Im Moos ist schwer was los

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 6.074 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von bwergen.

  • Bei uns jedenfalls.:)


    Wie ich schonmal schrieb, haben mir Nobi und Sven Apettit auf die Moosbecherlinge gemacht. Bis jetzt sind noch keine nennenswerte Fröste aufgetreten, so konnte ich gemeinsam mit Björn, Sebastian (Yezari) und Wilfried einige schöne Funde machen.


    Nicht zuletzt dank der Hilfe von Jan Eckstein - bei dem ich mich hier nochmals ausdrücklich bedanken möchte - wurden weitere Funde und die Wirtsmoose bestimmt, oder bestätigt.


    Den Kleinen Netztspor-Becherling (Lamprospora miniata) hatte ich schonmal vorgestellt. Der Vollständigkeit halber und zum Vergleich zeige ich ihn hier nochmal. Das Wirtsmoos ist Barbula convoluta.




    Lamprospora feurichiana, einen Deutschen Namen konnte ich nicht finden, nennen wir ihn einfach Feurich ´s Moosbecherchen:) fanden wir in dierekter Folge und Nachbarschaft von L. miniata, ebenfalls auf Barbula convoluta.. Das Sporenornament ist recht ähnlich, jedoch zeigen die Apothecien eine helle Apricotfarbe, gegenüber dem kräftigen braunrot von L. miniata.


    Die Mikromerkmale sind folgende:


    Sporen 14,25 - 15,2 µm, sehr gleichmäßig groß. Das Ornament zeigt ein unregelmäßiges Netz, bestehend aus 0,76 - 0,95 breiten, und 0,90 - 1,14 hohen Graten. Die Dicke der Sporenwand beträgt etwa 0,4 µm. Die Sporen sind uniseriat angeordnet und reifen gleichmäßig. Junge Sporen zeigen 2-4 Öltropfen von 2,8 - 3,4 µm die von bis zu 6 kleineren Tropfen begleitet werden. Kurz vor der Reife zeigt sich nur noch ein Öltropfen von ca. 9,0 µm. Die meist pentagonalen, seltener hexagonalen, Maschen sind unregelmäßig groß und variabel verwinkelt, meist um 3,8 x 4,5 µm weit. Abweichende Maße sind 1,9 x 2,8 m und 2,8 x 3,5 µm.
    Die Asci messen 195 - 219 x 19,5 - 24,5 µm und sind lang gestielt. Mit Lugol färbt sich der Inhalt stark dunkelbraun.
    Die Paraphysen sind unregelmäßig pigmentiert und septiert. Sie messen an der Basis um 3,8 µm, verbreitern sich zur Spitze gleichmäßig auf bis zu 4,75 µm. Die Länge entspricht der der Asci. Das Pigment verfärbt sich mit Lugol stark dunkelbraun.


    Die Randhyphen messen um 95 - 104 µm, bei einer Dicke bis 2,85 µm. Sie sind 2-3fach septiert, an den Septen z.T. eingeschnürt, oder der untere Teil ist deutlich verdickt. Die längeren, oberen Randhyphen sind recht gleichmäßig dick, während sich die unteren im Spitzensegment deutlich verjüngen (Kegelpin) oder einschnüren. Mit Lugol färben sich die Spitzen und der Bereich um die Segmentierung dunkelbraun.
    Nach Mitteilung von Jan Eckstein ist die starke, an Haare erinnernde Ausprägung der Randhyphen ungewöhnlich und somit nicht typisch für diese Art. Dies ist demnach kein Bestimmungsmerkmal.
















    Weiter fanden wir Seaver ´s Moosbecherling (Lamprospora seaveri) an Ceratodon purpureus. Blöderweise habe ich versäumt, das Moos zu mikroskopieren.:( Wird aber nachgeholt. Diese Art ist durch die auffällig gefärbten und für Moosbecherlinge recht großen Apothecien sehr gut zu entdecken. Das Sporenornament ist ebenfalls maschig, aber nicht gleichförmig und durch geschwungene und wenig erhabene Grate gekennzeichnet.









    Weiter geht es mit der Gattung Octospora.


    Hier fanden wir zunächst den Weißrandigen Moosbecherling (Octospora leucoloma) an Bryum bicolor.









    [hr]
    Weiter konnten wir den Mauer-Moosbecherling (Octospora musci-muralis) entdecken. Zwar ein kümmerliches Exemplar, und auch nicht auf der Mauer, sondern an einem großen Stein, aber immerhin. Wirtsmoos ist hier Grimmia cf. pulvinata










    Last not least hänge ich noch eine weitere Octospora an, die ich heute wieder finden konnte.
    Den Goldhhaar-Moosbecherling (Octospora affinis)
    Diese Art lässt sich, zumindest bei uns, quasi auf Ansage finden.
    Wirtsmoos ist Orthotrichum affine welches durch seinen fast kugelförmigen Wuchs an Ästen, vornehmlich von Holunder, sehr leicht erkennbar ist.
    Diese kleinen Mooskugeln zupft man etwas auseinander und findet oft auch den kleinen Parasiten darin.







    Ich hoffe nun, der Winter bleibt bis März so wie er ist, und geht dann langsam in den Frühling über, denn die kleinen Moosschmarotzerchen haben es mir angetan.:)


    Und jetzt muss ich nochmal nachlegen, weil die Software mir nicht erlaubt, weitere Bilder anzuhängen.:nana:


    Es folgen noch ein paar Bilder von O. affinis.[hr]
    Hier also die letzten Bilder zu Octospora affinis.

  • Hallo Ralf


    Was soll ich da nur schreiben.....einfacht tolle Funde und klasse dokumentiert!
    Aber das beste sind die Bilder vom Wirtsmoos.
    Ich würde ja morgen gleich losziehen um auch paar schöne Moosbecherlinge zu finden, aber hier ist Winter mit aktuell 12 Grad unter Null und Schnee....wird also nix werden.
    Aber vielen Dank an alle die mitgesucht und bestimmt haben.


    MFG Sven

  • Hallo Ralf!
    Danke für diesen tollen Beitrag! Jetzt weiß ich so ungefähr, nach was ich in meiner Mooslandschaft am Würzberg suchen kann. Und diese Moosbällchen an Äste wachsen dort auch zu Hauf. Beim nächsten Mal werde ich die auch genauer unter die Lupe nehmen, im wahrsten Sinne des Wortes.
    Heute Nacht hat es geschneit und alles liegt unter einer Matschschicht verborgen. Wachsendie Winzlinge so lange es feucht ist im Moos, oder haben sie noch eine andere zeitliche Begrenzung?

  • Ich habe natürlich auch noch ein paar Fotos beizutragen, u.a. verschiedene Bilder der netzigen Sporen der Lamprosporas, die wir hatten.






    Octospora leucoloma





    Lamprospora seaveri


    Wir hatten auch noch winzige, schwarze Kernpilze, die scheinbar auch an den Moosen wachsen (an Bryum), die aber bisher noch keinen Namen zu haben scheinen:






    Unzweifelhaft ein entfernter Verwandter der Capronia-Arten, aber mit einer sehr charakteristischen Sporenform und Septierung (=muriform).



    lg björn

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    Schwarzwälder Pilzlehrschau

  • Sven und Karen


    Danke für die Blumen.:)


    Tuppie


    Es würde mich freuen, wenn Du in "Deinen" Moosen entsprechende Funde machen könntest. Moosbecherlinge kann man das ganze Jahr über finden, außer wenn es länger friert. Voraussetzung ist genügend Feuchtigkeit, drum ist das Winterhalbjahr die Hauptsaison.


    Björn


    Danke für die tolle Ergänzung. Ich hoffe, der Kernpilz bekommt irgendwann einen Namen.;)

  • Hallo Ralf und Björn,


    wahnsinnig schöne Funde und Bilder! :thumbup:
    Ich hab das ganze Jahr gebraucht um so viele Moosbecher-Arten zu finden. Octospora affinis ließ sich hier bei mir noch nicht blicken. Lamprospora seaveri hatte ich im August gesehen. Momentan liegt hier auch verhältnismäßig viel Schnee, da werd ich erst in einiger Zeit wieder auf Becherjagd gehen können.


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

    • Offizieller Beitrag

    aaaaaah!!! wie schön!


    Danke für die schönen Fotos!


    ich merke, wie mir das alles fehlt! Echt.....viel zu wenig Zeit nehme ich mir für das Forum und diese tollen Beiträge!
    Danke Ralf! du hast mich daran erinnert, das es lohnt, die Augen überall offen zu halten!


    Schön auch, die Mikroaufnahmen vom Moos! :thumbup:


    liebe Grüße,
    Melanie

    Gnolmige Gnüße, Gnelmanie die Rote

    "In den Wäldern sind Dinge,
    über die nachzudenken,
    man jahrelang im Moos liegen könnte."

    -Franz Kafka-
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  • Ahoi, Ralf
    und miteinander.


    Wow!8|8|


    Schwelg!!!


    Ganz herrliche Präsentationen
    auch von Björn.:thumbup::thumbup::thumbup:


    Könnte ich mir glatt vor's Fenster hängen
    oder stundenlang anschauen...


    Werde meinem kleinen O. wrightii im Garten
    gleich morgen früh Bescheid sagen,
    daß er ruhig ein paar Verwandte herbeirufen darf.
    Ist ja Platz genug für alle...;)



    LG
    Peter

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    Der frühe Vogel fängt den Wurm. Soll er doch im Dunkeln tappen...ich fange lieber Pilze. Fossas sind auch nur aktiv, wenn es sich lohnt.

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  • Genug Platz ist nicht alles...hast du denn auch genug Moos für alle? Denn du weißt ja: Ohne Moos nix los :P :D

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  • Wie ich schonmal schrieb, haben mir Nobi und Sven Apettit auf die Moosbecherlinge gemacht.


    So muss das sein! :thumbup:



    Nicht zuletzt dank der Hilfe von Jan Eckstein - bei dem ich mich hier nochmals ausdrücklich bedanken möchte - wurden weitere Funde und die Wirtsmoose bestimmt, oder bestätigt.


    Toll, dass du den Jan mit ins Boot geholt hast!
    Bryologe und Mykologe, was will man mehr!
    Ich hatte einige Zeit guten Kontakt zu seinem Vater, dem Günter.
    Dem einige sehr schöne Dungpilz-Funde gelangen, die wir gemeinsam bestimmt haben!



    Werde meinem kleinen O. wrightii im Garten
    gleich morgen früh Bescheid sagen...


    Die Octospora wrightii hatte ich auch vor einigen Jahren in meinem Garten, dann ist sie ausgebüxt!
    Jetzt weiß ich endlich, wo sie heuer lebt! ;)


    Sehr schöner Beitrag, Ralf und Björn!


    Ich hätte mit diesem wunderschönen Beitrag allerdings das Pilzfestival wieder belebt!
    Das ist aber auch meine einzige Kritik!


    LG vom Nobi

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  • Vielen Dank für die weiteren, netten Kommentare. :)


    nobi


    Ja, das mit dem Pilzfestival fiel mir auch ein, als ich den Beitrag abgeschickt hatte.:(


    Andererseits, es gibt erst wieder ein neues Plzfestival, wenn Melanie mal wieder mit auf Tour geht. Sie ist also Schuld.:D

    • Offizieller Beitrag


    Da bin ich aber gerne schuld! :D


    Und gelobe feierlich....es wird in nicht zu ferner Zukunft ein neues Pilzfestival geben! Ich hab nämlich massiv Entzug! 8|:D


    lG,
    Melanie

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  • Entzug? Wovon? :D

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  • Björn
    Hast du wegen des Pyrenomyceten schon im Döbbeler "Moosbewohnende Ascomyceten I. Die pyrenocarpen, den Gametophyten besiedelnden Arten" gesucht?
    Oder steht dir dieses Werk ausnahmsweise nicht zur Verfügung? 8|
    Dann könnte ich gerne helfen.
    Und kannst du bitte zur Vollständigkeit noch ein paar Mikromaße nennen.


    LG Nobi

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    Chips: 72


  • Hallo nobi,


    selbstverständlich habe ich dieses Werk komplett sortiert auf meinem PC. Leider habe ich aber auch da drin nix gefunden...du kannst es ja trotzdem mal versuchen, ich war sowieso gerade dabei, die Maße einzutragen und die Art als "Muricapronia fusispora" abzuheften:
    Sp. 26-31x10-12,5 µm, Asci 70-90x28-33 µm, IKI+KOH Hymenium blau, ohne Paraphysen/Pseudoparaphysen.


    lg björn

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