Tremella mesenterica = Goldgelber Zitterling

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  • Goldgelber Zitterling
    Tremella mesenterica (Schaeff. 1774)


    Synonym:
    Elvela mesenterica Schaeff. 1774
    Helvella mesenterica Schaeff.



    Klasse: Tremellomycetes
    Unterklasse: Tremellomycetidae
    Ordnung: Tremellales
    Familie: Tremellaceae
    Gattung: Tremella



    Fruchtkörper: Der Fruchtkörper von Tremella mesenterica hat eine unregelmässige Form, druckt sich durch die Rinde von toten noch ansitzenden oder auf den boden liegenden Ästen und Zweigen raus und entwickelt sich lappenartig oder hirnformig auch gekröseartig, bis zu 7 cm breit und 2 bis 4 cm hoch.


    Die Farbe geht von Hellgelb/Gelb bis Orange je nach Feuchtigkheit, es gibt auch noch eine weißere Form, umstritten ist ob es sich um eine Variante oder einfach um einen Pigmentstörung handelt.


    Die Oberfläche ist glatt, bei nässe manchmal schleimig, in trockener Zustand kann sich der Früchtkörper zusammen ziehen und schrumpfen bis nur noch eine dünne schicht übrig bleibt, bei zufügen von flüssigkheit lebt der Pilz wieder auf.


    Fleisch: ist gallertartig und zäh in junger zustand im alter wird er weich und refließt langsam.


    Sporenpulver: weißlich.


    Geruch: unauffälig.


    Geschmack: unauffälig.


    Speisewert: kein Speisepilz


    Vorkommen: Ganzjährig auf toten Laubbaum Ästen und Zweigen, der Pilz parasitiert holzzersetzende Pilze aus der Gattung der Zystidenrindenpilze (Peniophora), der Wirtpilz muss aber nicht umbedingt zur Fruktifikation gekommen sein.


    Verwechslung:
    Der Goldgelbe Zitterling wird häufig mit dem Gelben Schichtpilz-Zitterling (T. aurantia) verwechselt, eine weitverbreitete Art, die auf dem holzzersetzenden Striegeligen Schichtpilz (Stereum hirsutum) parasitiert, das voranden sein dieses Pilzes und die grösse des Substrat (T.mesenterica wächst hauptsächtlich auf dünne Äste, in gegenteil zu T.aurantia der auf Holzstumpfe und Scheitel vorkommt) sind gute Erkennungsmerkmale.
    Auch die Riesen-Gallertträne (Dacrymyces chrysospermus) wäre ein verwechslung Kandidat wächst aber nur auf Nadelholz.


    Wissenswertes:
    An und für sich ist der Pilz essbar auch wenn ohne besondere beschmack. In China wird er verwendet um Suppen eine besonderen Kick zu verleihen und wegen der Immunstimulierende Substanzen, auch wird der Pilz in der Medizin benutz um Preparate herzustellen die das Immunsystem verstärken sollen und sogar Krebshemmende wirkung haben.






    Wer noch Bilder hat her damit

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

    • Offizieller Beitrag

    Hallöchen,


    von diesem Pilz habe ich tatsächlich über 20 Bilder in meinem Album. :P


    Hier noch zwei Bilder von zwei jungen Exemplaren, die eher orange als goldgelb aussehen. Falls es doch keine sind, nehme ich sie selbstverständlich wieder heraus.




    Und hier noch ein Exemplar, welches augenscheinlich direkt an einem Eichenzystidenrindenpilz gewachsen ist. Evtl. brennt sich das Bild ja ins Gehirn, sodass die Verknüpfung von Parasit + Rindenpilz gelingt. :P



    lg,


    Jan-Arne

                                                                               
    Im Forum gibt es keine Verzehrfreigaben, nur Hilfestellungen zu eigenständigen Vergleichen!


    Ich habe eine kleine Homepage gebastelt, auf der ich Tiere und Pilze in Kurzportraits zeige.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Hier hänge ich das mal auch noch an:


    Tremella mesenterica:

    Im Januar gefunden an abgefallenen Eichenästen mit Peniophora quercina (Eichen- Zystidenrindenpilz) wachsend.


    Phragmobasidien:

    ...mit ellenlangen Sterigmen:


    Und Basidiosporen:



    LG, Pablo.

  • Hallo zusammen,


    hier ist noch ein Fund an Erle vom 05.02.2021

    1.


    2.


    3. Diese Gebildet gab es öfters und würde sie als eine ungewöhnliche Schnalle interpretieren


    4.


    VG : Thorben

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thorben!


    Die Sporen waren in den meisten Aufsammlungen von mir noch ein Stückchen kleiner (aber eben nicht so klein wie bei Tremella aurantia). Allerdings ist Tremella mesenterica (auch ohne aurantia!) wohl auch eher ein Artenaggregat. Eventuell kann das mit den Unterschieden in den Sporengrößen verschiedener Kollektionen zusammenhängen, aber auch die Wirte sind jeweils ganz interessant. Die meisten meiner Funde waren bisher an Peniophora quercina, an Peniophora cinerea und an Peniophora lycii - oder halt Peniophora spec., wenn keine Wirtsfruchtkörper vorfindbar waren.

    Bei deinem Fund hast du nicht zufällig drauf geachtet, ob und welcher potentielle Wirt noch an dem Ästchen mit fruchtkörpern vertreten war?



    Lg; Pablo.

  • Hallo Pablo,


    wenn das ein Artenaggregat ist, dann muss man dem nachgehen. Zumindest werde ich jetzt vermehrt auch Tremellas einsammeln und anschauen.

    Ich hatte auch zwei Aufsammlungen von anderen Orten, wo nur die Konidienform war und ich kann bis jetzt noch nicht sagen, ob beide Aufsammlungen identisch sind und ob es eine Tremella mesenterica ist.

    Die beiden Aufsammlungen mit Konidien stelle ich demnächst in einem gesonderten Thread.


    Wenn dann käme nur die Vuilleminia alni in Frage, aber diese wuchs weiter weg an dem abgebrochenen jungen Stamm.


    VG : Thorben

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thorben!


    Nein, Vuilleminia taugt nicht als Wirt für Tremella mesenterica (agg.). Aber da dieser Zitterling das Mycel der Peniophora parasitiert, müssen vom Wirt ja keine Fruchtkörper am Substrat erkennbar sein. Das ist übrigens bei Tremella aurantia offenbar auch noch ein bisschen anders, da werden wohl zumindest die Fruchtkörper des Wirtes für die eigene Fruchtkörperbildung benötigt. Jedenfalls weiß ich von keinem dokumentierten Fund von Tremella aurantia, wo deren fruchtkörpern nicht direkt den Fruchtkörpern von Stereum hirsutum aufsaßen.


    Ob Tremella mesenterica tatsächlich ein Aggregat ist, oder nur ziemlich variabel, ist erstmal von meiner Seite her nur eine Vermutung. Frank hat das an anderer Stelle hier im Forum mal ins Spiel gebracht, und mir kam es einerseits wegen den unterschiedlichen Wirten und andererseits wegen den variablen Sporengrößen recht plausibel vor. Also dem wäre auf jeden Fall weiter nachzugehen.



    LG; Pablo.

  • Servus beinand,


    nur zur allgemeine Information - der Doppelgänger "Tremella aurantia" steht mittlerweile (seit ein paar Jahren) in der Gattung Neamatelia, zu der auch Naematelia encephala gehört, die auch auf Stereum parasitiert, wie übrigens auch Naemateila microspora (alles ehemals Tremella). Und Naematelia aurantialba parasitiert auch Stereum hirsutum (ist auch gelb, sieht aus wie N. aurantia). Zudem bildet Naematelia zusammen mit Dimmenazyma die Familie der Naemateliaceae. Die beiden Doppelgänger stehen mittlerweile also sogar in unterschiedlichen Familien!


    Kurz gesagt: der Wirt scheint eine wirklich große Rolle zu spielen. Naematelia auf Stereum, Tremella mesenterica s. str. auf Peniophora.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Servus Christoph,

    Zudem bildet Naematelia zusammen mit Dimmenazyma die Familie der Naemateliaceae

    Du meintest doch sicherlich Dimennazyma;)


    wirklich große Rolle zu spielen. Naematelia auf Stereum, Tremella mesenterica s. str. auf Peniophora.

    Das heißt, dass auch T. foliacea = Pheotremella foliacea jetzt auch auf

    Naematelia foliacea hört?

    Und das Ganze weil man den Namen Naematelia 1922 schon benutzt hat ?

    die sind mir auch schon einige male begegnet

    Schöne Bilder:daumen:


    Grüße

    Felli

  • Hallo Christoph,

    Kurz gesagt: der Wirt scheint eine wirklich große Rolle zu spielen. Naematelia auf Stereum, Tremella mesenterica s. str. auf Peniophora.

    Ich werde den Fundort am Wochenende aufsuchen und schauen, ob ich den Wirt identifizieren kann.


    nur zur allgemeine Information - der Doppelgänger "Tremella aurantia" steht mittlerweile (seit ein paar Jahren) in der Gattung Neamatelia, zu der auch Naematelia encephala gehört, die auch auf Stereum parasitiert, wie übrigens auch Naemateila microspora (alles ehemals Tremella). Und Naematelia aurantialba parasitiert auch Stereum hirsutum (ist auch gelb, sieht aus wie N. aurantia). Zudem bildet Naematelia zusammen mit Dimmenazyma die Familie der Naemateliaceae. Die beiden Doppelgänger stehen mittlerweile also sogar in unterschiedlichen Familien!

    Das finde ich doch sehr interessant, dass zwei Makroskopisch gleich aussehende Pilze, doch in anderen Familien gehören.

    Jetzt fehlt nur noch eine dritte "Art", die wiederum zu einer anderen Familie gehört und das Chaos ist perfekt ^^


    VG : Thorben

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thorben!


    Es gibt makroskopisch schon noch Unterschiede zwischen Tremella mesenterica s.l. und Tremella aurantia. Vom Wirt einmal abgesehen ist es schon auffällig, daß Tremella aurantia die Fruchtkörper immer (?) direkt auf den Fruchtkörpern des Wirtes bildet. Tremella mesenterica macht das nicht, die Wirtsfruchtkörper müssen am Substrat noch nicht mal vorhanden sein. Auch im Habitus scheint es tendenziell Unterschiede zu geben, die Fruchtkörper von Tremella aurantia sind etwas klobiger, dicker, nicht so ausufernd gelappt. Beim Trocknen fällt das wohl besonders auf. Die Unterschiede sind natürlich diffus, ob das morphologisch unbedingt die Trennung in zwei Gattungen rechtfertigt, kann man skeptisch sehen. Da wiegt der unterschiedliche Wirt schwerer, finde ich.
    Dazu mal noch ein Link zu einem >Beitrag von Rigo im Nachbarforum<, wo beide Arten direkt verglichen werden.



    LG, Pablo.

  • Servus Christoph,

    Du meintest doch sicherlich Dimennazyma;)

    Servus Felli,


    ja klar - menno! Nein, menna! Jedenfalls in der Mitte des Wortes ^^


    Das heißt, dass auch T. foliacea = Pheotremella foliacea jetzt auch auf

    Naematelia foliacea hört?

    Und das Ganze weil man den Namen Naematelia 1922 schon benutzt hat ?


    Nope, Phaeotremella steht wieder in einer anderen Familie, den Phaeotremellaceae :gkopfkratz:


    Zu Naematiela - den Namen hat Fries für Tremella encephala verwendet. Dass diese auffällige Art damals in eine eigene gattung gesteckt wurde, ist m.E. nachvollziehbar. Erst viel später, 2016, wurde der Name wieder aufgegriffen, weil dann klar wurde, dass ein paar, direkt auf Stereum-Fruchtkörpern aufsitzende (und eben teils auch Wirtsgeflecht in den Fruchtkörper aufnehmende) Arten genetisch zusammen gehören.


    Also nicht weil Fries 1818 die Gattung beschrieb. Und auch nicht, weil Burt später auch "Tremella aurantia" dagin gestellt hat, sondern weil es genetisch bestätigt wurde, hat man den Namen wieder aufgegriffen.


    Für mich waren das eben alles Tremellen. Jetzt sieht alles (mal wieder) komplexer aus.


    Liebe Grüße,

    Christoph