkörper die Mikros stammen. Aber meine Interpretation von Entoloma - Mikrobildern ist auch wackelig, mangels ausreichend eigener Erfahrung.

    Klingt aber schon mal gut, die Einschätzung von Wolfgang (weil der hat die Erfahrung, die mir fehlt). An den hatte ich eben gar nicht mehr gedacht.



    LG; Pablo.

  • Hallo Antoff,


    serrulate Schneide heißt: lange herausstehende (ggf. septierte) sterile Zellen, die die Schneide unter der Lupe gesägt aussehen lassen.


    Diese sterilen Zellen sind keine Zystiden, denn sie entspringen einer Schicht an liegenden Hyphen entlang der Schneide. Ich persönlich interpretiere es so, dass sich die Huthaut an der Lamellenschneide fortsetzt (wie man das z.B. von Russula olivacea kennt, oder von der schleimigen Schneide bei Roridomyces), und daher die Endzellen auch so pigmentiert sind. Das ist aber in der Entoloma-Forschung keine anerkannte Sichtweise.


    Eine sterile Schneide aus liegenden Hyphen gibt es bei vielen Entoloma-Arten, mal mit und mal ohne Pigmentierung der Endzellen in braun oder blau. E. chalybaeum gehört auch dazu, die herausstehenden Zellen sind aber nicht so lang im Vergleich zu serrulatum oder caesiocinctum (also nicht serrulat), und auch seltener pigmentiert.



    Die dritte Art könnte papillatum sein, aber ohne Mikros und ohne Geruch ist das natürlich geraten...

    Bleib' am Ball, das könnte erst der Anfang sein ;)


    Gruß,

    Wolfgang

  • Hallo Pablo und Wolfgang,

    die Mikroaufnahmen stammen von dem Pilz, den man auf dem 2. und 4. Foto sieht.

    Vielen Dank für die Erklärungen zur serrulaten Schneide. Ich glaube, dass ich es jetzt begriffen habe. :) Auch habe ich mir die Mikrobilder von Russula olivacea angeschaut und kann gut nachvollziehen, was du geschrieben hast. Auf jeden Fall werde ich am Ball bleiben :), ist aber ein wirklich komplexes Feld.

    Liebe Grüße

    Matthias

  • Hallo Matthias

    Sehr schön, dass die ersten Leptonien im Depot schon da sind. Ich glaube Junifunde hatte ich nur 2 mal in 18 Jahren. Bezüglich der Bestimmung bin ich voll bei Wolfgang.
    Wenn Du die dritte Art erneut findest, acht unbedingt auf den Geruch. E. papillatum riecht z. b. deutlich mehlig/ranzig, was die Bestimmung sehr erleichtert. Ein weiterer Kandidat wäre E. infula und mein Favorit E. favrei mit langen meist kopfigen Zystiden an der Stielspitze. In jedem Fall ist sind aber alle Arten mikroskoppflichtig ;)

    LG Karl

  • Hallo Karl,

    vielen Dank für deine Einschätzung und die guten Tipps für die dritte Art. Die habe ich mir notiert und hoffe, dass ich den Pilz noch einmal finde. Dann werde ich auf jeden Fall mikroskopieren.

    Liebe Grüße

    Matthias