Was sind das für Schirmlinge ?

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 4.920 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tricholomopsis.

  • Guten Abend,


    diese Gesellen hier sah ich heute auf einer freien Magerwiese, sie rochen ganz sachte nach Meerrettich (mein Zinken ist nicht kalibriert). Sind das Zitzenschirmlinge, oder ist die Vermutung total daneben? Das Muster auf dem Hut finde ich ja sehr interessant.


  • Servus beinand,


    der Ring ist einfach - man sieht die Abrisskante des Velum universale gut, die reicht nicht bis zum Ringrand - damit sind wir hier klar im Macrolepiota mastoides-Formenkreis. Und dort landet man durch die sternartig aufreißende Oberhaut bei Macrolepiota konradii s.str. (non ss. Großpilze B-W). Der deutsche Name ist nicht ganz eindeutig, da damit auch Macrolepiota rhodosperma gemeint sein kann - das ist Macrolepiota konradii im Sinne von Gminder in GPBW. Die Art hat aber keine so brustwarzenartige Zitze, hätte einen deutlicher genatterten Stiel und rosa Sporenpulver.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo,


    für mich ebenfalls M. excoriata. Die Abgrenzung zu M. mastoidea s. l. finde ich oft recht schwierig (die Ausprägung des Hutbuckels ist auch variabel), besonders wenn man keine typischen Exemplare vor sich hat.
    M. mastoidea f. konradii ist nur umso dubioser, denn die Grobscholligkeit ist ja eigentlich ein Merkmal, das auf excoriata hindeutet und nicht auf mastoidea.


    Viele Grüße,

    Emil

  • Hallo Christoph,

    ich würde mich sehr freuen wenn Du mir die Sache mit der Abrisskante des Velums noch einmal erklären könntest. Meinst Du am Hutrand? Es erschließt sich mir nicht was Du damit meinst.

    LG

  • Hallo Tricholomopsis,


    anhand welcher Merkmale schließt du hier eine dunkle M. excoriata (Ackerschirmling) aus? Das passt für mich noch besser als mastoidea f. konradii

    Servus Wolfgang,


    du kannst mich ruhig mit dem Vornamen anreden ;-). Macrolepiota excoriata hat doch niemals so eine ausgeprägte "Brustwarze" und der Farbkontrast wäre schon sehr groß für den Ackerschirmling. Aber allein die Brustwarze schließt den hier m.M.n. völlig aus. In Pilze der Schweiz wird übrigens Macrolepiota konradii als Macrolepiota excoriata abgebildet (vermutlich, weil dort die Brustwarze nicht so klar ist, das Foto zeigt eine "Schlupfwarze", aber das leicht aderige ist auch da schön zu sehen), während Macrolepiota rhodosperma als Macrolepiota konradii abgebildet wird (das Sporenpulver passt da aber nicht zum Foto - vielleicht war der Abwurf zu dünn). Vielleicht kommt auch daher etwas Verwirrung. Pilze der Schweiz und Pilze Baden-Württembergs sind hier verwirrend, was die Artinterpretation angeht.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • ich würde mich sehr freuen wenn Du mir die Sache mit der Abrisskante des Velums noch einmal erklären könntest. Meinst Du am Hutrand? Es erschließt sich mir nicht was Du damit meinst.

    Lieber Reinhard,


    gerne - es geht um den Ring, nicht den Hutrand. Der Ring besteht aus Velum partiele (obere Hälfte) plus Velum universale (untere Hälfte). Reißen beide auf gleicher Höhe ab, dann bildet sich die sog. Laufrille (siehe Parasol). Reißt das Velum universale näher steilseits ab, dann sieht man auf der Ringunterseite eine kleine Schicht des Velum universale, aber es bildet sich so keine Laufrille. Dafür hängt der Anteil des Veluim partiale dann gerne nach unten, was einen dicken Ring simuliert.

    Auf dem zweiten Foto von oben (links) sieht man schön, dass auf der Ringunterseite eine weiße Haut auf der braunen Ringunterseite klebt, die aber nicht bis zum Ringrand reicht - das ist das Velum universale. Das, was die braune Unterseite hat, ist das Velum partiale - "das Weiße" geht nicht bis zum Ringrand, weshalb der dünn ist. Das schließt die Gruppe um Macrolepiota procera (und damit auch Macrolepiota rhodosperma) aus.

    Der Aufbau des Rings ist bei Agaricaceae sehr wichtig - der "Zahnradkranz" vieler Egerlinge ist Velum universale, auch da ist der Ring zweischichtig.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hi Christoph,


    stimmt, ich kenne auch excoriata ganz ohne Buckel. Aber kann man sich darauf verlassen? Im Candusso/Lanzoni S. 708/9 und in der Flora Neerlandica V, S. 70 , sind jeweils excoriata mit Buckel gezeichnet.


    Der Ring ist hier für excoriata schon recht komplex, insofern will ich die Benennung gar nicht anzweifeln, nur verstehen.


    ... im Zweifelsfall auch wieder ein Pilz, bei dem man nach Schnallen an den Basidien suchen muss - laut FAN auch ein Unterscheidungsmerkmal.


    Gruß,

    Wolfgang

  • Servus Wolfgang,


    klar, einen Buckel kann auch M. excoriata haben, aber nicht so brustwarzenartig, sondern flacher und ohne den dunkler angesetzten, teils etwas aderigen "Warzenhof". Das Schnallensuchen macht nicht sooo viel Spaß, denn man muss junge Basidien finden und da mehr auf die zwei Septen als auf den Schnallenbogen achten - dann kann man sie aber finden. Bei M. excoriata neigt der "Stern" auch nicht so dazu, in viele kleine Einzelteile zu zerfallen und er geht eher bis zum Hutrand.


    Liebe Grüße,

    Christoph