Heutige Pilztour

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 3.509 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Toffel.

  • Hallo liebe Pilzfreunde,


    ich habe heute eine Tour durch einen Nadelwald mit Fichten und Lärchen gemacht. Im Randbereich des Waldes waren Eichen, Buchen und Birken.


    Folgende Exemplare habe ich gefunden:


    1.) Vermutung: Russula spec.


    Hut: Oberfläche braunrötlich-matt, in der Mitte eingedellt, Durchmesser ca. 4 cm.
    Lamellen: Eng stehend, am Stiel angewachsen, leicht am Stiel herablaufend, Farbe weiß, Lamellenschneiden teils sägeblattförmig, nicht splitternd.
    Stiel: Leicht schräg zum Hut stehend, weiß, zylinderförmig, Durchmesser maximal 1 cm.
    Geruch: Unangenehm, kotartig.
    Querschnitt: Unauffällig, keine Verfärbungen.
    Standort: Wenige Meter neben einer Fichte.
    Sonstiges: Vermutung Russula trotz Ausbleiben des Lamellensplitterns, da der Fruchtkörper sehr alt wirkte.




    2.) Vermutung: Scleroderma citrinum (Dickschaliger Kartoffel-Hartbovist)


    Oberfläche: Rund, Farbe hellbeige bis gelblich, Schuppen (teilweise gräulich)
    Geruch nach Anschnitt: Angenehm pilzartig, vorher kaum wahrnehmbar
    Querschnitt: Inneres schwarz-grau , Randbereich weiß bis hellgelb.
    Standort: Neben einer Eiche am Waldrand.




    3.) Vermutung: Russula spec.


    Hut: verschiedene Grautöne, Größe ca. 4 cm, unvollständig (Fraßspuren)
    Lamellen: Weiß bis cremefarben, splitternd
    Stiel: weiß, zylindrisch
    Geruch: unauffällig, mild pilzartig
    Standort: Neben einer Eiche am Waldrand.




    4.) Vermutung: Paxillus involutus (Kahler Krempling)


    Hut: Braun bzw. rostfarben, Durchmesser ca. 14 cm, in der Mitte eingedellt, am Rand um die Lamellen gebogen
    Lamellen: Rost- bzw. orangefarben, am Stiel herablaufend, dicht gedrängt stehend, keine Milch erkennbar.
    Geruch: Pilzartig-würzig.
    Stiel: Durchmesser ca. 3-4 cm, gefleckt in Rost-, Rot- und Schwarztönen.
    Standort: Fichten und Lärchen in der Umgebung.
    Sonstiges: Der Stiel wurde nicht von mir abgeschnitten, habe den Fruchtkörper so aufgefunden. Leider fehlt eine Seitenansicht und ein Schnittbild.




    5.) Vermutung: Russula cyanoxantha (Frauen-Täubling)


    Hut: Gräulich, teilweise leicht bräunlich, matt, Größe ca. 3,5 cm
    Lamellen: Weiß, eng stehend, mit dem Stiel zusammengewachsen, am Rand gezackt, nicht splitternd
    Stiel: Weiß, Durchmesser etwas weniger als 1 cm
    Schnittbild: Keine Verfärbung
    Standort: Eichen und Fichten in der Nähe.




    6.) Keine Vermutung


    Form und Farbe: Rundlich, weiß bis schwach gräulich, Durchmesser 4-5 cm
    Geruch: unbedeutend.
    Schnittbild: Weißes Fruchtfleisch (etwas furchig), in Stielnähe rötlich
    Standort: Auf einem abgefallenen Ast wachsend (unklar, ob Fichte oder Lärche)



    Noch ein abschließender Hinweis: An die Geschmacksprobe bei den Täublingen traue ich mich noch nicht ran, da ich mir nicht sicher bin, ob ich Täublinge sicher erkenne.

    Ich gebe KEINE Freigabe zum Essen von Pilzen! Für Essbarkeitsfragen bitte an den lokalen Pilzverein bzw. Pilzsachverständigen wenden.

    Einmal editiert, zuletzt von MycoAlex ()

  • Hallo Alex,


    Nr. 1 ist wahrscheinlich R. vesca.
    Nr. 2: S. citrinum stimmt.
    Nr. 3 und 5: Man erkennt bei beiden eine schimmelartige Bereifung. Daher könnte das zweimal R. parazurea sein.
    Nr. 4: Paxillus involutus stimmt, wenn du ihn im Wald gefunden hast.
    Nr. 5 ist ein junger Birkenporling (Piptoporus betulinus)


    Viele Grüße
    Steffen


  • Danke für die Antwort!


    Dass es sich bei Nr. 5 um einen Birkenast handeln könnte hatte ich garnicht bedacht - hätte nur mal genauer aufs Foto gucken müssen :D .


    Der unangenehme Geruch des mutmaßlichen R. vesca ist dann wahrscheinlich auf das fortgeschrittene Alter des Fruchtkörpers zurückzuführen, oder ein tierischer Waldbewohner hat an der Stelle seine Notdurft verrichtet.


    Zu Nr. 3 und Nr. 5: Kann mir nicht vorstellen, dass das die gleiche Art ist, da bei Nr. 3 die Lamellen deutlich splittern und bei Nr. 5 überhaupt nicht.

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    Einmal editiert, zuletzt von MycoAlex ()

  • Hallo, Deine Nr. 4 würde ich nicht für einen Kahlen Krempling halten, eher für einen Milchlng - Lactarius- . Bei der Trockenheit zur Zeit kann es ja sein daß er keine Milch absondert.
    Das müßte man mikroskopisch abklären, denn die Sporen sehen auf jeden Fall anders aus.
    LG Ulla

  • Ich stimme in allen Punkten mit Toffel überein, außer mit der Nummer 4!
    Da möchte ich auch Ulla widersprechen.
    Ich sehe hier einen Samtfußkrempling, dem die samtige Stielbasis abgeschnitten wurde.


    Prima Rätselpilz! :thumbup:


    LG Nobi

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  • Hallo zusammen,


    ich sehr bei der vier einen Samtfußkrempling, genau wie Nobi!

  • Die Stielbasis ist auf dem dritten Foto zu diesem Pilz zu sehen. Ich finde nicht, dass die samtig aussieht, fühlte sich beim Anfassen auch nicht samtig an.
    Außerdem sagt mein Pilzbuch, dass die Lamellen beim Samtfußkrempling blassgelb- bis hellockerfarben sind.

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    Einmal editiert, zuletzt von MycoAlex ()

  • Hallo Alex,


    ich vermute die Lamellen deines Pilzes sind aus Altersgründen dunkler als gewöhnlich. Von älteren Samtfüßen kenne ich schon eine vergleichbare Färbung, besonders wenn sie (wie z.B auf einer Pilzausstellung) eine Weile herumlagen. Bei deinem war der Hut vielleicht ja schon länger vom Stiel abgetrennt. Auch haben Samtfußkremplinge manchmal die Angewohnheit zu verkahlen.


    Vergleiche mal mit diesen Fotos aus dem Netz:


    LINK


    LINK

  • Wie ich bereits schrieb. Prima Rätselpilz! ;)
    Ich denke, aufgrund der Fotos können wir den Pilz nicht endgültig klären, sondern nur unsere Vorschläge äußern.
    Und hier spricht meine jahrelange Erfahrung nun mal für den Samtfußkrempling.



    Die Stielbasis ist auf dem dritten Foto zu diesem Pilz zu sehen. Ich finde nicht, dass die samtig aussieht.


    Ich finde das schon. Soweit sich das an dem Foto beurteilen lässt.
    Übrigens muss der Samtfußkrempling nicht zwangsläufig einen auffällig samtigen Stiel haben. Ich habe auch schon Ausnahmen gesehen.



    Außerdem sagt mein Pilzbuch, dass die Lamellen beim Samtfußkrempling blassgelb- bis hellockerfarben sind.


    Da hat dein Pilzbuch recht. Zumindest was frische Fruchtkörper angeht.
    Aber da du die Pilze bereits abgeschnitten vorgefunden hast, halte ich es für plausibel, dass sie bereits eine Weile da lagen und die Lamellen nachgedunkelt sind.


    LG Nobi


    PS. Ich sehe gerade, dass Anna hinsichtlich Stiel und Lamellen sinngemäß das gleiche sagt! :thumbup:

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    Einmal editiert, zuletzt von nobi ()


  • Die Farben auf den Fotos sind meiner Meinung nach deutlich heller als bei meinem Fund. Kann aber natürlich sein, dass die Trockenheit, fortgeschrittenes Alter und das abgetrennt vom Stiel Herumliegen eine Veränderung der Farbe verursacht haben.


    Aber was spricht denn gegen den Kahlen Krempling? Rostige Farben sind laut meinem Pilzführer bei älteren Exemplaren typisch. Leider habe ich nicht den Drucktest gemacht - ein Kahler Krempling müsste sich da ja braunrot verfärben.

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  • Aber was spricht denn gegen den Kahlen Krempling?


    Gegen den Kahlen Kremling sprechen ganz klar Farbe und Struktur der Hutoberfläche.
    Dieser Braunton ist typisch für den Samtfüßigen und völlig untypisch für den Kahlen.


    Nobi

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  • Aber was spricht denn gegen den Kahlen Krempling? Rostige Farben sind laut meinem Pilzführer bei älteren Exemplaren typisch. Leider habe ich nicht den Drucktest gemacht - ein Kahler Krempling müsste sich da ja braunrot verfärben.


    Hallo Alex,


    kahle Kremplinge kenne ich nicht mit einem solchen Habitus. Die Stielbreite ist ja schon sehr auffällig, und der Pilz wirkt so richtig prall, und ist dabei sehr groß (14 cm). Weiterhin passen für mich Oberflächenstruktur und Farbe des Hutes nicht recht zum Kahlen Krempling.


    Edit: Nobi war schneller... ;)

  • Hallo,


    ich muss Nobi und Anna recht geben. Der SFK passt besser. Mir kam der von Anfang an eigenartig vor, aber mir fiel nichts Besseres ein. Der umgekrempelte Hutrand ließ mich dann in fälschlicher Sicherheit wiegen.
    Für Lactarius passt schon die elastische Konsistenz nicht, die man an der Schnittstelle auf dem zweiten Bild erahnen kann. Kann aber auch an der Trockenheit liegen. Allerdings ist das Fleisch in der Gattung i. d. R. mehr durchfärbt und, vor allem bei dunklen Arten, eher nicht so hell wie auf dem ersten Bild. Auf diesem ersten Bild sieht man die faserige Trama auch noch mal besonders gut. Milchlinge würden auch bei trockener Witterung anders reißen. Hinzu kommt noch, dass Milchlinge kaum mit so einem dicken Stiel daherkommen. Da gibt es nur ein paar mehr oder weniger gedrungene Arten, die aber insgesamt nicht in Frage kommen.


    Viele Grüße
    Steffen