Noch weiteres aus dem Tramuntanagebirge ...

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  • Hallo zusammen,


    im Zusammenhang mit einem kleinen Kurztrip nach Mallorca und dort vor allem in den Nordwesten gabe es immer wieder Gelegenheit nach Pilzen Ausschau zu halten, auch wenn keine Zeit für eine richtige Exkursion war.


    Teilweise hatte ich bereits von den mediteranen Funden berichtet: Kleiner Gruß aus Alcudia ...

    Ein kleines Rätsel hatte ich auch schon gepostet: Unbekanntes aus dem Tramuntanagebirge ... ... wohl eine Bildungsstörung, der Standort wird am Wochenende nochmal für mich aufgesucht mit mehr Fotos aus der Umgebung und von den Gruppen.


    Im Tramuntanagebirge gabs aber nicht nur deformiertes. Auch hier konnte ich, trotz nur knapper Einblicke in die Steineichen- und Pinienwälder sehr interessante Funde machen.


    Quasi allgegenwärtig und massenhaft fand man an und um die Steineichen 01 Omphalotus olearius - den leuchtenden Ölbaumpilz bzw. orangefarbigen Ölbaumtrichterling


    der kleine Cortinarius muss unbestimmt bleiben, ebenfalls (einzeln) bei Eiche, zu jung zum bestimmen:


    Sehr interessant war das Vorkommen an Röhrlingen, obwohl wir nur einen kleines Waldstück am Straßenrand untersuchten fand sich dort schon einiges (reiner Steineichenwald). Hierzulande sind die Röhrlinge dieses Jahr ja vermutlich aufgrund der zu kalten Temperaturen in weiten Teilen ausgeblieben. Dort konnte ich nun zumindest etwas "Studium" nachholen.


    Steineiche:



    03 Suillellus quelletii - der glattstielige Hexenröhrling an mehreren Stellen:


    beim nächsten vermute ich 04 Hemileccinum impolitum - den fahlen Röhrling Lecinellum lepidum cf. - der Steineichen-Rauhfuss (danke Pablo), ganz hell und Fleisch weiß bleibend im Schnitt. Der Geruch war nicht sehr ausgeprägt, aber der Fruchtkörper jung: dazu heißt es auf boletales.com: "Smell in young fruitbodies mostly not distinctive, later of iodine"



    05 Caloboletus radicans - der wurzelnde Bitterröhrling


    Etwas ratlos bin ich bei den nächsten beiden Exemplaren

    06 ??? Hier komme ich zu keinem Ergebnis entlang der Merkmalskombination ... vielleicht sehe ich auch den Wald vor lauter Bäumen nicht ... helft mir mal (Neben Eiche kämen hier etwas entfernt auch Nadelbäume in Betracht)


    Einen Tag und einen ziemlich langen Transport später:


    Mittelteil schon in Zersetzung begriffen:


    Auch beim Nächsten komme ich nicht wirklich weiter. Eine sehr kleine Art (Hut um die 2-3cm), im Schnitt weiß (gelblich) bleibend, nicht blauend. Stielbasis eher gelblich. Sonst überall rosaliche Töne, siehe Bilder. Poren eher etwas dunkler. Habe schonmal an 07 Chalciporus amarellus cf. - den bitterlichen Zwergröhrling gedacht. Dazu würden die Sporen passen: 11,8x4,2:


    Schnittbild habe ich nicht fotografiert, wie oben beschrieben (auch hier neben Steineichen Pinien als Partner denkbar).


    08 Suillus mediterraneensis - nochmal abgebildet, weil wirklich überall:


    Neben Röhrlingen gabs im Eichenwald auch noch anderes:


    Bei diesem denke ich auch ohne Zonierung an 09 Lactarius quietus - den Eichenmilchling (vielleicht täusche ich mich aber auch): Lactarius atlanticus - der atlantische Milchling, . Definitiv bei Eiche mit kräftigem Blattwanzengeruch und weiß-wässrig milchend:


    Extrem gefreut habe ich mich über den folgenden Fund (unter Kiefer selbstverständlich):

    10 Lactarius sangiufluus - der weinrote Kiefernreizker


    Ausserdem gabs im Eichenwald noch 11 Ganoderma lucidum - der glänzende Lackporling. Der ist mir persönlich hier auch noch nicht in der freien Wildbahn begegnet


    Zudem noch viele Russula, eine besonders spannende habe ich aus dem Eichenwald mitgenommen - sehr sehr scharf, etwas verzögert einsetzend. Die würde ich gerne noch untersuchen. Aber ich bin nicht ganz sicher, ob ich nach dem strapaziösen Transport noch Sporenpulver bekomme. Falls ja, werde ich berichten:


    Ihr seht, selbst mit knapper Zeit und auf wenigen Metern war dort einiges zu entdecken. Fast schade, dass nicht mehr Zeit blieb. Ich denke dort gibt es sicher sehr lohnenswerte Wälder, man müsste sich noch etwas besser auskennen. Und im Grunde soll die Saison dort erst richtig losgehen mit der Spitze im November. Spannend. Da komme ich bestimmt irgendwann nochmal hin ...


    LG Sebastian


    P.S. ... wer hat schon einmal den "Westlichen Erdbeerbaum" gesehen ... war mir komplett neu. Sehr leckere Früchte, kann man sich dran sattessen:


  • Ich esse schon 15 Jahre Erdbeerbaum Fruchte

    Warum hast du mir dann noch nie von dem tollen Baum erzählt :love: ...



    Unbekannte Röhrling = B. appendiculatus

    Hmm, den hatte ich auch schon überlegt. Bin aber davon weggekommen, wegen der leuchtend gelben Farben des Anhängselröhrlings. Zudem sollte der nicht blauen und der hier blaut gewaltig. Eine Netzzeichnung sehe ich auch nicht. Also das kann für 06 nicht passen.


    LG Sebastian

  • Etwas ratlos bin ich bei den nächsten beiden Exemplaren

    06 ??? Hier komme ich zu keinem Ergebnis entlang der Merkmalskombination ... vielleicht sehe ich auch den Wald vor lauter Bäumen nicht ... helft mir mal (Neben Eiche kämen hier etwas entfernt auch Nadelbäume in Betracht)

    Hallo Sebastian,

    den würde ich wie die Nr. 5 auch als Wurzelnden Bitterröhrling bezeichnen, der kann von der Hutfarbe durchaus mal so dunkel daherkommen,

    viele Grüsse

    Matthias

  • Sebastian , hast du Bild von Myzelfaden S. mediterranensis ? rosa . Hab vor 2 Tage a verschiedene Suillus Arten gesammelt . In Beschreibung nähe Dubrovnik früher ( alte Beschreibung ) Vorkommende Art S. mediterranensis und auch S. mediterranensis f xanthus , was ist den für Pilz ? a in Italienische Website zu finden . Hab Kollektion echte Kopfzerbrecher

    LG

  • Hallo Sebastian,

    den würde ich wie die Nr. 5 auch als Wurzelnden Bitterröhrling bezeichnen, der kann von der Hutfarbe durchaus mal so dunkel daherkommen

    Hallo Matthias, dafür würde auch sprechen, dass das "Blauen" sehr ähnlich war. Das ganze Fruchtkörperfleisch gleichmäßig betreffend, mittelstark bis stark, eher ein helleres Blau.


    Sebastian , hast du Bild von Myzelfaden S. mediterranensis ? rosa .

    Hallo Beli, also ich habe tatsächlich kein Bild des Myzels, aber ich habe es mir angeschaut, auch mit der Lupe. Es ist bei den Fruchtkörpern aus Alcudia jedenfalls rosalich gewesen. Im Wald habe ich nicht mehr ganz genau danach geschaut, weil dort extreme Mengen dieser Schmierröhrlinge gewachsen sind. wir sind irgendwann nur noch daran vorbeigegangen ...


    Mit den Varianten kenne ich mich leider nicht aus. Für mich waren die Funde dort alle recht gleichförmig. Auf boletales.com sind keine Varianten ausgewiesen. Als Verwechslungspartner kommen nach meinem Dafürhalten ggf. Suillus granulatus oder Suillus bellini in Betracht. Ich versuche mich bei der Bestimmung möglichst an validen Quellen zu orientieren. Ich finde im Netz auch Seiten, in denen Konzepte durcheinandergebracht oder nicht aktualisiert sind.


    Im Index fungorum wird mediterraneensis f xanthus einfach mediterraneensis zugeordnet: vgl. hier

    Index Fungorum - Names Record

    Also alles Synonyme, vgl auch hier: Species Fungorum - Species synonymy


    LG Sebastian

  • Hallo Sebastian!

    Danke für den Bericht aus dem Süden. Ich muss zugeben, dass mich trotz toller Pilze das Foto von dem Erdbeerbaum am meisten anspricht, erinnert es mich doch an einen wundervollen Urlaub im Luberon (Fernweh!!!).

    Daneben finde ich die Ölbaumtrichterlinge echt schick. Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass die schon seit ein paar Jahren in einer Nachbargemeinde vorkommen sollen. Ich halte also die Augen auf. :)

    Liebe Grüße,

    Tuppie

    • Offizieller Beitrag

    Ahoi!


    Bei Röhrling #4 hättest du das Schnittbild vielleicht noch etwas länger beobachten müssen. Aber so ein leichter, violettgrauer Hauch deutet sich ja schon an, zusammen mit der Beschaffenheit der Stieloberfläche müsste der zu Leccinellum gehören, vermutlich dann Leccinellum lepidum (Steineichen - Raufuß) oder Lecinellum corsicum (Zistrosen - Raufuß).


    Röhrling #6 war doch nicht bitter, oder?
    Mir käme da noch Lanmaoa fragrans (Duftender Röhrling oder so) in den Sinn.


    Bei #9 kann ich mir so gar net recht einen Eichenmilchling vorstellen. Zumindest was ich bisher von Lactarius quietus gesehen habe (uund die Art ist hier ja durchaus häufig) ist der farblich, sowie vom Habitus und auch eben der Struktur der Hutoberfläche doch recht anders...
    Was das aber sein könnte, da habe ich keine Ahnung.



    LG; Pablo.

  • Bei Röhrling #4 hättest du das Schnittbild vielleicht noch etwas länger beobachten müssen. Aber so ein leichter, violettgrauer Hauch deutet sich ja schon an, zusammen mit der Beschaffenheit der Stieloberfläche müsste der zu Leccinellum gehören, vermutlich dann Leccinellum lepidum (Steineichen - Raufuß) oder Lecinellum corsicum (Zistrosen - Raufuß).


    Röhrling #6 war doch nicht bitter, oder?
    Mir käme da noch Lanmaoa fragrans (Duftender Röhrling oder so) in den Sinn.

    Hallo Pablo,

    du hast sicher Recht das es auch einer der beiden Rauhfüsse sein kann.


    Den Starkriechenden Röhrling habe ich anders in Erinnerung, ist aber fast 20 Jahre her und damals noch ohne Kamera.

    Der ist sehr büschelig gewachsen, Kastanienbraune Hutfarbe, filzige Huthaut, leuchtend gelbe Röhren wie beim Goldporigen Röhrling und gelbweiss mamoriertes Stielfleisch,

    aber ganz ausschliessen würde ich den auch nicht,

    Wenn ich mich recht erinnere steht in den Dickröhrlingen vom Heinz Engel auch das sich da 2 Arten hinter verbergen können

    viele Grüsse

    Matthias

  • Hallo zusammen, vielen Dank für die weiterführenden Hinweise ...


    mit Nr. 4, lieber Pablo, könntest du Recht behalten, der Stiel ist schon sehr typisch und Leccinellum lepidum klingt einleuchtend und stimmt soweit makroskopisch gut überein!


    bei Nr. 6 bleibe ich unentschlossen. Ich habe den Geschmack nicht getestet. Definitiv ausgiebig getestet habe ich den Geruch, da war kein besonderer Geruch festzustellen. Zu Lanmaoa bin ich mit dem Makroschlüssel mit etwas Variationsbreite auch gelangt, hatte den aber wegen dem fehlenden Geruch und den normalerweise leuchtend gelben Röhren ausgeschlossen.


    Bei Nr. 9 war ich mir auch unschlüssig, auch wegen der fehlenden Zonierung. In Basso 1999 habe ich nun noch Lactarius atlanticus - den atlantischen Milchling gefunden. Dieser passt makroskopisch sehr gut, kommt insbesondere gerne bei Steineichen vor. Den würde ich daher mal so nennen wollen. Da ich die Fruchtkörper nun entsorgt hatte, kann ich mikroskopisch nicht mehr prüfen. Aber das sieht schon sehr danach aus ...


    Toll, was man in kürzester Zeit so finden kann ...

    1 Suillus mediterraneensis mediterraner Schmierröhrling Oktober 2021, Alcudia unter Pinien in Massen
    2 Omphalotus olearius Leuchtender Ölbaumpilz, orangefarbiger Ölbaumtrichterling Oktober 2021, Tramuntanagebirge unter Steineichen
    3 Suillellus quelletii glattstieliger Hexenröhrling Oktober 2021, Tramuntanagebirge unter Steineichen
    4 Lecinellum lepidum cf. Steineichen-Rauhfuss Oktober 2021, Tramuntanagebirge unter Steineichen
    5 Caloboletus radicans Wurzelnder Bitterröhrling Oktober 2021, Tramuntanagebirge unter Steineichen
    6 Chalciporus amarellus cf. Bitterlicher Zwergröhrling Oktober 2021, Tramuntanagebirge unter Steineichen
    7 Lactarius atlanticus atlantischer Milchling Oktober 2021, Tramuntanagebirge unter Steineichen
    8 Lactarius sangiufluus Weinroter Kiefernreizker Oktober 2021, Tramuntanagebirge unter Pinie
    9 Amanita ovoidea Eierwulstling Oktober 2021, Es Cumo de Muro (nationales Waldgebiet an der Küste, Dünensand, Kiefer als Hauptbaum), ebenfalls im Tramuntanagebirge
    10 Amanita proxima Ockerscheidiger Eierwulstling Oktober 2021, Es Cumo de Muro (nationales Waldgebiet an der Küste, Dünensand, Kiefer als Hauptbaum)
    11 Amanita vittadinii Schuppenstieliger oder spindelfüßiger Wulstling Oktober 2021, Es Cumo de Muro (nationales Waldgebiet an der Küste, Dünensand, Kiefer als Hauptbaum)
    12 Ganoderma lucidum Glänzender Lackporling Oktober 2021, Tramuntanagebirge unter Steineichen


    LG Sebastian

  • Tuppie ... ja, diese exotischen Früchte wecken Fernweh :love:. Ich fand das wirklich einen ganz tollen Baum.


    Der Ölbaumtrichterling soll ja hier auch schon mehrfach aufgetaucht sein, ich habe ihn noch nicht gefunden. Scheinbar hat er aber auch schon zu Vergiftungen geführt, weil er wohl mit Reizkern verwechselt worden sein soll.


    LG Sebastian

  • Hallo Sebastian,

    ein weiterer toller Beitrag, bei dem ein wenig ganz viel Fernweh aufkommt.:thumbup:

    Lecinellum lepidum cf. - der Steineichen-Rauhfuss (danke Pablo)

    Ich vermute hier auch ganz stark den Steineichen-Rauhfuß.

    Wir hatten den 2014 in Istrien beim Kurs mit Andreas Gminder. Hier ein Vergleichsfoto.


    Bei diesem denke ich auch ohne Zonierung an 09 Lactarius quietus - den Eichenmilchling (vielleicht täusche ich mich aber auch): Lactarius atlanticus - der atlantische Milchling

    L. atlanticus sollte passen! Auch den hatten wir bei oben genanntem Kurs.


    P.S. ... wer hat schon einmal den "Westlichen Erdbeerbaum" gesehen ...

    2017 in Ligurien.

    Ich hatte das Glück, in einem Erdbeerbaum-Bestand sogar den Erdbeerfalter zu entdecken.

    Siehe die Bilder 35-37 meines damaligen Beitrages.


    LG, Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

  • Ach toll Nobi, vielen Dank für die Vergleichsbilder!


    Dein Bericht ist toll und die Bilder erinnern landschaftlich sehr stark an die Gegend, in der ich nun unterwegs war. Den schönen Falter habe ich aber nicht entdeckt.


    LG Sebastian

    • Offizieller Beitrag

    Morgen!


    Also da ich weder eine der mediterranen Leccinellum - Arten noch eine Lanmaoa fragrans je in der Hand hatte, bin ich selbst arg unsicher. Das sollten nicht mehr als zwei vage Ideen zum Vergleihen sein. g:-)



    LG; Pablo.

  • da wir hier ja nur Fotos beurteilen ist es durchaus legitim auf andere Arten hinzuweisen und es kann keiner sicher sagen das du daneben liegst,

    Na klar, ich persönlich freue mich immer enorm, wenn diejenigen mit solch reicher Artenkenntnis und hohem Konzeptverständnis wie Pablo und auch andere hier die eigenen Anfragen und Berichte bereichern, den Blick weiten und helfen, die eigene Reichweite und das Art- und Konzeptverständnis zu vergrößern. Ohne diese Möglichkeit von euch zu lernen, würde das hier nur halb soviel Sinn/Spass machen.


    LG Sebastian

  • Hello Steve,


    in my Opinion Cyanoboletus pulverulentus should have in fresh state a much stronger blue. The colors don't really match either. So I know the mushroom much more luminous with yellow pores and stems and a red stembase. It would have to be a very old specimen if it were so cautiously blue. Perhaps it cannot be completely ruled out, but the probability remains low for me.


    For me, an exact determination at the species level remains difficult and unclear.


    Best regards, Sebastian

  • Yes, I confirm that Cyanoboletus pulverulentus becomes deep blue in few seconds (=instantly). Problem with external colours form me is that they vary with maturation and also interspecific variety. Old specimens of Cyanoboletus are really dull and unattractive, young ones are quite more eye-pleasing. Thanks for your explanation Seb.


    L.G.

    Stephen

    • Offizieller Beitrag

    Good Evening!


    Dry conditions, especially combined with elderly fruitbodies can be responsible for weak blueing when cutting Cyanoboletus.

    It might be an option in this case.


    Here's a picture of a weakly blueing Cyanoboletus pulverulentus:



    LG; Pablo.