Jetzt gefällt mir die Debatte schon um einiges besser. Argumente austauschen, ohne persönlich zu werden - das wünsche ich mir im richtigen Leben wie im Forum.
Und wenn wir es schaffen, "Heilmethoden" wie das Pendeln, die millionenfache Verdünnung einer Substanz und Heilsteine nicht gleichzeitig mit der Anwendung von pflanzlichen oder pilzlichen Inhaltsstoffen gleichzusetzen, dann wäre das perfekt. Diese Methoden sind ganz anderes Thema. Bekanntlich erfüllen auch Placebos ihren Zweck und ich habe nichts dagegen, wenn Menschen daran glauben, aber Pilze beinhalten im Gegensatz zu den o.g. "Heilmethoden" nachweislich hochpotente Wirkstoffe. Viele von ihnen sind inzwischen bekannt, vor allem die Pilzgifte. Für die Wirkstoffe mit gesundheitsfördernden Wirkungen fehlen jedoch die für die Zulassung als Medikament erforderlichen klinischen Studien.
Hallo Claudia,
bei starken, langfristigen Anwendungen von Birkenporling haben sich ungünstige Änderungen der Nierenwerte gezeigt. Dies wird zur Zeit wissenschaftlich aufgearbeitet und die Ergebnisse werden dann gegebenenfalls auch veröffentlicht.
Beste Grüße
Stefan
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Danke Stefan, das ist eine interessante Nachricht. Solche Informationen wünsche ich mir.
Aber grundsätzlich gilt ja, dass Heiltees nie über einen längeren Zeitraum als 2-3 Wochen eingenommen werden sollen. Das sollte eigentlich allen bekannt sein, die pflanzliche oder pilzliche Tees verwenden. Die Menge macht das Gift, das gilt auch hier.
Ich zitiere aus dem Buch von Guthmann, Jürgen (2017): Heilende Pilze.
Wichtiger Hinweis auf Seite 9: „Pilze, daraus hergestelltes Pulver oder Extrakte sind keine Heilmittel gegen Krebserkrankungen!“
Dem folgen dann solche Aussagen:
Spaltblättling Schizophyllum commune (S. 148) „Sein Haupteinsatzgebiet ist die begleitende Behandlung von Krebserkrankungen.“
Krokodilsritterling Tricholoma matsutake (S. 117): „Der Pilz weist krebshemmende Eigenschaften auf. …hemmt das Krebswachstum… Er unterdrückt die Metastasenbildung bei Carcinomazellen…“
Shiitake Lentinula edodes (S. 127): „Antitumorwirkung“
Und wenn jemand berichtet, wie gut es ihm geht, seit er jeden Tag Birkenporlingstee trinkt oder Shiitakekapseln einnimmt, so geht das voll in Ordnung.
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Danke Peter, dass du dir die Mühe gemacht hast im Guthmann zu recherchieren. Ich habe gleich mal nachgelesen, ob mir da was durchgerutscht ist. Aber meine Erinnerung trügt nicht. Aber ein bisschen weicht deine 2017er Ausgabe auch von meiner 2021er ab, wie deine Seitenangaben zeigen.
Zunächst einmal - ich bin Pilzfan - diese Lebewesen faszinieren mich. Sie können viel mehr als uns umbringen oder satt machen. Die gesundheitsfördernden und heilenden Wirkungen einiger Arten sind nur eine Facette. Und ja, die interessiert mich auch.
Dass mir der BiPo hilft, habe ich ganz zufällig festgestellt. Er hat die Empfindlichkeit meiner Magenschleimhaut gegenüber dem Antibiotikum gegen Borelliose beseitigt. Ich hatte zuvor irgendwelche Pillen verschrieben bekommen, damit das Doxycycin im Magen bleibt, aber die Pillen haben das nicht fertig gebracht hatte, der Bipo schon. Jetzt verwende ich ihn, wenn mir gelegentlich eine Zecke durch die Lappen gegangen ist, prophylaktisch.
Früher hatte ich jedes Jahr 1-2 Mal die Wanderröte und musste Antibiotika einnehmen. Ich kann nicht sagen, ob die antibiotische und entzündungshemmende Wirkung der Inhaltsstoffe des BiPo maßgeblich dafür sind, dass mich die Borellien seit nunmehr vier Jahren meiden. Das kann durchaus Zufall sein. Aber da mir der Bipo-Tee nicht schadet, trinke ich ihn eben nach einem Zeckenbiss für 2 Wochen. Der schmeckt ziemlich unangenehm, schon deshalb käme ich nicht auf die Idee ihn regelmäßig zu trinken und zur Immunstimulierung gibt es Besseres. Also nix da mit jeden Tag eine Tasse Birkenporlingstee.
Jetzt zurück Guthmanns Heilende Pilze:
Im Einführungsteil - Kapitel zu medizinisch interessanten Polysaccharide (Alpha- und Beta-Glukane) - beschreibt Guthmann allgemein diese Verbindungen und geht dabei auf einige der von dir genannten Pilzarten ein, dabei fällt auch das Wort krebshemmend. Von Medikamenten gegen Tumorerkrankungen ist hier allerdings nichts zu lesen, dagegen aber viel über die mannigfaltigen Wirkungen dieser Verbindungen.
Eine krebshemmende Wirkung wird wie jede andere zu untersuchende Wirkung zunächst in vitro oder im Tierversuch untersucht. Zeigen sich dort Erfolge, ist die krebshemmende Wirkung für diese Versuche belegt. Das sagt erst einmal noch nichts über die Wirkung am Menschen. Wir sind keine 50- oder 80 Kilo-Mäuse und funktionieren anders.
Im Kapitel zu Tricholoma matsutake ist unter der Kurzbeschreibung der medizinischen Wirkung fett gedruckt zu lesen: hemmt das Krebswachstum (in Tierversuchen). Alles was danach beschrieben wird, ist diesem Fettgedruckten untergeordnet.
Ebenso ist es bei Schizophyllum commune - Fett: Hemmung des Tumorwachstums (zur begleitenden Behandlung von Tumorerkrankungen). Alles sich Anschließende ist unter dieser Überschrift zu verstehen.
Bei Lentinula edodes findet sich der Hinweis fett: Antitumorwirkung. Und da geht es tatsächlich um den Einsatz eines Krebsmedikaments in Japan (das nichts mit der TCM zu tun hat und tatsächlich eine Zulassung als Medikament in Japan besitzt). Nachfolgend wird der Einsatz dieses zugelassenen Krebsmedikaments beschrieben, das bis 2018 bei speziellen Tumorerkrankungen eingesetzt wurde. Es hatte die Nebenwirkungen von Tumorbehandlungen gelindert und die Genesung gefördert. Nach 2018 ist dieses Medikament durch ein anderes ersetzt worden.
Wer auf die Idee kommt, eine komplexe Tumorerkrankung mit Heilpilzen bekämpfen zum wollen, ist tatsächlich ganz schlecht beraten. Da ist zunächst fachärztlicher Rat gefragt und natürlich der Werkzeugkasten der Schulmedizin. Gegen den begleitenden Einsatz von erprobten Heilpilzen wie Trametes versicolor hätte ich dann bei therapiebegleitend nichts einzuwenden. Natürlich immer in Absprache mit den behandelnden Ärzten.
Uns selbstverständlich wäre auch eine - leider hierzulande nicht selbstverständliche - ganzheitliche Behandlung des Patienten nötig. Stichworte wie Psychische Ursachen, falsche Gewohnheiten müssen ebenso abgeklärt und ggf. behandelt bzw. beseitigt werden.
Der Verkauf von Heilpilzpülverchen, Kapseln und andere so genannte Vitalpilzpulvern sorgt zunächst einmal für Umsatz, Gewinn und Steuereinnahmen. Unser Konsumverhalten ist seltsam, aber ich finde, dass man noch schlimmere Dinge kaufen kann, Zigaretten zum Beispiel oder Barbiepuppen.
Ich will nicht unterstellen, dass die so genannten Vitalpilzprodukte gar nichts bewirken.
Allerdings kann ich mir einerseits schwer vorstellen, dass die Konsumenten dieser Produkte sich detailliert mit den Inhaltsstoffen auseinandergesetzt haben. Die meisten vertrauen wohl auf die Werbeversprechen.
Andererseits bin ich mir nicht sicher, ob in den Kapseln immer das drin ist, was drauf steht. Diese Produkte unterliegen Meiners Wissens nicht dem Lebensmittelrecht und schon gar nicht dem Arzneimittelrecht.
Und drittens halte ich es für fahrlässig, den Arztbesuch durch die Einnahme von Pilzpulver zu ersetzen.