So war das Wiesbadener Saftlingstreffen 2023

Es gibt 38 Antworten in diesem Thema, welches 4.946 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wolfgang P..

  • Wolfgang hatte ja auch noch solche Miniteile gefunden und mitgenommen. Ob da noch was herauskommt? Bin gespannt.

    Habe nur Makrobilder davon:

    09 Winzige Keulchen Spec

    https://www.pilzforum.eu/attachment/498394-15-keulchenspec-jpg/


    ... ob da noch was herauskommt? Ja und nein. Sporen winzig, kugelig oder breitelliptisch (2,5 - 4 x 2,5- 3 my), deutlich stachelig, Trama mit weiten Schnallenbögen und Hyphenverbindungen. Basidien 1-2 (4?)-sporig, mit auffällig eng zusammenstehenden Sterigmen.


    Also eine Ramariopsis?

    Aber eine Art mit diesen Merkmalen gibt es weder im Corner, noch im Franchi/Marcetti, noch bei Gannaz/Raillère-Burat.

    Überhaupt gibt es fast keine unverzweigten Ramariopsisse, wenn ich bei der Gattung denn richtig liege.


    Grüße,


    Wolfgang

  • Grüß euch,


    scheint bei euch ja doch noch ein tolles Treffen geworden zu sein! Von solch zahlreichen und schönen Funde kann ich heuer nur träumen


    Danke euch fürs mitnehmen, die ausführliche Funddokumentation und vor allem auch an Aretah für die Literaturlinks, da sind wieder Sachen dabei die ich noch gar nicht kannte. Hab ich wenigstens Lesestoff zu Wiesenpilzen, wenn schon nix wächst ^^


    Liebe Grüße

  • Hi Sebastian,

    guck' die Dir mal in KOH 3% und/oder in Baumwollblau an und mach' die Kondensorblende möglichst weit auf.

    Vielleicht sind die Sporen doch feinwarzig und es ist eine Ramariopsis??

    Hi, bin jetzt zwei Tage zu nix gekommen. Leider von von diesem winzigen Einzelfruchtkörper nix mehr übrig, nach zwei Tagen offen herumliegen auf dem Arbeitstisch.


    ... ob da noch was herauskommt? Ja und nein. Sporen winzig, kugelig oder breitelliptisch (2,5 - 4 x 2,5- 3 my), deutlich stachelig, Trama mit weiten Schnallenbögen und Hyphenverbindungen. Basidien 1-2 (4?)-sporig, mit auffällig eng zusammenstehenden Sterigmen.


    Also eine Ramariopsis?

    Aber eine Art mit diesen Merkmalen gibt es weder im Corner, noch im Franchi/Marcetti, noch bei Gannaz/Raillère-Burat.

    Überhaupt gibt es fast keine unverzweigten Ramariopsisse, wenn ich bei der Gattung denn richtig liege.

    Das ist ja spannend. Vielleicht auch noch ein ganz junger Fruchtkörper? Habe mal versucht im Key to genera (Italiener) andere Wege zu gehen mit deinen Angaben, um zu schauen, ob man dort ggf. plausibel in einer anderen Gattung landen könnte.


    Bei dimitischem Hyphensystem könnte man zu Pterulicium gelangen. Das kann man wohl aber auch makroskopisch ausschließen (andere Wuchsform, auf Substrat, nicht auf Boden).


    Wenn man ein monomitisches Hyphensystem zugrundelegt, landet man bei Tramahyphen mit Schnallen bei 8) (Clavicorona und Pyxidata kann man glaube ich ausschließen über Makroskopie und Ökologie - z.B. Dünen, Meeresnähe bei Clavicorona).


    Über 8 komme ich zu Clavulina (Basidien 2-sporig) oder Ramariopsis (Basidien 4-sporig mit ornamentierten, auch stacheligen Sporen). Clavulina kommt doch üblicherweise mit "smooth Spores" und auch makroskopisch anders daher? Dann sind wir ja dort schon in einer Sackgasse, es sei denn man nimmt 4 Sterigmen an, dann Ramariopsis, von denen nichts passt.


    Es gibt aber auch noch Schlüsselschritt 9b)

    9b) Glatte Sporen, wenn ornamentiert, dann sind die Basidien deutlich länger [als 20-30µm - das hätten wohl die Ramariopsisse] 10


    Multiclavula (Symbiose mit Algen oder Moosen) könnte makroskopisch ggf. mit Fantasie noch hingehen, da passt aber sonst (mik) nix. Zumindest bei den makroskopisch ähnelnden Arten, zu denen man Beschreibungen findet.


    Lentaria kann man auch ausschließen (auf Holz und korallenartige Silhouette).

    Die Mooslanzettkeulchen (Ceratellopsis) muss man glaube ich auch bereits makroskopisch und vom Wuchs her ausschließen.

    Hirticlavula hätte wie der Name schon sagt Haare, ebenso kommt Physalacria nicht in Betracht (kopfig).

    Alles resupinate kann man auch getrost ausschließen, liegt hier nicht vor.


    Bleiben ggf. Typhulla - Fadenkeulchen (ggf. ganz jung?).

    Die makroskopisch noch ähnelnden Arten hätten aber Sklerotien oder wären auf Substrat und hätten insgesamt auch größere Sporen. Mit winzigen Sporen findet sich da nichts. Also auch eine Sackgasse.


    Puuh, also ein Fall für die Sequenzierung? Wäre ja schon mal interessant zu wissen, was das ist und oder ob das etwas bereits beschriebenes ist?


    LG Sebastian

  • Puuh, also ein Fall für die Sequenzierung?

    Vielleicht auch noch ein ganz junger Fruchtkörper?

    ... naja, reife Sporen waren ja schon viele da. Und so stachelig, dass es nichts zu deuten gibt.

    Ich denke, das ist 'was Unbeschriebenes. Aber 'was, das meine Kompetenzen übersteigt - mit den winzigen Fruchtkörpern ist ja schon das Handling ein Problem. Wie bei Dir mit dem weißen Einzelfruchtkörper.


    Grüße,


    Wolfgang

  • Hallo zusammen,


    es war wirklich ein toller, lehrreicher Tag und schön, einen Teil von euch mal persönlich kennen zu lernen. Ich als völlig Unerfahrener in Sachen Wiesenpilze, war total beeindruckt von eurer geballten Expertise. Für mich war praktisch jeder Fund ein Erstfund.

    Hier ein paar Schnappschüsse meines Handys.


    01. Cuphophyllus flavipes, der gelbfüßige Ellerling.


    02. Am besten gefielen mir diese prächtigen Papageien, Gliophorus psittacinus. Leider konnte ich sie nur noch entnommen fotografieren. Vielleicht kann einer der anderen Teilnehmer noch ein schönes Foto der Gruppe einstellen.


    3. Am Rand der vorletzten Wiese glaubte ich dann ausnahmsweise einen Bekannten gefunden zu haben. EmilS wies mich dann aber darauf hin, dass es sich unter anderem wegen des Habitats auch um Neoboletus xanthopus, den Gelbfüßigen Hexenröhrling, handeln könnte.


    4. Auf der letzten Wiese fand ich nochmal Cordyceps militaris, die Puppen-Kernkeule. Dieses Mal auch mit Raupe :)


    Da ich sie beim Treffen erwähnte aber keine Bilder parat hatte, nun hier im Vergleich die Raupen-Kernkeule, Ophiocordyceps gracilis, die ich schon öfter bei mir zu Hause im Auwald bei der Morchelpirsch finden konnte. Letztes Jahr erstaunlich häufig.


    5. Auf dem Rückweg im Wald gab's dann auch nochmal einen schönen Erstfund für mich. Hygrophorus lucorum, den Lärchen-Schneckling.


    Viele Grüße

    Luca

  • So, jetzt bin ich auch noch dazugekommen, mir diese beiden Pilze anzuschauen.

    Der erste ist wir bereits vermutet ein Rötelritterling, wahrscheinlich Lepista sordida.



    Sporen: 4.1 × 2.8 µm ; Qe = 1.5; N = 26

    (3.6) 3.7 - 4.4 (4.6) × (2.4) 2.5 - 3.1 (3.2) µm; Q = 1.3 - 1.6 (1.7)


    Der zweite scheint doch einer der bereiften Trichterlinge zu sein.



    Sporen: 4.1 × 2.8 µm ; Qe = 1.5; N = 26

    (3.6) 3.7 - 4.4 (4.6) × (2.4) 2.5 - 3.1 (3.2) µm; Q = 1.3 - 1.6 (1.7)

    SPP: creme-rosa


    Nach längerem Aufenthalt in der Büchse konnte ich einen Anis-/Bittermandelgeruch feststellen.

    Danach wäre C. albofragrans oder C. anisata eine Möglichkeit - aber es scheint bei beiden Namen wohl Unklarheiten über das Taxon zu geben.


    Gruß Nosozia

  • Hallo zusammen,


    ich bin bisher nicht dazu gekommen, die Fotos und Funde der Exkursion aufzuarbeiten. Vielleicht stelle ich zu gegebenem Zeitpunkt auch noch ein paar Fotos ein.


    Ich möchte mich dennoch schon jetzt für den interessanten Tag bedanken – bei den Organisatoren und denjenigen, die sich der Bestimmung der Funde gewidmet haben. Es hat mich gefreut, einige mir seit Jahren bekannte Pseudonyme persönlich kennenzulernen und andere wiederzusehen. Und das in einem bunten (nassen) Farbkasten nicht alltäglicher Arten, von denen ich auch einige erstmalig sehen und zu denen ich noch einiges lernen konnte.

    Gerne wieder.


    Viele Grüße

    Emil

  • Hallo zusammen,


    ich habe jetzt endlich meine Bilder und Funde von 2023 mal aufgearbeitet.

    Diese hat bei 1000x glatte Sporen von ca. 3x5 my, damit landet man im italienischen Schlüssel bei den unreichend bekannten Taxa C. microspora und C. hisingeri (...noch nie gehört).

    Bei den Franzosen gibt es noch einen Verweis auf Ramariopsis luteo-ochracea mit unter dem Elektronenmikroskop warzigen Sporen. Die meine ich aber anders zu kennen, und meine auch dass man die Warzen bei 1000x erahnen kann. Klingt nach einem Fall für Sequenzierung.

    Andere hatten sich mit dem Foto mehr Mühe gegeben als ich - ... EmilS ?? Da würde ich mich über Zusendung freuen.

    Hier mein Foto von der Kollektion. Ob es besser ist, weiß ich aber nicht.

    Gibt es da zufällig schon Ergebnisse der Sequenzierung? Da würde ich mich über ein Update freuen.


    Danach wäre C. albofragrans oder C. anisata eine Möglichkeit - aber es scheint bei beiden Namen wohl Unklarheiten über das Taxon zu geben.

    Laut Peter Specht sind die Taxa synonym, wobei „C. albofragrans“ gültig sein soll.


    Hier noch einige Bilder von Arten, die noch nicht gezeigt wurden:


    Hygrocybe chlorophana (Stumpfer Saftling), RL V (Vorwarnliste)


    Hygrocybe ceracea (Gebrechlicher Saftling), RL 3 (gefährdet)


    Entoloma prunoloides (Mehl-Rötling), RL 3


    Entoloma caesiocinctum (Blaugerandeter Rötling), RL 3


    Entoloma serrulatum (Gesägtblättriger Rötling), RL 3


    Entoloma griseocyaneum (Flockenschuppiger Zärtling), RL 3


    Entoloma chalybaeum (Schwarzblauer Rötling), RL 3


    Pseudotricholoma metapodium (Schwärzender Wiesenritterling), RL 1 (vom Aussterben bedroht) – neben dem Rosenroten Saftling die zweite RL-1-Art an diesem Tag


    Und jetzt noch ein paar, die ich bisher nicht benennen konnte, vielleicht hat da noch jemand Namen für mich?

    1) Hygrocybe spec.


    2) Weißes Keulchen (Clavaria fragilis?)


    3) Entoloma spec. – recht hellhütiger Rötling, der vor Ort unbestimmt war. Wolfgang P. , kannst du dazu vielleicht noch was sagen? :)

    Viele Grüße

    Emil

  • Hallo Karl,


    lieben Dank! Ich denke, das kann gut hinkommen. Bezüglich des dunkelschneidigen Rötlings meine ich, dass der Name vor Ort genannt und das Exemplar nicht mikroskopiert wurde. Vielleicht schreibt ja Wolfgang nochmal was dazu.


    Viele Grüße

    Emil

  • Bezüglich des dunkelschneidigen Rötlings meine ich, dass der Name vor Ort genannt und das Exemplar nicht mikroskopiert wurde. Vielleicht schreibt ja Wolfgang nochmal was dazu.

    Hi Emil,

    genau so ist es. Auf der Wiese waren viele Fruchtkörper, die in mein - inzwischen veraltetes - Artkonzept von caesiocinctum passten, die jungen auch eher braun mit dem typischen violetten Rand, der auf Deinem Bild nicht so 'rauskommt. E. querquedula im Sinne von FE 5B hatte ich nicht als Verwechslungspartner auf dem Schirm, da die Art früher mit olivgrünen Tönen in Hut und Stiel interpretiert wurde. Ein Exsikkat habe ich nicht gemacht.


    Gut möglich, dass alle meine Funde von "caesiocinctum" eigentlich querquedula heißen sollten.

    Man lernt nie aus.


    Grüße,


    Wolfgang