Es saftet gar fürchterlich ...

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 1.037 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sebastian_RLP.

  • Hallo zusammen,


    ich hatte in der Vergangenheit von einer neu entdeckten Saftlingswiese bei mir um die Ecke berichtet:


    Nachdem diese zwei Tage später ratzekahl gemäht wurde, kann man sich nun wieder da blicken lassen, denn die Saftlinge und anderes tut es auch wieder in großer Zahl. Was soll ich sagen, die Wiese da hat nichts von ihrem Zauber verloren, im Gegenteil, ich konnte weitere (seltene) Erstfunde tätigen, bestimmen und damit kennenlernen bzw. den Horizont erweitern. Zusammen mit einer anderen hervoragenden Fläche (von der ich hier auch einige Bilder zeige), die ich schon länger kenne, kann man da wirklich schon hervorragend Wiesenpilze studieren.


    Also, was zuerst?


    01 Hygrocybe acutoconica – der großsporiger Saftling


    02 Hygrocybe cantharellus (Schwein.) Murrill – der pfifferlingsähnliche Saftling (für mich ein Erstfund)

    Sporen ca. 10x6µm, vorwiegend breitelliptisch, nicht eingeschnürt


    03 Hygrocybe chlorophana (Fr.) Wünsche – der stumpfe Saftling


    04 Hygrocybe ceracea – der zerbrechliche Saftling


    05 Hygrocybe conica (Schaeff.) P. Kumm. – der schwärzende Saftling


    06 Hygrocybe glutinipes (J.E. Lange) R. Haller Aar. – der starkschleimige Saftling (in verschiedenen Farbnuancen)


    06a Dies wahrscheinlich auch


    06b und dies ...


    Im übrigen in enger Nachbarschaft mit

    07 Dermoloma cuneifolium - dem runzeligen Samtritterling


    08 Hygrocybe ingrata J.P. Jensen & F.H. Møller – rötender Nitratsaftling (für mich ein wunderbarer Erstfund, wollte ich schon lange kennenlernen):


    09 Gliophorus irrigatus (Pers.) A.M. Ainsw. & P.M. Kirk – der graue Saftling - kommt auch wieder mit zahlreichen FK, hier mal ein paar junge ...


    10 Hygrocybe quieta (Kühner) Singer – Blattwanzensaftling, Schnürsporsaftling

    über diesen habe ich mich sehr gefreut, in rauhen Mengen auf der Wiese, hatte ich bis jetzt nur einmal als Einzelfruchtkörper in einem weiter entfernten ausgewiesenen Saftlingshabitat


    11 Hygrocybe reidii Kühner – Honigsaftling (dieser zeigt sich auch wieder, allerdings nur nicht so schöne beschädigte Fruchtkörper. Da ist vor mir jemand über die Wiese gestiefelt, schätze ich)


    12 Hygrocybe coccinea - der kirschrote Saftling kommt in Unmengen


    Beim nächsten Fund gehe ich aus von

    13 Hygrocybe calciphila Arnolds - der kalkliebende Saftling

    Mit diesem habe ich mich etwas schwer getan, aber die doch großen Sporen (um 10µm) und die kurzen aufgeblasenen Tramahyphen zusammen mit der Erscheinung (Cave: FK winzig, Hut etwa 1cm!) führt mich dann nur dorthin. Für basische Böden ist unsere Ecke bekannt.


    13a Etwa einen Meter entfernt und mehr gelb vielleicht das selbe (nicht weiter untersucht):


    13b Und das an einem weiteren Standort, will das vielleicht auch mal werden? (Ich weiß es nicht, nicht weiter untersucht)


    14 Cuphophyllus pratensis (Pers.) Bon – der orangefarbene Wiesenellerling (durfte natürlich nicht fehlen, bei uns nicht selten)


    Irre gefreut habe ich mich dann über

    15 Pseudotricholoma metapodium (Fr.) Sánchez-García & Matheny – der schwärzende Wiesenritterling

    Ebenfalls ein Erstfund für mich. Dachte erst an etwas Richtung Erdritterling, aber diese samtige oder körnelige Oberfläche kam mir Spanisch vor.

    Als der anfing zu röten musste ich an Porpoloma denken, den hatte ich bei Ludwig schonmal im Buch gesehen.

    Da lag ich richtig, ein früherer Name für die Gattung Pseudotricholoma, ein Name, der es sehr gut trifft, wie ich finde.


    Hier neben H. integrata-Fruchtkörpern



    rötet kräftig/auffällig an Druckstellen


    Mittendrin statt nur dabei:

    16 Clathrus archeri - der Tintenfischpilz


    Zum Schluss noch ein weiterer hochinteressanter Erstfund für mich:

    17 Hodophilus foetens - der stinkende Samtschneckling (am ehesten s.str. nach Mikroskopie):

    Der roch schon, da hatte ich mich noch gar nicht heruntergebeugt, widerlich nach Schwefel, der Schwefelritterling ist nix dagegen. Später habe ich nachgelesen, er wird mit weiteren Gerüchen beschrieben: Fäkalien ... stimmt, irgendwie auch das, Mottenkugeln ... stimmt, irgendwie auch (kenne ich vom Mottenkugelpilz). Eine tolle Mischung. Weiter habe ich noch erfahren wie in "Fäkalien ausgerückte Zigarre" ... naja, unfassbar jedenfalls.


    Durchgehende Lamellen über 20 (Meine, ich hätte 21 gezählt - siehe am besten mittleres Bild)


    Sporenabwurf läuft noch, ist zur Unterscheidung der Arten im Agg. aber eh nicht kriegsentscheidend, eher wohl Kaulos und HDS


    Kaulos


    HDS



    Überhaupt nicht weiter komme ich mit

    17 Spec Camarophyllopsis schulzeri - der hellblättrige Samtschneckling (Danke an Florian!)

    Klein (Hut etwa 1,5cm), Weißsporer, Lamellen nicht ganz so kräftig wie bei Hygrophorus, aber irgendwie auch nicht ganz dünn.

    Braungelbe Farben, anders als ingrata, der nicht weit daneben stand. OHNE Geruch.


    Sporen winzig, globos, mit deutlichem Apikulus, inamyloid: 3,6-4,4 µm (av. 4,0 µm, SD 0,3 µm) x 3,6-3,8 µm (av. 3,7 µm, SD 0,1 µm); Q = 1,0-1,2 (av. 1,1, SD 0,1)(n = 5)

    In Melzer:


    HDS


    Tja, bin für jeden Hinweis dankbar.


    Es gab noch soviel mehr, auch Wiesenkeulen und so weiter, aber wo anfangen und wo aufhören. Die Wiese wird jedenfalls weiter beobachtet und exploriert:

    Könnte das hier 18 Clavunilopsis umbrinella - die braune Wiesenkoralle sein CF CF ... ich habe keinen Schimmer und bin nicht mehr zu einer seriösen Bestimmung gekommen:


    Da auch nicht so oft gezeigt, es gab noch:

    19 Lepiota fuscovinacea - den purpurbraunen Schirmling


    Und sogar 20 Hemileccinum impolitum - der fahle Röhrling hat sich nochmal gezeigt, vermutlich wegen den warmen Temperaturen, weil er so schön ist:


    Tja, insgesamt habe ich nun auf der neuen Wiese allein an Saftlingen bis jetzt 13 unterschiedliche Arten nachgewiesen. Ein tolles Habitat.

    Auf eine weitere tolle Wiesenpilzsaison!


    LG Sebastian

  • Hallo Sebastian

    Das ist ja ein richtiges Feuerwerk. Am besten gefällt mir diesen Fund; Dermoloma cuneifolium - dem runzeligen Samtritterling

    Und Hygrocybe ingrata J.P. Jensen & F.H. Møller – rötender Nitratsaftling

    Gratulation. BG Andy

  • .................................

    Tja, bin für jeden Hinweis dankbar.

    ....................................

    Hallo Sebastian,


    ich möchte darauf hinweisen, dass mir vor lauter Staunen immer noch der Mund offen steht.....


    VG

    Wolfgang

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    Ich bin ein fortgeschrittener Anfänger. Meine Einschätzungen zu Bestimmungsanfragen sind mit Vorsicht zu "genießen" !
    Und: Nicht jeder meiner Funde muss unbedingt bestimmt werden, ich freue mich einfach über jedes "Kerlchen"... :gzwinkern:

  • Nr. 17. ist Camarophyllopsis schulzeri

    Hallo Florian, ach top, klasse!!! Noch so eine Seltenheit. Das ist ja wirklich toll. Danke für deine Einordnung. Das passt hundertprozentig. Da bin ich irgendwie im Ludwig nicht hingelangt.


    Ich drücke dir die Daumen, dass die Wiesenpilze sich bei euch noch zeigen!!!


    LG Sebastian

  • Hallo Sebastian,

    das sind ja Hammerfunde! Genial. Den Runzeligen Samtschneckling habe ich hier auch, nach den anderen halte ich bislang vergeblich Ausschau. Hier sind nach ergiebigem Regen und der späten Mahd tatsächlich auch noch ein paar Saftlings-Jungpilzköpfchen zu sehen. Aber die letzte Nacht war frostig und Schnee ist angekündigt. Ich hoffe, dass die Kleinen es noch schaffen. Aber selbst dann ist die Artenvielfalt nicht mit deiner neuen Wiese vergleichbar. Pass gut auf sie auf! 🥴

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Könnte das hier 18 Clavunilopsis umbrinella - die braune Wiesenkoralle sein CF CF ... ich habe keinen Schimmer und bin nicht mehr zu einer seriösen Bestimmung gekommen:

    Hi Sebastian,

    hier könntest Du die Basidien betrachten, denn die sollten zu einer Clavulina passen (2-sporig, mit Sterigmen die wie ein Stiergehörn gebogen sind), und die Sporen rundlich mit großem Tropfen (Clavulina cristata agg.).


    Tolle Wiese, tolle Bilder!


    Grüße,


    Wolfgang

  • Hier sind nach ergiebigem Regen und der späten Mahd tatsächlich auch noch ein paar Saftlings-Jungpilzköpfchen zu sehen. Aber die letzte Nacht war frostig und Schnee ist angekündigt. Ich hoffe, dass die Kleinen es noch schaffen.

    Auch dir seien die Daumen gedrückt, liebe Claudia. Die Vielfalt ist schon verrückt. Bin gespannt, was dort noch kommt.


    Hi Sebastian,

    hier könntest Du die Basidien betrachten, denn die sollten zu einer Clavulina passen (2-sporig, mit Sterigmen die wie ein Stiergehörn gebogen sind), und die Sporen rundlich mit großem Tropfen (Clavulina cristata agg.).

    Hallo Wolfgang, vielen Dank für die Hinweise. Das schaue ich mir an! Werde bei den nächsten Besuchen auch stärkeres Augenmerk auf Clavulina und Co. legen.


    LG Sebastian