Brätling oder doch nicht?

Es gibt 23 Antworten in diesem Thema, welches 853 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von zuehli.

  • Liebes Forum, ein Anfänger fragt...


    Auch wenn es sich um meinen Perser handelt, würde ich mich sehr freuen, wenn es doch ein Brätling wäre. Die Pilze sind im Wald geblieben Ich kann sie also nicht essen und ich würde es auch nicht tun. Ich esse nichts, was im Internet bestimmt wird.

    Also, ich möchte euch um eure Hilfestellung bitten.


    Habitat:
    Waldrand mit jüngerem Fichten, ein junger Laubbaum in der Nähe, gut belichtet, 630 Meter Höhe, Alpennordkante (Untergrundgestein Kalkstein)


    Wetter:
    Fund am 9.8.2025, Temperaturen seit kurzem über 30 Grad, vorher lange Kaltperiode, tagsüber 13 Grad mit heftigen Regenfällen


    Fruchtkörper allgemein: Gefunden habe ich 3 Fruchtkörper, 2 zeige ich. FK1 (entnommen) kleiner und jünger, FK2 (nicht entnommen) 14 cm Durchmesser. Von FK 3 gibt es kein Bild, er war aber noch größer als FK2.


    Geruch (Wetter: warm und trocken): An dem FK1 vor der Entnahme gerochen – keine Geruchswahrnehmung. Nach der Entnahme an dem FK1 noch mal gerochen - keine Geruchswahrnehmung. Nachdem ich den FK1 aufgeschnitten habe, habe ich deutlich ein Fisch-Geruch wahrgenommen. (Vorsicht: ich wollte den Fisch riechen, weil ich den Brätling auf dem Schirm hatte)


    Milch: das Milchen war nicht so intensiv, von Reizkern kenne ich es wesentlich intensiver, wenn auch nicht immer. Milch weiß, an den Fingern klebrig. Milch nur an Lamellen beobachtet


    Lamellenfarbe: nicht gerade ockergelb (FK1), Farbton geht in diese Richtung, jedoch heller


    Bestimmungsfehler: Huthaut nicht abgezogen. Nicht lange gewartet, ob sich die Milch verfärbt. Die Lamellen nicht gezielt kräftig genug gedrückt, um eine Verfärbung zu beobachten. Nicht lange gewartet, was mit aufgeschnitten Pilz passiert (Verfärbung). Keine Geschmacksprobe


    Verfärbung meiner Haut: was durnik hier Brätling - Erstfund zeigt, habe ich nicht beobachten können


    Weiteres: bei den Bildern


    Bild 1 FK1: (der kleinere) im Habitat, 6 cm Durchmesser


    Bild 2 FK1: nach der Entnahme. Man sieht an den Lamellen noch wenig Milch.


    Bild 3 FK1: Hutoberfläche (leider scheint die Sonne durch). Ich sehe keinen ausgeprägten Buckel in der Mitte (sieh auch Bild 7)


    Bild 4 FK1: man sieht jetzt mehr Tropfen von weiser Milch (klebrig), viele Zwischenlamellen, Hutrand nur sehr leicht eingebogen


    Bild 5 FK1: Stiel (ich sehe keine Grübchen)


    Bild 6 FK1 (Hintergrund Graukarte): Schnittbild unmittelbar nach dem Schnitt. Auf dem rechten Teil erscheinen die Lamellen viel gelblicher, weil sie nicht in direktem Licht stehen. Links sind die Lamellen (Schnitt) sehr hell.


    Bild 7 FK1: Noch mal die Hutoberfläche


    Bild 8 FK1: einige Minuten nach dem Schnitt. Stielrand wird dunkler, bräunliche Verfärbungen auch im Hutbereich. Die Konsistenz in der Stielmitte nennen ich als wattig.



    Bild 9 FK2 (der große): im Habitat.



    Bild 10 FK2: Die Morphologie von unten



    LG und vielen Dank voraus

    Paulis

  • Hallo Paulis, so eine gute Beschreibung und kein Kommentar. Bestimmt ist dein Beitrag übersehen worden in der Anfragenfülle.

    Ich kenn mich mit Brätlingen nicht aus, aber vielleicht hat ja jemand anderes Ahnung, wenn der Thread wieder vorn steht.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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  • Ich selbst konnte die noch nie finden, insofern fehlt mir die Erfahrung. Was ich aber immer wieder bei Fundbeschreibungen lese ist: extrem reichliche Milch, Fischgeruch (der Milch) und braunfleckige kaum zu reigende Hände. Da bei Deinem Fund weder reichlich Milch vorhanden war, noch die Hände fleckig, vermute ich, dass Du eine andere Art gefunden hast.

  • Hallo,


    Farbe, Habitus, das Bräunen würden mich auch ohne Geruch zu den Brätlingen Lactifluus volemus agg. führen. Bei Trockenheit kann die normal reichlich vorhandene Milch schon mal etwas spärlicher sein.


    VG Thiemo

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Sichere Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben!

  • Hallo,


    Farbe, Habitus, das Bräunen würden mich auch ohne Geruch zu den Brätlingen Lactifluus volemus agg. führen. Bei Trockenheit kann die normal reichlich vorhandene Milch schon mal etwas spärlicher sein.


    VG Thiemo

    Danke Thiemo. In der Tat, alle Pilze sind mittlerweile wieder trocken und ich kenne es von Lachs- und Fichtenreizker, dass die Milch manchmal sehr spärlich vorhanden ist.


    Ich habe die Hoffnung, dass ich auf dem Fundort noch weitere Exemplare zu anderen Wetterbedinungen finden kann.


    extrem reichliche Milch, Fischgeruch (der Milch) und braunfleckige kaum zu reigende Hände. Da bei Deinem Fund weder reichlich Milch vorhanden war, noch die Hände fleckig, vermute ich, dass Du eine andere Art gefunden hast.

    Danke schön. Ich frage mich, was wäre dann die Alternative :/

    Ich weiß, Kostprobe, Milch trocknen lassen, usw. Ich werde mich bessern...


    Wutzi

    Danke fürs Hochheben :)


    LG Paulis

  • Hallo Paulis,


    Brätling passt. Das sind inzwischen drei Arten, die zur Unterscheidung mikroskopiert werden müssen. Mit dem dunkel braunen Hut liegt Lactifluus volemus s. str. (der „echte“ Milchbrätling) nahe.


    Viele Grüße

    Emil

  • Brätling passt. Das sind inzwischen drei Arten, die zur Unterscheidung mikroskopiert werden müssen. Mit dem dunkel braunen Hut liegt Lactifluus volemus s. str. (der „echte“ Milchbrätling) nahe.

    Hi Emil,


    gerade volemus würde ich hier nicht sehen, den kenne ich heller, mit mehr ins Orange gehende Farben. Die dunkelbraunen Töne würden mich eher in Richtung oedematopus führen.


    Beste Grüße

    Harald

  • Hallo zusammen,

    Der verwechslungskandidat zum brätling heisst lactarius ichoratus. Er hat exakt die Farbe eines brätlings, fischelt aber nicht, und es entstehen auch keine braunen Flecken. Eine verwechslung wäre nicht tragisch, denn l. ichoratus ist ungiftig und schmeckt nur etwas herber als der brätling, also etwa so wie ein fichtenreizker. Woher ich das weiß? Nun, ich habe ichoratus auch schon mit dem brätling verwechselt.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo,


    Bei Pilze-Deutschland wird L.ichoratus (noch nie gehört) als Synonym zu L.fulvissimus agg. geführt. FoNE2 stellt die Originalbeschreibung zu L.volemus agg.


    Offensichtlich ist das Taxon wohl nicht so klar.


    Doppelgänger des Brätlings ist eher die mediterrane Art L.rugatus finde ich.


    VG Thiemo

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  • Brätling passt. Das sind inzwischen drei Arten, die zur Unterscheidung mikroskopiert werden müssen. Mit dem dunkel braunen Hut liegt Lactifluus volemus s. str. (der „echte“ Milchbrätling) nahe.

    gerade volemus würde ich hier nicht sehen, den kenne ich heller, mit mehr ins Orange gehende Farben. Die dunkelbraunen Töne würden mich eher in Richtung oedematopus führen.

    Hallo Harald,

    das verwechselst du, glaube ich. Laut van de Putte et al. (2015) ist die orangefarbene Art L. oedematopus. Christoph Hahn, der die Studie aufbereitet hat, schreibt:

    „Es gibt einen Brätling mit kurzen Huthauthaaren [...] Dieser Brätling heißt Lactifluus oedematopus und ist dadurch problemlos zu bestimmen. Makroskopisch fällt ein oftmals vorhandener, deutlicher Orangeton im Hut auf. Er ist farbenfroh und wird gerne als Brätling in der Literatur abgebildet. [...]

    eine blasse Art, die auch gerne eine abgesetzt dunkle Hutmitte zeigt - das ist dann Lactifluus subvolemus, den sie neu beschreiben. [...]

    Dunkle, teils fast leberbraune Fruchtkörper sind dann typische Lactifluus volemus s.str.“


    L. ichoratus sagt mir ebenfalls nichts. Falls damit L. fulvissimus gemeint ist, so kenne ich den schon deutlich anders als den Brätling: Kleiner und deutlich graziler, mit dunkler rotbraunem Hut (nicht so gelborange wie der Brätling) und hellem Hutrand. Hier Bilder meines Fundes:


    Viele Grüße

    Emil

  • Hi,


    da hat Christoph bestimmt etwas durcheinander gebracht. Kann ja mal passieren. Harald zeigt mit Kibbys Buch die Sachlage richtig.


    Auch Felix schrieb mir mal:

    Nun da ich den echten oedemathopus kenne (habe mit van de Putte damals in Belgien gearbeitet u gesammelt) der hat im Schnitt immer noch kürzere und dickwandigere Elemete. Die FK sind massiv und kräftig und sehr sehr dunkel.


    VG Thiemo

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

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  • Hallo Peter,


    das ist Band 2 des vierbändigen Werks. Eine grandiose Sache und von den allgemeinwissenschaftlichen Pilzbüchern dasjenige, das auf dem neuesten Stand ist. Lohnenswerte Anschaffung!


    Dann könnte man ja noch den Faktencheck machen und den Artikel von van de Putte mal angucken:

    https://www.researchgate.net/publication/283173055_Lactifluus_volemus_in_Europe_Three_species_in_one_-_Revealed_by_a_multilocus_genealogical_approach_Bayesian_species_delimitation_and_morphology


    Die Färbungen haben schon Übergänge, von daher geht man sicher, wenn man das scharfe Glas anwirft.


    Beste Grüße

    Harald

  • das ist Band 2 des vierbändigen Werks. Eine grandiose Sache und von den allgemeinwissenschaftlichen Pilzbüchern dasjenige, das auf dem neuesten Stand ist. Lohnenswerte Anschaffung!

    Meinst du das hier Harald?

    KIBBY, G. - Mushrooms and Toadstools of Britain and Europe, vol. 2 (Teil 1)

    Merci LG andy

  • Ja klar, sorry!

    Da habe ich mich vertan, weil ich schon wieder mal zu schnell war und alles mögliche auf meinem Schreibtisch lag.


    mea culpa

    Harald

  • Hallo zusammen,


    ich habe mal in den Artikel geschaut und anscheinend überlappen sich die Farbspektren beider Arten:


    As far as known, buff-yellow colours always correspond to L. subvolemus, whereas dark brown and brick-red colour forms only occur in both L. oedematopus and L. volemus, the latter being easily distin-guished from L. oedematopus by its long pileipellis hairs.


    L. oedematopus: dull to intense orange-brown (6D4-6D5, 7B8-7C8-7D7-7D8) to reddish-brown, brick (in between 7E8-7F8), locally paler and more yellowish-brown (6A8-6B8) or orange-brown (6D8), usually getting paler towards the margin, discolouring brown when bruised, sometimes with an obtuse papilla.


    L. volemus s. str.: brown, orange-brown (6C5-6C6-6D5-6D6 or in between 5YR5/8-5YR6/8), to dark brown (7D6-7D7-7D8-7E8); center darker brown or reddish-brown (7D7-7E67E8-7F8-8E8 or paler); margin mostly paler and more yellowish-brown.


    Bleibt anscheinend die Messung der Länge der Huthauthaare, wobei das laut Clavaria anscheinend auch kein zuverlässiges Merkmal ist, siehe → hier. Zur Sicherheit muss man dann wohl sequenzieren.


    Tricholomopsis zur Kenntnis, falls du hier mal wieder reinliest.


    Viele Grüße

    Emil

  • Hallo,


    Ich habe meine Brätlinge seit der Beschreibung der drei Arten allesamt mikroskopiert und stehe jedes Mal vor dem gleichen Problem. Die Länge der Huthauthaare liegt immer zwischen L.volemus s.str. und L.oedematopus. Das erinnert an den Q-Wert zur Unterscheidung Medax-Luridus - zum verzweifeln.


    Felix meinte dazu, dass der echte L.oedematopus nicht nur kurze, sondern auch aus breiterer Basis entspringende und etwas dickwandigere Strukturen zeigen muss. Allein die Länge ist oft nur im Idealfall passend.


    L.subvolemus bekommt man sicher nur genetisch raus, hat aber oft die blassen Frkp.


    VG Thiemo

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  • Hallo zusammen,

    wie trügerisch war doch meine Hoffnung, mit dem Hochschieben von Paulis Beitrag endlich mal Klarheit über den Brätling zu erlangen. ==Gnolm4

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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