Beiträge von FlorianK

    Servus Werner,


    die Cystostereum ist bei uns zum Glück noch regelmäßig anzutreffen, vor allem im NP Kalkalpen ist sie ein treuer Begleiter. Dort ist sie dank der Wind- und Käferschäden der letzten Jahrzehnte inzwischen selbst in den ehemaligen Wirtschaftswäldern teilweise wieder zu finden (natürlich nur bei entsprechendem Bestandsalter)

    So schöne Fruchtkörper wie oben gezeigt seh ich aber auch nur selten. Zogen sich etwa 5-6m am Stamm dieser mächtigen Tanne entlang.


    Geruchlich gehört die Art für mich zu den spannendsten Pilzen. Bei passenden Bedingungen (gut durchfeuchtetes Substrat welches gerade in der Sonne erwärmt wird) kann man die oft schon aus deutlich über 10m riechen!


    Als Indikator für naturnahe Waldgebiete (zumindest im montanen Bu-Ta-Fi-Wald) ist sie auch sehr gut geeignet, weil sie bei passenden Bedingungen zu den häufigeren Naturnähezeigern gehört, jedoch nach meiner Erfahrung ausnahmslos in mykologisch höchstwertigen Habitaten anzutreffen ist.

    Mir zumindest fällt kein Standort von C.murrayi ein, wo nicht in direkter Umgebung auch diverse weitere Raritäten zu finden sind.


    Liebe Grüße

    Grüß euch,


    jetzt meld ich mich hier auch mal wieder um euch einen kurzen Einblick in die letzten beiden Monate zu geben. Insgesamt war's recht unspektakulär, Schwammerl hat's noch kaum welche gegeben, hoffentlich kommt bald mal wirklich herbstliches Wetter auf, bisher war es einfach noch zu trocken und warm. Bis auf wenige interessante Exkursionen war ich hauptsächlich am arbeiten, aber der eine oder andere interessante Fund ist mir doch schon gelungen.


    Im August haben wir uns einige Tage zum kartieren getroffen, allerdings mal nicht in den Kalkalpen sondern in der böhmischen Masse auf Granit. Auch hier ist kaum was gewachsen, einige gute Funde gab's aber trotzdem.


    Leucoagaricus americanus

    Bulgaria inquinans

    erste Saftlinge am Straßenrand...

    Hygrocybe acutoconica

    einige Moorflächen haben wir uns auch angesehen, zumindest da gab's dann auch schon recht interessante Funde

    Bovista paludosa

    Entoloma formosum

    das Highlight des Wochenendes war dann ein Soldatenfriedhof, den wir im vorbeifahren von der Straße aus gesehen haben... wunderschöne kurzrasige Magerstandorte, in großen Teilen dominiert von Hieracium pilosella. Im Oktober sind wir nochmal in der Gegend, da ist dann hoffentlich schon mehr los.


    Entoloma neglectum

    Entoloma exile

    Entoloma lividocyanulum



    zurück in den Alpen war ich mitte August für ein paar Tage in Salzburg, in den Wäldern war recht viel los, aber wenig spannendes. Die Wiesen waren auch in höheren Lagen noch nicht ergibig, aber in einem schönen, totholzreichen Bu-Ta-Fi-Mischwald gab's dann zumindest folgende Schönheit


    Resinoporia cretacea



    Anfang September stand dann eine lange erwartete Exkursion an, zu einem großen Primärwaldrest. Bis dorthin haben wir's aber leider nicht geschafft, weil der alte Jagdsteig teilweise nicht mehr passierbar ist. Trotzdem eine spannende kleine Wanderung in beeindruckende Gebiete.


    Nach etwa 2 Stunden Aufstieg endlich den alten Steig gefunden, der sich durch das Geröll zwischen Latschen und Felswänden dahinzieht.

    Leider war hier Schluss, weil der Weg abgebrochen war, aber zumindet einen besseren Blick auf das Gebiet konnte ich mal werfen. Eine mögliche Alternativroute gäb's noch, über die werden wir's wohl diesen Herbst nochmal versuchen.

    Auf dem Plateau hinter den Latschen erstreckt sich ein 17ha großer Urwald, oben und unten von Felswänden geschützt, der angeblich durchsetzt ist mit jahrhunderte alten Fichten, Tannen, Buchen und Lärchen... da warten sicher noch zahlreiche interessante Sachen.



    Letzte Woche waren wir dann nochmal ein paar Tage zum kartieren unterwegs, wieder in den oö. Kalkalpen, aber in einer Region die ich kaum kenne. Leider war ich gesundheitlich ziemlich angeschlagen und konnte nur bei einigen Exkursionen mitgehen. Insgesamt wieder sehr wenig Schwammerl, aber schöne, neue Gebiete und auch der eine oder andere gute Fund.


    Alnicola eschnarioides

    Entoloma incanum

    Flavophlebia sulfureoisabellina

    Cystostereum murrayi

    Hericium flagellum



    Ich hoffe euch hat's gefallen... vielleicht kommt ja in nächster Zeit doch noch mal mehr, aber momentan ist es einfach viel zu warm und trocken für die Jahreszeit.


    Liebe Grüße

    Servus Bernd,


    bei der gezeigten Kollektion seh ich auch eingetrocknete psittacina... schmeiss mal einen Fruchtkörper kurz in Wasser und lass ihn ein paar Minuten liegen, dann werden sie ziemlich sicher wieder schleimig


    Stell doch ruhig auch die "unbestimmbaren" ein... mit guten Angaben sind Saftlinge eigentlich fast immer auch makroskopisch bestimmbar ;)


    Liebe Grüße

    Servus Jörg,


    H. chloropana müsste deutlich aufsteigende Lamellenansätze haben, würde ich dH bei deiner Kollektion ausschließen. Wenn der Hut so schleimig ist wie er auf dem Bild wirkt dann wohl eher auch eine glutinipes, aber die müsste ich in der Hand halten


    mMn zeigst du hier großteils H. subpapillata, bei einigen der Bilder (H. spec. 1+2) traue ich mich aber nicht abschließend auch anderes auszuschließen. Bei spec. 3-6 bin ich mir eigentlich sicher


    Liebe Grüße

    Servus Benjamin,


    den kannst du mMn ohne bedenken als H. splendidissima kartieren. Das intensiv gelbe Fleisch, die fehlende Überfaserung am Stiel und die Stämmigkeit lassen eigentlich nix anderes zu.

    Der (grauslige Kunst-)honiggeruch ist oft wirklich erst beim trocknen zu bemerken und kann teilweise recht schwach ausgeprägt sein.


    Gratulation zu dem schönen Fund!


    Liebe Grüße

    Servus Raphael,


    schöne Funde und vA ein toller Bericht mit super Bildern!


    auch bei uns geht's inzwischen gut los mit den Rötlingen. Ich konnte sogar in Tallagen in den letzten Tagen schon einige schöne Kollektionen sammeln und übers Wochenende geht's für mich auch rauf ins Gebirge, da kommt dann sicher noch einiges dazu.

    Nächste Woche werd ich dann auch mal versuchen mir etwas Zeit zu nehmen um dazu einen Beitrag zu verfassen.


    Ich wünsch dir auf jeden Fall weiterhin viele erfolgreiche Gebirgsexkursionen und freu mich schon auf deine Berichte!


    Liebe Grüße

    Servus Karl,


    schön, dass es bei dir auch schon so losgeht. Ich schau auch jeden Tag sehnsüchtig in Richtung meiner lieblings-Almwiesen, die nach dem kühlen und feuchten Wetter der letzten beiden Wochen mit Sicherheit voll mit Rötlingen und anderem sind, kann's mir aber ums verrecken nicht einrichten in den nächsten Tagen eine Tour zu machen, weil ich gerade in Arbeit untergehe.

    Wenigstens kommt mir beim arbeiten auch immer wieder mal der eine oder andere nette Fund unter.


    Liebe Grüße und weiterhin eine gute Magerwiesen-Saison

    Grüß euch,


    die letzten Wochen war's etwas stressig und für spannende Exkursionen gab es auch kaum Zeit. Vor allem war ich mit heuen beschäftigt und nebenbei musste ich 2,5km neue Umzäunungen aufbauen. Die vielen Regentage waren vor allem von haufenweise Büroarbeit geprägt um etwas vorzuarbeiten, damit ich mich im Herbst wieder intensiver der mykologischen Kartierungsarbeit widmen kann.


    Einige Impressionen vom letzten Wochenende möchte ich noch mit euch teilen...

    In einer größeren Gruppe haben wir eine der letzten großen Bergmähwiesen Oberösterreichs gemäht und abgeräumt. Diese etwa 4ha große Wiese wird seit 2016, nachdem siemehrere Jahrzehnte brach gelgen ist, wieder bewirtschaftet. Die Fläche beginnt in einer Höhe von über 1000m und erstreckt sich bis auf knapp 1300m.


    Beim abräumen sind mir auch schon die ersten Exemplare von H. conica und einige Leptonien untergekommen.


    Heute hab ich ein Moorrenaturierungsprojekt im Grenzgebiet Oberösterreich/Steiermark besucht, um die Zuständigen bezüglich der zukünftigen Bewirtschaftung der angrenzenden Feuchtwiesen zu beraten. Natürlich konnte ich da nicht aus und hab mir noch eine Stunde Zeit genommen um zu schauen ob's in den intakten Bereichen des Moores nicht ein paar interessante Schwammerl zu sehen gibt. Sonderlich ertragreich is es zwar nicht gewesen, aber zumindest ein paar nette Funde waren dann doch dabei.


    Die alten Drainagegräben wurden erst in den letzten Wochen wieder verschlossen, inzwischen sieht man jedoch schon einen schönen Effekt der neu angelgten Spundwände.


    Neben Galerina tibiicystis, Entoloma mougeotii, E. conferndum und Hygrocybe coccineocrenata hab ich noch folgende drei Kollektionen eingepackt, allerdings hab ich gerade weder Zeit noch Energie mich mit den Rötlingen näher zu beschäftigen, deshalb sind sie mal auf den Trockner gewandert...


    Geoglossum simile

    Entoloma cf. jubatum

    Entoloma sp.


    Liebe Grüße

    Servus Thorben,


    zur Bestimmung brauch ich nix mehr sagen, is auch meiner Meinung nach ganz eindeutig.


    Typisch ist auch das Erscheinen im Hochsommer... im Gegensatz zu vielen anderen Hygrocyben hat H. glutinipes nach meiner Erfahrung die Hauptsaison im Sommer, ist allerdings bei passender Witterung von April-Oktober zu finden. Im Frühjahr und Herbst jedoch meist in deutlich geringerer Stückzahl.

    In einer meiner Weideflächen sind sie dieses Jahr schon dreimal gekommen... anfang Mai, anfang Juli und aktuell stehen auch wieder ein paar Fruchtkörper rum.


    Liebe Grüße

    Grüß euch,


    auch heute gibt's wieder eine bunte Mischung der letzten Tage (und sogar mal ein Schwammerl)


    Wegen der anhaltenden Trockenheit im Juni is bei den Schwammerl noch fast nix los, aber in den letzten Tagen hatten wir zumindest einige leichte Regenfälle und seit gestern Nachmittag schüttet's aber aus Kübeln... vielleicht kommen also in nächster Zeit endlich mal ein paar interessante Pilzfotos dazu


    Pluteus umbrosus



    den Käfern hat das Wetter allerdings besser gefallen und ich konnte zwei persönliche Erstfunde verzeichnen die mich ziemlich gefreut haben. Die Bilder sind zwar ziemlich besch...eiden aber halbwegs erkennen kann man sie doch


    Dicerca berolinensis

    Dircaea australis



    eigentlich auch schon stark gefährdet und nur noch selten anzutreffen, in unseren halboffenen Weidehabitaten jedoch noch sehr häufig


    Lopinga achine



    und natürlich hatte ich auch wieder einige schöne Pflanzen


    Cephalanthera rubra

    Epipactis atrorubens

    Epipactis palustris

    Gymnadenia odoratissima

    Gladiolus palustris

    die letzten drei wuchsen dicht an dicht




    Liebe Grüße

    Grüß euch,


    eigentlich hatte ich ja einen etwas gehaltvolleren Beitrag versprochen, aber die geplante Primärwald-Exkursion am Wochenende mussten wir leider wegen multipler Termin-Kollisionen bei verschiedenen Teilnehmern absagen.

    Anstatt Urwald-Schwammerl und -Käfern gibt's also heute wieder einen bunten Mix der letzten Tage, diesmal aber recht Insekten-lastig.


    Zuerst zu den aktuellen Bewirtschaftungstätigkeiten...


    Zuerst möchte ich euch mal zwei Vergleichsbilder zeigen aus meinen Weideflächen für die Mutterschaf-Herde. Diese Weidefläche (ca. 6ha) wurde über 15 Jahre nur sporadisch mit Rindern bestoßen und war zum Zeitpunkt der Übernahme zu 30% mit Brombeeren verbuscht. Durch das schwere Weidevieh wurde auch der Boden stark in Mitleidenschaft gezogen.

    Ende 2020, als bereits feststand, dass ich die Fläche übernehmen würde, habe ich dort zum ersten Mal die Wiesenpilze kartiert und bis auf einige Exemplare von Hygrocybe chlorophana, H. citrinovirens und Cuphophyllus virgineus konnte ich trotz guter Witterungsbedingungen nichts finden.

    Nach zwei Jahren der Standortangepassten Beweidung mit leichten Schafen konnte ich 2022 bereits 11 Arten Hygrocybe s.l. beobachten, darunter auch "bessere" Arten wie H. intermedia, N. pseudoingrata oder C. flavipes und zusätzlich Clavulinopsis fusiformis und Ramariopsis robusta.

    Flächige Brombeergestrüppe wurden seit der Übernahme beseitigt (natürlich nicht komplett, einzelne Inseln dürfen als Bruthabitate stehen bleiben), die alten Obstbäume und Weißdornsträucher wurden wieder freigestellt und ab jetzt dürfen die Schafe die weitere Gestaltung übernehmen.

    2021

    2023


    auch mit der Mahd geht es langsam los, zumindest in den zweimahdigen Wiesen in Talnähe. Wir setzen hierzu auf leichtes Gerät und eine möglichst schonende Bewirtschaftung. Auf allen Flächen sind nicht nur Düngung, sondern auch destruktive Geräte wie Trommel- und Scheibenmähwerke oder schwere Traktoren tabu.

    Seit dieser Saison haben wir auch einen neuen Mäher im Einsatz, der nicht nur extrem geländegängig ist, sondern in flachen Flächen durch Selbstfahrfunktion, 2,60m Balkenbreite und Mähgeschwindigkeiten von über 10km/h auch extrem schlagkräftig ist. Bei passendem Gelände kann hierdurch eine Flächenleistung von etwa 1,5ha/h erreicht werden.


    Letztens hab ich auch einem Kollegen einen Besuch abgestattet, der gerade am Nachtfalter kartieren war. Sensationelles war nix dabei, aber ein paar schöne Arten konnte ich doch fotografieren.

    Acronicta alni

    Calliteara pudibunda

    Sphinx pinastri

    Arctia matronula

    Stauropus fagi

    Dendrolimus pini

    ... und auch sonst gab es immer mal wieder schöne Erlebnisse während der Arbeit


    diese Wiese kannte ich bisher nur aus dem Herbst vom Wiesenschwammerl kartieren, aber auch im Frühsommer, wenn hier hunderte Exemplare von Anacamtips pyramidalis und diversen anderen Orchideen blühen, hat die Fläche definitiv ihren Reiz

    die Fläche hab ich heute besucht, hier wird nur im Spätherbst/Winter beweidet um den halboffenen Charakter dieses Hangs zu erhalten (Größe ca. 150ha). Das gesamte Gebiet wurde über die letzten Jahrhunderte zwar zur Gewinnung von Einstreu bewirtschaftet, war jedoch immer zu etwa 30% überschirmt und blieb forstwirtschaftlich +-ungenutzt, weil die Holzbringung zu aufwändig gewesen wäre.

    Cephalanthera rubra

    dies kommt vor allem den unzähligen xylobionten Käfern zu gute, die hier ein perfektes Habitat vorfinden

    Monochamus sutor

    Rosalia alpina

    Peltis grossa (hier muss ich etwas schummeln... das Bild ist vom letzten Jahr, leider hat sich das heute gefundene Exemplar ins Laub fallen lassen bevor ich zum fotografieren gekommen bin)

    zusätzlich hatte ich heute auch mehrfach Prostomis mandibularis, die ist aber einfach zu klein und zu agil um ein anständiges Bild mit dem Handy hinzubekommen


    Liebe Grüße

    Servus Erik,


    ja, das schuat nicht schlecht aus... Standort hört sich auch nicht verkehrt an. Ich finde die Art nicht selten auch in alpinen Grauerlen-Auen.


    Liebe Grüße

    Grüß euch,


    die letzten Tage war's etwas stressig, daher die etwas späte Antwort.


    Thorwulf: wenn's dich mal in die Gegend verschlägt bist du natürlich herzlich eingeladen dir vor Ort ein Bild zu machen, was wir hier so alles machen


    Als Abschluss zur vorangegangenen Diskussion möchte ich noch ein paar weitere erklärende Worte schreiben.


    Wir haben regional das Glück, dass wir eine sehr hohe Dichte an Ökologen, Biologen mit diversen Spezialgebieten und "Naturschutz-Praktikern" haben, die gemeinschaftlich versuchen ein ökologisch möglichst intaktes Gebiet zu erhalten.

    Mein Spezialgebiet ist die Erhaltung und Reaktivierung ökologisch hochwertiger Kulturlandschaft, daher wird diese Arbeit einen überproportional großen Anteil in meinen Berichten haben. Dies ist jedoch eingebettet in ein viel größer angelegtes, komplexeres "Konzept", in dem eine Vielzahl an Akteuren in diversen Habitaten und mit unterschiedlichsten Methoden daran arbeiten die regionale Biodiversität zu schützen.

    Gemeinschaftlich und in engem Austausch arbeiten wir hier zusammen, um möglichst großflächig eine ökologisch intakte Natur- und Kulturlandschaft zu erhalten.


    ... und bevor von meiner Seite in den nächsten Tagen wieder ein etwas gehaltvollerer Beitrag kommt möchte ich noch ein paar nette,unkommentierte Eindrücke der letzten Tage mit euch teilen.


    Lacerta agilis

    Zamenis longissimus

    Anacamptis pyramidalis

    Iris sibirica

    Gladiolus palustris


    Liebe Grüße

    Grüß euch,


    jetzt müssen wir mal ganz zum Anfang zurückgehen und ich werde nochmal auf die örtlichen Gegebenheiten etwas näher eingehen.

    Wie bereits eingangs erwähnt wohne ich am Rand des Nationalpark OÖ Kalkalpen, einem der größten Wildnisgebiete Österreichs. Hier wird auf über 200km² seit inzwischen 25 Jahren der Natur freien lauf gelassen. In der Umgebung dieses Nationalpark sind auch einige Schutzgebiete ausgewiesen, die genau den Zweck haben sollen, auch die ökologisch wertvollen Kulturlandschaften zu erhalten und eben diese Arbeit habe ich in den ersten Beiträgen vorgestellt.

    Zur "echten Wildnis" und zu Gebieten welche gerade wieder zu einer solchen umgewandelt werden, werden wir im Verlauf der nächsten Monate auch noch kommen.


    Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass beides seinen Wert hat und erhalten werden sollte, sowohl Wildnisgebiete in denen die Entwicklung der Natur überlassen wird, als auch Kulturlandschaft die vom Menschen beeinflusst werden, solange auch hier sorgsam mit der Natur umgegangen wird und versucht wird die Bewirtschaftung so zu gestalten, dass sie auch hochwertigen Lebensraum für natürliche Organismen bereitstellen.


    Freund Lynx besucht uns übrigens auch im vorgestellten Gebiet immer mal wieder als Jagdgast ;)


    Liebe Grüße

    Und dies wäre zumindest im Großen u. Ganzen auch das bessere Konzept, wie ich finde: Rewilding

    Grüß dich,


    auch wenn ich grundsätzlich auch ein Fan von großangelegten Rewilding-Projekten bin muss man die Thematik mMn doch etwas differenzierter betrachten.

    Sinnvolle Rewilding-Projekte, die auch wirklich einen ökologischen Nutzen bringen, können in einem kleinen Schutzgebiet wie hier (gut 100ha) schlicht und einfach nicht umgesetzt werden. Da braucht es schon deutlich größere Gebiete von zumindest mehreren hundert km² in denen sich wirklich auch ein natürliches Ökosystem etablieren kann. Leider fehlen in Mitteleuropa die großen Herbi- wie auch Karnivoren die notwendig wären um ein intaktes Ökosystem zu formen und zu erhalten.


    Betrachtet man den konkreten Fall hätte ein nicht-management recht einfach absehbare Folgen, die dem Biodiversitätsschutz nichts gutes tun würden.


    - bei weiterem nicht-management würde die Verwaldung weiter zunehmen und sich innerhalb der nächsten 20-30 Jahre das Kronendach flächig schließen

    - durch eine vollständige Verwaldung des Gebiets würden sowohl die Vorkommen der Offenland-Arten als auch die Vorkommen der alten Baumveteranen in recht kurzer zeit erlöschen

    - durch ein Erlöschen der Schützenswerten Habitate und Arten würde die Sinnhaftigkeit der Schutzgebietsausweisung und der Entschädigungszahlungen an den Grundbesitzer von politischer Seite sicher auch schnell in Frage gestellt

    - durch Verlust des Schutzstatus würde das Gebiet innerhalb weniger Jahrzehnte forstwirtschaftlich erschlossen und wäre dann in Zukunft ein weiterer, ökologisch wertloser Wirtschaftswald


    Liebe Grüße

    Ich wünsche Dir alle Zeit der Welt!

    Und spannende Sachen kannst Du mir nach wie vor auch gern zusenden.

    Danke… irgendwann mal wird sicher auch bei mir die Zeit für die Coprophilen kommen.

    Zwischenzeitlich werd ich wohl wirklich mal wieder auf dein Angebot zurückkommen und dir ein paar Proben zukommen lassen.

    Ich meld mich wenn ich ein paar schöne Sachen zusammen hab.


    Liebe Grüße

    Grüß euch,


    heute hab ich mal ein buntes Mischmasch der letzten Tage für euch.


    Zuerst möchte ich nochmal kurz auf aktuelle Renaturierungsmaßnahmen eingehen.


    Die Rodungsfläche von diesem Winter, die ich euch bereits im vorigen Beitrag präsentiert habe, ist inzwischen kaum noch wiederzuerkennen. Jetzt wo das Pfeifengras richtig angeschoben hat würde man nicht mehr auf die Idee kommen, dass hier noch vor wenigen Monaten ein Wald gewesen ist. In 2 Monaten kommen dann auch zum ersten Mal Schafe drauf.


    In einem anderen, deutlich lichter bewaldeten Gebiet bin ich auch gerade am Schwenden. Nachdem die Holzmenge hier kein Ausmaß erreicht, das in der Bewirtschaftung hinderlich wäre, darf das Totholz liegen bleiben und nur die Äste der Kiefern und Fichten werden auf Haufen geschmissen, damit die Viecher sich gut in der Fläche bewegen können.

    Größere Bäume die entfernt werden sollen werden nur teilweise gefällt, ein guter Teil wird auch nur geringelt um dann als stehendes Totholz noch als Habitat für anspruchsvolle xylobionte Organismen zu dienen.

    Manche, vor allem eher große Bäume werden auch gezielt verletzt, um die Bildung von Mulmhöhlen zu fördern, weil eine Vielzahl gefährdeter xylobionter Käferarten genau auf solche Strukturen angewiesen sind.


    Und dann gab es in den letzten Tage natürlich auch wieder viele hübsche Pflanzen zu bewunder... Den Steinadler der gestern über eine Stunde über mir seine Runden gedreht hat und teils bis auf 20m herankam hab ich leider nicht auf ein Foto bekommen


    Melittis melissophyllum

    Platanthera bifola

    Traunsteinera globosa

    Linum viscosum

    Aquilegia atrata

    Coronilla coronata


    Liebe Grüße

    Servus Nobi,


    Danke für die Zeit und Mühe die du hier reingestckt hast, das ist wieder mal ein wirklich grandioser Beitrag!

    Wenn ich nur endlich mal etwas mehr Zeit hätte um auch etwas intensiver in diese spannende Welt einzutauchen.


    Persönlich würde ich das Zitat von lockpicker ja noch mal etwas drastischer formulieren (wohlgemerkt ist das natürlich nur meine höchst persönliche Meinung):

    Wenn man solch wunderschönen Bilder der "kleinen Scheisser" zu sehen bekommt wirk im Vergleich der schönste Steinpilz uninteressant und banal.


    Natürlich möchte ich dir auch noch gute Besserung wünschen, auf dass du möglichst bald wieder selbst durch Wald und Wiese streifen kannst!


    Liebe Grüße

    Heute möchte ich euch noch eines meiner liebsten Gebiete vorstellen, das "Naturschutzgebiet Planwiesen"


    Die "Planwiesen" waren über Jahrhunderte eines der wichtigsten Gebiete zur Produktion von Futterheu und Einstreu für die kleine Ortschaft Leonstein. Auf insgesamt etwa 100ha hatte hier fast jeder Hof einige kleine Flächen zur Produktion des benötigten Viehfutters.

    Gelegen ist diese ehemalige Wiesenlandschaft an der Südhängen einer der ersten Erhebungen der Alpen, in einer Höhe von 450-1100m auf seichtgründigen Kalkböden. Das Gelände ist großteils nur mäßig steil mit einem Gefälle von etwa 60-80%, in eingen Teilbereichen geht's aber auch rauf bis 130%.


    Durch die jahrhundertelange Bewirtschaftung konnten sich hier extrem artenreiche Pfeifengraswiesen etablieren, die neben zahlreichen Orchideen auch eines der letzten großen Vorkommen der Sumpfgladiole in Oberösterreich beherbergen.

    Zusätzlich zu den Wiesen sind esvor allem die jahrhundertealten Baumveteranen (vA Fagus, Quercus, Pinus und Sorbus aria) die dieses Gebiet so besonders machen.


    Vor etwa 60-70 Jahren wurde die aufwändige Bewirtschaftung der Wiesen aufgegeben. Obwohl das Gebiet bereits seit den 60er-Jahren unter Schutz steht, wurde eine Bewirtschaftung zur Erhaltung dieser wunderbaren Habitate unterlassen und durch die natürlichen Sukzessionsprozesse ist die gesamte Fläche inzwischen großteils verbuscht oder verwaldet.

    Durch den extremen Standort ist das Kronendach bis zum heutigen Tag ausreichend lückig geblieben, dass sich eine flächige Grasnarbe halten konnte, die Bestände sind jedoch Molinia-dominiert und botanisch extrem verarmt.

    Auch um die Baumveteranen steht es großteils relativ schlecht, weil sie durch ihren gedrungenen Wuchs inzwischen großteils überwachsen wurden und dadurch teilweise auch schon abgestorben sind.


    1954

    2016


    Ende der 90er-Jahre wurden endlich erste Maßnahmen gesetzt um zumindest kleine Teilbereiche zu rekultivieren und die letzten Restvorkommen von Gladiolus palustris zu retten.

    Bis mitte der 00er-Jahre wurden etwa 3ha von den angeflogenen Bäumen und Sträuchern befreit und seitherwieder bewirtschaftet. Von einigen wenigen verbliebenen Gladiolen-Individuen konnte sich in diesen Bereichen inzwischen wieder ein starkes Vorkommen mit etwa 1500 Individuen etablieren.



    Seit drei Jahren sind wir nun dabei, das Gebiet wieder grosflächig zu reaktivieren und in einen bewirtschaftbaren Zustand rückzuführen.

    Inzwischen wurden wieder rund 20ha vom Aufwuchs der letzten Jahrzehnte befreit und durch extensive Beweidung mit Soay-Schafen kommt langsam auch die ehemalige Artenvielfalt zurück.



    vom Kiefernwald...

    ...zur Extensivweide

    vor drei Jahren noch eine Waldfläche mit lückigem Molinia-Bestand, inzwischen eine Wiese mit ersten Exemplaren von Kugelorchis, blassem Knabenkraut und Fliegen-Ragwurz

    Landschaftspfleger bei der Arbeit


    Liebe Grüße

    Hallo Florian,


    das klingt nach einem spannenden Projekt und ich bin gespannt, was du uns da im Laufe es Jahres alles zeigen wirst. Diese tollen Wiesen machen auf jeden Fall schon mal goße Lust, dort nach Phytoparasiten zu suchen ;)


    Björn

    Da hast du zweifellos recht... interessante Phytos gibt's hier sicher auch viele, bisher hatte ich aber leider noch keine Zeit mich damit auch endlich mal näher auseinanderzusetzen. Es gibt einfach viel zu viele interessante Organismen zu erforschen.


    Schön :)


    Den Enzyan kenne ich aus dem Himalaya, da ist er aber eher hellblau. Hab noch welchen getrocknet zu Hause.

    Enziane gibt's viele verschiedene... G. clusii ist meines Wissens nach eine Art die nur in Europa vorkommt


    Lg

    die ersten Orchideen sind am Start und auch die Käfer fangen langsam an aufzuwachen


    Anacamptis morio

    Dactylorhiza fuchsii

    Ophrys insectifera

    Gentiana clusii

    Orchis pallens

    Orchis mascula

    Gymnadenia conopsea

    Cephalanthera damasonium

    Cephalanthera longifolia

    Daphne cneorum

    Neomida haemorrhoidalis ex Fomes fomentarius

    Ampedus melanurus & Thymalus limbauts

    Lg

    Grüß euch,


    ich möchte euch an dieser Stelle mal einladen mich durch ein Jahr zu begleigten.


    Im laufe der nächsten Monate werde ich euch hier immer mal wieder zeigen, was man alles schönes erleben kann, wenn man sein Leben in und mit der Natur verbringt. Natürlich werden auch immer mal wieder Schwammerl das Thema sein, aber auch andere Bereiche wie Habitaterhaltung und -rekultivierung, Botanik oder xylobionte Käfer sollen nicht zu kurz kommen.



    Zum Einstieg also erst mal eine kurze Erklärung was ich so mache und was euch so erwartet:

    Ich habe das große Glück am Rande des "Nationalpark OÖ Kalkalpen" zu leben, in einem kleinen Kaff, welches bisher sowohl von großen industriellen wie auch touristischen Projekten verschont geblieben ist. Selbst im Ortsgebiet kann man hier noch hochwertige Orchideenwiesen oder sogar Vorkommen von Porpolomopsis calyptriformis oder Entoloma bloxamii bewundern.

    Nur wenige Kilometer weiter erreicht man die Naturwälder des Nationalpark Kalkalpen, welche schon seit 25 Jahre großflächig außer Nutzung gestellt sind und auch zahlreiche Primärwaldreste beherbergen.


    Beruflich bin ich primär landwirtschaftlich tätig, jedoch mit Fokus auf die Erhaltung und Reaktivierung hochwertiger Grünlandhabitate durch extenisve Mahd und Beweidung.

    Nebenbei beschäftige ich mich vor allem mit der Kartierung und naturschutzfachlichen Bewertung ausgewählter Habitate als Basis für die Erstellung geeigneter Managementpläne.



    Nachdem hier zweilfelsfrei auch viele Leute mitlesen, denen ebenso viel an der Erhaltung hochwertiger Naturflächen liegt wie mir, möchte ich hiermit alle mitlesenden dazu aufrufen aktiv zu werden und der Biodiversitätskrise entgegenzuwirken.

    Aus meiner Erfahrung kann ich euch sagen, dass es einfach nichts schöneres gibt als selbst anzupacken und Jahr für Jahr zu beobachten welch positiven Effekt die eigene Arbeit auf die Natur haben kann.


    Liebe Grüße

    Servus Michael,


    ich kann hier auch nur ein paar Zusatzinfos aus einem persönlichen Gespräch mit Irmgard beisteuern, das auch schon ein paar Jährchen her ist.


    Wenn ich mich richtig erinnere meinte sie damals, dass sich grundsätzlich die meiste Sporen (mal abgesehen von den ganz riesigen) in geringen Mengen über sehr große Distanzen verteilen können, jedoch teils große Unterschiede dahingehend bestehen, ob sie auch vital ankommen. Nachdem der Transport über lange Strecken natürlich meist in höheren Luftschichten stattfindet geht's da nach meiner Erinnerung vA um die UV-Beständigkeit.


    Liebe Grüße

    Servus Jan,


    Zu deinem Fund traue ich mich keine Einschätzung abgeben, so jung wie die ist lohnt vermutlich nicht mal ein Blick durchs Mikro.


    Zur Ökologie der Bischofsmütze möchte ich jedoch noch zwei Sachen ergänzen...

    1. die Jahreszeit passt hierzu auch überhaupt nicht. G. infula ist ein typischer Herbstpilz und zumindes mir ist sie im Frühjahr noch nie untergekommen, obwohl ich oft mal um die Zeit in Habitaten unterwegs bin, in denen sie haufenweise wächst

    2. G. infula ist definitiv nicht auf Nadelholz beschränkt. Geschätzte 20-25% meiner Funde sind auf Fagus, ein ähnlicher Anteil auf Picea und 50-60% finde ich auf Abies. Dies ist natürlich nur meine Erfahrung in den nördlichen Kalkalpen, in anderen Gebieten mag's anders aussehen


    Lg