Coprinus - Hasenpfote mit Pigmentausfall

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 4.977 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wutzi.

  • Hallo zusammen,


    heute habe ich unerwartet ein paar Schwarzsporer auf Hackschnitzeln (Erle) gefunden. Ich tippe auf Tintlinge, bin aber unsicher. Ich habe gelernt, dass der Schopftintling der einzige ist, der erst rot und dann schwarz wird und demzufolge in eine andere Gattung gestellt werden soll, oder wurde, oder so ähnlich. Nun ist mein Kandidat aber auch so ein Fall von Pilz, der bevor er schwarz wird, ein rotes Aussehen bekommt.

    Die Pilze sind ca. 6-8cm hoch, Hutdurchmesser ca. 6cm, sehr zerbrechlich. Eigentlich bestehen die Pilze nur aus Huthaut und Lamellen. Der Stiel ist hohl. die Jungpilze waren walzenförmig.

    Habt Ihr eine Idee?









    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

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    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    zeigst du auf dem ersten Bild und den letzten die gleichen Fruchtkörper? Wenn nein, würde ich deinen ersten für einen Dachpilz oder Rötling halten und deinen letzten für einen Tintling. Auf die Gattung Coprinopsis oder Coprinellus mag ich mich makroskopisch aufgrund der Bilder gerade nicht festlegen. :)


    l.g.

    Stefan


    edit: Ich hatte gerade eine wahnwitzige Idee zu deinem ersten: Bolbitius coprophilus. Für einen Dachpilz oder Rötling passt mir der ganze Habitus nicht; insbesondere der hohle Stiel.

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Stefan,

    es sind nicht dieselben Fruchtkörper, aber da die rötlichen und die schwarzen Frk. bunt gemixt durcheinander stehen, bis auf die Farbe ziemlich denselben Habitus haben und ich bei dem rötlichen Hut in der Mitte den Beginn eines Schwärzens zu sehen glaube, und bei dem vorletzten Bild noch rötliche Partien erkennbar sind, denke ich, das es dieselbe Art ist. Vielleicht liege ich aber auch daneben.


    Einen Dachpilz kann ich mir gar nicht vorstellen. Falls es doch zwei Arten sind, käme der Rosafarbene Mistpilz wirklich infrage.

    Lieben Gruß


    Claudia


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    • Offizieller Beitrag

    Es gibt auch einen roten Tintling. So ist das nicht. Mich stören vor allem die deutlichen Rosa Lamellen. Das sollte kein Tintling haben dürfen, zumindest ist mir das noch nie bei einem begegnet. :)

  • Ich habe mal in den Kühlschrank geschaut. Also: Es sind zwei verschiedene Arten. Hier die Mikrobilder und das was von den beiden noch übrig ist. Ich nahm an, dass der rosafarbene inzwischen schwarz wäre. Ganz falsch.


    Aber so richtig glücklich bin ich mit dem Rosafarbenen Mistpilz noch nicht. Etwas was besser passt finde ich aber auch nicht.





    der Rosafarbene



    der Schwarze

    Lieben Gruß


    Claudia


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    • Offizieller Beitrag

    Morgen!


    In der Tat, auf dem Sporenbild sehen die Sporen reichlich hell aus, für einen Mistpilz. Bolbitius müsste doch bräunliche Sporenwände haben? Wass man gerade in solcher Masse gut sehen müsste.

    Sind das Sporen aus einem Abwurf, Claudia? UNd wenn ja, hast du von dem Abwurf noch ein Bild, wo man die Farbe beurteilen kann?

    Mir kommt das Ding auch in jeder Hinsicht komisch vor. Würde man vermuten, daß das Sporenpulver rosabräunlich ist, müsste man den Lamellenansatz mal genau inspizieren. Wären die wirklich frei, dann müsste es ja entweder ein Dachpilz sein - was aber schon zurecht ausgeschlosssen wurde. Da gibt es nichts, was so aussieht. Alternativ mit freien Lamellen wäre noch Volvariella möglich, aber auch da: Mir würde keine Art mit dem Aussehen einfallen. Die Sporen schließen dann auch noch sämtliche Rötlinge aus, blieben Clitocybe und Rhodocybe, aber auch da: Arten mit so einem Habitus? Wüsste ich nichts.
    Insofern: Vielleicht eben doch ein Hellsporer, dessen Lamellen sich rosa verfärben? Man müsste wirklcih den Sporenabwurf sehen...



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,

    schau mal auf das Foto vor den Sporenabwürfen. Beide Pilze sind sehr ähnlich vom Habitus her. Beide sind so vergänglich, dass es keinen Sporenabwurf gibt. Die gehen sofort vom festen in den flüssigen Aggregatzustand über. Aber es sind in der Tat zwei verschiedene Pilze.

    Ich habe ein wenig der Lamellen(Pampe) mikroskopiert. Heute sind es nur noch Mumien. Der ganze Pilz ist rosa, vielleicht war er anfangs weiß. Ich gehe nachher noch mal schauen, ob was nachgewachsen ist und berichten. Ist der dunkle Pilz ein Mistpilz. Ich hatte auf Tintling getippt, weil daneben eine Gruppe Pilze stand, die zerflossen waren, wie es Tintlinge halt so tun.

    Lieben Gruß


    Claudia


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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Claudia!


    Ah, so isch des. Alles klar. Nur schwierig ist das, in diesem Fall die Pulverfarbe zu erkennen.

    Kleiner Tip: Solche Pilze zum Absporen nicht abdecken: Am besten bei normaler Raumluft / Umgebungstemperatur ablegen. Dann trocknen sie eher ein als daß sie zerfließen, aber der Abwurf bleibt brauchbar.


    Jedenfalls: Der zweite Fruchtkörper mit den schwarzen Lamellen ist schon ein Tintling. ich kann nicht sagen, ob Coprinellus, Coprinopsis oder gar Parasola, aber in die Ecke gehört er. Da müssten die Spezis was zu schreiben.
    Bei dem anderen bleibe ich ratlos, denn der Rosa Mistpilz (Bolbitius coprophilus) hätte so schön gepasst, wenn nicht die hyalin - pigmentfreien Sporen wären...



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    Ich habe vorhin noch einmal nachgesehen. Rosafarbene hab ich nicht gesehen, nur von diesen Dunkelsporern gibt es noch ein paar. Ich hebe den Rest des zerfallenen Pilzes auf. Vielleicht hat ja doch noch jemand eine Idee.


    Lieben Gruß


    Claudia


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    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    ah endlich mal brauchbare Bilder von den Tintlingen. Meiner Einschätzung nach ist das einer aus der Hasenpfoten-Ecke. Allerdings muss das nicht stimmen. Du kannst ja mal von einem jungen Exemplar das Velum und ein Stück Lamelle mikroskopieren. Von einem älteren Exemplar die Sporen. Vielleicht meldet sich Pilzmel hier noch. Er ist ja der Experte. Ich bin nur Tintlingsinteressiert. ;)


    Tintlinge sind dankbar in der Bestimmung. Du musst nur schnell sein. Wenn die Lamellen zerflossen sind, sind die Zystiden und damit ein sehr wichtiges Bestimmungsmerkmal weg. ;)


    l.g.

    Stefan

  • Hallo zusammen,

    mal wieder total übersehen.

    Ich denke auch, dass der im weitesten Sinn in die Hasenpfoten-Ecke gehört. Wenn ich die Sporenmaße richtig deute, sind die allerdings ein wenig klein. Kann auch täuschen. C. jonesii hat kleine Sporen, aber ich favorisiere trotzdem die Hasenpfote.

    Der rötliche Pilz hat Pigmentausfall, es sind sowohl die Hutfarbe als auch die Sporenwände betroffen. Sowas taucht immer mal wieder auf.

    Beste Grüße,

    Andreas

  • Hallo Stefan, Danke: Naja, das Foto ist eher suboptimal, aber mein Handy ist schon etwas betagt und es war nicht mehr richtig hell. Aber die Idee mit der Hasenpfote ist ja wirklich gut. Ich werde versuchen ein frisches Exemplar zu finden und zu mikroskopieren, wenn mal etwas Regen fällt und neue sprießen.


    Hallo Andreas,

    also tüte ich die rätselhaften Tintlinge beide als Hasenpfoten ein. Der Name passt. Die jungen Fruchtkörper sahen tatsächlich wie pelzige weiße Pfoten aus. Dass Pilze Pigmentausfall haben können ist für mich wieder etwas völlig Neues. Hab vielen Dank für Deine Bestimmung. Wenn ich euch nicht hätte==Gnolm7.

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Wutzi

    Hat den Titel des Themas von „Coprinus?“ zu „Coprinus - Hasenpfote mit Pigmentausfall“ geändert.
    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas & Claudia!


    Das wäre natürlich eine nachvollziehbare Erklärung.
    So selten ist das gar nicht, Claudia. Pigmentstörungen gibt es bei sehr vielen Pilzen, manchmal häufig und manchmal seltener.

    Manchmal werden solche "Unfälle" auch als eigene Arten oder varietäten beschrieben.


    Wie zB die weiße Form vom Herben Zwergknäueling (Panellus stypticus var. albus):



    Oder - auf Artebene momentan als eigenständig akzeptiert - Flockis ohne jedes rote und braune Pigment; Boletus pseudosulphureus / Boletus junquilleus (bin momentan nicht sicher, ob beide Taxa schon zu Neoboletus umkombiniert sind):




    LG, Pablo.

  • Hallo, Andreas & Claudia!


    Das wäre natürlich eine nachvollziehbare Erklärung.
    So selten ist das gar nicht, Claudia. Pigmentstörungen gibt es bei sehr vielen Pilzen, manchmal häufig und manchmal seltener.

    Hallo Pablo,

    ich finde das faszinierend, und ich habe es noch nie beobachtet. Aber warum sollte es das auch nicht geben, da es ja auch im Tierreich Albinos gibt.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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  • Hallo Tintlingsfreunde,

    hier kommen noch einmal ein paar Aufnahmen. Diesmal wuchsen rosafarbener und schwarze Fruchtkörper in inniger Umarmung. So soll es sein. Die kleinen walzenförmigen Jungpilze sehen tatsächlich wie kleine Hasenpfoten aus und die Mikroaufnahmen zeigen ähnliche Strukturenbei beiden Farbtypen. Leider ist mein Internet während des Mikroskopieren zusammengebrochen, so dass ich von dem schwarzen Tintling keine besseren Aufnahmen machen konnte.



    Mit und ohne Farbpigmente in trauter Harmonie



    Und die Kleinen gleich daneben- ein heller und ein schwarzer Tintling.







    Vergängliche, haarige Oberfläche bei beiden Pilztypen



    Schön sehen sie aus, bevor sie schon nach wenigen Stunden vergehen.




    Hier der Kammschnitt durch einen dunklen Fruchtkörper.




    Eine schlechte aber leider die einzige Vergrößerung des dunklen Frk., weil das Internet schlapp gemacht hat. Schlecht zu erkennen die Basidien mit je 4 Sporen und die Cheilozystiden. Gut erkennbar ist aber, dass die Sporen sehr dunkel sind.




    Hier ein Bild auf die Cheilozystiden des umpigmentierten Frk. in Kongorot.




    Sporen und Cheilozystiden vierhundertfach vergrößert aus dem pigmentarmen Fruchtkörper. Gut erkennbar ist, dass die Sporen heller sind als im zweiten Mikrobild mit derselben Vergrößerung.




    Und hier in der tausendfachen Vergrößerung Sporen und Cheilosystiden.