Daedaleopsis confragosa und die Varietät tricolor

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  • Hallo

    Bei Pilze Deutschland gibt es nur noch Daedaleopsis confragosa und Daedaleopsis confragosa var. tricolor. Wenn ich alles richtig sehe, gibt es Daedaleopsis tricolor nicht mehr als eigene Art.

    Gestern habe ich viele kleine Daedaleopsis confragosa gesehen.



    Die waren relativ dunkel. Da habe ich mal nachgelesen. Die tricolor können so einfarbig sein, aber auch farblich gezont. Also kein sicheres unterscheidungsmerkmal.

    Dann habe ich noch folgendes gelesen:

    Daedaleopsis confragosa hat längliche Poren

    Daedaleopsis confragosa var. tricolor hat eher lamellenähnliche Blätter.

    Das wäre dann das einzige sichere Unterscheidungsmerkmal? Oder?

    Damit hätte ich gestern an Kirsche Daedaleopsis confragosa gefunden!

  • Servus,

    lt. Christoph Hahn ist D. tricolor eine durch Sequenzierung bestätigte eigenständige Art. Alles andere wäre mMn auch unsinnig, so unterschiedlich, wie die sind.

    Herzliche Grüße

    Andreas

  • Daedaleopsis confragosa hat längliche Poren

    Daedaleopsis confragosa var. tricolor hat eher lamellenähnliche Blätter.

    Hallo

    Ist das dann das wirklich gute makroskopische Unterscheidungsmerkmal? Ich kann da leider nicht mitreden, die tricolor mag unsere Gegend nicht. Aber wenn sich mal eine verirrt, möchte ich informiert sein!

  • Daedaleopsis confragosa hat längliche Poren

    Daedaleopsis confragosa var. tricolor hat eher lamellenähnliche Blätter.

    Hallo

    Ist das dann das wirklich gute makroskopische Unterscheidungsmerkmal? Ich kann da leider nicht mitreden, die tricolor mag unsere Gegend nicht. Aber wenn sich mal eine verirrt, möchte ich informiert sein!

    Die Fruchtkörper von D. tricolor bleiben kleiner, sind dünnfleischiger und treten meist sehr gesellig auf. Sie sind meist sehr lebhaft gefärbt und dabei deutlich zoniert und haben ausgeprägt lamelliges Hymenophor, wobei auch D. confragosa lamelliges Hymenophor ausbilden kann. So ausgeprägt kenne ich das aber von der nicht.


    Herzliche Grüße

    Andreas


  • Hallo zusammen,


    wenn es neuere Erkenntnisse als das von Schupfi erwähnte Paper gäbe, sollte diese neuere Arbeit ja offensichtlicherweise die Arbeit von Mentrida et al. zitieren. Wenn man sich dann bei Researchgate anschaut, wo die Arbeit zitiert wurde, gibt es dort nur eine russische-sprachige Arbeit, die etwas zum Artkonzept von D. tricolor/confragosa beiträgt und die auch zu dem Schluß kommt, daß das beides eine Art ist. Es würde mich also schon überraschen, wenn das jetzt doch getrennte Arten sind. Zumal es ja durchaus auch Übergangsformen zwischen Lamellen und Poren bei Daedaleopsis gibt.


    Björn

  • Die Fruchtkörper von D. tricolor bleiben kleiner, sind dünnfleischiger und treten meist sehr gesellig auf. Sie sind meist sehr lebhaft gefärbt und dabei deutlich zoniert und haben ausgeprägt lamelliges Hymenophor, wobei auch D. confragosa lamelliges Hymenophor ausbilden kann. So ausgeprägt kenne ich das aber von der nicht.

    Danke Andreas

    Das ist eine kurze, aber aussagekräftige Antwort! :thumbup:Jetzt möchte ich endlich mal eine tricolor finden!

  • Das steht dazu im Dörfelt „Die pileaten Porlinge Mitteleuropas“. Es deckt sich ziemlich genau mit dem, was ich geschrieben hab. LG. Andreas

  • Das ist für mich klar D. confragosa. Die Art kann, wie geschrieben, auch lamelliges Hymenophor entwickeln. Aber mit den dicken, blassen Fruchtkörpern find ich die trotzdem eindeutig.

    Herzliche Grüße

    Andreas

  • Hallo, zusammen!


    Ich kenne confagosa vorwiegend von Weide und tricolor meist auf Vogelkirsche.

    Von daher gesehen schließt allein die Substratbevorzugung eine Konspezifität m.E. aus.


    Beste Grüße

    Harald

    mir scheint, als wäre dieser Schluss nicht zulässig. Was du in deinem ersten Satz beschreibst, ist zunächst nur, dass es grundsätzlich makroskopisch wahrnehmbare Unterschiede zwischen deinen Funden auf Weide und deinen Funden auf Vogelkirsche gibt. Diesen Teil kaufe ich dir sofort ab. Der zweite Satz folgt meiner Ansicht aber nicht direkt aus dem ersten. Für die in Satz 1 genannten Unterschiede führst du nämlich in Satz 2 die Erklärung ein, dass die Funde auf Weide D. confragosa und die auf Vogelkirsche D. tricolor sind, und die makroskopisch wahrnehmbaren Unterschiede daher rühren, dass es sich um verschiedene Arten (oder Varietäten, die Debatte will ich jetzt nicht aufmachen) handelt, die jeweils andere Substrate bevorzugen.


    Ich glaube, man kann deine Beobachtung aber auch anders deuten, und zwar so: Es handelt sich bei deinen Funden auf Weide und deinen Funden auf Vogelkirsche um dieselbe Art und die makroskopisch wahrnehmbaren Unterschiede lassen sich durch die unterschiedlichen Substrate erklären. Das ist meiner Ansicht nach keineswegs abwegig, in der Pilzzucht kann man das nämlich häufig beobachten. Ein Beispiel: Züchtet man dieselbe Kultur von Pleurotus ostreatus einmal auf Buchen- und einmal auf Fichtenholz, ergeben sich deutliche Unterschiede in Fruchtkörpergröße, -form, -wuchsweise und sogar im Geruch. Beide Myzelien sind aber konspezifisch – allein aufgrund der Tatsache, dass sie genetisch identisch sind.


    Daher kann man aus der Tatsache, dass makroskopisch wahrnehmbare Merkmalsunterschiede zwischen Funden auf Weide und Funden auf Vogelkirsche vorhanden sind, die Konspezifizität meiner Ansicht nach nicht ausschließen; es gibt noch eine alternative Erklärung für deine Beobachtung.


    Die Tatsache, dass zwei unabhängige Untersuchungen der ITS-Sequenzen von Funden, die nach den morphologischen Merkmalen eindeutig trennbar waren, eine Konspezifizität nahelegen, scheint mir hier höchstes Gewicht zu haben. Daher tendiere ich auch zur alternativen Erklärung.


    Beste Grüße,

    Vitus