Boletus aestivalis = Sommersteinpilz

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    Boletus aestivalis (Paulet) Fr.
    Sommersteinpilz
    Synonyme:
    - Boletus reticulatus ss. auct.
    - Boletus edulis f. reticulatus (Schaeff.) Vassilikov
    - Boletus carpinaceus Velen. (?)


    Familie: Boletaceae
    Ordnung: Boletales
    Klasse: Agaricomycetes



    Hut: Halbkugelig bis ausgebreitet; anfangs feinfilzig bis samtig, kaum verkahlend, Huthaut im Alter oft +/- rissig aufplatzend; in dunklen bis blassen Brauntönen, meist in etwa milchkaffefarben oder lederbräunlich, nur in sonnengeschützten, dichten Laubbaumbeständen seltener dunkel schokoladenbraun; auf Druck unveränderlich; ohne rötliche / rosaliche Zone unter der Huthaut


    Stiel: bauchig –“ keulig bis zylindrisch (meist im Alter); weißlich, cremeweißlich bis bräunlich; mit meist gut ausgeprägtem, weißlichem bis bräunlichem Netz bedeckt; ohne Verfärbungen auf Druck.


    Röhren: jung weiß, später gelblich, alt ins Grünliche verfärbend; Poren gleichfarben; auf Druck nicht verfärbend, erst im Alter treten grünlich –“ braune Druckstellen auf; Röhren vom Hut leicht abzulösen, Poren fein


    Fleisch: anfangs fest, bald schwammig werdend und locker, auffällig oft von Maden befallen; weißlich, in der Stielrinde auch bräunlich, ebenso in der Stielbasis, wenn dort von Parasiten befallen; Geruch und Geschmack angenehm, mild und nussig; bei Verletzung unveränderlich


    Speisewert: hervorragender Speisepilz, auch roh essbar (nicht in großen Mengen)
    Andere Pilzliebhaber (Schnecken, Maden, Mistkäfer, Mäuse usw.) sehen das auch so und naschen bevorzugt an dieser Pilzart


    Sporenpulver: olivbraun


    Vorkommen: erscheint schwerpunktmäßig im Frühsommer (Juni) bis Herbst (September). Insgesamt ist die Art recht weit verbreitet und stellenweise häufig. Allerdings eher wärmeliebend, kalkhaltige Böden werden auch eher toleriert als saure, der Standort sollte auch nicht allzu feucht sein. Mykorrhiza mit Laubbäumen, vor allem Buche und Eiche.


    Verwechslungen: Dunkle Formen können dem Schwarzhütigen Steinpilz (Boletus aereus) sehr ähnlich sehen. Mit dieser Art ist B. reticulatus am nächsten verwand. Der Gemeine Steinpilz (Boletus edulis) und der Kiefernsteinpilz (Boletus pinophilus) unterscheiden sich durch die eher glatte Huthaut und oft eine rötliche oder rosane Zone direkt unter der Huthaut.
    Anlass zu Verwechslung können auch Röhrlinge aus der Sektion Appendiculati bieten, zB der Königsröhrling (Boletus regius) oder der Anhängselröhrling (Boletus appendiculatus). Diese haben aber kein rein weißes Fleisch.
    Der Fahle Röhrling (Boletus impolitus) hat kein Stielnetz.
    Der Gallenröhrling (Tylopilus felleus) kann sehr ähnlich sehen. Sein Stielnetz ist aber oft gröber und steht stärker hervor. Die im Alter rosafarbenen Poren und Röhren sind ein sicheres Kriterium um den Gallenröhrling zu erkennen, der ja auch rosa Sporenpulver hat und kein olivfarbiges.
    Eine Kostprobe entlarvt den Gallenröhrling auch sofort wegen dem bitteren Geschmack.
    Filzröhlringe mit Netzzeichnung am Stiel wie zB die Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus) sind meist schlanker, haben kein rein weißes Fleisch und im Alter viel weitere Poren, zudem sind die Pore und Röhren nie weiß.


    Anmerkungen: Ein Erscheinen im Spätherbst ist kein Ausschlußkriterium für diese Art.
    Unklar ist die Identität von Boletus carpinaceus Velen. bzw. Boletus reticulatus subsp. carpinaceus (Velen.) Hlavacek. Dieser sollte normalerweise Boletus reticulatus zugeordnet werden (siehe auch IndexFungorum). Die Beschreibung in Engel & al. (–žauch im Alter noch sehr festes Fleisch–œ) lässt aber auch an eine mögliche Verwandtschaft zu Boletus aereus denken.



    Bilder:



    Links zu verwandten und ähnlichen Arten im Archiv:
    >Boletus aereus = Schwarzhütiger Steinpilz<
    >Boletus edulis = Gemeiner Steinpilz<
    >Boletus pinophilus = Kiefernsteinpilz<
    >Boletus appendiculatus = Anhängselröhrling<
    >Boletus regius = Königsröhrling<
    >Boletus impolitus = Fahler Röhrling<
    >Tylopilus felleus = Gallenröhrling<
    >Xerocomus subtomentosus = Ziegenlippe<

  • den Sommersteinpilz habe ich bis jetzt leider nur einmal gefunden und zwar ein etwa 5-6 cm großes Exemplar.
    Habe dieses Exemplar aber stehen gelassen ;).

    Man sollte nur Pilze sammeln, die man auch 100% als Speisepilze kennt.
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    Einmal editiert, zuletzt von Judasohr78 ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Im Odenwald sehen derzeit die meisten Retikulatusse recht abgerisen aus:

    Da bekommt "feldrig aufreissend" eine ganz andere Bedeutung.


    Aber ganz junge sind auch schon wieder unterwegs:

    Man beachte das auch in diesem Jungzustand nicht mehr wirklich weiße Stielnetz. Die braune Netzfarbe kann sich bei entsprechender Witterung im Alter noch verstärken, nur an der Stielspitze bleibt es meist cremeweiß.


    Aufgeschnitten sieht der Kleine übrigens so aus:

    Man beachte hier die kaum entwickelte, sehr dünne Röhrenschicht, die zudem stark konkav der Hutwölbung angepasst ist.



    LG, Pablo.

  • Hier noch ein paar Bilder von Exemplaren mit einer ungewöhnlichen Hutfarbe und mit Linde und Kastanie ebenso ungewöhnlichen Begleitbäumen.



    VG Jörg

  • Servus beinand,


    nur eine kleine Anmerkung zur Nomenklatur. Der Typus von Boletus reticulatus blaut im Fleisch - und das sogar deutlich. Daher kann Boletus aestivalis Schaeff. kein Steinpilz sein. Daher ist der eigentlich richtige Name Boletus aestivalis.


    Der Typus ist übrigens kein Beleg, sondern eine Farbtafel (eben die in Schaeffers Werk). Ich habe zwei Exemplare gesichtet - in Wien und in Regensburg - um ein Artefakt an der Farbtafel auszuschließen.


    LG
    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Christoph!


    Merci. :thumbup:
    Demnach wäre die Verwendung von "Boletus reticulatus" auf diese Art eine Fehlinterpretation verschiedener Autoren.
    Ich habe das oben mal geändert und "reticulatus" mit dem Zusatz sensu auctores in die Synonymie verschoben. Das eigentliche; Schaeffersche Taxon kann dann dort ja nicht in der Synonymie stehen.


    LG, Pablo.