Neoboletus erythropus oder N. xanthopus

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 205 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schupfnudel.

  • Hallo, Ihr schlauen Pilzmenschen,


    seit Jahren finde ich im Park unter Eichen hübsche Flockenhexen und habe mich nicht darum gekümmert ob das nun N. erythropus oder die gelbstieligen N. xanthopus sind. Aber ich habe dieses Jahr mal irgendwo im Forum gelesen, dass die an Eichen gebundenen wohl häufig oder meist die gelbstieligen seien. Am Fundort kommen nur Eichen in Frage. Meine neuen Funde weisen eine deutlich gelbe Stielbasis auf, allerdings fürchte ich, dass das für eine Differenzierung nicht ausreicht. Trotzdem stelle ich mal 3 Bilder hier ein, vielleicht traut sich ja jemand eine verbindliche Aussage zu, z.B. Schupfnudel oder Jürgen .





    Makroskopisch würden die doch, insbesondere mit dem filzigen Hut, noch gut ins Spektrum von N. erythropus passen. Sehr verwirrend, wie ich finde. Ich freue mich über eure Kommentare.


    LG Michael

    Schipse (Historie im Profil): 119-15(APR '24)=104+7(Platz 6)+4(Landungswette)+3(Gnolmgeschichten)+3(lustige Sprüche)+3(schöner PhalschPhal)+3(Laudator)=127+2(DGSPR :ghurra: )=129


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  • Hi Suku,


    Bei meinen sind die Sporen im Abwurf recht konstant deutlich kürzer (hauptsächlich <14μm) als bei unverdächtigen Nadelwald-Flockie Funden (hauptsächlich >14μm), allerdings ist die Sequenzierung nix geworden, von daher steht an meinen Funden trotzdem weiterhin ein cf. dran.


    Du kannst sie ja mal aussporen lassen und jemanden den Abwurf nachmessen lassen?


    Ansonsten sind harte Trennmerkmale weiterhin spärlich gesät meines Wissens nach. In südlicheren Ländern geht der normale Flockie z.B. auch an Eichen, aber dass die favorisierten Begleitbäume bei anderen klimatischen Bedingungen auch mal wechseln, betrifft ja diverse Röhrlinge.


    LG,

    Schupfi

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  • Danke Schupfnudel,


    Deinen Vorschlag mit dem Sporenabwurf zum Mikroskopieren kann ich zwar nicht umsetzen, weil ich hier zu niemanden mit solchen Möglichkeiten Kontakt habe, trotzdem ist deine Antwort für mich hilfreich. Mit war nicht klar, dass die Unterscheidung der beiden Arten so aufwändig und z.T. noch uneindeutig ist. So kann ich mit meinen Kenntnis- und Fertigkeitenstand locker mit einem cf. oder sl. leben. Mein Lernfeld liegt da zunächst noch an grundsätzlicheren Stellen.


    Eine theoretische Frage ist mir bei den Überlegungen allerdings noch gekommen: wenn lediglich Sequenzierung für eine Unterscheidung möglich ist, wie kann die Fachwelt dann sicher sein, dass es sich um "saubere" Arten handelt, die lt. biologischer Definition nicht kreuzbar sein dürfen. Das könnten dann doch genauso gut auch Variationen sein, die sich genetisch unterscheiden. Dogge und Rehpinscher sind mir Sicherheit genetisch unterscheidbar. Wenn Pilze morphologisch und auch bei den Mikromerkmalen so nah beieinander liegen...


    LG Michael

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  • Hi.


    Wenn du niemanden hast, kann ich mir die Sporen im Winter auch mal angucken.


    Was eine Art definiert, ist ja grundsätzlich eine menschengemachte Schublade. Die Schubladen ändern sich nur gerne mit fortschreitender Technik, anfangs hat man alles rein morphologisch bestimmt, dann kam das Mikroskop dazu und nun eben die Genetik (die sich auch wieder weiterentwickeln wird, wir sequenzieren ja nur kleine DNA-Abschnitte bisher, mittlerweile bereits zumeist mehrere davon).

    Kreuzungstests sind bei Mykorrhiza-Pilzen, im Gegensatz zu Saprobionten, nicht wirklich machbar (oder extrem aufwendig).


    In manchen Fällen findet man nach der DNA-Art-Diagnose auch noch Unterscheidungsmerkmale, die vorher nur nicht beachtet wurden (meist ökologischer oder mikroskopischer Natur). Aber es wird vermutlich zunehmend mehr kryptische Arten geben, da viel mehr sequenziert wird und die Sequenzierung auch viel günstiger ist als früher (gerade Next-Generation-Sequencing, bei dem man über die Skalierung die Kosten enorm drücken kann).


    Die Frage, was eine Art zur Art macht ist am Ende uralt und abhängig von den technischen Möglichkeiten. Vielleicht wäre es manchmal besser von "Artkonzepten" zu sprechen.

    Es wurde sich darauf verständigt, dass eine gewisse Prozentzahl an genetischen Unterschieden in den DNA-Teilabschnitten (meist so ab >3% Abweichung, in manchen Gattungen aber auch etwas weniger) vermutlich eine eigene Art darstellen.


    Varietäten überschreiten diesen "Threshhold" dann eben nicht (also beispielsweise gelbe Farbformen vom "alten" Flockie, der früher unter Boletus pseudosulphureus als Art lief und nun nur noch als Varietät gilt).


    Edit: Gerade trudelte die Nachricht ein, dass ein sequenziertes Exemplar aus meinem Park mit 99,42% zum Typus von N. xanthopus rauskam (allerdings mit der Einschränkung, dass nur ein recht kleiner Teil der ITS ausgelesen werden konnte).


    LG.

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