Amanita citrina

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 981 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von ibex.

  • Hallo zusammen,


    ich war schon länger nicht mehr hier, das Leben macht es einem nicht einfach. Egal.


    Kürzlich bin ich über eine Widersprüchlichkeit bei Amanita citrina gestolpert. In diversen Quellen heißt es, dass das enthaltene Gift (Bufotenin) hitzeinstabil sei. Laut Wikipedia ist Bufotenin aber sehr hitzestabil! Was stimmt denn nun? Ich gehe davon aus, dass sich da irgendwo ein Fehler eingeschlichen haben muss, aber welcher? Ist Bufotenin etwa gar nicht das enthaltene Gift? Oder ist das nur in Teilen des Pilzes vorhanden, z. B. in der Huthaut, und wird durch Kochen ins Kochwasser extrahiert, anstatt zerstört?


    Vielleicht kann ja jemand Licht ins Dunkle bringen? :)


    Beste Grüße


    Oliver

  • Hallo Oliver, keine Ahnung. Aber die Frage ist durchaus berechtigt. Deshalb schiebe ich sie mit meiner Antwort wieder nach vorn. vielleicht liest ja doch noch ein Toxikologe mit.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo Oliver,


    im "Taschenlexikon der Pilze Deutschlands" (Guthmann/Hahn/Reichel) steht u.a.: "Bufotenin wirkt antibakteriell und ist für den Menschen nur giftig, wenn es injiziert wird ... Durch ausreichendes Kochen oder Braten werden die Giftstoffe zuerstört"


    Das war bislang auch mein Kenntnisstand. Es muss nicht alles zwangsläufig stimmen, was auf Wikipedia steht, vielleicht gibt es aber auch neue Erkenntnisse.

    Wie dem auch sei, Knollis, egal welcher Farbe, isst man nicht!


    Beste Grüße

    Harald

  • Danke Claudia!


    Hallo Harald,


    Bufotenin soll recht stabil sein, sollte zumindest das Kochen (nur 100°C) gut überstehen.

    Stimmt, was in der Wikipedia steht, muss nicht unbedingt stimmen, aber normalerweise sind da auch die Quellen angegeben (in diesem Beispiel aber leider nicht) und in anderen Quellen (auch Büchern) kann ebenso Mist stehen.

    Klar, man isst keine Knollis. Aus einer Reihe von Gründen: insbesondere für Laien recht hohe Verwechselungsgefahr, zudem könnten andere Pilzgifte enthalten sein, die vielleicht organschädigend sind. Und wem es auf einen Rausch ankommt: der Bufoteningehalt soll recht gering sein.


    Ich würde viele Pilze nicht essen, so z. B. auch keine Nebelkappen. Andere essen die, warum auch immer. Und vorgestern erzählte mir ein (osteuropäisches) Paar, sie würden Pfifferlinge sammeln, hatten aber nur Hallimasch im Korb. Auch uralte Röhrlinge werden gerne aus dem Wald geschleppt, kann ich persönlich nicht verstehen.


    Und ich sammle das meiste mit der Kamera. :) Da dann aber gerne auch Knollis und andere.


    Beste Grüße


    Oliver

  • Hi,

    In Amerika essen sie nach Kochen alles aus Amanita sect. Validae. Ich würde den gelben Knolli als eher harmlos einschätzen, ebenso wie übrigens auch A. franchetii, dem ja auch oft eine mehr oder weniger starke Giftigkeit zugeschrieben wird.

    Viele Grüße

  • Ich würde den gelben Knolli als eher harmlos einschätzen, ebenso wie übrigens auch A. franchetii

    Beim Gelben gehe ich mit, der wird nach meiner Kenntnis in Osteuropa folgenlos gegessen.


    Bei franchetii feht einfach die Erfahrung, wäre also Speisewert unbekannt. Vielleicht gibt es hier ein paar Selbstversuchler?


    Grüße,


    Wolfgang

  • Ich hab noch keine Selbstversuche aber das Paper auf das sich die Giftigkeit oft bezieht ist totaler Schwachsinn (völlig falsche Identifikation von Pilzen) und da franchetii verwandtschaftlich recht nah bei excelsa und rubescens steht und mit letzterem garantiert auch verwechselt wird, halte ich für sehr unwahrscheinlich dass der giftig ist.

    Viele Grüße

  • Sehe ich wie Schrumz. A. franchetii steht hier jedes Jahr in Massen im Park, die werden mit Sicherheit regelmäßig als Perlpilz verputzt.


    Vielleicht probiere ich sie nächstes Jahr mal, wenn ich dran denke.


    LG,

    Schupfi

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  • Hallo,


    ja das Paper von 2009 "Huang, L et al. (2009) Outbreak of fatal mushroom poisoning with Amanita franchetii and Ramaria rufescens. doi: 10.1136/bcr.06.2008.0327" kann man nicht verwenden. Die kleinen Hinweise in wenigen anderen Beiträgen zu A. franchetii führen am Ende eher zu einem "nicht empfehlenswert", aber zu viel mehr auch nicht.


    Beste Grüße

    Stefan

  • Hallo Oliver

    Bufotenin soll recht stabil sein, sollte zumindest das Kochen (nur 100°C) gut überstehen.

    Das denke ich auch und könnte vielleicht ein Fehler in vielen Quellen (von einander abgeschrieben) sein, oder? Hier ist auch nochmal ein Link mit einer genauen Beschreibung zu Bufotenin: https://www.swgdrug.org/Monographs/BUFOTENINE.pdf


    Ist Bufotenin etwa gar nicht das enthaltene Gift?

    Doch, Bufotenin ist in Amanita citrina enthalten, dazu gibt es eine sehr aktuelle Studie: https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC12115419/


    Darin steht unter anderem:

    Structurally, buiotenine is very similar to psilocin (the active form of psilocybin), but differs in having a hydroxyl group on the C5 of the indole ring instead of C4 [59,103,107]. The possible hallucinogenic effects noted in the literature are still controversial; due to buiotenine not crossing the blood–brain barrier, it may lack hallucinogenic effects [107,110]. However, buiotenine is a promising candidate for treating rabies [107,111].


    Oder ist das nur in Teilen des Pilzes vorhanden, z. B. in der Huthaut, und wird durch Kochen ins Kochwasser extrahiert, anstatt zerstört?

    Laut meinem ersten Link oben ist es zumindest in der Form Oxalat-Hydrat sehr wasserlöslich und soweit ich verstanden habe, liegt es in Pilzen (hauptsächlich) in dieser Form vor (vielleicht kann das hier jemand genau erklären, dafür kenne ich mich leider zu wenig aus und ich weiss, dass hier einige Chemiker unterwegs sind). Dann würde, wenn die Pilze gekocht werden (um sie vielleicht einzumachen) vermutlich schon ein grosser Teil des Toxins von den Pilzen ins Kochwasser übergehen, das ja weggeschüttet wird.

    Aber ich denke, selbst wenn man sie in der Pfanne zubereiten würde (z.B. als Sauce), wo das Toxin – da es ja anscheinend hitzestabil ist – nicht mit dem Wasser weggeschüttet wird, wäre es nicht gefährlich, da bei oraler Aufnahme die Bioverfügbarkeit wohl niedrig ist, sodass nur wenig ins Blut gelangt und dieses dann auch kaum die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann (wie es auch in der Studie steht).


    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.