Erste Amanita

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 3.634 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mausmann.

  • Hallo zusammen,

    bei einem kleinen Pausenspaziergang im Kinzigtal habe ich den ersten Scheidenstreifling gefunden . Gestern gab es nach langer Trockenheit den ersten Regen. Der Wald ist noch praktisch pilzleer. Nur ein Handy Foto im Vorbeilaufen und der erste Versuch eines Postings mit dem Schlaufon.

    Gruß Alis

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alis!


    Es scheint im Kinzigtal basischen Boden zu geben.
    Zumindest sollte >Amanita ceciliae< solche Böden bevorzugen. :)
    Schöner Fund, die Art habe ich noch nie selbst entdecken können.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    wenn ich mich recht entsinne, hatte ich den auch noch nicht. Im Schäbischen, Kreis Göppingen ja.

    Habe eben erstaunt gesehen, dass Gminder 1998 die Art nur wenige KM von mir entfernt (Schutterwald) kartiert hat.

    Ich finde am Schwarzwaldrand gerne mal kalkliebende Arten. Vermutlich Lößantragungen.

    In diesem Fall war ich bei Gengenbach-Bergach, ein Gebiet wo ich bisher noch nie unterwegs war. Sah eher nach Sandstein aus.

    War am Wald- und Wegesrand, Südhang. Mit Zeigerpflanzen habe ich es noch nicht so.


    Gruß Alis

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alis!


    Stimmt, manchmal ist es etwas verworren, mit den Böden. Am Schwarzwaldrand wie auch am Westrand des Odewaldes und am Ostrand des Pfälzer Waldes. Dort finden sich auch in vorwiegend bodensauren Gebieten mal Stellen, wo der Boden punktuell basisch ist. Teils an den Wegrändern, wenn die Wege mit basisch - mineralischem Kies geschottert sind, oder eben kleinere Flecken, wo sich irgendwas abgelagert hat.

    So könnte das bei Gengenbach ja auch sein. Jedenfalls erlebt man immer mal wieder "Bodenüberraschungen" mit denen man nicht gerechnet hat. Die sind dann oft gekennzeichnet durch recht interessante Funde.



    LG, Pablo.

  • Servus Alis,


    schöner, früher Fund :-). Amanita ceciliae glaube ich aber nicht - das Velum universale müsste da richtig grau sein und viel bröckeliger - man sieht an der Basis Velumlappen und am Hut richtige, dicke Hautstückchen - ganz abgesehen von der Farbe (creme statt grau) passt das nicht. Für mich hast du vermutlich Amanita crocea gefunden. Wie war denn der Boden - basisch oder sauer?


    Liebe Grüße,

    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Salut!


    Hm, tja. Zudem müsste dieser zweite Velumwulst oberhalb der Scheide auch noch etwas ausgeprägter sein?
    Also vielleicht doch keine ceciliae, schade. Aber für eine Amanita crocea würde ich den auch sehr ungewöhnlich finden. Mit solchen brockigen, mehrzähligen Velumplacken auf dem Hut habe ich den noch nie gesehen. Die Stielbekleidung wäre aauch ein wenig seltsam für die Art, die hatte ich bisher auch bei jungen Fruchtkörpern schon wenigstens leicht kontrastierend.
    Aber was es wohl sonst noch für Optionen gibt...?



    LG, Pablo.

  • Wenigstens sind sich die "Fortgeschrittenen" auch nicht einig. Ich habe mir bewusst eine Namensgebung verkniffen.

    Aber ich wäre da eher bei Pablo. Auch ich habe Crocea noch nie so gesehen.

    Zum Boden kann ich leider nichts sagen, wahrscheinlich eher sauer.

    Bei welchen Arten können den solche "Haferflocken" auf dem Hut auftreten?

    Anbei noch ein geblitztes Bild , 5 Stunden früher beim Morgenspaziergang aufgenommen.

    schönen Sonntag zusammen

    Alis



  • Servus Alis,


    es wäre natürlich hilfreich, beispielsweise zu wissen, ob die Sporen kugelig sind oder oval, ob Schnallen an der Basidienbasis sind und ob im Velum universale in viele Sphaerocysten sind bzw. wie bröckelig die Volva an der Basis ist.


    Amanita ceciliae schließe ich wie gesagt vollkommen aus - das passt gar nicht. Amanita beckeri passt auch nicht - auch da wäre das Velum universale krümeliger. Was vielleicht aber wirklich passen könnte, wäre Amanita dryophila. Diese Art hat ebenfalls einen deutlich ornamentierten Stiel und zeigt gerne diese "Cornflakes". Auch die Form des Velum universale würde ganz gut passen - man vergleiche diese Abbildung: BoGi-Photo&copy - Micologia e Fotografia


    Dein Pilz ist halt schon ziemlich gelb am Hut, was ich von Amanita dryophila nicht aus eigener Anschauung kenne - wobei ich Amanita dryophila selber auch erst einmal in der Hand hatte, zugegebenermaßen.


    Die Kombination gelber Hut und deutlich ornamentierter Stiel haben mich an Amanita crocea denken lassen, aber die Volva passt da wirklich nicht ganz.


    Schade, dass du nichts zur Ökologie sagen kannst (Boden sauer/basisch? Begleitbäume?) - zumindest sehe ich Buchen- und Eichenlaub.

    Vergleiche einfach mal die Beschreibungen. Wirkliche Artbestimmung bei Scheidenstreiflingen nur nach Bild ist immer sehr unsicher.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Ich würde die Hutfarbe mal eher als braunfarben sehen wollen. Beim ersten Bild, ungeblitzt und natürlich, meine ich das deutlich ausmachen zu können. Einen gelben Touch würde ich ja noch gelten lassen aber orangefarben eigentlich nicht. Aber das nur nebenbei. Mir ist jedenfalls beim Blick danach aufgefallen welch markantes Muster der Hut um die Flocken zeigt. Diese lichten Stellen die hier gar ein netzförmiges Bild erreichen das einem "Fußballbrötchen" gleicht sind schon sehr auffallend. Bei der Bildersuche im Netz kann man bei manchen Fotos von Amanita dryophila diese Zeichnung wiederfinden. Bei anderen Scheidenstreiflingen ist mir das eigentlich noch nicht so sehr aufgefallen obwohl es das geben mag. So prägnant aber eigentlich nicht.

    Habt ihr diesbezüglich eine Meinung?

  • Servus Mausmann...


    Bei anderen Scheidenstreiflingen ist mir das eigentlich noch nicht so sehr aufgefallen obwohl es das geben mag. So prägnant aber eigentlich nicht.

    Habt ihr diesbezüglich eine Meinung?


    doch, das zeigen auch andere Scheidenstreiflinge, so z.B. Amanita malleata, für die dies sehr typisch ist. Dieses "Netz" kann, muss aber nicht bei Amanita dryophila auftreten. Dann ist das auch von Amanita stenospora bekannt (wenn man die Art anerkennen will), die wiederum einen gelbbraunen Hut haben soll (kenne ich nicht aus eigener Anschauung). Und auch in dem Komplex von Amanita simulans / Amanita lividopallescens (letzterer im Sinne des Vizzini'schen Neotypu) ist sowohl das Phänomen Cornflakes als auch Netz am Hut immer wieder zu sehen. Deshalb gewichte ich das nicht so hoch - wobei es eben auch Arten gibt, die die Cornflakes eben nicht zeigen (und darauf hätte ich achten können, stimmt) ;)


    Ich würde die Hutfarbe mal eher als braunfarben sehen wollen. Beim ersten Bild, ungeblitzt und natürlich, meine ich das deutlich ausmachen zu können. Einen gelben Touch würde ich ja noch gelten lassen aber orangefarben eigentlich nicht.

    Von Orange war auch nie die Rede.


    Nebenbei bemerkt - ich hatte ja eigentlich nur Amanita ceciliae ausschließen wollen und habe dann nur (zu vorschnell) eine Alternative genannt - wegen des flockigen Stiels und dem Gelbanteil. Dank der Diskussion, die sich ergab (und dem Umstand, dass ich dann etwas mehr Zeit hatte), habe ich die Bilder noch mal genauer angesehen und kam dann auf die bei mir nicht häufige Amanita dryophila (siehe oben). Ich kenne sie aus eigener Anschaung (nur einmal selbst in der Hand gehabt( ungefähr so: http://www.mycocharentes.fr/pdf1/216

    Hätte der damalige Fund die Cornflakes gehabt, hätte ich vermutlich eher diese Bildassoziation gehabt.


    Gäbe es eine ausführlichere Beschreibung des Fundes (und nicht nur ein Foto), wäre es übrigens auch einfacher. Schon allein die Konsistenz der Volva ist bei Amanita dryophila trotz der Dicke des Velums auffallend brüchig - das fällt im Gelände schon beim Sammeln auf, weil die Volva dann nicht intakt bleibt. Deshalb auch die die Cornflakes. Das Aufreißen an sich ist aber auch wetterabhängig - ich vertraue da dann mehr dem Eindruck frisch im Gelände als nachträglich auf Fotos.

    Dann hätte Amanita dryophila auffallend ellipsoide Sporen. Scheidenstreiflinge ohne Mikromerkmale zu bestimmen ist nicht so einfach. Nach Foto umso weniger.


    Kurz gesagt: eine gute makroskopische Beschreibung und eine Beschreibung des Standortes wären hilfreich gewesen. So passt Amanita dryophila als Arbeitsname sehr gut, aber ohne Mikroskopie ist es nur ein Arbeitsname. Es gibt da zu viele Arten. Und es kann ja sein, dass Alis in einer sehr warmen Ecke (Rheintal?) unterwegs war. Da können weitere, sonst mediterrane Streiflinge auftreten.


    Scheidenstreiflinge ohne Beschreibung des Frischpilzes nur nach Foto... schwierig... ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,


    danke für deine ausführlichen Kommentare.

    Ich war mit einer Jugendgruppe im Baden-Powell-Haus und war dort bei der Küchentruppe. Dort habe ich mich nur zwei mal kurz zu einem Spaziergang abgeseilt. Ich tue mich auch schwer, mutmaßlich seltene Einzelfruchtkörper mitzunehmen (welche ich dann mangels Zeit doch nicht mikroskopiere). Ob es da schon reife Sporen gegeben hätte? Nach der Diskussion sollte ich ja nochmals die 20 Kilometer bis dorthin auf mich nehmen. Ist aber gut möglich, dass die Schnecken inzwischen ganze Arbeit geleistet haben. Auf der Rückseite hat schon einiges gefehlt. Eine gute makroskopische Beschreibung kann man auch nur machen, wenn man weiß, was zu beschreiben ist. Auf die Qualität der Volva zu achten wäre mir da eben nicht eingefallen. Letztlich war ich nicht wirklich auf Pilzexkursion und habe mich über den einzigen nennenswerten Pilzfund gefreut (nebst einem Breitblatt und altem Flockie). Den Fundort kann ich angeben: Fundort Amanita


    viele Grüße

    Alis

  • Lieber Alis,


    sowas in der Art dachte ich mir schon ;) - man findet die tollsten Sachen, wenn man eben gerade keine Zeit hat. Mir ging es auch nur darum, die Schwierigkeit der Bestimmung nach Foto zu diskutieren (war nicht als Vorwurf an dich gedacht).

    Scheidenstreiflinge sind makroskopisch gar nicht mal so merkmalsarm. Bei manchen Arten sieht man jung noch Spuren des Velum partiale, dann ist - wie gesagt - die Konsistenz der Volva / des Velum universale ein wichtiges Merkmal. Zudem sollte man die Lamellenschneiden ansehen (dunkler oder hell); die Stielbekleidung (sieht man ja an Fotos), das Fleisch (Duplexstruktur im Hut deutlich oder nicht; wie weit ist der Stiel hohl), wie schmierig ist die Huthaut, wie ist das exakte Farbspiel - ist die Hutmitte etwas dunkler oder wie sieht es bei der Riefung aus ... etc. etc. etc.

    Tulloss hat mal ein Manual zur Amanita-Beschreibung erstellt - das sind viele Seiten, die auszufüllen wären (für uns natürlich übertrieben).


    Ob der Fruchtkörper die Schnecken überöleben wird, ist natürlich fraglich. Wäre aber, wenn es bestätigt werden könnte, ein toller Fund - wobei die Art bei dir da unten in den Tieflagen nicht ganz so selten sein dürfte. Sie wurde aber auch erst sehr spät beschrieben - sooo häufig ist sie wohl auch nicht.


    So bleibe ich bei Amanita cf. dryophila - vielleicht findest du irgendwann zufälligerweise einen älteren Fruchtkörper, denn der fotografierte dürfte in der Tat noch zu jung sein, was die Sporenmaße angeht.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Danke für die Erläuterung, Christoph!


    Das mit der Farbe Orange sagte ich auch wegen des geblitzten Fotos und weil A. crocea genannt wurde. A. crocea finde ich dankenswerterweise oft und wollte den hier als Option verneinen. Außerdem erinnere ich mich an einen Fund mit Scheidenstreiflingen die mir bis heute Kopfzerbrechen bereiten. Das war optisch fast eine A. crocea die aber doch auch irgendwie anders war. So als wäre sie mit A. fulva gekreuzt worden. Damals war mir der Pilz schon ein Rätsel. Ich wußte den nicht zuzuordnen. Und bei dem hier diskutierten Pilz kam mir das wieder in den Sinn, auch wenn der nicht wirklich was zur Namenfindung von Alis´Fund beiträgt. Wäre Orange ein Thema, dann mitunter in dessen Dunstkreis. Ich schweife aber ab. :gpfeiffen:

    Naja, man lernt auch immer ein bißchen, selbst wenn man nur ein Thema streift.