Die Zwei von der Brandstelle

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.035 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von kruenta.

  • Hallo zusammen,


    ich möchte euch gerne von einer Exkursion berichten, die ich am Sonntag zusammen mit Eike unternommen habe. Im August gab es in der Südheide direkt an der A7 einen durch einen Reifenplatzer eines LKW verursachten Böschungsbrand, der sich auf den benachbarten Kiefernwald ausbreitete (Bericht). Für die Rettungskräfte war es ein echter Kraftakt war, dennoch brannten etwa 28 Hektar Wald ab. Für uns nun natürlich ein Grund, dem Gebiet so langsam mal einen Besuch abzustatten. Obwohl ich bisher auf Brandstellen (findet man leider ja nicht sehr oft) keinen Erfolg hatte und daher eher skeptisch war, konnten wir dann doch einige tolle Funde machen. Für mich (und ich glaube auch für Eike) waren es alles persönliche Erstfunde. Nachdem wir uns beide besonders für Ascomyceten interessieren haben wir uns natürlich gefreut, dass wir vor allem diese fanden. Im Folgenden möchte ich gerne 5 Arten zeigen, eine sechste hatte Eike noch eingesammelt, daher gibt es dazu von mir keine Bilder.


    Vorhang auf:

    So sieht unser Suchgebiet aus:


    Eike bei Temperaturen knapp über 0 °C auf der Suche nach Becherlingen:


    Gelb-orange leuchtet uns die erste Art in großen Gruppe entgegen:


    Es handelt sich um Anthracobia melaloma, die sich durch die teils zu Büscheln verklebten Randhaare, sowie die Sporenmaße gut bestimmen lässt. Mit Anthracobia macrocystis konnte Eike noch eine zweite Art der Gattung nachweisen.


    Als nächstes schöner Fund auf einem verkohlten Eichenbalken, der wohl auch neu für Niedersachsen ist: Trichophaea abundans! Mit Haarlängen von weniger als 250 µm, sowie den Sporenmaßen gut von anderen Arten der Gattung und Nachbargattungen abgrenzbar. Zudem mag die Art wohl Brandstellen.


    Eine wunderschön gefärbte Peziza ließ sich als Nächstes finden. Mit der lila Farbe der Apothecien und sehr kleinen Sporen mit warzigem Ornament kommt man mit dem Hohmeyer-Schlüssel direkt zu Peziza violacea:


    Der vierte Ascomycet, den ich euch gerne zeigen möchte ist wohl ein recht häufiger Bewohner von Brandstellen, an diesem Tag fanden wir allerdings nur drei Exemplare. Mit kleinen runden Sporen landet man dann in der Gattung Plicaria bei Plicaria endocarpoides:


    Der letzte Ascomycet, den ich euch zeigen möchte ist meines Wissens nach ebenfalls neu für Niedersachsen nachgewiesen. Makroskopisch fanden wir die Art sehr vielgestaltig, von sehr kleinen Apothecien bis hin zu mehreren cm Durchmesser, von rot bis fast schwarz gefärbt und besonders interessant fanden wir ein Exemplar, das richtig gestielt daher kam. Bei dem wusste ich makroskopisch erst mal gar nicht, was mich erwartet, dann erwies es sich dann doch als die Art mit den wunderschönen runden Sporen mit abgestutztem, teils gratigem Ornament: Plicaria trachycarpa!



    Nach all den Ascos noch eine kleine Abwechslung, die es neben einem frisch aussehenden Steinpilz und vielen, teils noch festen Maronen und Frostschnecklingen auch noch gab: Sparassis crispa (Krause Glucke):


    Wir werden definitiv nicht das letzte Mal an diesem beeindruckenden Ort gewesen sein und hoffen, dass die Aufräum- und Aufforstungsarbeiten nicht zu schnell voranschreiten. Wir werden gerne wieder berichten!


    Liebe Grüße,

    Florian und Eike

  • Florian1986

    Hat den Titel des Themas von „Die zwei von der Brandstelle“ zu „Die Zwei von der Brandstelle“ geändert.
  • Vielen Dank für den stimmungsvollen Beitrag, Florian & Eike!:thumbup:

    Toll betitelt, was natürlich an einen alten, ähnlich klingenden deutschen Film denken lässt! Und an eine DDR-Band gleichen Namens.;)

    Das nur am Rande.

    Wir werden gerne wieder berichten!

    Ja, da solltet ihr unbedingt dranbleiben.

    Brandstellen und damit deren Besiedler werden leider immer seltener.

    Siehe dazu auch Ullas schönen Bericht incl. der anschließenden Diskussion.


    LG, Nobi

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    Chips: 72

  • Hallo Nobi,


    vielen Dank für die lieben Worte! Der Titel ist natürlich nicht zufällig gewählt, wobei ich die Band bisher nicht kannte;). Den Beitrag von Ulla habe ich gelesen, genauso wie diverse Beiträge von Ralf und andere Beiträge hier im Pilzforum. Du erwähntest in einem Beitrag übrigens mal, dass einige Brandstellenpilze wohl die Hitze bräuchten, damit die Sporen aktiviert werden. Weißt du zufällig, woher du diese Information hattest?


    Liebe Grüße,

    Florian

  • Nobi "was natürlich an einen alten, ähnlich klingenden deutschen Film denken lässt"


    nicht zu vergessen:

    "Die 3 von der Zankstelle" der Magdeburger Zwickmühle


    LG

    Malone

    Link zu Pilzlehrwanderungen: Pilzschule Rhein-Main

    Link: Verzehrfreigaben gibt es online nicht

    Galerie: Pilzfotos "zum Anfassen"/Stereobilder

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  • Hallo Florian und Eike

    Mit dem Aufsuchen des Gebietes habt Ihr eine gute Entscheidung getroffen:). Tatsächlich kann man auf Brandstellen und Waldbrandflächen gewöhnlich schon nach 3 - 4 Monaten die ersten Pilze antreffen wie Ihr sehr schön bestätigt und wenn man erst nach einem Jahr schaut, hat man schön manche Art verpasst.

    Viel Erfolg bei weiteren Besuchen

    Karl

  • Hallo, was ich mich frage - wenn es so selten Brände gibt und in DE ja mittlerweile (überall oder nur in einzelnen Bundesländern?) auch Gartenfeuer verboten sind. Und der maximale Brand sich auf Grillkohle im Grill beschränkt. Woher kommen die Sporen dieser Arten? Wie lange sind die lebensfähig und wo überleben die?


    LG, Bernd