APR-Exkursion Grutholz 10.06.2019

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 7.257 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo zusammen,


    gestern ging es mit dem APR zu einer Exkursion ins Grutholz in Castrop-Rauxel. Obwohl es in der vergangenen Woche einigen heftigen Regen gab, war der Wald insgesamt leider sehr trocken, so daß sich auch eher wenige Pilze fanden.


    1. Pseudopeziza trifolii ex Trifolium repens


    2. Podosphaera erigerontis-canadensis ex Lapsana communis


    3. Acryria obvelata


    4. Der muß noch unters Mikroskop


    5. Lasiosphaera ovina


    6. Lyophyllum decastes


    7. Phragmidium sp. auf Rubus fruticosus agg. Irgendwie tu ich mich im Moment schwer mit den Brombeerrosten. Mit der Wanddicke und den Stacheln würde ich hier zu Phragmidium violaceum tendieren.


    8. Puccinia urticata s.l. ex Carex pendula. Die Uredosporen, bei denen man Keimporen erkennen konnten, hatten in der Mehrzahl derer drei. Außerdem waren die Uredien eher zimtbraun als rostfarben.


    Björn

  • Hallo Björn,


    wenn Du bei Nr.6 Lyophyllum decastes meinst melde ich Zweifel an. Die sehen irgendwie komisch aus. Mit Leucophyllum decastes kann ich und Tante Gockl gar nix anfangen.


    VG Jörg

  • Hallo Jörg,


    ja, da hat sich ein Tippfehler eingeschlichen, ist jetzt auch korrigiert. Da waren wir uns aber auch alle einig bei dem Fund, es gab auch noch Exemplare, die in den typischen größeren Büscheln wuchsen. Der leichte Grünstich kommt einfach vom Waldesgrün. Wird Zeit, daß die Blätter wieder abfallen ;)


    Björn

  • Hallo Björn,

    gibt es von deinem Lyophyllum decastes Mikrobilder oder einen Sporenabwurf? Ich hätte bei denen spontan auf Rötling getippt, das natürlich nur bei rötlicher Spp-Farbe und eckigen Sporen, natürlich auch nur bei gesellig-rasiger und nicht büscheliger Wuchsweise so wie dies dein Foto zeigt (was ja auch nicht immer eindeutig zu unterscheiden ist).

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Oehrling,


    Mikrobilder gibt es keine, aber die Pilze hatten das mit dem Sporenabwurf dankenswerterweise schon vor Ort erledigt. Das Sporenpulver war ganz klar weiß, sieht man auf dem Foto auch ansatzweise auf dem kleinen Fruchtkörper ganz rechts.


    Björn

  • Mojnsen,


    Lyophyllum decastes bei Nr. 6 kaufe ich nicht,

    die Huthaut passt mir da gar nicht...

    ist mir viel zu radial-faserig.


    LG

    Malone

    Link zu Pilzlehrwanderungen: Pilzschule Rhein-Main

    Link: Verzehrfreigaben gibt es online nicht

    Galerie: Pilzfotos "zum Anfassen"/Stereobilder

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    • Offizieller Beitrag

    Hi Björn,


    zu L. decastes ist schon alles gesagt, auch ich bin da eher zweifelhaft, andererseits hatte ich die auch schon in extrem untypisch.


    P. violaceum passst. Das warzig, stachelige Ornament passt. Wie sahen denn die Uredien aus?


    l.g.

    Stefan

  • Hallo zusammen,


    was wären denn Alternativen zu L. decastes? Ansonsten waren wir uns da aber alle so sicher, daß sich einige auch was für die Pfanne eingepackt haben...


    Die Uredien von P. violaceum hatten oberseits violette Blattflecken von einigen Milimetern Durchmesser, und unten die üblichen gelben Puscheln von ähnlicher Größe. Also paßt alles schon irgendwie, aber ich glaub, ich hab mich da einfach nur gehörig selber verwirrt...


    Zum Rindenpilz scheint H. roseocremeum in der Tat gut zu passen. Sporen sind so um die 8x5 µm und leicht nierenförmig. Schnallen sind vorhanden und einige Zystiden gab es auch.



    Björn

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Björn!


    Ui, nee, ich glaube, da stimmt was nicht.

    Hyphoderma roseocremeum hat doch deutlich länglichere Sporen, vor allem auch im Mittel deutlich über 10µm lang, verlängert ellipsoid oder fast schon zylindrisch. Der Sporeninhalt sollte auch anders sein (wobei man das in Leitungswasser oder KOH<5% kontrollieren sollte). Mit den Zystiden stimmt auch was nicht, die sehen bei H. roseocremeum auch noch ein wenig anders aus normalerweise. Eine Hyphoderma (s.l.) dürfte das schon sein, aber die Gattung ist schwierig, und hier müsste man schon genauer gucken.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    ich hab jetzt bei den Sporen noch mal genauer in Wasser nachgemessen und komme auf (9.4+-0.8) µm x (5.1+-0.3) µm. Die meisten Sporen waren nahe bei 9 µm und nur ein Außreißer hatte 11.3 µm Länge.


    Was de Zystiden angeht, hab ich jetzt auch noch mal genauer hingeschaut. Vereinzelt gab es Zystiden mit Längen von ca 100 µm. Was die Formen angeht, gab es da auch einige verschiedene Zystiden: Zylindrische die oben eine etwas dickere Wand haben, zugespitzere Zystiden und einige mit Kopf. Außerdem gab es eine Zystide, die so etwas wie einen Kristallschopf hat, das kann aber natürlich auch täuschen und sich bloß um Schmock handeln. Außerdem gab es noch vereinzelt so rundliche zystidenartige Gebilde, die an Eierbecher erinnern. Könnten das Stephanozysten sein? Dann würde ich hier am ehesten zu Peniophorella praetermissa tendieren.



    Björn

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Björn!


    Jawollja, Peniophorella pratermissa passt sehr gut mit den Zystiden und Sporen. :thumbup:

    Eine sehr variable Art übrigens (Makro- wie mikroskopisch) und vielleicht eben tatsächlich nicht nur eine Art, sondern ein schwer aufzuklabüsterndes Artenaggregat.

    Glückwunsch zu den schönen Aufnahmen der Stephanozystden, bei den meisten meiner Funde dieser Art sind die entweder nur sehr spärlich ausgeprägt oder fehlen quasi ganz. Letzteres ist irgendwie doof, aber mit den zwei weiteren zystidentypen (oft angedeutet kopfige Leptozystiden + oft zugespitzte Gloeozystiden (SV-)), der Sporenform und Größe sowie dem fehlenden braunen Schmodder in den Fruchtkörpern ist die Art dann dennoch bestimmbar.



    LG, Pablo.

  • Servus Björn,


    die Stephanocysten hast du wirklich super dargestellt. Dabei handelt es sich um die Fangapparate für Nematoden. Peniophorella praetermissa s.l. ist ein Nematodenfänger.


    Dass es sich bei Peniophorella praetermissa um ein Artenaggregat handelt, ist schon länger bekannt. Ich empfehle hier die Studie von Hallenberg et al. (2007):


    Nils HALLENBERG, R. Henrik NILSSON, Alexandre ANTONELLI, Sheng-Hua WU, Nitaro MAEKAWA, Björn NORDÉN (2007):

    The Peniophorella praetermissa species complex (Basidiomycota). Mycological research 111: 1366–1376.


    Liebe Grüße,

    Christoph


    P.S.: falls Interesse an dem apper besteht, einfach Bescheid geben...

  • Hallo zusammen,


    schön, daß der Pilz dann doch einen Namen bekommen hat (ohne die Stephanozysten wäre ich da aber nie drauf gekommen). Das Paper von Hallenberg et al. habe ich über sci-hub schon selber bekommen (sehr empfehlenswerte Seite, um an Paper zu kommen) und mit Freude festgestellt, daß ich mit meinen Methoden bei P. praetermissa s.l. aufhören kann/muß ;)


    Björn

    • Offizieller Beitrag

    Salve!


    Hm, den Artikel habe ich tatsächlich nicht in meiner Sammlung.

    Vor allem wäre natürlich interessant, ob die Autoren es geschafft haben, irgendwelche konstanten morphologischen oder ökologischen Parameter zur trennung verschiedener taxa herauszuarbeiten. Daß es sich um einen Specieskomplex handelt, war ja schon lange vermutet worden, nur war es zuvor noch nicht gelungen, einzelne morphologische Sippen klar zu skizzieren.

    Du hast nicht zufällig einen Link zu der Arbeit bei Science - Hub, Björn? Irgendwie finde ich den gesuchten Artikel nicht... :(



    LG; Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Aha. Danke, Björn!

    Nun habe ich das kapiert - ist in der tat eine sehr graue Grauzone, muss ich sagen.

    Auf der einen Seite: Für Leute ohne Universitätszugang ist das tatsächlich kaum machbar, an bestimmte Literatur zu kommen (es sei denn, man hätte ein paar Konten in Übersee oder so). Auf der anderen Seite soll es ja auch für die Wissenschaftler, die an solchen Themen arbeiten, eine anständige Vergütung geben. Die lässt sich leider nicht besonders gut aus Steuergeldern bzw. Wirtschaftssponsoring requirieren, weil "Peniophorella praetermissa" interessiert die Wirtschaft einen Scheiß (ist ja nicht industriell relevant, dh. Wissen zu solchen Pilzen lässt sich nicht in Profit umrechnen) und aus Steuergeldern gäbe es tatsächlich wichtigeres zu finanzieren (wobei man da ruhig auch wass abknapsen könnte für all das sinnlos rausgeschmissene Geld in so vielen Bereichen...).

    Anyway: Daß es mehrere "Pniophorella praetermissas" gibt ist somit mal bewiesen, wie man die trennen kann wohl leider nicht (außer genetisch), und in dem Fall rechne ich es den Autoren hoch an, nicht direkt ein Paket aus "kryptischen" Taxa geschnürt zu haben, also den jeweiligen Sequenzen gleich einen Namen verpasst zu haben.
    Bleiben wir vorerst eben bei "s.l.", und zukünftige Funde herbarisiere ich mal, vielleicht kann man irgednwann morphologisch noch mehr draus machen.



    LG; pablo.

  • Hallo Pablo,


    den Wissenschaftlern entsteht durch Sci-Hub gar kein Schaden. Wenn ein Paper wie das obige bei einem Verlag wie Elsevier erscheint, kriegt der Wissenschaftler da keinen Cent für. Im Gegenteil, im Laufe des Review-Prozesses arbeiten andere Wissenschaftler noch als kostenlose Gutachten für den Verlag, der dann einen dicken Gewinn damit einstreicht (und Elsevier ist da ein ganz schlimmes Beispiel, die nehmen es echt von den Lebendigen und verkaufen Unis z.B. nur Zeitschriften-Bundles, wo man dann statt des gewünschten Journals auch nch zig andere unbrauchbare Journale mitabonnieren muß). Von daher trägt Sci-Hub eher dazu bei, daß Artikel zugänglicher sind, was den Wissenschaftlern dann hilft, weil die Artikel gelesen und ordentlich zitiert werden können.


    Björn

  • Servus Björn,


    ich würde nicht öffentlich äußern, wie du an das paper gekommen bist, da es rechtlich nicht wirklich grau ist. Es gab recht große Gerichtsprozesse deshalb, weshalb der Betreiber des öfteren die Adresse wechseln muss... Das Portal hat die Prozesse verloren.


    Deshalb: man schweigt lieber, wenn es um das Thema geht ;)


    Beorn, ich hätte dir das paper auch als PN geschickt, wenn du gewollt hättest.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, ihr beiden!


    Mir sind da ja beide "Seiten" verständlich. Natürlich will auch ein Verlag seinen Output irgendwie schützen, denn der hat ja auch einen nicht unerheblichen Aufwand. Wie der Verlag das dann macht, kann man so oder so bewerten, und vor Gericht geht es eben in erster Linie um geltendes Recht - und damit nicht unbedingt um "Gerechtigkeit". Vorschlag: Nimm den Link raus aus deinem beitrag, Björn. Und alles Weitere müsste man dann via PN besprechen.


    Klar hätte ich dich auch gefragt, Christoph. Aber natürlich wollte ich mir das mal angucken, wie das funktioniert. Das Resultat ist ja so oder so das Gleiche. :gzwinkern:



    LG; Pablo.