Mal wieder ein Täubling

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.925 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von kuhmaul.

  • Hallo allerseits,


    ich hoffe, ihr könnt mir bei dem folgenden Täubling mal helfen, der mich recht ratlos zurücklässt. Irgendwie finde ich in meinem BLV Pilzführer nichts, was so richtig passt: Für einen Dotter-Täubling (R. lutea) ist das Sporenpulver zu hell, für einen Frauen-Täubling (R. cyanoxantha) passen eigentlich nur Geschmack und die flexiblen Lamellen, am ehesten passen vielleicht noch Graustiel-Täublinge (Decolorantes), aber wirklich viel grau sehe ich da auch nicht... Daher hoffe ich einfach mal, dass die gesuchte Art dort nicht aufgeführt ist und ihr eine bessere Idee habt==Gnolm23

    Huthaut: frisch gelb, nach einer Nacht eher mit Grau/Grüntönen; Huthaut für Täublinge ziemlich elastisch; am Hutrand rötlicher Ring

    Lamellen: für Täublinge recht elastisch, aber keine kurze Lamellen eingestreut

    Stiel: weiß, ein bisschen weich, überzogen mit deutlichen Rottönen

    Sporen: weiß bis vielleicht cremefarben, aber keine Gelbtöne

    Geschmack: mild

    Geruch: Nicht "normal" und schon recht intensiv, aber ich habe zu dem Geruch so richtig keine Assoziation, vielleicht ein bisschen wie getrockneter Steinpilz


    Eisensulfat-Test (der Fleck links) gelb bis gelb-orange


    Sporen in Melzers


    Huthaut in Kongorot

  • Hallo Nemrod,

    also den würde ich rein makroskopisch als Pfirsich-Täubling (Russula violeipes) ansprechen.


    LG, Nobi

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    Chips: 72

  • Hallo zusammen,


    Russula violeipes ist da auch mein Eindruck. Fühlte sich die Huthaut auch irgendwie "klebrig" (das beschreibt es irgendwie nicht ganz zutreffend, aber ich weiß leider nicht, wie ich es besser beschreiben soll) an?


    Björn

  • Danke für die Antworten! Russula violeipes sieht gut aus.


    Die Huthaut war recht "feucht" und nicht so eine eher trocken-ledrige Haut wie z.B. bei R. vesca. Beim Abziehen der Huthaut fürs Mikroskopieren habe ich auch gemerkt, dass die Huthaut "irgendwie schleimig" war und die Huthaut stärker an Skalpell/Pinzette kleben blieb als üblich.

  • Russula violeipes ist da auch mein Eindruck. Fühlte sich die Huthaut auch irgendwie "klebrig" (das beschreibt es irgendwie nicht ganz zutreffend, aber ich weiß leider nicht, wie ich es besser beschreiben soll) an?

    Ich finde den Vergleich mit Wachs sehr gut. Hatte man Wachs in den Fingern, etwa von einer Kerze, so bleibt ein Gefühl an den Fingern zurück, das meiner Meinung nach, fast identisch ist.

    Der Pilz sollte aber in einer guten Verfassung sein damit man diesen Effekt spüren kann.

  • Hallo Nemrod,


    eins muss ich sagen, deine aufgeführte Pilzbeschreibung ist erste Klasse. :daumen:


    Das hat mir alles bei der Nachbestimmung deines Pilzes geholfen.

    Auch auf dem Sporen-Mikro erkennt man auf 8:00 Uhr ein netzartiges Ornament zu den sonst rundlich erscheinenden Sporen und beim Mikro der HDS die typisch blasigen Zellen mit spitz zulaufendem Endglied. So wie es sein soll. Top.


    Somit kann ich mich der Meinung meiner Vorredner zu R. violeipes voll anschliessen.


    Danke und Grüsse

    claus

  • Danke für das Kompliment, Claus!


    Und auch für deine Interpretation der Mikro-Bilder; mit der Frage, was genau ich da eigentlich sehe und -viel wichtiger- was ich nun daraus ableiten kann, bin ich noch oft überfordert.

  • mit der Frage, was genau ich da eigentlich sehe und -viel wichtiger- was ich nun daraus ableiten kann, bin ich noch oft überfordert.

    Hallo Nemrod,


    Na ja, deine Mikro-Bilder sind nicht ganz optimal trotzdem reicht es aus, zusätzlich zu den Makromerkmalen, eine Zugehörigkeit zur Gruppe der Amoeninae zu bestätigen. Zu dieser Gruppe gehören AMOENA, AMOENICOLOR, VIOLEIPES, VIRESCENS soweit ich weiss.

    Diese Arten haben weder Pleurozystiden noch Primordialhyphen, aber sie sehen sich im Mikro der übrigen HDS-Merkmale (s. deine HDS-Bilder) sehr ähnlich und man muss unter Umständen auch mal Messen etc.


    Zu deiner Frage WAS genau du da eigentlich daraus ableiten kannst ist damit schon erklärt. Eine Bestätigung einer Vermutung. Denn sowohl die Makro-Merkmale incl. Chemie wie auch die rundlichen, teilnetzigen Sporen und auch die kurzgliedrigen kugeligen Zellen mit dem spitzen Endglied passen zu dem Pilz.


    Dass du mikroskopierst finde ich gut, aber man sollte schon wissen was man sieht...

    besser gesagt "WAS MAN (WIE) WO SEHEN SOLLTE"


    Die Täublinge sind an sich sehr gut beschrieben und dokumentiert. Dazu gehören u.a. die Mikromerkmale der Huthaut, der Lamellen und der Sporen.

    So eine zeichnerische Dokumentation von R. violeipes mit der HDS und der Sporen siehst du im Bild.

    So SOLLTE deine HDS bei einer fraglichen Vermutung eben aussehen.


    Bild: Auszug aus Romagnesi R. violeipes



    Wenn du jetzt dein HDS-Mikro genauer betrachtest, müssten dir eigentlich Gemeinsamkeiten der kugelig geformten Elemente mit dem spitz zulaufenden Ende auffallen.

    Auch bei der Spore auf 8:00 Uhr müsstest du ein gewisses Netz beobachten können.

    Je besser das Bild, um so leichter die Interpretation...


    Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen


    Grüsse aus der Rhön

    claus