Rotbachtal 04.07.2020

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 6.820 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo zusammen,


    am Samstag war ich im Rotbachtal unterwegs in der Hoffnung, daß dort nach dem Regen der letzten Woche die Pilze nur so sprießen würden. Das war jetzt nicht unbedingt der Fall, aber ein paar nette Funde gab es dann doch:


    1. Puccinia difformis ex Galium aparine. Auf der Phytotagung hatte mir Jule noch gesagt, daß es sich lohnt, einen Blick auf Galium aparine zu werfen, wenn das am Wegrand meterhoch wuchert. Und in der Tat fand sich der Rost dann mit einem Griff.


    2. Pucciniastrum circaeae ex Circaea lutetiana


    3. Maramius rotula


    4. Chlorociboria aeruginascens


    5. Tylopilus felleus

    Huthaut

    Röhren

    Sporen


    6. Fuligo septica agg.


    7. Ein Schleimpilz auf Nadelholz, wo die Sporen nur zur Hälfte ornamentiert waren


    8. Fuligo septica agg.


    9. Ein Filzröhrling unter Buchen. Rote Punkte waren leider keine zu finden. Das Schnittbild entstand direkt nach dem Schnitt aber auch nach 10 Minuten war keine Verfärbung zu erkennen.

    Huthaut

    Sporen

    Röhren


    10. Russula violeipes: Huthaut


    11. Cantharellus cibarius


    12. Amanita rubescens


    13. Uromyces rumicis ex Rumex obtusifolius

    Rumexfrüchte sind schon sehr fotogen!


    Björn

  • Hallo Björn


    Nr 5. T. feelleus ;bist du siecher ? Stiel ist zu kräftig gelb oder ?


    Nr. 8 , unbekannte Röhrling . X. lantanus ( Laubwald ) - ferrugineum Mischwald - Fichte . hab etwas ähnliches vorgestern in Kroatien gefunden aber ältere Stadium mit trockenschaden


    LG beli !

  • Hallo

    Hi.


    Was spricht denn gegen die Ziegenlippe bei Nummer 9?


    LG.

    Hutstruktur zu grob samtig , Hutfarbe , besonderes Stielstruktur und Farbe weil X. subtomentosus hat fast weiße helle Stiel besonderes jung und feinsamtige Hut .


    Bin etwas Makroskopisch mehr bei X. lantanus als bei ferruguneus weil nur Buche als Baumpartner und Braunrötliche Hutfarbe .


    LG beli !

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Die meisten Autoren ("Boletologen") stellen Xerocomus lanatus als Synonym zu Xerocomus ferrugineus.
    Xerocomus ferrugineus ist allerdings eine Art mit weißlichem bis cremefarbenem Fleisch im Hut und Stiel, bildet Mykorrhiza mit diversen Laub- und Nadelbäumen (bevorzugt aber eher feuchte, kühle Gegenden mit sauren Böden). Farbspektrum von Hut und Stiel sowie Oberflächenstruktur von Hut und Steil bei X. ferrugineus: Variabel. Aber Hut normalerweise nicht rötlich oder mit warmen Gelbtönen, Stiel normalerwese eher blass (ockergelb), setener rötlich, eher nicht rotbraun. Wichtig ist noch das oft leuchtend gelbe Basismycel (also nur die Mycelfäden an der Stielbasis, nicht der Stielbasisfilz); die Struktur der Hutoberfläche ist feinfilzig bis grob filzig (witterungs - und altersbedingt). X. ferrugineus kann (lt. Jürgen Schreiner, eigene Beobachtungen bestätigen das) an angeknabberten Stellen des Hutes den Hutfilz dort neu bilden. Xerocomus subtomentosus macht das nicht (jedenfalls bildet der keinen echten Filz nach).
    Xerocomus subtomentosus hat weißliches bis blassgelbliches Basismycel, das Spektrum der Hut- und Stielfarben ist enorm (blass gelbockerlich bis dunkel rotbraun) kommt mit blass ockerlichem, gelbem, braunem oder rotem Stiel vor, mit oder ohne Stielrippen, mit fein bis grob filzigem Hut, blauend oder auch nicht, auf basischen bis sauren Böden, bildet offenbar wahllos Mykorrhiza mit diversen laub- und Nadelbäumen - bevorzugt jedoch mit Laubbäumen in wärmeren Gefilden und auf nicht allzu sauren bis stark basischen Böden.
    Die wesentlichen Unterschiede zwischen ferrugineus und subtomentosus liegen meiner Ansicht nach im Schnittbild: ferrugineus eben cremeweißlich, immer blass, nie gelb (entweder gar nicht oder nur ganz schwach blauend).
    Subtomentosus dagegen im Hut und oberen Stielteil gelblich (oft blauend), im unteren Stielteil fleischbräunlich.

    ...und mit dem Schnittbild hier wäre ich auch recht klar bei einer Klassischen Ziegenlippe (also Xerocomus subtomentosus).



    LG; Pablo.

  • Hallo Björn,

    Dein Schleimi mit den halb ornamentierten Sporen dürfte eine Reticularia (Enteridium) sein, möglicherweise Reticularia lycoperdon, der Stäublings-Schleimpilz.

    Sporen müßten zw. 7,5-10 um sein und ein Netz auf ca. 1/2 bis 2/3 der Sporen haben.

    Auf dem Foto ist der Schleimi leider ja noch unreif.

    LG Ulla

  • Hallo zusammen,


    wenn wir uns beim Filzröhrling schon auf die Wahl zwischen X. ferrugineus und X. subtomentosus einigen können, dann tendiere ich auch klar zu X. subtomentosus. Das Fleisch war nämlich alles andere als weiß und hatte schon eine deutliche Gelbnote. Die Sporen passen auch besser zu X. subtomentosus mit (12.2+-0.5) µm x (4.6+-0.3) µm, Q=2.7+-0.2. Interessanterweise reagierte die Huthaut jetzt beim schon eingetrockneten Exemplar nicht blau-grün mit Ammoniak, sondern rot. Geht das nur am frischen Pilz?


    Was den Gallenröhrling angeht, bin ich mir sehr sicher. Der gezeigte Fruchtkörper ist zwar schwierig anzusprechen, weil er noch sehr jung ist. Aber wir hatten an gleicher Stelle im letzten Jahr auch Gallenröhrlinge (ebenfalls sehr jung und schwer anzusprechen), die sich durch ihren Geschmack verraten haben. Außerdem gab es diesmal auch noch etwas daneben ältere Fruchtkörper, die eindeutig Gallenröhrlinge waren, aber nicht so fotogen wie das junge Exemplar.


    Beim Schleimpilz habe ich jetzt die Sporen gemessen und lande da bei 6-7 µm, also deutlich zu klein für Reticularia lycoperdon. Könnte es dann Enteridium splendens var. juranum sein? Jetzt im reifen Zustand hat das Sporenpulver in etwas die Farbe von löslichem Kakaopulver, die Sporen sind etwa zur Hälfte bis 2/3 mit netzartigem Ornament versehen.


    Björn

  • Hallo Björn,

    Dein Schleim könnte Reticularia splendens sein, da wäre auch die Varietät juranum möglich. Die Sporengröße würde eher dazu passen.

    Aber so von fern kann ich das nicht sicher sagen. Man müßte sich auch das Capilliitum ansehen.

    LG Ulla

  • Hallo Ulla,


    dumme Frage, aber wie finde ich bei so einem Schleimer das Capillitium? Wenn ich da einfach mit der Nadel drin rumstocher, landen nur Sporen auf dem Objektträger. Und so rein makroskopisch ist das auch alles nur Sporenpulver ohne eine irgendwie geartete feste Struktur darin.


    Björn

  • GriasDi Pablo,

    besten Dank für die aufschlussreiche Gegenüberstellung der beiden Arten.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hallo Björn, ja das mit dem Capillitium ist so eine Sache.

    Bei Reticularia gibt es Capillitium, aber was stört sind natürlich die Sporen.
    Entweder man versucht die Sporen am Fruchtkörper auszublasen und dann das Capillitium zurückzubehalten (ist natürlich eine staubige Angelegenheit und sollte nur im Freien erfolgen) oder man greift mit der Pinzette einfach in den Fruchtkörper eine unbestimmte Masse und versucht dann vorsichtig die Sporen vom Capillitium zu trennen (durch leichtes Pusten). Das ist nicht immer einfach und ich mußte oft mehrere Präparate machen um was ordentliches zu sehen.

    Die Fruchtkörper müssen deshalb auch richtig reif und trocken sein.

    Ich weiß, ich machte Dir nicht viel Mut, aber Versuch macht klug.

    LG Ulla

  • Hallo Ulla,


    im Gegenteil, das hat sogar sehr viel Mut gemacht. Das ist zwar eine ziemlich staubige Angelegenheit, aber dann zeigt sich doch neben dem ganzen Sporenpulver hier und da etwas Capillitium. Soweit ich das beurteilen kann, ist Reticularia lycoperdon damit raus, aber Reticularia splendens sollte nach wie vor noch im Rennen sein. Was meinst du?



    Björn

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Das mit den Unterscheidungsmerkmalen von X. ferrugineus und X. subtomentosus beruht ja nicht auf meinem Mist. So oder so ähnlich findet man das auch in so ziemlich jeder aktuellen Literatur zu der Gattung (Xerocomus s.str.) wieder, und Jürgen Schreiner durfte darum nicht unerwähnt bleiben, weil er mal im Doppelpilze - Forum eine famose Tabelle mit den morphologischen Merkmalen der beiden Arten eingestellt hatte (die ich aber eben gerade nicht wieder finde).
    Vor allem das mit der spontanen Neubildung des Hutfilzes bei X. ferrugineus las ich da zum ersten Mal, fand danach auch kaum weitere Andeutungen in die Richtung, konnte das aber bei eigenen Funden recht regelmäßig nachvollziehen.

    Natürlich sollte man dennoch damit rechnen, daß einem auch in Deutschland hier und da Arten wie Xerocomus chrysonemus (gelbes Fleisch in der Stielbasis) und Xerocomus silwoodensis (brauner / rotbrauner Stiel, oft kräftig rotbraune Hutfarbe, Trama im Schnitt wie ferrugineus - aber Basismycel eher weißlich und andere Ökologie) begegnen.


    Bei diesem Fund hier wüsste ich nicht, in welche Gattung der sonst gehören sollte, vor allem auch weil an der Stielspitze schon sowas wie leichte Rippen zu erkennen sind. Und bei Xerocomellus, Hortiboletus, Rheubarbariboletus, Aureoboletus etc. fällt mir jetzt echt nichts Passendes ein.
    X. chrysonemus und X. silwoodensis sind hier auszuschließen, Aureoboletus moravicus auch, also würde ich da schon sehr zu subtomentosus tendieren.



    LG; Pablo.

  • Hallo Björn,

    schön dass Du doch noch Capillitium gefunden hast. Das ist wie ich schon sagte nicht immer so leicht von der Sporenmasse zu trennen.

    Ich denke Du liegst mit Enteridium (Reticularia) splendens richtig. Das ist ein schöner und recht seltener Fund!

    Die Abtrennung von der var. jurana kann ich leider nicht entscheiden, denn ich kenne var. jurana nicht vom eigenen Finden. Var. splendens soll starres Capillitium haben und var. jurana ein mehr schlaffes. Anhand Deiner Fotos würde ich mehr auf starres Capillitium tippen. Aber man müßte da mal den Unterschied sehen. Leider hab ich eben kein Vergleichsmaterial.

    Deshalb denke ich es bleibt bei Enteridium splendens.

    LG Ulla

  • GriasDi Pablo,

    wenn Dir diese Tabelle vom Jürgen mal zufällig wieder in die Hände oder auf den Bildschirm fliegt....

    Ich würde mich freuen.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • GriasDi Pablo,

    wenn Dir diese Tabelle vom Jürgen mal zufällig wieder in die Hände oder auf den Bildschirm fliegt....

    Ich würde mich freuen.

    An liabn Gruaß,

    Werner

    Ich hab hier so eine Tabelle aber da ist nix mit dem Hutfilz drin. Also ist's wahrscheinlich die falsche?

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
    Posts sind nicht als Essensfreigabe zu verstehen. :-]

  • Hallo


    Tabelle Unterschied zwischen X ferrugineus und subtomentosus , am Start Problem


    In Tabelle stehen X. ferugineuss Basis Myzel gelb - X. subtomentosus weiß .


    Neubeschreibung . X. subtomentosus Basismyzel gelb


    LG beli !

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Ich habe damals die Tabelle leider nicht abgespeichert - und bin jetzt auch selbst etwass unsicher, ob Jürgen das in seiner Aufstellung mit erwähnt hatte, oder ob es in einem seiner Beiträge zusätzlich erwäht wurde?

    Danke für's Verlinken von dem Artikel, Beli! Da gibt es glaube ich noch ein paar weitere gute Arbeiten, nicht nur zu X. silwoodensis sondern auch noch zu weiteren Arten aus der Gattung (im strengen Sinne).
    Nur die Anmerkung zum Basismycel verstehe ich nicht: In welcher Neubeschreibung von Xerocomus subtomentosus wird erwähnt, daß die gelbes Basismycel hätte?
    Ich hatte hin und wieder Ziegenlippen (X. subtomentosus s.str.) mit blass ockergelblichem Basismycel (wirklich sehr blass, eigentlich eher cremefarben) - und auf der anderen Seite auch schon Kollektionen von X. ferrugineus mit recht blassem Basismycel (blassgelblich). Man sollte sich nicht zu sehr auf ein einzelnes Merkmal verlassen, sondern auch immer das Gesamtbild berücksichtigen, und generell bei Filzröhrlingen dem Schnittbild dabei dem schnittbild eine hohe Bedeutung einräumen.



    LG; Pablo.