Porlinge an Esche

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 4.222 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Naan83.

  • Hallo zusammen,


    leider haben diese Porlinge nicht abgesport und auch im Exssikkat waren nur Skeletthyphen zu sehen. Ich steh da aufm Schlauch. Vielleicht hat jemand eine Idee dazu.


    Kurzbeschreibung:
    Fundort war ein Naturwaldreservat mit viel Totholz und auch älterem Baumbestand: Buchenmischwald mit Eichen, Eschen, Hainbuchen und auch Erlen und Ulmen. Böden eher frisch - feucht und eher nährstoffreich (Untergrund vermutlich eiszeitliche Schotter, aber womöglich auch Kalk in irgend einer Form).


    Vier Exemplare in einer Höhlung am Fuße einer Esche, dachziegelartig übereinanderwachsend und teilweise mit Schleimpilzen befallen und auf der Unterseite mit deformierten Auswüchsen. Am Hutrand waren Guttationstropfen zu sehen.


    Basidiocarp: Konsolenförmig, 120-150 mm breit, 100 mm abstehend, 30-40 mm dick, im Querschnitt etwas "dreieckig", mit abgerundeter Hutkante, Oberfläche glatt - knotig bis bucklig, weißliche, sehr ausgedehnte Zuwachszone (-30 mm), basaler Strunk etwas dunkler (bräunlich) und deutlich bucklig verdickt. Trama -20 mm dick, weiß, mit dünnen schwarzen Linien gezont (Zuwachs-Schichten?), Hymenium länglich röhrig - fast daedaloid - 9 mm lang, Geruch fruchtig säuerlich, Geschmack stark adstringierend - bitterlich, Konsistenz sehr zäh!


    Grüßle
    Jürgen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Jürgen!


    Klingt jetzt vielleicht etwas komisch, aber in wesentlichen Merkmalen (dicker, feste Fruchtkörper, helles Fleisch, längliche bis daedaloide Poren) erinnert mich das sehr an Trametes gibbosa.
    Die Art ist ja auch ein Chamäleon, dunkel gefärbte Hutbereiche sind oft mit Befall durch Algen und / oder Bakterien zu erklären.
    Ist aber nur mal so eine vorläufige Idee.



    LG, pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Jürgen!


    Die Buckeltramete ist ja immerhin die dickfleischigste Art der Gattung. Da sind mir schon recht bemerkenswerte Bollen begegnet. ;)
    Alternativen:
    Das wird schwierig. Mit der Porenform kann man an Climacocystis borealis denken. Der scheidet aber hier wohl aus (ist weicher, gelber, haariger). Daedaleopsis confragosa würde röten. Arten der Gattung Perenniporia sind hellfleischig, aber deutlicher geschichtet und haben eine andere Porenform. Oxyporus species hat entweder feinere Poren oder ist kleiner und wächst mehr resupinat.
    Saftporlinge (Oligoporus, Tyromaces, Postia etc) kommen aus diversen Gründen nicht in Frage. Mir fällt momentan jedenfalls nichts ein, was da sonst passen will.
    Das muss aber nicht viel heißen.



    LG, Pablo.

  • Hallo Jürgen,



    komisches Teil. 8|


    Irgendwie erinnert der mich ja ein bißchen an einen an der Unterseite komisch gewachsenen, nur schwach gefärbten jüngeren rotrandigen Baumschwamm. Aber das ist wahrscheinlich komplett daneben. :shy:

  • Hallo zusammen!


    Ja wenn diese bräunlichen Aspeke der Oberseite nicht wären... dann würde ich sofort auf die Buckeltramete (Trametes gibbosa) tippen... Die Porenform und die Tramafarbe sprechen Bände...


    Nur zwei Fragen (deren Beantwortung mich aber nicht wirklich weiterbringen würde...):


    Bist Du sicher Jürgen, dass es sich bei diesem Substrat in Form von Elefantenrüsseln mit vielen Pickeln tatsächlich um die Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) handelt?


    Sind die bräunlichen krustigen Oberflächen wirklich so, wie man sie auf Deinen Bildern erahnen kann? Hast Du einen Brutzeltest gemacht?


    Es wird jedenfalls spannend bleiben!


    Gruß,


    Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

  • Hallo Anna & Fredy,


    vielen Dank für eure Kommentare. Ich hab das Teils als UMO abgespeichert (mit c.f. Buckeltramete;-)). Der Baum war mit Sicherheit eine Esche, zwei Leute können sich nicht irren (meine "Pilzchefin" war mit dabei;-)) Brutzeltest hab ich keinen gemacht, weil ich nicht von einer Fomitopsis ausging (da wären die Poren viel feiner!).


    Grüßle
    Jürgen

  • Hallo Jürgen, hallo Fredy!



    ;-)) Brutzeltest hab ich keinen gemacht, weil ich nicht von einer Fomitopsis ausging (da wären die Poren viel feiner!).


    Das war auch eine eher halbgare Idee, die eigentlich nur etwas mit der Hutoberseite und den dunklen, braunschwarzen Zonen zu tun hatte, die mir für die Buckeltramete auch komisch erscheinen. Was die Porengröße und Form anbelangt hast du natürlich Recht, Jürgen, der Fichtenporling kommt hier nicht in Frage.


    Aber dafür hätte ich einen anderen Vorschlag: Wie wäre es denn mit einem Wurzelschwamm? Am Fuße eines Stammes wachsend, an fast allen Gehölzen vorkommend. Sehr vielgestaltig. Die Porenform würde mir da sehr gut gut gefallen.


    Ich erlaube mir mal auf einen Post von Fredy in diesem Forum zu verlinken, da er auch ein Schnittbild von Heterobasidion annosum zeigt, genauer in Beitrag 12 dieser Diskussion:


    LINK


    Link Schnittbild

  • Hallo Jürgen,


    das kann schon die Buckeltramete sein. Sie ist sehr wandlungsfähig und kann auch so groß werden. Konstant ist immer das leicht geschlitzte bzw. daedaloide Hymenophor. Ähnliches Hymenophor hat Climacocystis borealis, was Pablo schon erwähnte. Dieser Porling wächst aber nur an Nadelholz! Die makroskopisch ähnliche Perenniporia fraxinea hat kleinere rundliche Poren und hellbraunes Fruchtfleisch.


    LG
    Frank

  • Hallo Frank,

    schön, dass du dich hier zu Wort meldest! :sun:


    Nur so aus Interesse, als immer-noch-Porlingsanfängerin mal dahergefragt - kann das Hymenophor von Wurzelschwamm nicht auch daedaloid sein?


    Ich verglich da eben anhand einer Porentabelle in "Morphologie der Großpilze" und fand, dass dieser hier vielleicht ganz gut zu passen könnte. :/


    Aber mir fällt es auch immer noch sehr schwer, die Größenverhältnisse entsprechend abzuschätzen. Und vielleicht gibt es da ja noch andere offensichtliche Gründe, die dagegen sprechen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Anna!


    Das ist eine interessante Frage.
    Ich denke aber, Frank hätte dazu Stellung ezogen, wenn es im Bereich des Möglichen liegen würde.
    Aus eigener Funderfahrung kenne ich Heterobasision annosum s.l. mit zwar geschlitzten, aber nicht daedaloiden Poren. Was nicht viel heißen muss.
    Irgendwas scheint mir aber auch im Gesamterscheinungsbild nicht zu passen. Aber andererseits: Wie gut kenne ich schon Wurzelschwämme? Nicht besonders gut, in anbetracht von nur einigen Dutzend Funden, die ich auch längst nicht immer eingehend untersucht habe.



    LG, Pablo.

  • Hallo Anna,


    Jürgen gibt leider die Porengröße nicht an. Auf seinen Bildern erscheinen sie mir relativ groß. Ohne mikroskopische Merkmale ist meine Einschätzung auch nur eine Vermutung, sodass ein untypischer Heterobasidion annosum nicht absolut auszuschließen ist. Das könnte allerdings Jürgen klären, da diese Gattung schnallenlose generative Hyphen hat, die er auch ohne Sporen finden sollte.:)


    LG
    Frank

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Oben rechts auf Jürgens letztem Bild ist ein gelber Balken, als Maßeinheit.
    Also teils schon länger als 1 mm, teils aber (sofern eher rundlich) darunter.



    LG, pablo.

  • Hallo Pablo, hallo Frank,


    vielen Dank ihr zwei! :sun: Dann klärt sich die Sache: Porlinge sind und bleiben (für mich) verwirrend.


    ... ich freu mich schon auf das Winterhalbjahr mit all seinen merkwürdigen Porlingen, dich sich dann am Ende doch zumeist als Schmetterlingstrameten herausstellen... :evil:


    Da kommt bestimmt noch Arbeit auf dich zu, Frank! ;)

  • Hallo Anna,


    um auf deine Frage noch konkret zu antworten:


    Zitat


    Nur so aus Interesse, als immer-noch-Porlingsanfängerin mal dahergefragt - kann das Hymenophor von Wurzelschwamm nicht auch daedaloid sein?


    Ja, das Hymenophor kann bei Heterobasidion auch mal daedaloid sein.
    Die Porengröße wäre aber bei diesem Fund extrem für Heterobasidion.
    Aber vielleicht findet Jürgen doch noch Schnallen oder auch keine.:)


    LG
    Frank

  • Vielen Dank, Frank! :sun: