Kalkgeschotterte Heideterasse

Es gibt 23 Antworten in diesem Thema, welches 1.228 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von magicman.

  • Das Habitat ist nun eine kalkgeschotterte Heidelandschaft. Die Diversität ist sehr hoch.


    Die Funde wurden bisher nur makroskopisch bewertet. Die gefunden FK halte ich für sehr selten und wurden bisher noch nicht von mir gefunden.



    1. Amanita beckerie: Ein junger ockerbrauner grauer Scheidenstreifling an der Grenze zum Mischbaubestand mit Quercus und Fagus, aber auch Pinus. Der Halbkugelige FK hat eine kurze Riefung und zeigt große Velumreststücke auf seinem Hut. Die Lamellen stehen dicht und sind zum Stiel hin abgerundet (siehe Schnittbild), Der Stiel ist weißlich überfasert und zeigt basal eine leichte Natterung. Die Vulva ist weiß, sehr brüchig. Eine Geschmacksprobe wurde nicht gemacht und der Geruch zeigt keine Auffälligkeit.


    Edit: Amanita Beckeri ist natürlich abwegig, sorry.








    2. Entoloma pallens?: Ein blasser kleiner genabelter Rötling mitten auf der Magerwiese. Die kleinen FK zeigen genau wie der E. neglectum schon diesen kleinen Nabel. Diese Art ist blasser und deutlich gedrungener. Die Lamellen sind sehr tief ausgebuchtet angewachsen, diese Eigenschaft zeigen auch die jungen FKer. Die Hutstruktur wirkt deutlich matt. Im Gegensatz zu E. neglectum. Dieser hat eine strahlend weiß mit seidig glänzende Hutoberfläche. Dieser Fund muss ebenfalls mikroskopisch untersucht werden. Eine Sequenzierung scheint notwendig.














    3.Mythicomyces corneipes?: Ich halte die FK für hornstielige Scheinschefelköpfe. In der Zeitschrift für Mykologie 79/2: 337-349 haben Eric Strittmatter & Harald Obenauer diese eher Nordische Art vorgestellt.


    net.https://www.zobodat.at/pdf/Z-Mykologie_79_2013_0337-0349.pdf


    Zitat…..Makroskopische Beschreibung : Lebhaft orange-rötlich-brauner, helmlings-artiger Pilz mit auffallend starrem, mehrfarbigem Stiel. Hut 10-25 mm im Durch-messer, jung kegelig, bald ausgebreitet, aber nicht verflachend, stets mit zentralem Buckel, Rand gerieft, jung leicht eingerollt, alt unregelmäßig wellig verbogen. Hutfarbe orange-rötlich, zum Rand hin ockergelblich ausblassend. Huthaut glatt, speckig glänzend, hygrophan. Lamellen aufsteigend angewachsen, relativ engstehend, untermischt, jung strohfarben, dann hell ockerbräunlich, alt mit Grauton bis olivstichig. Stiel 60 x 2 mm, schlank zylindrisch, apikal leicht erweitert, hornartig starr, oberer Teil orangebraun, Richtung Stielbasis immer dunkler braun werdend. Stielbasis dunkelbraun mit Myzelfilz. Fleisch dünn, ohne besonderen Geruch und Geschmack. Sporenpulver hell schmutzigbraun……. Zitat ende



    Man könnte auch formulieren, dass dieser Stiel sehr prägnant hornartig ist. Eigentlich haben mich die Hutfarbenkombination angesprochen und das Habitat war sehr ungewöhnlich. Eine immer recht feuchte bewachsene Mulde an/auf Pflanzenresten. Sehr nah am Wasser stehend. Nun gut, in diesem Fall wäre wohl eine mikroskopische Analyse und Sequenzierung ratsam.








    Gut, ein Entoloma geht noch. Diesen finde ich auffällig, daher zeige ich Ihn euch noch.


    4. Entoloma cyanulum agg.: Ein sehr kleiner blaustieliger und blauhütiger Rötling, der bis zur Mitte gerieft ist und nur wenige weißen Lamellen den Stiel erreichen. Ich vermute die Art zumindest in seinem Dunstkreis. Ich könnte jetzt schon wieder schreiben...Mikroskop und Sequezierung dringend notwendig.










    Ich hoffe meine wilden Theorien habe euch nicht zu sehr geschockt.


    Edit: Text überarbeitet


    Lg Rainer

  • Hallo Rainer


    Schöne Funde, aber du brauchst dringend ein Mikroskop...

    Diese interessanten Kollektionen aus Spezialhabitaten wären dann meistens bestimmbar, ohne Mikroskop fischst du nur im Trüben.


    LG Raphael

  • Hallo Rainer,

    Amanita beckeri hat mit Deinem Pilz keinerlei Ähnlichkeit. Schau mal am Ende dieses Beitrags Häufige uns seltene Wulstlinge
    ...

    Hallo Karl, ja der Scheidenstreifling ist schlecht bestimmt, sorry. A. beckeri sieht völlig anders aus, Danke.


    Welcher Amanita wäre der FK den aus deiner Sicht?

    Den hellen Rötling halte ich für Entoloma sericellum.

    Ich sehe ebenfalls immer genabelten FK. Der diesmal Milchkaffee farben zeigt, gedrungen ist und wie der Fund auf der Sauerwiese später einen

    geschlitzen Hutrand hat. Ich glaube nicht an E. sericellum.


    Die 2 Entoloma werden wohl ebenfalls zur Sequenzierung gehen.


    lg Rainer

  • Hallo Raphael, deinen Worten ist nicht`s hinzufügen. :)

    Geht aber leider momentan nicht.


    lg Rainer

  • Ich glaube nicht an E. sericellum.

    Hallo Rainer,

    ich bin bei Karl, und hätte als Arbeitsname sericellum agg. vergeben. Ich meine, da sind auch mehrere Arten dahinter, wenn ich mich richtig an Kai erinnere.


    Vom Scheinschwefelkopf hatte ich noch nie gehört, Danke für's zeigen!


    Gruß,


    Wolfgang

  • Ich hoffe meine wilden Theorien habe euch nicht zu sehr geschockt.

    Hallo Rainer,


    schocken tut mich so schnell nichts. Letztlich ist es deine Sache, ob dir solche Theorien und Vorgehensweisen einen Erkenntnisgewinn bescheren. Dennoch halte ich es für wenig zielführend, Pilznamen schon zu vergeben, wenn man doch mit der Bestimmungsarbeit erst ganz am Anfang steht. Z. B. hast du noch nichts über die erhobenen Sporenpulverfarben gesagt. Immerhin scheinen die Sporen von dem blauen Pilz rosa zu sein, was dann in der Tat für einen Rötling sprechen würde.


    Was genau ließ dich eigentlich zu Amanita beckeri leiten?


    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Immerhin scheinen die Sporen von dem blauen Pilz rosa zu sein, was dann in der Tat für einen Rötling sprechen würde.

    Hallo Oehrling,


    der blaue Pilz lässt sich tatsächlich vom Foto schon - auch ohne SPP-Abdruck - in die Nähe von Entoloma cyanulum einsortieren.

    Das so eine oberflächliche Betrachtung so weit führt, ist sicher die Ausnahme, gerade in Entoloma, aber in diesem speziellen Fall wäre ich bei Rainers Schnellbenennung.


    Grüße,


    Wolfgang

  • Ein paar Impressionen der letzten 2 Tage. Farben unf Formen! Eine kurze Collage.


    1. Stropharia



    2. Körnchenschirmling


    3. Rötling mit Rosa Schirm und einem blau poliertem Stiel :)


    4. Glockiger Rötling mit Baby


    5. Rotkappe nach einem Tag


    6. Schirmling


    7. Verzweigte Keule


    8. Ein Sandborstling auf Kalk


    9. Junge Lorchel


    10. Tintenfisch


    11. Sehr spitze Risspilze


    12. Sehr ausfällige Helmlinge


    lg Rainer

  • Rötling mit Rosa Schirm und einem blau poliertem Stiel :)

    Hallo Rainer tolle Entolomas hast du gefunden zum bestimmen, da sieht man nun schön alle Merkmale in so frischen Exemplare. LG Andy

  • Ich konnte gestern eine mit Ziegen und Ponys beweidete Fläche betreten. Diese ist mit Dung übersät und es waren sehr viele Coprophile Arten zu finden. Aber auch sehr besondere Keulen und unzählige Entoloma die alle gleich aussehen.


    1. Cyathus: Ein Dung liebender Teuerling




    2. Poronia punctata/erici




    3. Coprinellus/Parasola: Ein auf Dung vorkommender kleiner Tintling und viele Düngerlinge zu finden







    4. Clavaria greletti agg.: Eine Bleigraue Keule. Diese FK gehen in der Wiese farblich sehr unter und man braucht etwas glück diese zu finden





    5. Clavaria sp.: Diese gelbe gesellig wachsende Keule hat keine hyaline Basis und ist teilweise rillig. Ich vermute Clavaria argillacea?





    6. Wolfsmilchschwärmer raupe



    Lg Rainer

  • Hallo Rainer,


    die Nr. 5 sieht mir von der Farbe her nicht wie C. argillacea aus. Außerdem ist auf den Fotos auch kein Calluna vulgaris zu sehen, was immer in der Nähe von Heidekeulen zu finden ist. Die Poronia ist natürlich immer wieder ein toller Fund!


    Björn

  • Hallo Rainer,

    das ist ein interessanres Gebiet.

    Nr. 2 ist durchaus verwechelbar und man müsste die Sporen ansehen https://de.wikipedia.org/wiki/Poronia_erici

    Nr. 3 ist weder Coprinellus noch Parasola. Ich würde mal mir Stropharia (Protostropharia) semiglobata vergleichen
    Auf Pferd kommt auch noch Protostropharia dorsipora in Betracht

    Nr. 4 ist C. grelletii agg. Genetisch gibt es mehrere Arten

    Nr. 5 ist sicher keine Heidekeule wie Brörn schon schrieb. Sehr ähnlich ist C. amoenoides

    LG Karl

  • Hallo Karl,


    das Habitat ist etwas ganz besonderes und auf der Weidefläche wird noch viel zu finden sein.


    Nr 2: Stimme! Es gibt noch den Verwechslungspartner Poronia erici mit größeren Sporen. Diese soll

    aber nicht so kalkliebend sein. Dann wäre noch die außereuropäische Art Poronia oedipus zu

    nennen.


    Nr. 3: Ist leider das falsche Bild. Das korrigiere ich gleich.


    Nr 4. C. greletii ist ein agg? Da finde ich keine Informationen. Meist du Clavaria pullei ?


    Nr 5. Deine Alternative schau ich mir an, vielen Dank


    lg Rainer

  • Der Heutige Tag und wieder viel neues. Wie immer sind mal wieder fast nur Unbekannte dabei. Noch schlimmer, ein Teil sind wieder coprophile Arten.



    1. Discinella: Das Habitat war sehr auffällig. Mitten in der Fläche einen sehr sandig und grob geschotterte Stelle.

    Umgeben von sehr jungen Kiefern gibt es auch noch viel Dung zu finden. Zu rechten Seite fallen mir kastanienbraune tellerförmige FK auf Sand auf. Diese liegen direkt auf der Erde auf.


    Ich halte diese Becher für Sandbecherlinge und zwar Discinella boudieri.




    2. Unbekannte Dungpilze?: An dieser Stelle gibt es unterschiedlichen Dung auf Hase und Pony. Es fällt mir ein weißer kleiner Klumpen auf. Ob dies

    Flechten oder Fk sind müssen Speziallisten entscheiden. Aus dem Klumpen stehen Tulpenartige Fk raus. Länge max. 5 mm.





    Aus der Fläche gibt es auch einige Inocybe, die finden die kalkreiche, sandige und steinige Stelle ebenfalls gut. Sie bleiben unbeachtet.


    3. Becherling auf Dung (Pony); Ein unbekannter ungestielter Becherling auf Dung. Größe ca. 3 mm im Durchmesser.




    4. Clavaria sp.: Eine gelbliche Keule auf Kalkschotter zwischen Heidekraut. Hyaline

    Basis (mit Braunton) nicht büchelig. Keulenformiger Habitus; Höhe 1-3 cm.



    5. Hygrocybe: Ein verblassende Art. Diesmal optisch sehr ausgeprägt. Ich finde hier kann nur H. insipida zutreffen



    6. Anamorphe Poronia



    lg Rainer

  • Hallo Reiner,

    deine Fotos zu 2 zeigen definitiv eine Cladonia, und zwar Sekundärthallus (Trompeten) als auch Primärthallus (Grundschüppchen). Ich würde erstmal nur eine Art vermuten.

    Die Flechte ist auf dem Substrat so gewachsen, denn Unversehrtheit. Anordnung und Ausrichtung weisen darauf hin.


    Ich weiß nicht, wie schnell Çladonien wachsen, hätte aber vermutet, dass ein Häufchen Dung schneller zerfällt, als die Flechte bräuchte, diesen Zustand mit ausgebildeten Podetien (Trompeten) zu erreichen. Andererseits sind die Grundschuppen so gleichförmig und lückig verteilt, dass ich mir auch vorstellen könnte. sie wurde mitgefressen, und die oberflächennahen Bruchstückchen bilden nach der Ausscheidung neue Thalli.


    Wie auch immer, sehr interessant!

    Danke fürs zeigen.


    LG, Martin

  • Servus Rainer,

    zur deiner Nr. 1

    D. boudieri ist durchaus möglich, aber ohne Mikro´s halt leider nur eine Vermutung. Schöner Fund wenn deine Vermutung stimmt :thumbup:

    Es gibt durchaus eine paar braune Kleinbecherlinge die auch in Betracht gezogen werden können.

    Dein Becherling auf Dung Nr.3 gehört sicherlich in die Gruppe um fimeti.

    Da gibts allerdings auch unendlich viel zu diskutieren was nun wirklich fimeti ist.


    Grüße

    Felli

  • Nr. 4 sieht in der Größe und mit der Farbe schon stark nach Clavaria argillacea aus. Das letzte Bild ohne Nummer ist eine Poronia-Anamorphe

    Hallo Björn,


    vielen dank für die Bestätigung (Clavaria argillacea) und den Hinweis auf die Anamorphe form der Poronia. Viel zu finden gibt es nicht.

    Karl hat 2022 auf Facebook seinen Fund einer Anamorphe Poronia punctata gepostet. Dort kann man diese Form etwas vergleichen.




    lg Rainer

  • Hallo Felli,


    welche braune Becherling der Kalk und Sand mag und diese flachen Form zeigt gibt es den noch auf Sand?

    Wenn meine Einschätzung zutrifft, wäre wahrscheinlich eine Sequenzierung lohnenwert.


    lg Rainer

  • Servus Rainer,

    welche braune Becherling der Kalk und Sand mag

    z.B aus der Gattung Aleurina / Peziza apiculata kann so daherkommen/

    wenn dann noch Dung in der Gegend ist kann auch Peziza moravecii/perdicina

    oder etwas Unbekanntes wie hier z.B


    nicht ausgeschlossen werden.

    Zumindest sollte man abklären ob es ein operkulater oder Inoperkulater Ascomycet ist.


    Grüße

    Felli

  • Hallo Felli,


    Peziza apiculata soll auf Holz fruktuzieren und Peziza moravecii auf Dung. Dung gab es zwar in der Nähe, aber in dem Bereich

    meines Fundes war dieser nicht zu finden. Discinella boudieri ist ein klassicher Sandpilz. Dieser wurde ausschlieslich zwischen Steinen

    direkt auf Sand aufliegend an einigen Stellen gefunden..

    Nun gut, ohne Mikro ist halt keine sichere Bestimmung möglich und unbekannte Arten sind ebenfalls nicht auszuschliessen.

    Vielleicht trockne ich mir ein Exemplar.


    lg Rainer