Wieder ein paar Erstfunde - Teil 1

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 4.573 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mreul.

  • 07.10.2018: Wieder ein paar Erstfunde - Teil 1

    Liebe Pilz-Freunde,
    es hatte nur wenig geregnet, als ich und Matthias die heutige Tour planten. Doch "ein Bisschen was geht immer" dachten wir uns.
    Und so war es auch. Kommt mit uns und seht was wir alles entdeckten.

    Wegen der Menge müssen wir diesen Bericht diesmal auf 2 Teile aufteilen.
    Teil 2 findet Ihr hier

    Wir schreiben den Bericht wieder zusammen.
    Wie immer: Meine Texte sind schwarz, Matthias' Texte sind grün. ;)
    Meine Bilder sind mit einem schwarzen
    , Matthias' Bilder sind mit einem grünengekennzeichnet.

    Fundnummer: 2018-10-07-0939

    Ich kenne die Art bisher vor allem von Wiesen, hier ist ein grasiger Waldwegrand auch ausreichend gewesen. Wuchs da in erstaunlichen Mengen.


    Weißes Spitzkeulchen (Clavaria falcata)
    :
    mush-16946.jpg


    mush-16915.jpg


    mush-16916.jpg


    mush-16917.jpg


    mush-16918.jpg


    mush-16919.jpg


    mush-16920.jpg


    mush-16921.jpg


    Fundnummer: 2018-10-07-0957
    Eine Freunde für mich, da ein Erstfund.
    Krönchen-Glockenschüppling (Pholiotina vexans)
    :
    mush-16922.jpg


    mush-16923.jpg


    Sporen:
    mush-16947.jpg


    Cheilozystiden:
    mush-16948.jpg


    Fundnummer: 2018-10-07-1003
    Ein Schnappschuss einer Russula die wir mal nicht bestimmten, da wir zeitlich ausgelastet waren.
    Täubling (Russula spec.):

    mush-16949.jpg



    Fundnummer: 2018-10-07-1022

    Dieser Risspilz-Fund war eine kleine Sensation.

    Morphologische Daten:

    Fundort: 533 müNN, ca. N49.916, O12.292, Leonberg, MTB 6039, bei Kiefern in einem feuchten, etwas sandigen Graben eines Wegrandes
    Fundzeit: 07.10.2018
    Wuchsform: gesellig
    Hutform: jung spitzkegelig, alt ausgeflacht mit Buckel
    Huthaut:
    rot-braun, nach außen hin heller werdend, radialfaserig, etwas glänzend
    Hutrand: nicht behangen, kantig
    Lamellen: cremeweiß, Zwischenlamellen, bauchig
    Lamellenschneiden: fein weißlich beflockt

    Lamellen-Stielübergang:
    tief ausgebuchtet angewachsen
    Stiel: bräunlich-beige, nach unten hin weiß werdend
    Stielbereifung: nur oben bereift
    Stielbasis: nicht oder sehr leicht verdickt
    Fleisch: ohne Besonderheiten
    Größe: Hutdurchmesser ca. 2 cm, Stiellänge ca. 4 cm, Stieldurchmesser ca. 4 mm
    Sporenpulverfarbe: nicht getestet
    Geruch:
    spermatisch
    Geschmack: nicht getestet

    Mikroskopische Daten:
    Sporen 8-10 x 4,5-5,5µm, Zystiden dickwandig, in KOH leicht gelb, bis 60µm lang

    Zur Fundzeit war diese Pilz noch unbeschrieben. Doch Ditte hatte die Beschreibung zufälliger Weise gerade in Arbeit zu einer Veröffentlichung in Mycologia Bavarica.
    Inzwischen ist die Beschreibung in Ditte's wundervollem Artikel in der Mycologia Bavarica, Band 20, 2020 - Seiten 13-101 erschienen - worauf wir hiermit verweisen.

    Zur interessanten Etymologie teilte und Ditte mit:
    "Die Art heißt nach dem griechischen Titan Astraios, Gott der Abenddämmerung, da die Art meist erst spät im Jahr fruktifiziert und die Hüte zum Rand hin ausblassen wie das Licht am Abend. Auf Deutsch könnt ihr sie also den Astraios-Risspilz nennen."

    Wieder ein Beispiel dafür, dass selbst noch viele Großpilze bei uns im gut durchforschten Deutschland noch unbeschrieben sind. Jedenfalls war er das zum Zeitpunkt des Findens noch nicht. Genau hinsehen kann sich also lohnen, nicht nur bei Inocybe.

    Hier also nun der Pilz mit dem wunderschönen neuen Namen Astraios-Risspilz (Inocybe astraiana):
    mush-16550.jpg


    Cheilozystiden in KOH:
    mush-16552.jpg



    mush-16553.jpg



    mush-16554.jpg



    Pleurozystiden in KOH:

    mush-16555.jpg



    mush-16556.jpg



    Sporen in KOH:

    mush-16557.jpg



    Weiter zum Teil 2

  • Schwammer-Dieter

    Hat den Titel des Themas von „Wieder ein paar Erstfunde - Teil 2“ zu „Wieder ein paar Erstfunde - Teil 1“ geändert.
  • Servus Dieter,

    wie gewohnt tolle Bilder:daumen:


    Bist du dir bei deinem Keulchen sicher ?

    Die Clavaria krieglsteineri sieht dem makroskopisch sehr ähnlich.


    Grüße

    Felli

  • Mal so 'ne Idee. Mit deinen hübschen Beschreibungen könnte man doch ganz gut das Unterforum "Portraits, Arten- und Gattungsbeschreibungen" auffüllen, oder?

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
    Posts sind nicht als Essensfreigabe zu verstehen. :-]

  • Hallo,

    ja das hatten wir schon überlegt. Aber es fehlt uns die Zeit dazu.

    Wenn wir (evtl. im Forum) jemand finden würden, der uns die Arbeit der Beschreibungen abnimmt --> das wäre eine Möglichkeit...

    Beste Grüße

    Dieter

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Wenn man das in Zukunft noch mal forcieren würde, könnte man das bei den Portraits auch deutlich einfacher machen: Gültiger Name + gängige Synonyme; dazu eine Fundbeschreibung. Also kurz die morphologischen Details, die man auf Bild nicht erkennen kann + mikroskopische Eckdaten = fertig.

    Bei häufigen Arten ist das schön wenn's ausfürhlicher wird und auch mit Verwechslungsoptionen, aber nicht zwingend erforderlich, denke ich.

    Also im grunde genommen habt ihr bei vielen Funddokumentationen schon alles drin, was man braucht.



    LG, Pablo.

  • Moin Pablo, der Vorteil der Pilzportraits in diesem Forum ist, dass sie ergänzt und diskutiert werden und so ziemlich ausführliche und aussagekräftige Darstellungen entstehen. Auch Fehler schleichen sich nicht ein. Ich finde, das ist ein großer Vorteil ggü. Pilzportraits auf anderen Seiten. Ich jedenfalls würde Deinen Vorschlag aufs schärfste begrüßen, auch wenn ich wenig beitragen kann.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Das finde ich auch Claudia,

    aber wir wissen nicht wie es weiter geht wenn die Upload-Filter Pflicht werden. Wir ahnen es jedoch.

    Aber ich will nun keine politische Diskussion hier anfachen... Also... warten wir erst mal ab.

    Beste Grüße

    Dieter

  • Bist du dir bei deinem Keulchen sicher ?

    Die Clavaria krieglsteineri sieht dem makroskopisch sehr ähnlich.


    Ja, die Keulchen sind mikroskopisch bestimmt und sicher.

    Hallo Felli und Dieter,

    makroskopisch kann ich mich auch nicht mit C. falcata anfreunden aber an C. krieglsteineri mag ich auch nicht so recht glauben.

    Die typische C. falcata ist für mich rein weiß mit glasigem, nie braunem Stiel ohne deutlich erweiterten oder wie hier sogar runzligen Kopfteil, sondern eher zur Spitze verjüngt. C. krieglsteineri ist m. E. gedrungener und hat ebenfalls keinen braunen Stiel. Leider beschäftigen sich nur wenige Leute intensiver mit den Keulchen und ich räume ein, dass die Variabilität eventuell nicht ausreichend bekannt ist.
    Hans Bender, Henk Huyser NL und ich, haben die folgenden und weitere Kollektionen in zwei Gebieten gefunden und glauben, dass es da noch mindestens eine unbeschrieben Art gibt. Interessant ist das Bild oben links mit zwei typischen Exemplaren von C. falcata und mit den getönten Frk. welche längere und schlankere Sporen haben. Auch an einer weiteren Fundstelle kamen beide Arten schon vergesellschaftet vor. Leider haben wir in den letzten drei Jahren kein Material mehr gefunden, welches man sequenzieren könnte.



    LG Karl

  • Hallo zusammen,


    von den Keulchen hab ich leider keine Mikrofotos gemacht, da als Standard abgehakt. Für krieglsteineri, mit der ich ja auch eventuell gerechnet habe, waren die Sporen definitiv zu breit. Auch makroskopisch, wie Du, Karl, schon sagst, die kenn ich klar gedrungener.

    Makroskopisch sind die so oder so nicht unbedingt die typischsten, das ist unbestreitbar. Eine weitere Art, die ich nicht kenne kann ich freilich nicht ausschließen.

    Ebenso wäre es denkbar, dass es eine Mischkollektion sein kann, bei der ich vielleicht eine falcata (oder eben was ähnliches, nahestehendes) untersucht habe und daneben wären noch andere (z.B. eben krieglsteineri) gestanden. Klar abgrenzen konnte man makroskopisch zumindest nichts.


    Wird sich so leider nicht klären lassen, wenn ich mal wieder sowas habe schau ich genauer hin. Danke für die Hinweise, da scheint es mehr zu geben als man zunächst glauben mag. Habe falcata auch in Mengen im Garten, da traten auch mal welche mit etwas gelblicheren Stielen auf, die hab ich nicht einzeln mikroskopiert, vielleicht wächst da ja auch mehr.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.