Und noch eine Conocybe ...

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.487 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sebastian_RLP.

  • So, hier noch ein Pilzchen aus dem Garten,


    entpuppte sich unter dem Mikroskop schnell als Conocybe, da lecythiforme Cheilozystiden (s. Bilder). Ansonsten gestaltet sich die Bestimmung schwer:

    Sehr kleiner Fruchtkörper (0,5cm) , blass, milchkaffeeartig, eher nicht gerieft.


    Vorkommen: Gartenwiese, ungedüngt. Gesellig zu zweit :)


    Mikromerkmale: Sporen 10x5(6)µm mit Keimporus, relativ dickwandig, in KOH aus meiner Sicht rotbraun (siehe Bilder)

    Basidien 4-sporig

    Cheilos und Kaulozystiden lecythiform (siehe ebenfalls Bilder), Kopf wenige µm, Körper etwa 7µm

    Zudem auch an Stielbekleidung aus meiner Sicht keulige Elemente mit Schnalle an Basis (vereinzelt)

    dicke und dünnere Stielhyphen, letztere auch mit Schnallen.


    Tja, für Conocybe juniana sind nach Ludwig die Cheilos und deren "Köpfe" viel zu klein; Ochrostriata passt von Hut und Kaulozystiden nicht. Hellere Arten wie pseudocrispa haben 2-sporige Basidien und scheiden daher aus. C. subpubescens kommt den Mikromerkmalen nahe, sollte aber nicht im Garten wachsen, wenn ich das richtig lese. Für den würde aber die Rötung der 0,8µm dicken Sporenwand in KOH sprechen.


    Habt ihr noch Ideen?


    Beste Grüße Sebastian

  • Hallo Sebastian,

    mit welchem Schlüssel hast Du denn gearbeitet? C. juniana hat überwiegend kopfige Kaulos, C. ochrostria hat keine kopfigen Kaulos und C. pseudocrispa kann man schon makroskopisch ausschließen. Du musst schon bei den Arten mit gemischten Kaulozystiden suchen zu denen von Deinen Kandidaten lediglich C. subpubescens gehört. C. subpubescens sollte jedoch Sporen deutlich über 10 mµ haben.

    LG Karl

  • Hallo Sebastian,


    das scheint was nicht so häufiges zu sein, ich würde hier mit C. tetrasporoides vergleichen.

    Das ist eine sehr kleine Art, nicht oder kaum gerieft, gemischte Kaulos, kleine Köpfchen an den Zystiden und auch die kleine Statur mit den blass gelblichen Farben passt sehr gut dazu. Die Sporen sind etwas klein, allerdings weiß ich nicht, wie viele Sporen Du gemessen hast. Besser wäre es einen Bereich anzugeben, ich denk mal, da werden bestimmt auch Sporen über 10µm dabei sein.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Guten morgen ihr zwei und danke für eure Rückmeldungen,


    Karl: ich habe den Schlüssel aus dem Ludwig verwendet, nachdem klar war, dass es sich um Conocybe handelt. Ich hätte vielleicht noch erläutern sollen, weshalb ich anfangs verschiedene Arten betrachtet habe. Dazu muss man wissen, dass ich gestern 1. das allererste Mal überhaupt eine Conocybe unter dem Mikro hatte und 2. das erste Mal überhaupt Conocybe geschlüsselt habe. Bis gestern Mittag war mir quasi unbekannt, das lecythiforme Zystiden überhaupt ein so wichtiges (Alleinstellungs?)Merkmal der Gattung Conocybe ist. Das diese Form dort vorkommt war über entsprechende "Pilzanatomische" Literatur jedoch schnell rausgefunden.

    Im Ludwig habe ich dann erstmal im Bildband geblättert, habe makroskopisch verglichen und das Vorkommen und Auftreten etwas quergelesen. In diesem Zusammenhang stößt man natürlich dann zum Beispiel schnell auf so Sachen wie C. juliana. Erst danach habe ich mich an die systematische Erfassung der Mikromerkmale gemacht und systematisch heißt in dem Fall, dass ich durch ständiges Querlesen im Schlüssel und unter den Arten überhaupt ersteinmal lernen musste worauf es ankommt. Ich denke, heute wäre ich bereits schneller unterwegs.

    So bin ich am Ende genau zu deiner Einschätzung auch gekommen (siehe erster Beitrag). Die drei erstgenannten muss man ausschließen, nur C. subpubescens weisst weitestgehende makro- und mikroskopische Überschneidungen auf. Vorallem ist auch die Rötfärbung der 0,5-0,8µm dicken Sporenwand im Ludwig fettgedruckt.

    Ansonsten weist der Ludwig in seiner Orientierungshilfe zur Bestimmung für Conocyben unter 4.3 insgesamt 4 Arten aus mit "Stiel mit einer ausgewogenen Mischung aus lecythiformen und nichtkopfigen Elementen". Von diesen scheiden drei aus, weil in wesentlichen Elementen nicht passend (Makroskopisch und von den Kaulos z.B. wäre auch C. pulchella denkbar, aber der hat ja noch größere Sporen und ist in KOH nicht rötlich). So bleibt C. subpubescens übrig, als eine Art, die in weiten Teilen passt. Aber ich sehe es wie du, eben nicht vollständig. Da komme ich eben an die Grenzen meiner Möglichkeiten. Daher die Frage, ob noch eine Idee besteht.


    Die Sporengröße war schon ziemlich einheitlich, habe an verschiedenen Stellen immer wieder 10µm in der Länge gemessen. Aber eine ganz genaue Dokumentation der Streubreite hatte ich tatsächlich nicht mehr angefertigt.


    Matthias: vielen Dank dir auch für den Hinweis auf C. tetrasporoides. Im Ludwig wird Conocybe tetraspora als Synonym für C. subpubescens aufgeführt. Sollte diese "Varietät?" ggf. noch kleinere Sporen haben und sonst gleich sein, wäre das natürlich möglich. Auf jeden Fall bin ich doch dann scheinbar ganz in der Nähe gelandet.


    Herzliche Grüße

    Sebastian

  • Hallo Sebastian,

    die Frage nach dem Alleinstellungsmerkmal lecythiforme Zystiden für Conocybe kann man mit ja beantworten. Zu beachten ist natürlich, das es ähnliche Formen von Zystiden in anderen braunsporigen Gattungen gibt, die dann aber eher kegelpinförmig aussehen, nicht so dünne Hälse haben oder deren Bauchteil schlanker ist. Im Zweifelsfall hilft dann ein Blick auf die Hutdeckschicht, die bei Conocybe mehr zellig und bei z. B. Galerina hyphig ist.
    Du hast den Fund sehr gut bearbeitet und bist so weit gekommen, wie es mit der verwendeten Literatur möglich ist :daumen:
    Hausknecht schlüsselt in Fungi Europaei Band 11 insgesamt 16 Arten in der Sektion Mixtae auf CONOCYBE-KEY FE 11.zip. Wie bereit von Matthias angesprochen, spricht sehr viel für C. tetrasporoides OestZPilz_12_0041-0083.pdf OestZPilz13 (2004) 153 ff.pdf.
    Conocybe tetraspora wurde von Singer aus Südamerika beschrieben und wird von Hausknecht als identisch mit C. subpubescens angesehen, hat also mit Deinem Fund nichts zu tun.

    LG Karl

  • Hallo Karl,


    zwecks tetraspora/tetrasporoides hatte ich mich schon gefragt, also unterschiedliche Taxa.


    Ganz herzlichen Dank für das weiterführende Material, sehr aufschlussreich und anschaulich. Werde es bei Gelegenheit noch vertiefend studieren. Auch für den Schlüssel!!

    Habe heute noch eine weitere Conocybeart im Wald gefunden und erstmal makro- und mikroskopisch festgehalten. Werde die nochmal in Ruhe schlüsseln bei Gelegenheit. Dann kann ich die neuen Erkenntnisse gleich mal ausprobieren. Anbei schon mal ein paar Bilder.


    Muss noch rausfinden, wie genau man die Ammoniak-Reaktion überprüft. Bei Ludwig ist zu lesen, dass sich im mikr. Präparat an den Lamellenbruchstücken in Ammoniak feine lange Kristallnadeln ausbilden. Habe mir Bilder im Netz angeschaut. Bedeutet also die Lamelle in 25% Ammoniak einlegen. Bin etwas vorsichtig was Ammoniak anbetrifft.


    LG Sebastian

  • Muss noch rausfinden, wie genau man die Ammoniak-Reaktion überprüft. Bei Ludwig ist zu lesen, dass sich im mikr. Präparat an den Lamellenbruchstücken in Ammoniak feine lange Kristallnadeln ausbilden. Habe mir Bilder im Netz angeschaut. Bedeutet also die Lamelle in 25% Ammoniak einlegen. Bin etwas vorsichtig was Ammoniak anbetrifft.

    Hallo Sebastian,

    ich nehme ein Bruchstück einer Lamelle und ein bis zwei Tropfen Ammoniak direkt auf einem Objektträger, lege ein Deckgglas drauf und drücke es leicht an. Bei einer sehr starken Reaktion sieht man die Kristallnadeln schon nach 20 Minuten. Habe auch schon gelesen, das man das Präparat über Nacht in den Kühlschrank legen kann.

    LG Karl

    PS. in älteren Schlüsseln wird die NH3-Reaktion noch als hartes Kriterium verwendet. Es hat sich jedoch erwiesen, dass die Reaktion bei manchen Arten nicht konstant ist. Bei den im Schlüssel aufgeführten Arten, solte es aber passen.

  • Hallo Karl,


    Vielen Dank für die vertiefende Erläuterungen. Die Auflistung im Schlüssel bietet einen schnellen Überblick. Auch den Hinweis, dass die Reaktion generell in der Sektion Conocybe zu finden sind, finde ich aufschlussreich.


    Also nochmals vielen Dank

    Gruß Sebastian